Das vierte Abenteuer des nordischen Donnergotts ist seit kurzer Zeit in den Kinos und hinterlässt im Grossen und Ganzen eine knapp positive Mehrheit an Fans. Der neue Marvel-Film wird sehr gemischt und kontrovers aufgenommen, doch ist dies gerechtfertigt? Ist Thor: Love and Thunder eine zu überdrehte Komödie oder eine würdige Weiterführung der geliebten Figur?
Die alte Partnerin wird zur neuen Partnerin
Nach einer kurzen, mit guter Musik unterlegten Trainingsmontage von Thor (Chris Hemsworth), beschützen die «Asgardians of the Galaxy» ein Königreich und kämpfen gegen bösartige Kreaturen, die sich in einem heiligen Tempel verbarrikadiert haben. Zur gleichen Zeit sieht man, dass in der Wüste ein Vater mit seiner Tochter ums Überleben kämpft. Als der Vater nach einem Gebet vor seinem angebeteten Gott steht, sieht er das erste Mal, dass die Götter nur am eigenen Wohlergehen interessiert sind und nicht dem der Menschen. Der Vater, der den Namen Gorr trägt, realisiert, dass die Götter nur Orgien feiern und sich selbst bekriegen wollen.
Als Thor seine meditative Form zur Seite gelegt hat und den Kampf im Tempel mit seiner Macht beendet hat, verabschiedet er sich bei den Guardians. Thor kehrt nun mit Korg und zwei geschenkten Ziegen zurück auf die Erde, wo Gorr (Christian Bale) mittlerweile den Plan verfolgt, sich bei den Göttern zu rächen und alle Götter abzuschlachten. Als Gorr, den nun selbsternannte «Götterschlächter», es nicht schafft, Thor zu fassen, entführt er mit sehr angsteinflössenden Schattengestalten die Kinder von New Asgard.
Thor trifft während des Kampfes auf seine Ex Jane Foster (Natalie Portman). Sie, die wegen ihrer Krebserkrankung den Hammer Mjöllnir aufsuchte, ist nun ebenfalls mit den Fähigkeiten von Thor genauer gesagt «Mighty Thor» ausgestattet. Es folgt eine Jagd gegen die Zeit. Thor, Valkyrie (Tessa Thompson), Mighty Thor und Korg (Taika Waititi) verfolgen Gorr der mit den Kindern verschwunden ist. Auf dem Weg in die Mitte des Universums besuchen sie mit einem Wikingerschiff nachempfundenen Gefährt die Allmachtsstadt. Dabei handelt es sich um den Götterpalast, der als Zuflucht- und Versammlungsort für alle Gottheiten des Universums dient. Dort bitten sie Zeus und die Göttergemeinschaft um Hilfe.
Neues Abenteuer mit dem Stempel von Waititi
Ich wusste nicht so recht, was ich vom Streifen erwarten sollte. Nach Corona und wiederholtem Verschieben des Filmes wusste man nie so richtig, was jetzt passiert. Auch Trailer und Teaser- Bilder erschienen nur unmittelbar bevor der Film effektiv in die Kinos kam. Natürlich war ich seit der Präsentation von Kevin Feige vor fast genau drei Jahren gehypt auf diesen Film. Taika Waititi hat Thor in Thor: Ragnarok alles weggenommen: Sein Vater, sein Volk, sein Haar und auch sein Auge. Trotz dieser Tragödie war der Film schon eher eine Komödie, die mit viel Selbstironie daherkam. Taika Waititi schafft es immer wieder, viele ernste und traurige Momente mit einer humorvollen Inszenierung zu vereinen. Ähnliches gelang ihm auch schon bei der Adolf Hitler-Komödie Jojo Rabbit. Bei seinem neusten Werk Thor: Love and Thunder hat der 46-jährige Neuseeländer dies nur bedingt gemacht.
