Joker: Folie à Deux erscheint am 3. Oktober in den Schweizer Kinos und alle Film-, DC- und Joker-Fans warten gespannt darauf. Hat sich das Warten gelohnt? Todd Phillips führte wieder Regie und schrieb wie beim ersten Teil das Drehbuch mit Scott Silver. Die Erwartungen an den Kassenschlager aus dem Jahr 2019, der mit 11 Oscar-Nominierungen und zwei Auszeichnungen zu den Siegern gehörte waren sehr gross.
Wie geht es mit Arthur weiter?
Arthur Fleck (Joaquin Phoenix), wie Joker mit bürgerlichem Namen heisst, sitzt im Gefängnis von Gotham City. Von seinen Mitgefangenen als Freak bezeichnet, wird er dennoch gefeiert und als Teil von ihnen betrachtet. Auch die Wärter scheinen ihn zu mögen. Dies führt dazu, dass er vom Hochsicherheitstrakt mit den Leuten aus einem anderen Block singen darf. In dieser Gesangsstunde trifft er auf Lee, besser gesagt Harleen Quinzel, bei uns bekannt als Harley Quinn, die von der unvergleichlichen Lady Gaga gespielt wird. Gemeinsam mit ihr beginnt er zu träumen, was das Leben für ihn und seine neue Liebe bereithält. Während alle Zeit verloren scheint, erwartet ihn sein Mordprozess, bei dem er zum Tode verurteilt werden könnte. Dabei hilft ihm seine Anwältin (Catherine Keener), die einen Freispruch erreichen will, indem sie auf seine dissoziative Identitätsstörung (früher multiple Persönlichkeitsstörung genannt) hinweist und beweisen will, dass Arthur und der Joker zwei grundverschiedene Menschen sind.
Verrottet der Joker im Gefängnis?
Nach dem der erste Teil grandios durch die Decke gegangen ist und es geschafft hat, das Kinopublikum sprachlos zurückzulassen, schafft der zweite das auch. Jedoch nicht wegen dem Staunen über diese Vieldimensionalität und dem Betrachten eines gnadenlosen Killers, mit dem man doch sympathisiert. Sondern wegen des Nichtverstehens, was man sieht. Joker: Folie à Deux zeigt nicht das, was man erwartet. Der Film zeigt keine Handlung, keine Action, keine Spannung.
Als Joker am Ende von Teil eins in den Menschenmassen emporsteigt, erhofft man sich, dass jetzt die geballte Wut losgelöst wird und eine Kettenreaktion von Verwüstung über Gotham City rollt. Vielmehr zeigt der Film jedoch nur, was aus einem psychisch kranken Menschen in einem abgeschotteten Gefängnis passiert. Er wird noch kranker. Die erwünschte Handlung, dass der Joker zusammen mit Harley Quinn die Welt oder zumindest Gotham an sich reisst, fehlt. Dafür ist Joker wohlmöglich die realistischste Comicverfilmung, die wir jemals gesehen haben. Das ein mehrfacher Mörder in ein Gefängnis kommt ist in der echten Welt schon realistischer, als wenn er die ganze Stadt unterjocht. Aber wollen wir das? Es ist sicherlich mal ein Interessanter Ansatz so zu denken, aber wenn es zwar bodenständig, aber trocken erzählt wird, hätte man es lieber sein lassen können.
Das Szenenbild von Joker: Folie à Deux überzeugt
Wieder gelobt werden darf jedoch das Setting. Die Aufnahmen und die ganze Szenerie verleiht der Gefängnisanstalt Arkham Asylum eine schaurige Optik, die auch zum Zerfall des kaputten Gotham passt. Eine Stadt die am Ende von Recht und Ordnung liegt. Düster und Brutal. Das Gefühl welches die Insassen aber auch die Wärter vermitteln, wird sehr gut transportiert. Passend mit dem Soundtrack von Hildur Guðnadóttir, die schon für den ersten Teil einen Oscar erhalten hat, wirkt das Bild von der düsteren Geschichte perfekt. Neben dem Arkham Asylum und dem Gericht sieht man jedoch wenig von Gotham. Jedoch gibt es einige traumartige Sequenzen, welche die Realitätsverluste von Arthur, sobald er zu singen beginnt, darstellen.
Trotz Lady Gaga: Musikalisch wurde das Ziel verfehlt
Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bekannt, dass Joker 2 ein Musical werden soll. Das liess die Fans aufhorchen und es hagelte negative Kritiken. Kein Wunder also, dass das Marketing diesen Teil fast totgeschwiegen hat. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Musicals und ein düsterer Thriller gepaart mit melancholischer Musik und das auch noch von Lady Gaga? Könnte passen. Das harmoniert auch ganz gut – zumindest die ersten paar Songs. Doch irgendwann wird es einfach zu viel und zu forciert, da hilft auch die grandiose Gesangsleistung von Lady Gaga nicht wirklich. Dabei hat sie bereits in A Star is Born oder in House of Gucci schauspielerisches Talent bewiesen. Einzelne Songs sind gelungen, die auch die Dramaturgie steigern und einen Blick in den Kopf von Arthur bieten. Am Ende ist es jedoch nur noch ein verwirrendes Übermass an musikalischen Facetten, die weder Sinn noch Zweck erfüllten.
Joaquin Phoenix brilliert in Joker: Folie à Deux
Nachdem mir Phoenix als Napoleon nicht so gut gefallen hat, ist er hier wieder jemand, der unvergessliche Momente schaffen kann. Jemand, der seine Figur so vielschichtig verstellen kann, dass man wirklich nicht weiss, wen Arthur gerade anlügt und was nur gespielt ist. Joaquin Phoenix hat den Joker zum zweiten Mal zum Leben erweckt, so dass man wieder mit einem Mörder gegen seinen Willen mitfühlen will. Die Frage nach Täter oder Opfer ist in diesem Film allgegenwärtig. Diese psychische Instabilität, die kleine Hoffnung, die langsam grösser wird und plötzlich zerfällt. Dieses Alleinsein, nichts zu haben und noch viel mehr zu verlieren. Diese Zwiespältigkeit stellt Joaquin Phoenix perfekt dar. Er glänzt und zeigt, wo seine Stärken sind.
Ein Happy End – wenigstens für Joker?
Man mag jetzt darüber streiten, ob der Film seine Chance verpasst hat oder nicht. Zum einen ist der Film realistisch, zum andern möchten wir dies gar nicht. Gotham ist eine korrupte Stadt, die am Rande des Zerfalles steht. Dies sieht man jedoch zu keiner Sekunde. Szenerie wie auch der Soundtrack passen in diese düstere Welt. Die Dialoge und die Harmonie von Lady Gaga und Joaquin Phoenix sitzen und sind sehr schön anzusehen. Doch am Ende ist dies nur ein kleiner Teil. Im Film wird immer spekuliert, ob der Joker und Arthur nun eins oder doch zwei verschiedene Personen sind. Egal was die Antwort ist, Anhänger hätte er ohne Ende. Anhänger, um die ganze Stadt niederzureissen und zusammen mit Quinn Seite an Seite zu regieren. Er will jedoch nur eins. Mit seiner Liebe glücklich sein.
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