Am 17. Februar ist die 3. Staffel von The White Lotus auf Sky Show (Schweiz) und Sky (Deutschland und Österreich) erschienen. Nach Hawaii und Sizilien spielt sich die Handlung dieses Mal in Thailand ab. Zum Launch der dritten Staffel lud Sky Show zur grossen Party in Zürich ein und zeigte die erste Folge und sowie begeisterten Serienfans. Mittlerweile neigt sich die 3. Staffel dem Ende und viele sind gespannt, wer in Folge 8 das Zeitliche segnet. Worauf kann sich das Publikum gefasst machen – und was genau ist The White Lotus von Serien-Schöpfer Mike White überhaupt? Das gibts hier zu lesen.
Was seither geschah…
Bei dieser Dramedy handelt es sich um eine Anthologie-Serie. Somit ist die Handlung jeder Staffel, anders als bei Shows wie Prison Break, Westworld oder The Bear, in sich abgeschlossen. Dadurch ist es nicht zwingend notwendig, dass man die ersten beiden Staffeln gesehen haben muss, um in die dritte einzusteigen. Empfehlenswert ist es jedoch, um ein besseres Verständnis zu bekommen.
Spoilerhinweis: In den nachfolgenden Absätzen wird die Handlung der ersten beiden Staffeln von The White Lotus grob zusammengefasst. Darin sind kleinere Spoiler leider unausweichlich. Wer die Serie bereits kennt, kann hier klicken und gelangt direkt zu Staffel 3.

The White Lotus – Staffel 1 (Tatort: Hawaii)
Am Flughafen von Hawaii wartet ein nervöser Mann auf seinen Flug und beobachtet, wie eine Leiche ins Flugzeug verladen wird. Doch wie ist es zu dieser Situation gekommen und was hat sich im Luxushotel The White Lotus abgespielt? Dazu spulen wir eine Woche zurück…
Die Luxushotel-Kette The White Lotus betreibt Resorts für die Oberschicht an verschiedenen Standorten. Im Ressort auf Hawaii treffen neue Gäste ein, die Erholung bitter nötig haben. So befindet sich unter den gutbetuchten Gästen beispielsweise die frisch verheiratete Rachel (Alexandra Daddario). Soeben im Zimmer angekommen muss sie feststellen, dass ihr Ehemann Shane (Jake Lacy) ein verwöhnter Millionärsspross ist, der sich obsessiv an einem Buchungsfehler aufregt. Armond (Murray Bartlett), der Ressortmanager versucht, ihn zu besänftigen und zu vertrösten – mit dem Wissen, dass er selbst das gewünschte Zimmer aus Versehen doppelt vergeben hatte.

Familie Mossbacher hat derweil andere Probleme. Die erfolgreiche CFO Nicole (Connie Britton) versucht alles, um es ihrer Familie trotz ihres harten Berufsalltages recht zu machen. Ihr Mann Mark (Steve Zahn) ist von einer möglichen Krebsdiagnose verunsichert, Tochter Olivia (Sydney Sweeney) und ihre mitgereiste Freundin Paula (Brittany O’Grady) spielen manipulative Spiele und konsumieren Drogen, während Sohn Quinn (Fred Hechinger) nur am Handy und Tablet hängt. Tanya (Jennifer Coolidge) hingegen ist alleine nach Hawaii gereist, um die Asche ihrer kürzlich verstorbenen Mutter ins Meer zu verstreuen, hadert aber gewaltig mit ihren Gefühlen. Trost findet sie bei der Spa-Managerin Belinda (Natasha Rothwell), die vergeblich auf eine berufliche Chance hofft. Manager Armond verliert zunehmend die Kontrolle – und seine Nüchternheit – während er sich eine Fehde mit Shane liefert.

Die Mitglieder der Familie Mossbacher diskutieren über den Sinn und Unsinn von Reichtum, Kapitalismus und Kontrolle durch Macht. Wie der eigentlich geplante Urlaub nach einer Woche voller Konflikte, Täuschungen und Eskalationen wohl endet? Schlussendlich reisen die Gäste ab, während das Personal zurückbleibt – gefangen in den immer gleichen Strukturen.