Thor: Love and Thunder IST eine Komödie
Der Film ist durch die Regie von Taika Waititi sehr komödiantisch. Die überspitze und aufgedrehte Art war zu erwarten, schon nach dem dritten Teil wurde Thor mehr und mehr zu einer Gag-reissenden Figur, bei What if sah man, dass es auch andere sehr zurückgebliebene Thors gibt. In der Serie wurde gezeigt, dass der Thor aus den Comics nicht so der rumreiche Held ist wie denjenigen, den man aus dem MCU kennt – bis jetzt. Der Film wird so gespalten aufgenommen wie kein anderer. Es gibt die, die ihn mögen und die Menschen, die den Film lächerlich finden.
Meiner Meinung nach hat Thor: Love and Thunder sehr unterhalten, er war witzig und düster zugleich. Die Elemente mit Gor waren beängstigend und sehr bedrückend. Jedoch gab es Momente, die einfach nur als Witzeinlage dienten, was verständlich ist, denn der Streifen soll daneben eine Komödie sein. Thor 4 ist kein Krimi wie Captain America 2 und auch kein düsterer Film wie der zweite Teil von Doctor Strange. Die Erwartungen vieler war diesbezüglich falsch, denn die wenigsten haben mit einer Liebeskomödie gerechnet.
Ich muss aber zugeben, auch wenn ich die Filme von Waititi liebe, war es in diesem Film ein bisschen zu viel des Guten. Thor war für mich nie der ernste und tiefgründige der Avengers. Doch nachdem er seine Familie, sein Volk und die Schlacht verloren hat, war er geknickt, gebrochen, am Boden zerstört. Dass diese neue spannende Seite von Thor nur in den ersten 10 Minuten des Filmes angesprochen wird, fand ich sehr schade. Nach dem Prolog ist Thor so, als wäre nie etwas gewesen und das Einzige, was ihn beschäftigen scheint, ist die Eifersucht von seiner Axt Stormbreaker.
Fans verstehen die Götter nicht
Neben der Veränderung von Thor wird auch der Umgang mit den anderen Göttern bemängelt. Kritisiert wird die plumpe und komödiantische Art. Doch dies ist einem Fehler der Filmindustrie zuzuschreiben. Dass die Götter sich für die Menschen nicht interessieren und nicht erhaben über alles schauen ist nicht falsch. Es ist sicherlich jedem bekannt, dass Zeus in der Mythologie sich in viele, viele Lebensformen verwandelte, um Nachkommen zu zeugen, gar das er alles andere als gutmütig war, wurde in den griechischen Erzählungen behauptet. Fakt ist, wie die mythologischen Figuren sind oder waren, kann niemand bestätigen, da man nicht weiss, ob es sie je gab. Ein Richtig und ein Falsch gibt es in diesem Sinn nicht. Doch was es gibt, ist das Abbild von bekannten Filmen wie in Disneys Hercules oder Percy Jackson. In diesen Filmen wird Zeus übermächtig stolz und Weise dargestellt.
In den Marvel-Comics und zum Teil auch in der griechischen Mythologie wird der Göttervater aber als saufender Kriegstreiber gezeigt. Zeus liebt es Orgien zu feiern und Krieg zu führen. Dies gilt auch für die meisten aller Götter. Der Grund, warum viele Filmfans finden, dass die Götter in diesem Film als lächerliche Witzfiguren dastehen ist, dass wir die Götter mit anderen Filmen vergleichen und nicht mit den Marvel-Comics.
Gorr ist der Höhepunkt
Während es ganz viele witzige und zum Teil lachhafte Momente gibt, ist Gorr ein «Eye Catcher». Wenn Christian Bale vor die Linse tritt, sieht man nur noch ihn allein noch die Angst, die er verbreitet. Er verkörpert Gorr richtig bösartig und brutal. Mit seinen Schattenfiguren (die von den Kindern vom Cast und Produktions-Team gezeichnet wurden), bringt er düstere Bilder zum Vorschein. Doch Gorr kommt nur kurz vor und Christian Bale macht das beste aus der kurzen Zeit, die er hat. Gorr ist einer der dunkelsten Bösewichte des MCUs doch seine Gesamtheit wird nur gering genutzt. Warum? Weil Marvel nicht mit Bösewichten umgehen kann. Oft werden sie als Lachnummer ohne grosse Motivation eingestuft, meistens sind die Bösewichte schlechte Kopien der Helden. Dies sieht man bei Iron Man, Hulk, Captain America, Antman oder Black Panther. Gorr ist eine von wenigen Ausnahmen und dann nutzt ihn Marvel einfach nicht sinnvoll.
