Norman Reedus Interview Premiere von The Walking Dead Daryl Dixon S3

Norman Reedus: Der Daryl Dixon-Star über die 3. Staffel des Zombie-Spin-offs

Heute startet die 3. Staffel von The Walking Dead: Daryl Dixon auf Sky Show. Zu sehen gibt es 7 Folgen, wöchentlich wird eine weitere ausgestrahlt. Darin erleben die beiden Fanlieblinge Carol und Darly in Spanien wieder einiges. Wir haben uns die neue Staffel bereits angeschaut und sogar mit Daryl Dixon-Star Norman Reedus sprechen können. Was er uns über die Dreharbeiten in Spanien und über die Entwicklung seines Charakters erzählt hat, findet ihr hier heraus.

Für alle, die gerade nicht mehr wissen, was in den beiden letzten Staffeln passiert ist, haben wir einen Recap-Artikel verfasst. Diesen findet ihr hier. Das Interview mit Norman Reedus enthält keine Spoiler zur Staffel 3. Da die Folgen noch nicht komplett zu sehen sind, sondern wöchentlich ausgestrahlt werden, publizieren wir eine Kritik zu einem späteren Zeitpunkt. Eins können wir jedoch verraten: Aufgrund des Ortswechsels und neuen Cast-Mitgliedern kommt frischer Wind in die Spin-off-Serie. Es gibt eine geballte Ladung an Action und wir erleben eine schöne Weiterentwicklung der Charaktere Daryl und Carol.

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Der Cast der neuen Staffel von Daryl Dixon an der Premiere in Madrid. | Bild: Getty Images for AMC Networks

Interview mit Norman Reedus

Die Premiere zum Staffelstart von The Walking Dead: Daryl Dixon fand dieses Jahr im spanischen Madrid statt. Am Nachmittag nahmen sich Cast und Crew extra Zeit und sprachen mit Journalisten aus aller Welt über die neuesten Folge der legendären Zombie-Serie. Per Zoom und mit Fragen ausgerüstet wurden wir direkt ins Luxushotel Edition zugeschaltet, wo uns ein gut gelaunter Norman Reedus begrüsste.

Norman Reedus, du spielst Daryl Dixon schon seit 15 Jahren. Wie hat sich die Figur seit dieser Zeit verändert?

Norman Reedus: Als ich die Rolle das erste Mal gespielt habe, wusste ich nicht, wie ich Daryl darstellen sollte. Mir war klar, dass er einer ist, der aneckt, den niemand mag. So hat es angefangen. Mit den Jahren ist er aber zu jemandem geworden, der wenig spricht, aber meint, was er sagt. Ich habe ihn so gespielt, dass er von Figuren wie Hershel oder Rick lernt. Was würden sie tun? Jetzt ist er an einem Punkt, an dem sich sein Bild von der Heimat verändert. Besonders in Staffel drei und vier. Staffel vier, an der wir gerade drehen, erkennt man das noch mehr.

Für die Szenen , die sich auf dem Weg nach London abspielen, habe ich eine Szene vorgeschlagen, die das verdeutlicht. Daryl sagt: «Alles, was wir tun, ist rennen und kämpfen. Vielleicht gibt es einen besseren Weg zu leben. Vielleicht machen wir es falsch.» In Staffel drei und vier, die wir jetzt gerade drehen, sieht er, dass Menschen Wege finden, trotz allem ein Leben aufzubauen. Das verändert seine Vorstellung von Heimat. Vielleicht muss er auch lernen, in Harmonie zu leben – trotz seiner Traumata. Er fragt sich: Gibt es einen Platz für mich?

Norman Reedus Melissa McBride Hugo Arbués und Candela Saitta aus The Walking Dead Daryl Dixon S3
Carol und Daryl werden in Spanien empfangen. | Bild: AMC (Manuel Fernandez-Valdes) / Sky Show CH
Viele Fans hoffen auf ein Aufeinandertreffen von Rick Grimes und Daryl. Gibt es da Pläne und kannst du uns dazu schon etwas verraten?

Wahrscheinlich gäbe es viele Tränen und ein Schlag ins Gesicht. (lacht). Ja,  Daryl würde Rick schlagen. Es gibt immer  viele Gespräche und Meetings. Aber es hängt nicht nur von uns ab. Da sind Comic-Rechte, Produzenten, Sender, Zeitpläne – vieles spielt eine Rolle. Wenn es nach «Andy» (Andrew Lincoln) oder mir ginge: Ja, klar. Aber ob es passiert, weiss ich nicht. Ich bin immer der Letzte, der sowas erfährt.

Dabei bist du doch auch als Executive Producer bei The Walking Dead: Daryl Dixon tätig. Wie hast du dich in dieser Funktion eingebracht?

