Chiwetel Ejiofor, Oactavia Spencer und Jamie Foxx in Rassismusfilme

7 Rassismus-Filme, die ihr unbedingt sehen müsst

Die letzten Wochen waren geprägt von Demonstrationen in der ganzen Welt. Die Botschaft war klar und unmissverständlich: Unternehmt etwas gegen Rassismus! Aus aktuellem Anlass präsentieren wir euch sechs Filme und eine Serie, die das Thema Rassismus, Diskriminierung und Sklaverei aufgreifen – ganz auf ihre Art und Weise.

1. Django Unchained (2012)

Der Film spielt im Jahre 1858, einer Zeit, die für die amerikanische Sklavenhaltung in den Südstaaten sehr bekannt war. Der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz befreit den Sklaven Django und jagt mit ihm, ganz auf seine verschmitzte Art und Weise, die schlimmsten Verbrecher der damaligen Zeit. Als Dank für seine Hilfe verspricht Schultz Django bei der Suche nach seiner Frau Broomhilda zu helfen. So finden sie heraus, dass Broomhilda beim sadistischen Plantagenbesitzer Calvin Candie Sklavenarbeit verrichtet und unternehmen alles, um sie aus seinen Fängen zu befreien.

Der siebte Film von Quentin Tarantino punktet mit actionreichen und teilweise sehr blutigen Kämpfen, bietet aber auch sehr schöne Dialogszenen – ganz wie man es vom Pulp Fiction-Regisseur kennt. Anspielungen auf andere Filme gibts natürlich auch. Der Film ist stark an Italo-Western angelehnt und greift das Sklaverei-Thema hervorragend auf. Der Zuschauer fühlt automatisch mit den dunkelhäutigen Protagonisten mit, die vom weissen Mann geknechtet wurden und freut sich, wenn die Sklaventreiber mal eins aufs Dach kriegen. Die schauspielerischen Leistungen von Jamie Foxx, Christoph Waltz und Leonardo DiCaprio sind der grosse Pluspunkt des Werks.

Den Film darf man allerdings auch nicht zu ernst nehmen, schliesslich ist der Stoff rein fiktiv, besser gesagt eine Fan-Fiction von Tarantino. So versuchte er doch bereits in Inglourious Basterds die Juden von Hitler zu bewahren und in Once upon a time in Hollywood Sharon Tate von der Mason-Bande.

Aber er ist dennoch eine gute Abwechslung zu anderen Filmen mit der Rassismus- sowie Sklaven-Thematik, die hauptsächlich im Drama-Genre angesiedelt sind.

2. Get Out (2017)

Der Afroamerikaner Chris und seine weisse Freundin Rose sind seit fünf Monaten ein Paar. Rose möchte ihren Freund, anlässlich eines grossen Festes, endlich ihrer Familie vorstellen. Dieser zögert, da er nicht sicher ist, wie Roses Eltern auf einen dunkelhäutigen Freund reagieren. Zu seiner Überraschung stören sich Vater Dean und Mutter Missy überhaupt nicht daran und bereiten den beiden einen herzlichen Empfang, auch die anderen weissen Gäste reagieren nicht auffällig auf ihn. Chris stellt jedoch fest, dass die Eltern schwarze Haushaltsangestellte haben, die sich sehr eigen verhalten. Als dann noch Chris‘ Kumpel Rod herausfindet, dass in dieser Gegend bereits ein paar Schwarze verschwunden sind und auf der Party noch ein dunkelhäutiger Gast auftaucht, der sich ebenfalls merkwürdig verhält und Chris vor etwas warnen will, wird ihm klar, dass er von hier verschwinden muss.

