Nachdem der Schauspieler von T’Challa, Chadwick Boseman, viel zu früh an Krebs verstarb, gab es viele Theorien, was mit der Figur und der Geschichte in Black Panther: Wakanda Forever passieren würde. Doch schnell war klar, Boseman kann man nicht reacasten. Mit der Corona-bedingten Verzögerung kam jetzt der zweite Teil von Black Panther in die Kinos und ich war gespannt, was mit der Figur gemacht wurde bzw. wie sie T’Challa verabschieden. Nachdem der erste Teil nicht nur der zweit erfolgreichste Film im Jahr 2018 war, sondern auch der erste MCU-Film der sogar drei Oscars gewann, sind die Hürden für den 2. Teil hoch. Ryan Coogler hat sich dies wieder angenommen und trotz Schwierigkeiten wegen Corona-Streiks, Film-Verschiebungen und dem überraschenden Tod von Chadwick Boseman das Beste in diesen Film gesteckt.
Die Entdeckung einer neuen Welt
Im Film wird der Tod von dem König von Wakanda von Beginn thematisiert. Nach einem missglückten Versuch, das Herzkraut, welches im ersten Teil vernichtet wurde, wiederherzustellen, bekommt Shuri die Nachricht vom Tod ihres Bruders. Dann…das MCU-Intro diesmal aber liebevoll in Lila und mit Bildern von Chadwick Boseman vor und hinter der Kamera. Die amerikanische Regierung bemerkt ein Vibranium-Vorkommen im Atlantischen Ozean, doch werden sie beim Versuch dies zu bergen angegriffen. Prompt wird Wakanda verdächtigt. Doch niemand weiss, dass seit Hunderten von Jahren ein Wasservolk im Ozean durch Vibranium an Reichtum gelangte. Okoye (Danai Gurira), Shuri (Letitia Wright) und Königin Ramonda (Angela Bassett) versuchen zusammen mit dem Unterwasservolk und ihrem König Namor (Tenoch Huerta) einen Weg zu finden, bei dem Wakanda keinen Schaden davon trägt. Währenddessen gibt sich Agent Evert Ross (Martin Freeman) in Gefahr, als er verdeckt die Wakandiander mit Infos versorgt…
Reinste Bildgewalt
2019 ging der Oscar für das beste Szenenbild an Black Panther und auch beim zweiten Teil waren enorm schöne Bilder zu sehen. Die neue Unterwasserstadt ist schön abenteuerlich anzusehen. Man taucht in diese faszinierende Welt hinein und auch Wakanda lässt sich von seinen schönen Seiten zeigen. Im zweiten Abenteuer der Wakandianer entdecken wir ein neues Land. Ein Unterwasserland, das starke Konkurrenz von James Cameron und seinem Team erhalten wird. So kurz vor Avatar: The Way of Water ein Unterwasser Königreich einzuführen, scheint gewagt, doch dies muss man in diesen Zeiten sein.
Ebenso sind die Kämpfe und die Effekte so umgesetzt, dass man dranbleibt und sehen möchte, wo hin es geht. Endlich wieder ein Film mit weniger CGI-Geballer. Durch die Choreos und Kameraeinstellungen hat man das Gefühl, man wäre mitten drin, ohne dass es zu viel wird. Die Kämpfe im und auf dem Wasser sind realistisch dargestellt und man sieht, wie viel Mühe im Gegensatz zu vergangenen Marvel-Produktionen in diesem Film steckt.