Ich habe zum Beispiel unseren Showrunner ausgesucht. Uns war wichtig, eine andere Energie als in Georgia zu haben. Es sollte keine amerikanische Serie sein, die man einfach nach Europa verlegt. Ich wollte neue Stimmen im Writers Room (Drehbuchautoren-Team). Daher habe ich David Zabel als Showrunner ins Team geholt. Auch bei Besetzungen, Drehbüchern und Musik bin ich beteiligt. Erinnerst du dich ans Finale von Staffel 1? Da kommt der U2-Song Seconds vor (stimmt das Lied an). Ich habe sogar Bono angerufen, um den Song zu bekommen. Ich bin überall dabei, bis mir die anderen sagen, dass ich den Mund halten soll (lacht). 

Aber weisst du, ich habe dadurch vieles gelernt. Wie wichtig der Schnitt oder die Beleuchtung ist. Ich bin in vielen Bereichen involviert, aber bin nicht der «Endentscheider». Wir haben schliesslich gute Leute, die das machen. Ich bestimme auch nicht über andere Figuren. Melissa zum Beispiel würde mir eine knallen, wenn ich ihre Texte ändern würde. (lacht). Aber was die Handlungsstränge angeht, bin ich daran beteiligt und kann Entwicklungen anstossen. Vieles war nicht meine Entscheidung, auch nicht, dass wir nach Frankreich gegangen sind – auch wenn das oftmals behauptet wird. Ich hätte wahrscheinlich Costa Rica gewählt. Ich habe also ein Mitspracherecht, aber ich bin nicht der «Boss».

Norman Reedus und Melissa McBride aus The Walking Dead Daryl Dixon
Daryl (Norman Reedus) und Carol (Melissa McBride) bleiben ein unschlagbares Team. | Bild: AMC (Stéphanie Branchu) / Sky Show
Apropos Melissa McBride, deine Beziehung zu ihrer Figur Carol ist in dieser Staffel sehr zentral. Wie würdest du sie beschreiben?

Die beiden Figuren ziehen sich seit jeher an, weil beide Missbrauch erlebt haben. Melissa und ich haben eine sehr enge Beziehung und das spürt man auch auf dem Bildschirm. Wir haben uns das erarbeitet. Wir streiten wie Geschwister, wir lachen, wir mögen uns, wir haben Höhen und Tiefen. Das ist wie eine Band, die lange zusammenspielt. Man könnte auch Schauspieler casten, die Freunde spielen – es wäre vielleicht überzeugend, aber man würde es nicht fühlen. Bei uns spürt man es. Deshalb funktioniert das so gut.

The Walking Dead Daryl Dixon S3
Verspricht Western-Vibes: Das Poster der neuen Staffel. Wer erkennt, welcher berühmter Westernfilm mit dem Spruch am Plakatrand «zitiert» wird? | Bild: AMC / Sky Show CH
Diese Staffel hat einen Western-Touch. Warum passt Daryl so sehr in diese Rolle eines Western-Protagonisten?

Daryl ist im Grunde wie für einen Western geschaffen. Ich wollte immer schon einen drehen. In Belchite, wo tatsächlich der Spanische Bürgerkrieg ausgetragen wurde, haben wir Szenen gedreht. Viele Italo-Western wurden dort gefilmt. Das Licht in Spanien ist ganz anders als in Frankreich – mehr orange, Wüste, Gold- und Brauntöne. Folge fünf ist meine Lieblingsfolge, denn sie ist wie ein Western-Film angelegt. Auch das Marketing und die Poster haben wir mit diesem Western-Flair gestaltet. Ich finde, das passt perfekt.

Ein Teil von Staffel 3 spielt in London. Wie war es, in dieser Metropole zu drehen und wie war die Zusammenarbeit mit Schauspieler Stephen Merchant?

Es hat Spass gemacht, durch London zu gehen. Zumal wir diese Szenen gar nicht dort gedreht haben. Wir haben stattdessen ein ganzes Viertel in Madrid genommen – und das an einem Samstag, wenn es dort voller Menschen ist. Dann haben wir es umgebaut, so dass es wie in London aussah, und dann wieder zerstört. Das war sehr viel Arbeit. Unsere Szenenbildnerin ist eine der besten, mit denen ich je gearbeitet habe. Es war auch grossartig, mit Stephen Merchant zu drehen. Jeder erwartet, dass er nur witzig ist, und das war er auch. Aber er ist auch ein wirklich guter, ernster Schauspieler. Sein Dialog und die Szenen sind sehr ernst, düster sogar. Gleichzeitig schafft er es, das mit Humor zu brechen. Man weiss nicht, ob er dich umarmen oder abstechen will. Er ist sehr überzeugend. Ausserdem ist er wahnsinnig gross, ich sehe neben ihm richtig klein aus.

Stephen Merchant als Julian in The Walking Dead Daryl Dixon S3
Julian (Stephen Merchant) empfängt unsere Protagonisten in London. | Bild: AMC / Sky Show CH