Gut, hier handelt es sich zwar nicht um einen Film, der das Rassismus-Thema am besten repräsentiert, aber dennoch sehr sehenswert ist. Regisseur Jordan Peeles Erstlingswerk wurde vom Erfolgsproduzent Jason Blum (Happy Deathday, Wir, Ma, The Purge) produziert und war die Überraschung des Jahres. Es handelt sich eher um einen Mystery-Horror-Thriller, als um einen Horrorfilm mit Slasher-Momenten oder Jump-Scares, wie man sie beispielsweise in den Conjuring-Filmen sieht. Das liegt daran, dass der Film zahlreiche Momente zeigt, die die Psyche der Protagonisten und auch des Zuschauers stark strapazieren. Die aussergewöhnliche und zugleich verstörende Kameraarbeit und die Filmmusik sind ein grosser Pluspunkt von Get Out.

3. Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen (2016)

Der Film spielt in den 60er Jahren, als sich die USA und die Sowjetunion einen Kampf um die Eroberung des Weltalls lieferten. Damals gab es noch keine Supercomputer, die die nötigen Daten für einen Weltraumflug kalkulieren konnten. Daher beschäftigte die NASA eine ganze Reihe von Mathematikern, die die Resultate mithilfe von Formeln und einfachen Rechenmaschinen berechnen mussten.

Dazu gehören auch Katherine, Dorothy und Mary, drei afroamerikanische Frauen, die trotz ihrem ausserordentlichen Rechengeschick kaum Beachtung finden. So müssen sie beispielsweise Toiletten für Farbige benutzen oder Kaffee aus anderen Kannen trinken. Auch dass Frauen, die damals noch den Haushalt führten, solche Jobs ausübten, ist verpönt. Ihre männlichen Arbeitskollegen behandeln die drei verächtlich und erkennen sie nicht als vollwertige Mitarbeiterinnen an. Man verweigert ihnen sogar den Zugang zu wichtigen Meetings. Als die erste Mission für einen bemannten Flug ins All ansteht und ein neuer Computer widersprüchliche Daten berechnet, bekommen die drei Frauen endlich ihre Chance und können sich durchsetzen.

Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, die bis zum Filmstart gänzlich unbekannt war. Viele der Involvierten, darunter die Hauptdarstellerinnen oder Komponist Hans Zimmer wussten nichts von den Geschehnissen in der NASA-Zentrale. Das macht den Film noch spannender. Hier wird die Diskriminierung von dunkelhäutigen Menschen, egal ob Mann oder Frau, sehr gut dargestellt. Der Kampf der drei Frauen um Beachtung steht somit stellvertretend für die Anerkennung von Minderheiten durch die Gesellschaft. Was ja teilweise auch noch heute passiert.

Die Hauptdarstellerinnen Taraji P. Henson, Octavia Spencer und Janelle Monáe liefern eine super Performance ab, und porträtieren die zunächst verkannten Frauen sehr überzeugend. Aus diesen Gründen ist dieser Film sehr aktuell, obwohl die Handlung vor rund 60 Jahren spielt.

4. If Beale Street Could Talk (2018)

Die beiden Afroamerikaner Tish und Alonzo kennen sich aus Kindertagen und sind nun ein Liebespaar. Aus ihrer geplanten und gemeinsamen Zukunft wird nichts, da Alonzo beschuldigt wird, die Puerto-Ricanerin Victoria vergewaltigt zu haben. Obwohl er ein Alibi hat und zur Tatzeit nicht mal in der Nähe des Tatorts war, kommt er ins Gefängnis. Mehrere Versuche, ihn herauszuholen scheitern. Selbst das Vergewaltigungsopfer lässt sich nicht zu einer wahrheitsgetreuen Zeugenaussage überreden. Tish besucht ihren inhaftierten Freund und gesteht ihm, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Ihre Familie freut sich über ihre Schwangerschaft, anders als diejenige von Alonzo. Denken sie doch, dass Tish nicht die Richtige für ihren Sohn ist. So muss Tish nicht nur für die Freilassung ihres Freundes kämpfen, sondern auch um die Sympathie seiner Eltern.

Ein sehr aufwühlender Film, der einmal mehr zeigt, dass Afroamerikaner vor Gericht nicht die gleiche Behandlung bekommen, wie Weisse. Obwohl die Geschichte fiktiv ist und in den 70er Jahren spielt, könnte sie sich sehr gut in der Gegenwart zugetragen haben. Es gibt sogar eine Szene, wo ein weisser Polizist seine Position missbraucht. Der Film ist berührend, mitreissend und macht den Zuschauer wütend auf die Ungerechtigkeiten innerhalb der US-Gesellschaft. Daher hat er in unserem Listicle seinen Platz gefunden.