The White Lotus – Staffel 2 (Tatort: Sizilien)
Eine junge Frau möchte vor ihrem Rückflug noch ein letztes Mal im Meer schwimmen, als sie eine vor sich hin treibende Leiche entdeckt. Kurz darauf muss die Polizei feststellen, dass auch weitere Gäste des örtlichen The White Lotus-Hotels in das Unglück verwickelt sind. Was hat sich dieses Mal zwischen Hotelzimmer und Liegestuhl abgespielt?

In der zweiten Staffel von The White Lotus reisen wohlhabende Gäste ins gleichnamige Resort ins sizilianische Taormina. Die strenge Ressortmanagerin Valentina (Sabrina Impacciatore) und ihr Team begrüssen die neuen amerikanischen Gäste am Pier. Da wären die wohlhabenden Paare Ethan (Will Sharpe) und Harper (Aubrey Plaza) sowie Cameron (Theo James) und Daphne (Meghann Fahy). Der eigentlich entspannte Pärchenurlaub entpuppt sich jedoch schon bald als Gelegenheit, um Lügen, Betrügereien, Eifersucht und unausgesprochene Gefühle auf den Tisch zu bringen. Ethan und Harper sind unglücklich in der Ehe, während Cameron neidisch auf Ethans Erfolg ist und sich während den Ferien austoben will.

Familie Di Grasso, bestehend aus Grossvater Bert (F. Murray Abraham), Sohn Dominic (Michael Imperioli) und Enkel Albie (Adam DiMarco), will zu ihren Wurzeln zurückkehren und versuchen, die letzten noch lebenden Familienmitglieder in Sizilien ausfindig zu machen. Ob das als schwerreiche Amerikaner ohne Italienischkenntnisse gut gehen wird? Zumal jeder seinen eigenen Rucksack mit sich trägt. Hollywood-Produzent Dominic hat durch seine Untreue eine zerrüttete Ehe hinter sich.
Schliesslich ist auch Tanja McQuoid (Jennifer Coolidge) zu Gast, die sich ein paar erholsame Tage mit ihrem Mann Greg (Jon Gries) in Sizilien erhofft. Für die nötige seelische Unterstützung hat sie ihre Assistentin Portia (Haley Lu Richardson) dabei – was Greg ziemlich missfällt. Weil Greg wegen einer geschäftlichen Angelegenheit abreisen muss, vertreiben sich Tanya und Porcia die Zeit anderweitig. Da kommt ihnen Quentin (Tom Hollander) gerade Recht. Der neurotische schwule Engländer, sein Neffe Jack (Leo Woodall) und seine Bekannten freunden sich mit den beiden Damen an und wollen ihnen die italienische Kultur näherbringen. Wie das ausgeht, gibt es auf Sky Show zu sehen.

Und dann sind da noch Lucia (Simona Tabasco) und Mia (Beatrice Grannò), zwei einheimische Prostituierte, die es auf die Hotelgäste abgesehen haben. Während Lucia sich nicht nur Dominic, sondern auch seinem Sohn Albie an den Hals wirft, verführt Mia den Hotelpianisten. Schliesslich träumt sie von einer Karriere als Musikerin.

Und so gehts weiter…
Ein junger Mann bereitet sich auf seine erste Meditation vor. Diese wird nicht nur von einem neugierigen Affen, sondern auch von Schüssen jäh unterbrochen. Kurz darauf treibt eine Leiche zwischen den Seerosen im Gartenteich des Hotels. Was hat sich im The White Lotus-Ressort im thailändischen Koh Samui abgespielt?
Eine Woche zuvor…
Mit breitem Grinsen stehen die Hotelbesitzerin Sritala (Patravadi Mejudho) und der schüchterne Ressort-Manager Fabian (Christian Friedel) aus Deutschland am Strand und heissen die neuen Gäste willkommen. Da wäre die Schauspielerin Jaclyn (Michelle Monaghan), die mit ihren Freundinnen Kate (Leslie Bibb) und Laurie (Carrie Coon) anreist. Ihre langjährige Freundschaft wird durch verborgene Spannungen und ungelöste Konflikte auf die Probe gestellt, was schon bald zu offenen Auseinandersetzungen und Enthüllungen führt.

