Hinter unserem heutigen Türchen verbirgt sich mit Heretic ein Horrorfilm, der erst ab 26. Dezember in den deutschen Kinos anläuft. Darin geht es um zwei noch unerfahrenen Missionarinnen, die von Mr. Reed vor eine gefährliche Aufgabe gestellt werden! Ob Hugh Grant, der früher vor allem in zahlreichen Rom Coms Schwiegermutters tollpatschigen Liebling verkörpern durfte, auch hier überzeugen kann, möchte ich euch gerne in meiner Kritik verraten.
Glaube trifft auf Wahnsinn
Die beiden Missionarinnen Schwester Barnes (Sophie Thatcher) und Schwester Paxton (Chloe East), hausieren von Tür zu Tür, um die heilvolle Botschaft der «Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage» zu verkünden. Mit ihren Fahrrädern täglich unterwegs, beschert ihnen ihre Tätigkeit allerdings nur wenig Erfolg. Aufgrund des schlechten Wetters finden die beiden jungen Frauen bei Mr. Reed (Hugh Grant) Unterschlupf, der sie mit dem Vorwand, dass seine Frau gerade Kuchen backe in sein natürlich gelegenes Vorstadthaus lockt. Nach einer interessierten Unterhaltung über Gott und die Welt verlässt der Hobby-Modellbauer den Raum, um nach dem angeblichen Kuchen zu schauen. Allerdings setzt er nun einen selbstkonstruierten Mechanismus in Gang. Die beiden Frauen müssen somit schon bald erkennen, dass ihr Weg nach draussen ein mitunter tödliches Unterfangen werden könnte.
Heretic greift die Gefahr des religiösen Fanatismus auf
Der Film des Regieduos Scott Beck und Bryan Woods transportiert seine Spannung vor allem mithilfe seiner geschickt gewählten Dialoge, die einem verschachtelten, aber miteinander in Beziehung stehenden Labyrinth gleichen. Dabei zieht Heretic den Zuschauer immer weiter ins fanatisch inszenierte Dialogkonstrukt hinein und stellt so das Religionssystem in seinen Grundsätzen in Frage. Ebenso werden die Gefahren des religiösen Fanatismus aufgegriffen. Sophie Thatcher und Chloe East verkörpern die Rolle der Missionarinnen hierbei mit einer authentischen Nahbarkeit, die vor allem auf emotionaler Ebene funktioniert. Hugh Grant spielt den psychopathischen Fanatiker mit sowohl höflichen Charme, aber kristallisiert die abgrundtiefe Besessenheit seiner Figur ebenso mit einer punktuell-mimischen Überzeichnung heraus.
Heretic benutzt damit ganz bewusst Grants komödiantische Fähigkeiten, die auch über vereinzelte Oneliner vermittelt werden, aber hier auf bitterbösen Nährboden stossen. Ein Kontrast, der dem religionskritischen Ansatz zu einer kontrovers inszenierten Diskussionsgrundlage verhilft. Hierbei gleicht die erste Hälfte einem atmosphärisch inszenierten Religionsunterricht mit teils schwarzhumorigen Untertönen. Im weiteren Verlauf nimmt Heretic dann mit jedem zusätzlichen Schritt in die Abgründe des häuslichen Labyrinths an Fahrt auf. Dabei scheut der Film auch nicht vor einer expliziteren Gewaltdarstellung zurück, um die besessene Gedankenwelt von Mr. Reed zu befeuern.
Die Lichtgebung des Films setzt innerhalb seiner vielen dunklen Momente auf eine gezielte Erleuchtung der Figuren und nutzt dabei auch Kerzenschein als Lichtquelle. Darüber hinaus überrascht die Kameraführung mit teils abwechslungsreichen Perspektiven, welche die klaustrophobische Gesamtatmosphäre unterstützen und diese nie zur stilistischen Eintönigkeit verkommen lassen. Damit ist Heretic in all seiner Fülle nichts für zartbesaitete Seelen. Alle anderen werden mit einer wendungsreichen Geschichte überrascht, die trotz vieler dialoglastiger Szenen zu fesseln weiss. Hugh Grant hat ausserdem unter Beweis gestellt, dass ihm zwielichtige Figuren auch im Horrorgenre glaubwürdig gelingen.
Hier findet ihr Heretic
Der neueste Streifen mit Hugh Grant läuft ab dem 26. Dezember in den Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ob er auf DVD, Blu-ray oder einem der gängigen Streamer veröffentlicht wird, ist noch unklar.
Regie & Drehbuch: Scott Beck und Bryan Woods
Produktion: Scott Beck, Julia Glausi, Stacey Sher, Jeanette Volturno, Bryan Woods
Cast: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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