Regie beim Drama führte Barry Jenkins, der bereits Moonlight inszeniert hat. Obwohl der Film von einem Liebespaar und der gemeinsamen Zukunft handelt, gibt es keine kitschigen Momente, da als Kontrast das Rassismus- und Diskriminierungs-Thema genug Gegensteuer bietet. Die Bilder sehen sehr ästhetisch aus und fangen die Stimmung gut ein. Die schauspielerische Leistung geht unter die Haut, insbesondere die von Regina King, die für die Darstellung der Mutter von Tish zurecht den Oscar erhalten hat.

5. Selma (2014)

Der Film spielt in den 60er Jahren und handelt von Martin Luther King und den drei Protestmärschen im Bundesstaat Alabama. Damals durfte die schwarze Bevölkerung trotz des Civil Rights Act von 1964 noch nicht an Wahlregistrierungen teilnehmen. Deswegen planen Demonstranten drei Märsche von der Stadt Selma bis nach Montgomery durchzuführen. Die ersten beiden werden umgehend von der örtlichen Polizei, unter der Leitung des Sheriffs Jim Clark, gewaltsam an der Edmund Pettus Brigde beendet. Alabamas Gouverneur Wallace hat ebenfalls kein Gehör für die Benachteiligten und duldet keine weiteren Demonstrationen mehr.

King versucht derweil mit US-Präsident Lyndon B. Johnson zu verhandeln, wird aber abgelehnt. Er gerät auch privat in eine schwierige Lage, als ihm vorgeworfen wird, seine Frau Coretta betrogen zu haben. Erst als die Berichterstattung von den Vorfällen landesweit für Empörungen und Protesten sorgen, bekommen King und seine Anhänger die Chance, den dritten Protestmarsch unter der Teilnahme von Martin Luther durchzuführen und ihrem Ziel näher zu kommen.

Eine Produktion, die nicht besser zu der aktuellen Lage in der Welt und insbesondere derer in den USA passt. Das von Ava DuVernay gedrehte Geschichtsdrama enthält erstaunlich viele Parallelen zu den Protesten die seit George Floyds Tod vor knapp einem Monat durchgeführt wurden. Auch in diesem Werk wird ein dunkelhäutiger von einem Polizisten umgebracht und bietet somit den Anstoss zur Demonstration. Ebenfalls verhalten sich die Politiker ähnlich wie Trump und wollen die Rufe der dunkelhäutigen Bevölkerung nicht ernstnehmen.

Für mich ist es daher der passendste Film dieser Auflistung.
Hauptdarsteller David Oyelowo liefert eine sensationelle und glaubhafte Darstellung des Bürgerrechtlers ab. Der Film ist packend und rüttelt auf und wurde zurecht in den Königskategorien der Oscars nominiert. Ausgezeichnet wurde der bewegende Song Glory, der von John Legend geschrieben wurde und für Gänsehaut sorgt.

6. 12 Years a Slave (2013)

Solomon Northup lebt 1841 als freier Afroamerikaner in New York. Er ist Geiger, verheiratet und hat zwei Kinder. Eines Tages locken ihn zwei Männer in eine Falle und entführen ihn.
Trotz heftigem Wehren, landet Solomon als Sklave auf einer Plantage in New Orleans und verrichtet dort Schwerstarbeit. Er muss sich nicht nur in seinem neuen Leben zurechtfinden, sondern auch noch die Schikanen von Aufseher Tibeats über sich ergehen lassen. Später kommt Solomon auf eine weitere Plantage, die dem brutalen Edwin Epps gehört. Unter seinem Joch muss er Baumwolle pflücken und bei schlechter Leistung mit bis zu 100 Schlägen rechnen. Seelische Unterstützung findet er bei der Sklavin Patsey. So schuftet Solomon hart um zu überleben, träumt aber davon, sich aus den Fängen des Plantagenbesitzers zu befreien und seine Familie wieder zu sehen. Hoffnung schöpfen kann er erst, als er einen kanadischen Sklaverei-Gegner kennenlernt.