Mehr von Gorr und weniger von den ulkigen Witzen hätte dem Film gutgetan. Ebenso eine längere Laufzeit. Vor allem der Anfang des Filmes kommt sehr schnell und man sieht wenig von New Asgard oder von der krebskranken Jane Foster. Die Helden sind von Handlungspunkt zu Handlungspunkt gehüpft und es gibt keine Szenen, bei denen man verschnaufen konnte oder etwas erklärt bekam. Für mich hätten nur 30 Minuten mehr den Film verbessert. Die Helden wollen Gorr bis in die Mitte des Universums verfolgen. Dort liegt nämlich Eternity eine der höchsten Instanzen des Multiversums. Ein unerreichbarer Ort, an dem man sich allerlei der Vergangenheit und Zukunft wünschen kann. Auch wenn erzählt wird, wie man dort hinkommt, warum hat man den Weg nicht gezeigt?
Wie schon kurz erwähnt, war Chris Hemsworth in seiner Rolle als Thor wieder einmal perfekt. Auch wenn die Trauer, und der Verlust kaum spürbar ist. Die witzige und selbstironische Art ist fantastisch. Jedoch merkt man leider auch das Thor ohne Loki mal etwas ganz Neues und vor allem ganz anderes ist. Schon in der Loki-Serie hatte man gemerkt, dass Thor fehlt. Doch dort hat Morbius und später auch Sylvie dieses entstandene Loch gut gefüllt. Im neuen Thor-Abenteuer wird Loki nun von Valkyrie, Korg und Jane aka Migthy Thor ersetzt. Kurz gesagt, wenn man die Verbindung und das Spiel zwischen Loki und Thor liebt, dann sucht man in diesem Film vergeblich danach.
Warnung: Ab jetzt folgen Spoiler zum Film, insbesondere zu dessen Ende!
Liebesgeschichten in Thor: Love and Thunder zu kurz gekommen
Wenn ein Film Thor: Love and Thunder heisst, erwartet man genau dies. Beides kam vor und ja auch von Figuren, bei denen man es nicht erwartet hat. Jane und Thor kommen sich näher und reflektieren ihre Beziehung, die nicht geklappt hat, da sie in der Universität arbeiten und er öfters zu einem Avengers-Einsatz fliegen musste. Dennoch, ihre Chemie stimmt auch nach 11 Jahren, als wäre sie nie weg gewesen. Aber die Liebe gibt es auch bei anderen, doch dort nur kurz. Dass die Beziehung von Valkyrie mit ihrer Ex-Freundin nicht funktioniert hat, erfährt man nur kurz durch einen Nebensatz. Korg, der immer wieder gewissen Handlungsstränge erzählt damit sie nicht gezeigt werden müssen, sieht man ganz am Schluss, wie er seinen Freund heiratet. Die Liebesgeschichten von Valkyrie und Korg sind beide nicht essenziell wichtig für den Film. Aber man hätte sie durchaus ausbauen und uns mit Hintergrundinformationen versorgen können.
Doch während das Team von Star Wars damals stolz eine Lesbenszene angekündigt hatte und dann für einen kurzen Moment zwei Frauen sich geküsst haben, tut dies Marvel nicht. Die Liebe kommt ganz am Schluss nochmals deutlich zum Vorschein. Nach dem Gorr Eternity erreicht hat und sich nun alles Erdenkliche wünschen kann, tauscht er sein Leben mit dem seiner Tochter. Die, gespielt von dem Kind von Chris Hemsworth, nun von Thor aufgezogen wird. Das Mädchen hat durch die Wiedergeburt durch Eternity gewisse Fähigkeiten bekommen, die noch unbekannt sind. Falls es einen fünften Thor-Film gibt, wird man sicher sehen, wie sich Thor als Vater macht. Die Liebe schliesst ihren Kreis, als Jane und Gorr sterben und den trauernden Thor, das Kind seines Feindes grosszieht.
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