Gewaltige Frauenpower trägt Black Panther: Wakanda Forever
Die oscarnominierte Schauspielerin Angela Bassett hat in diesem Film alles, aber wirklich alles gegeben. Als sie vor vier Jahren noch eine Nebenfigur war, ist sie jetzt als trauende Königin Ramonda aufgeblüht, wie man es von der Darstellerin sonst auch kennt. Die Wut in ihrer Stimme, die dann zum Vorschein kommt, wenn sie Namor droht oder wenn sie vor ihrem Rat oder vor der UNO über den möglichen Untergang von Wakanda spricht, überstrahlt alle. Ihre Entrüstung lässt sie mächtiger denn je wirken. Ihre Figur entwickelt sich zu einer Königin, die ihr Reich vor dem Ende schützen muss, und das zu jedem Preis. Ebenso begeistert hat mich Shuri-Darstellerin Letitia Wright. Ihr Job ist schwer.
Sie muss mit dem Tod ihres Bruders umgehen und weiss, «eines Tages soll ich Königin sein». Der Grund, warum dies wirklich gut sichtbar ist, ist ein trauriger. Wright weint nicht nur um T’Challa, sondern um dessen Schauspieler. Die Emotionen vom Cast sind nun mal alle zu hundert Prozent echt und das merkt man ihnen an. Shuri entwickelt sich in Black Panther: Wakanda Forever von einem klassischen Sidekick zu der Hauptfigur schlechthin. Die ganze Last des Filmes trägt sie und dies mit Bravour. Neben Wright und Bassett überzeugen wieder einmal mehr Okoye-Darstellerin Danai Gurira und Nakia-Schauspielerin Lupita Nyong’o. Okoye muss als General der Dora Milaje einmal mehr ihr Können unter Beweis stellen, als sie plötzlich ins Zentrum der Ereignisse rutscht. Nakia hingegen wird aus ihrer sicheren Blase wieder dann zurück in die Geschehnisse von Wakanda zurückgeholt, als ihre Spionage-Kenntnisse von benötigt werden.
Lange wurde gemunkelt, wie Riri Williams mit Wakanda verknüpft sein wird. Sie ist seit Kind ein Technikfreak und studiert am MIT, als Okoye und Shuri ihr einen Besuch abstatten. Viel im Film von ihr gesehen habe ich jedoch wenig. Ihr eindimensionaler Charakter überzeugt nicht und erklärt wird sie kaum. Man erfährt über sie nur, dass Riri Williams wegen ihrem Dad sich sehr gut mit Technik auskennt und für ihre Collegekollegen die Projekte löst. Sie erschafft ihren Anzug im Handumdrehen und kann ihn auch bedienen. Am Ende des Filmes weiss ich gleich viel wie das, was ich davor wusste, doch man fragt sich trotzdem, – wer ist die zukünftige Iron Heart?
Ein Gegner mit dem man Mitleid hat
Beim Bösewicht Namor hat man etwas, was man bei vielen MCU-Schurken nicht hat: Verständnis und Mitleid. Namor ist ein Antagonist, der nicht einfach die böse Version des Helden ist. Er ist vielmehr jemand, der eine eigene Vergangenheit und viel wichtiger, ein eigenes Volk hat, das er um jeden Preis von der Aussenwelt beschützen will. Tenoch Huerta verkörpert somit einen König, der seine Konsequenzen zieht und es ernst meint. Dennoch besitzt er aber auch ein gutmütiges Herz und will nicht von Beginn an den Bösen Weg gehen. Ihm sieht man an, dass er seine Aktionen nur ausführt, weil es keine andere Wahl gibt und nicht, weil er böse ist.
Nachdem schon im ersten Teil mit Michael B. Jordan ein guter Gegner dabei war, kann auch der zweite mit einem guten Bösewicht trumpfen. Dazu kommt, dass der einstige Gegner und spätere Freund von T’Challa Mbaku diesmal die Rolle des Lehrers erhält. Er fällt auf, wenn er die traurige oder ernste Stimmung mit viel Scharm und Witz auflockert. Ob Winston Duke in Zukunft noch wichtigere Rollen übernehmen wird? Wir werden es sehen. Es kämpfen in diesem Film jedoch nicht nur Gut gegen Böse. An einem Tatort wird Everett Ross mit seiner Ex-Frau konfrontiert. Dabei handelt es sich um Countess Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus), die man schon bei The Falcon and the Winter Soldier und bei Black Widow gesehen hat. Nun ist sie wieder am Start und wie man erfährt, ist sie CIA-Chefin und Ex-Frau des Wakandiander-Freundes Everett Ross geworden. Fontane gilt als die mächtigste Frau ohne Superkräfte im MCU.
