Sydney Sweeney und Glen Powell in Wo die Luege hinfaellt oder Anyone But You

Wo die Lüge hinfällt oder Viel Lärm um Bea und Ben!

Am 18. Januar 2024 ist die Romcom Wo die Lüge hinfällt von Will Gluck (Einfach zu haben, Freunde mit gewissen Vorzügen) in den schweizerischen und deutschen Kinos erschienen. In den Hauptrollen sind Sydney Sweeney und Glen Powell zu sehen. Ob der Film dabei ein wahrhafter Fund für Romcom-Liebhaber ist oder sich als verlogene und oberflächlich angelegte 0815-Klamotte entpuppt, möchte ich euch mit meiner nachfolgenden Kritik zu meinem ersten Kinobesuch des Jahres verraten.

Sweeney und Powell aus Wo die Luege hinfaellt
Das erste Aufeinandertreffen zwischen Bea und Ben beginnt bereits mit einer rettenden Einstiegslüge!| Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Die unerwartete Romanze zwischen Bea und Ben

Dabei handelt die romantische Komödie von Bea und Ben, die sich bereits aus einer flüchtig brodelnden Vergangenheit kennen, die allerdings aufgrund eines Missgeschicks erstmal zur gegenseitigen Antipathie führte. In einem weiteren schicksalhaften Aufeinandertreffen der Beiden als Gäste einer australischen Hochzeit von Beas Schwester und Bens Freundin kommt es schliesslich zum alles entscheidenden Clou. Das erstmal ungleiche Gespann bemerkt nämlich schon bald, dass ihr familiäres Umfeld versucht, die Beiden zu verkuppeln.

Zum freudigen Schein und für den Familienfrieden verbünden sich Bea und Ben und beschliessen, so das glückliche Pärchen vor allen anderen zu geben. Das u.a. auch, um ein unliebsames Einmischen von Beas Eltern unterbinden zu können. Für Ben ergibt sich hierbei aber auch die Chance, seine Ex-Freundin zur Eifersucht zu bringen. So gesehen eine Win-win-Situation, die allerdings auch mit einem überraschend eingefädelten Wiedersehen von Beas Ex-Freund begleitet wird. Doch der Plan der Beiden verläuft ganz anders als erwartet nachdem, dass defensive Schauspiel von Bea und Ben so langsam anfängt, echte gefühlvolle Früchte zu tragen!

Sydney Sweeney und Glen Powell aus Anyone But You
Diese innigen Blicke verraten, dass sich hinter der überspielten Fassade weit mehr als nur ein zweckdienlicher Zwangsverbund versteckt! | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Will Gluck hat ein gutes Händchen für Romcoms

Mit seiner neuesten Romcom, die auch unter dem Namen Anyone But You bekannt ist, konnte Will Gluck jedenfalls eine stimmige Rezeptur zwischen Romanze und Komödie landen. Dabei hat er bereits mit seinen beiden Filmen Einfach zu haben (2010) aber auch Freunde mit gewissen Vorzügen (2011) seine Qualitäten für leichtzugängliche Romcoms unter Beweis stellen dürfen. Allen voran mit Einfach zu haben, hat Gluck den bereits 1850 veröffentlichten Roman Der scharlachrote Buchstabe raffiniert und zeitgemäss einbinden können! Mit, Wo die Lüge hinfällt, gelingt ihm nun eine Neuadaption der romantischen Komödie Viel Lärm um nichts, die ihre shakespeareschen Ursprünge in der öffentlichen Wahrnehmung bereits im 17. Jahrhundert markierte und seit dem 20. Jahrhundert mehrfach verfilmt wurde.

Regisseur Will Gluck und Sydney Sweeney in Wo die Luege hinfaellt
Will Gluck am Set des Films zur Vorbereitung der nächsten Szene! | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Zwischen Sweeney und Powell stimmt die Chemie

Wo die Lüge hinfällt, funktioniert dabei auch immer wieder dank seiner lebendigen Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Sydney Sweeney und Glen Powell. Vor allem Sydney Sweeney beweist in vielen kurzweiligen und slapstickreichen Momenten ihr komödiantisches Talent, während Glen Powell den klassischen Macho hinter seiner Muskelfassade ins ironische Gegenteil befördert. So entstehen immer wieder gemeinsame Szenen, die nicht nur dank ihrer humorvollen Schlagfertigkeit in den Dialogen harmonieren, sondern auch aufgrund der unterhaltsamen Gesamtinszenierung aufgehen. Dabei mag das Drehbuch nicht gerade von einer weltbewegenden Raffinesse geprägt sein, aber kann dank seiner beiden Hauptdarsteller zumindest etwas ausgeglichen werden. Aus einem Shakespeare Theaterstück muss ja schliesslich nicht immer eine handverlesene und manchmal allzu pathetische Literaturverfilmung entstehen, die es nun schon zu Genüge gibt. Um eine neue Generation abholen zu können, ist es einfach wichtiger, sich am heutigen Zeitgeist zu bedienen.

Sydney Sweeney und Glen Powell aus Anyone But You
Der heutige Zeitgeist fordert dazu auf, mit den Regeln der gängigen Romanzen zu brechen – Der hier zuvor demonstrierte Titanic-Move fiel daher auch gehörig ins Wasser! | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Wo die Lüge hinfällt ist vorhersehbar, bietet aber überraschende Nuancen

Dabei umschifft die Romcom dank humorvoller Einfälle in kleinen Nuancen das Abrutschen in die 0815-Inszenierung der meisten Komödien, die das allzu geläufige Thema über «Das Finden der grossen Liebe unter verrückten Umständen» aufgreifen. Damit steht mit dieser gewissen Vorhersehbarkeit auch die offensichtlichste Schwäche des Plots fest, wobei sich vor allem die Frage stellt: Wie die Liebe wohl glücken wird? Womit man sich aber auch grundsätzlich fragen darf, ob man den Kinobesuch nicht viel lieber gegen einen Blu-ray- oder Streaming-Abend im späteren Verlauf des Jahres eintauschen möchte?

Eine Entscheidung, die natürlich nur nach Eigenermessen abgewogen werden kann. Für das Kino spricht vor allem die malerische und zum Urlaub einladende Landschaft von New South Wales, aber auch das vereinzelt in Szene gesetzte Grossstadtambiente von Sydney, dass vor allem auf der Kinoleinwand seine optimale Stärke entfalten kann. Daneben setzt sich der Soundtrack der Komödie aus vielen Genreströmungen wie Hip-Hop, Rap oder R&B-Songs zusammen, die dem sommerlichen Film ein stimmiges Gesamtbild verleihen!

Sydney Sweeney Alexandra Shipp Hadley Robinson und Glen Powell aus Anyone But You
Bea und Ben mit dem Brautpaar Halle (Hadley Robinson) und Claudia (Alexandra Shipp) | Bild: Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Mein Fazit zu Wo die Lüge hinfällt

Wo die Lüge hinfällt, ist nicht die eine Romcom, die das gesamte Genre reformiert, aber dank sympathischer und komödiantisch aufspielender Hauptdarsteller und bissiger Dialoge in der Lage ist, seine Vorhersehbarkeit kurzweilig auszugleichen. Aufgrund seiner modernen Umsetzung mag der Film so vielleicht keine werkgetreue Adaption der Shakespeare Vorlage sein, aber fängt dafür den aktuellen Zeitgeist umso besser ein und kann seinen Plot immer mal wieder mit dem ein oder anderen amüsanten Einfall auflockern. Kurz gefasst hat es schon lange nicht mehr so viel Spass bereitet einer Lüge beim so offensichtlichen Scheitern zuzusehen!

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.