Die Ratliff-Familie besteht aus Vater Timothy (Jason Isaacs), seiner Frau Victoria (Parker Posey) und ihren drei Kindern: Saxon (Patrick Schwarzenegger), Piper (Sarah Catherine Hook) und Lochlan (Sam Nivola). Alle sind nach Thailand gereist, weil Piper, die Religionswissenschaft studiert, unbedingt einen buddhistischen Mönchen für ihre Thesis interviewen möchte. Vater Timothy, ein wohlhabender Geschäftsmann, steht unter Druck aufgrund drohender finanzieller Skandale. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner hat er einen zweifelhaften Hedgefonds aufgebaut – was jetzt aufgedeckt wurde. Während er ohne Handy und mit einer enormen Zeitverschiebung in Thailand sitzt, geht alles in seiner Heimat bachab. Seine Familie weiss jedoch nichts davon. Der älteste Sohn Saxon, der ebenfalls für seinen Vater arbeitet, versucht seinem jüngeren und introvertierten Bruder Lochlan seinen Lifestyle aufzuzwingen. Und der besteht aus Party machen, Frauen aufreissen und Muskeltraining.

Dann wäre noch der mürrische Rick Hatchett (Walton Goggins), der mit seiner deutlich jüngeren Freundin Chelsea (Aimee Lou Wood) ins Resort kommt. Die spirituelle Chelsea versucht ihn aufzuheitern und betont ihre Seelenverwandtschaft. Rick lässt sich weder von Chelsea noch vom freundlichen Personal ein Lächeln ins Gesicht zaubern und legt sich auch gerne mit den anderen Gästen an. Was heckt er nur aus?
Und schlussendlich checkt noch ein vertrautes Gesicht im The White Lotus ein. Belinda (Natasha Rothwell), die Spa-Managerin aus der ersten Staffel, die sich damals mit Tanja McQuoid angefreundet hatte. Aufgrund eines Burnouts darf sie sich im Resort in Koh Samui erholen, bevor sie dort weiterarbeiten soll. Doch kaum angekommen, entdeckt sie eine Person, die ihr sehr bekannt vorkommt und sie mit nachdenklichen Gefühlen zurücklässt…

Mein Fazit zu The White Lotus
Eins muss man Serienschöpfer Mike White und seinem Team lassen. Sie wissen, wie man verschiedene gesellschaftliche und moralische Themen überspitzt und bissig darstellt, dass man lacht, mitfiebert und über die Produktion spricht. Gerade bei der bereits 3. Staffel fragt man sich, ob man die bisherigen noch übertrumpfen kann? Das gelingt in den neuesten Episoden dank der tollen Location und dem Einbezug des Buddhismus. Dadurch wird die herablassende Art der westlichen Bürger gegenüber den Einheimischen noch stärker dargestellt. Spannend sind auch die unterschiedlichen Probleme und Wünsche, welche die Gäste mit sich bringen. So macht Kapitalismuskritik richtig Spass. Noch dazu gibt es einen sehr schönen und experimentellen Soundtrack von Cristóbal Tapia de Veer zu hören. Gemäss einem Interview soll sich der Chilene von speziellen Singvögel im nahegelegenen Wald inspiriert haben. Die Geräusche habe er aufgezeichnet, im Musikprogramm verfremdet und mit anderen Klängen arrangiert. Daher gibts von mir hier auch Pluspunkte.

Allerdings ist zu bemerken, dass die ersten zwei Staffeln von The White Lotus deutlich rasanter erzählt sind. Interessant ist auch, dass darin jede Folge einen Tag im Ressort darstellt. Das fand ich persönlich eine sehr gute Idee, erinnert man sich doch so gleich an den letzten Urlaub, den man irgendwo am Strand verbracht hatte. Bei Staffel 3 ist das allerdings nicht der Fall, sondern die Handlung dehnt sich über mehrere Folgen. Das gibt zwar schöne Cliffhanger, führt aber wiederum dazu, dass der Schwung verloren geht und diese Staffel deutlich vor sich hin dümpelt. Zudem gibt es meiner Meinung nach viele sogenannte Red Herrings. Damit sind in einer Krimigeschichte Figuren gemeint, die zwar äusserst verdächtig erscheinen, aber eigentlich nur dazu dienen, das Publikum auf die falsche Fährte zu locken. Und das bremst die Handlung der dritten Staffel enorm.
Auf Portale wie Reddit gibt es zuhauf Fan-Theorien, die nicht kreativer sein können. Auch unter meinen Bekannten, welche die Serie fleissig verfolgen, gibt es Vermutungen. Wer am Ende ins Gras, oder besser gesagt in den Sand beisst, gibt es am 6. April auf Sky Show zu sehen.
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