Frame: Das Zurich Film Festival übernimmt das Kino Kosmos

Ab dem 28. September flimmern die Projektoren im Kino Kosmos wieder! Nachdem das noch junge Kino- und Eventgebäude im Dezember 2022 geschlossen werden musste, ist nun das Zurich Film Festival (ZFF) eingesprungen und übernimmt die Lokalität zu gewissen Teilen. Neu heisst es Frame und soll neben dem ZFF auch ganzjährig bespielt werden. Als erster Film soll Michael Steiners Early Birds gezeigt werden.

Was bisher geschah…

Das Kulturhaus Kosmos wurde 2017 gegründet und hatte dem urbanen Zürcher Publikum in der Europaallee viel zu bieten. So gab es ein Veranstaltungsforum mit Bühne, eine Buchhandlung mit Café, ein Bistro, eine Bar mit Club sowie sechs moderne Kinosäle. Doch der Betrieb lief nicht reibungslos. Vor knapp einem Jahr trat der gesamte damalige Verwaltungsrat zurück. Offenbar war die finanzielle Lage des Kosmos nicht transparent dargelegt worden. Das neu formierte Team wollte eine harte Sanierung durchführen, jedoch war dies aufgrund des Businessplans nicht möglich. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Insolvenz anzumelden. Im Dezember 2022 schloss das Kulturzentrum von einem Tag auf den anderen, alle angekündigten Events, darunter das Human Rights Filmfestival, wurden abgesagt.

Christian Jungen verspricht vielfältiges Programm

Nachdem das ZFF bereits im Herbst 2020 – inmitten der Corona-Pandemie – ein Zeichen für Optimismus gesetzt und das Festival physisch durchgeführt hatte, springt es wieder ein und rettet Zürich vom Kinosterben. Die Lage an der Europaallee ist schliesslich ausgezeichnet für Events oder Restaurants geeignet. Eröffnet wird das Frame dann im Herbst, genauer gesagt zu Beginn des 19. Zurich Film Festivals. Christian Jungen, der künstlerische Leiter des ZFFs, verspricht beim Programm eine grosse Vielfalt. So soll es im Frame eine Mischung aus gehobenen Mainstreamkino à la James Bond oder Avatar aber auch Arthouse-Filmen geben.

Ebenso sollen Dokumentar- und Essayfilme gezeigt werden. Zudem zeigen die neuen Besitzer Streifen, die bereits am ZFF präsentiert wurden. Das Programm ist somit ziemlich breit aufgestellt. Ob das Zürcher Publikum darauf anspringen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings macht es auch Sinn, eine bunte Mischung aus Filmen zu zeigen. Die Konkurrenzkinos Arena Cinemas, Abaton, Corso oder das Pathé im nahen Spreitenbach zeigen schliesslich in gewaltigen Sälen die grossen Blockbuster. Ein bisschen Abwechslung dürfte somit nicht schaden.

Das Frame ist die perfekte Lösung fürs ZFF

Schon immer wurden Stimmen laut, dass das Kino Corso, welches dem ZFF quasi seit seiner Gründung treu verbunden ist, renoviert werden sollte. Erste Pläne gab es bereits 2018. Sollte dieses Vorhaben in den nächsten Jahren in die Tat umgesetzt werden und die Bauarbeiten den Herbst tangieren, sieht es schlecht fürs ZFF aus. Schliesslich befindet sich das Kino unmittelbar neben dem Festivalzentrum. Drei Kinosäle würden wegfallen und die dort gezeigten Filme bräuchten eine Alternative. Und nicht jeder Film eignet sich für die grösste verfügbare Leinwand im Kongresshaus. Da kommen die Kinosäle des Kinos Frame wie gerufen. Die 796 Plätze, verteilt auf 6 Säle, sind eine gute Lösung. Und die Gefahr, diese so schnell renovieren zu müssen, besteht nicht. Schliesslich wurde der Eventtempel erst 2017 eröffnet.

Die Übernahme der Lokalität ist für das ZFF in vielerlei Hinsicht ein Coup. So kann es zum einen auf eine erstklassige Lokalität während des Festivals zählen und zum anderen während des Jahres kuratierte Filme präsentieren. Dies führt auch zu einer soliden Nebeneinahmenquelle, die unter anderem für die Finanzierung des ZFFs genutzt werden könnte. Gemäss Managing Director Jennifer Somm eröffnen sich auch im Bereich Sponsoring ganz neue Möglichkeiten. Die Kinosäle der Eventlokalität werden von der Spoundation Motion Picture AG, der Vermarktungs- und Eventagentur für das ZFF, betrieben. Dazu zählt auch die Veranstaltungsfläche.

Warum heisst das Kino neu Frame?

«Frame» (englisch: Rahmen) heisst das Haus neu, weil die Filme – wie am ZFF – diskursiv eingebettet werden. Es wird viele Premieren mit Filmschaffenden, Einleitungen durch ZFF-Programmer und Diskussionen geben. Zudem meinte Jennifer Somm an der Pressekonferenz Ende Mai: «Wir setzen auf Kultur+ – also auf Filme, die in einen spannungsvollen, überraschenden Rahmen eingebettet sind. So wird bei uns der Filmgenuss auch im Alltag zum besonderen Erlebnis». Weiter führt sie fort:  «Für uns ist es zentral, das Frame als Kulturhaus zu erhalten. Frame wird ein House of Festivals sein, wo auch viele andere lokale Veranstalter ihre Events durchführen können».

Michael Steiners neuer Film Early Birds weiht das Frame ein

Im August verkündete das ZFF, dass das Kino Frame bereits einen Tag vor Festivalstart eingeweiht wird. Nämlich mit der Weltpremiere von Michael Steiners Neo-Noir-Thriller Early Birds. Darin sehen sich die beiden Protagonistinnen Annika und Caro nach einer Partynacht in ein Netz unvorhersehbarer Ereignisse verwickelt. Der Streifen hat Steiner an der Zürcher Langstrasse gedreht, es spielen Nilam Farooq, Silvana Synovia und Anatole Taubman mit. Das 19. Zurich Film Festival dauert vom 28. September bis zum 8. Oktober. Am 9. Oktober startet im Frame das reguläre Kinoprogramm.

Der Artikel wurde bereits im Juni 2023 veröffentlicht und im August 2023 ergänzt.