Denn während der Phase 4 sammelte Fontaine John Walker und Yelena Belova für ihr Antihelden-Projekt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir herausfinden, wer alles noch dazukommen wird. Für mich war es überraschend, aber positiv, sie in diesem Abenteuer zu sehen. Mir gefällt Julia Louis-Dreyfus sehr gut in dieser geheimnisvollen, finsteren Rolle. Ob sie wie Martin Freeman in der kommenden Secret Invasion-Serie auftauchen wird und sich wie in den Comics zu einem Skrull umwandelt, bleibt abzuwarten.
Die Ruhe in Black Panther: Wakanda Forever ist Gold wert
Der Soundtrack stammt wie beim ersten Teil von dem schwedischen Komponisten Ludwig Göransson. Wie man es von seiner Musik (Creed, Venom, The Mandalorian) kennt, fügt sie sich perfekt in das Szenario ein. Vor allem im zweiten Teil von Black Panther, wo es ein Gap gibt zwischen der Trauer um den König und dem Kampf zwischen den Völkern. Diese Mischung zwischen ruhigen und langsamen Stücken und spannungsaufbauenden, lauten Tracks ist geglückt. Egal ob gerade ein Kampf, eine Verfolgungsjagd oder eine Trauerminute über die Leinwand läuft, die Musik passt wie angegossen. Göransson weiss, wie er die Musik so mit den Bildern kombinieren muss, um uns Zuschauer zu fesseln. Die Songs zum Film kamen von Rhianna Lift Me Up und Born Again gehen direkt unter die Haut. Ihre Songs in Kombination mit dem Film führt dazu, dass man das ein oder andere Tränchen verdrückt.
Der Film ist durch die langsame Art, die er benötigt, sehr ruhig und wirkt nicht gehetzt. Black Panther: Wakanda Forever zeigt eine Zwietracht von Shuri. Ob sie mit ihrem Erbe umgehen kann und will. Was braucht man, um ein Land zu regieren und wie geht man mit der Trauer um. Im Grossen und Ganzen ist es keine Gut-gegen-Böse-Story – was mir sehr gut gefällt. Die zwei mit Vibranium ausgestatteten Nationen verbünden sich nicht ganz nach dem Motto «Bist du nicht unser Freund, bist du unser Feind»
Das macht den Film so spannend, du kannst dich nicht auf eine Seite schlagen, weil beide nicht falschliegen. Ryan Coogler hatte eine enorm grosse Aufgabe zu lösen, die er meisterhaft bewältigt hat. Der Film lebt von stillen Momenten, die aber nicht den Film überschatten, sondern schön mit leichtem Humor oder einem plötzlichen Angriff aufgelockert werden. Es ist somit ein Film zum Nachdenken und dennoch seinen Spass zu haben.
Mein Fazit: Positive Wende des MCU
Nach den ganzen Hate-Speeches und den Diskussionen des MCU belehrt Kevin Feige uns eines Besseren. Sie können es noch. Black Panther: Wakanda Forever ist dennoch der traurigste Film des MCU. Nicht weil etwas Trauriges passiert ist, sondern weil der Hauptdarsteller zwei Jahre vor dem Drehstart verstorben ist und sein Tod herzzerreissend und nahezu perfekt in den Beginn ins Intro und in immer wiederkehrenden Szenen behandelt wird. Man merkt das es für alle Schauspieler aber besonders für Letitia Wright ein Anliegen war, Chadwick Boseman so zu würdigen.
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