Auch dieser Film basiert auf wahren Begebenheiten, genauer gesagt auf die Erlebnisse des echten Solomon Northup. Es gibt Abweichungen zum Buch aber das ist bei Romanverfilmungen ja oftmals der Fall und ist auch nicht schlimm. Der Film von Steve McQueen zeigt sehr eindrücklich den Alltag der Sklavenarbeit auf den Baumwollplantagen von Amerika auf. Dabei werden sie bei jeder Gelegenheit gedemütigt und gequält. Die Kameraarbeit mit auffallend langen Einstellungen unterstreicht das sehr gut.

Während in Django Unchained die vielen künstlichen Splatter-Momente für eine gewisse Brutalität sorgen, ist es bei diesem Film die Art und Weise wie die Sklaven behandelt werden. Neben der starken Leistung von Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor ist Michael Fassbenders und Lupita Nyong’os Schauspiel besonders schön anzusehen. Daher empfehlen wir euch, diesem Film unbedingt anzusehen, wenn ihr ein realistisches Bild der Sklaverei im 19. Jahrhundert bekommen wollt.

7. When They See Us (2019)

Fünf dunkelhäutige Jugendliche, alle im Alter von 13 bis 16 Jahre, werden verdächtigt, die 28-jährige Trisha vergewaltigt zu haben. Sie werden verhört und unterschreiben schliesslich das Geständnis – obwohl sie unschuldig sind. Linda Fairstein, eine New Yorker Bezirksstaatsanwältin und Spezialistin für Sexualdelikte, ist mit dem Prozess beauftragt. Sie verdächtigt die fünf Jungs von Anfang an und überzeugt das Gericht trotz Ungereimtheiten. So werden die Jugendlichen mit Gefängnisstrafen bis zu 14 Jahren belegt. Die Serie beleuchtet die Gerichtsverhandlungen der Teenager und schlussendlich ihr Leben nach der Haft. Diese wurde aufgehoben, nachdem der echte Täter sich gestellt hat. Die letzte Folge legt den Fokus klar auf den Jungen Korey Wise, der als einziger der Beschuldigten wie ein Erwachsener verurteilt wurde und eine schlimmere Zeit in Haft verbringen musste.

Die auf wahre Begebenheiten basierende Serie läuft seit Ende Mai 2019 auf Netflix und polarisiert ein Jahr nach der Ausstrahlung noch immer. Sie thematisiert einerseits Justizversagen und andererseits einmal mehr die Ungerechtigkeit gegenüber dunkelhäutigen Menschen vor Gericht. Der Fall hat sich 1989 zugetragen und wurde unter dem Namen The Central Park Five bekannt. Schon damals war die Empörung über die Verurteilung der Jugendlichen gross. Das Ansehen von Linda Fairstein litt ebenfalls darunter und ruinierte bei der Bekanntgabe des richtigen Täters ihre Karriere.

Die Serie wurde von Selma-Regisseurin Ava DuVernay geschrieben, produziert und inszeniert. Die vier Folgen sind kurzweilig aber auch sehr emotional und verleiten den Zuschauer zur Fassungslosigkeit über das Geschehen im Gerichtssaal. Die Kameraarbeit ist sehr abwechslungsreich und wertet die Episoden dank ungewöhnlichen Einstellungen wie Close-ups mit viel Tiefenunschärfe auf. Die jugendlichen Darsteller spielen sehr überzeugend und reissen den Zuschauer automatisch auf ihre Seite.

Felicity Huffman spielt die voreingenommene Bezirksanwältin Linda Fairstein. Das ist gewissermassen ironisch, zumal Huffman selbst wegen Bestechungsversuchen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Eine sehr empfehlenswerte Serie, die ebenfalls gut zur momentanen Situation in den USA passt.