Joaquin Phoenix als Joker

Joker auf Netflix: Das müsst ihr über den düsteren Comic-Film wissen

Heute Abend dürfen wir uns auf einen Film freuen, der unter vielen Aspekten Fans und Kritiker überzeugt hat: Joker. Wir erleben Joaquin Phoenix als glücklosen Arthur in der Vorgeschichte des legendären Batman-Bösewichts. Ab heute ist der Streifen auf Netflix abrufbar. Hat uns die «Origin Story» vom teuflischen Clown überzeugt? Hier findet ihr es heraus.

Die Vorgeschichte vom Joker

Arthur Fleck lebt in mit seiner Mutter Penny in einer schäbigen Wohnung in Gotham City der 80er-Jahren. Er ist ein typischer Aussenseiter und leidet an einer seltenen Krankheit, die ihn in den unpassendsten Momenten zum Lachen bringt. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, als Party- und Strassenclown aufzutreten. Arthur hegt einen grossen Traum: Er möchte unbedingt Stand-up-Comedian werden und in der legendären Talkshow von Murray Franklin auftreten, da er diesen als eine Art Vaterersatz sieht. Zudem findet er Gefallen an der Nachbarin Sophie, mit der er eine Beziehung beginnt und die an seine Ziele glaubt.   

Gotham ist von politischen Unruhen geprägt und versinkt im Chaos. Dies bekommt Arthur gut zu spüren. Einerseits wird er von pöbelnden Fussgängern verprügelt und andererseits streicht die Regierung seine Medikamente und die Sitzungen mit seiner Therapeutin. Währenddessen plant der reiche Investor Thomas Wayne, Bürgermeister zu werden. Bei Wayne war Arthurs Mutter als Haushilfe eingestellt, die ihren Sohn als Ergebnis einer Affäre mit dem Superreichen sieht. Als Arthur wegen eines dummen Zwischenfalls seinen Job bei der Clown-Agentur verliert und Wayne bezüglich seiner Herkunft zur Rede stellen will, erhält er von ihm eine klare Abfuhr – und einen Faustschlag. Niedergeschlagen von diesem Ereignis, dem Medikamentenentzug sowie dem Mord an drei Personen, die ihn verprügeln wollten, gerät Arthur in eine Abwärtsspirale, die ihn zu einem gebrochenen und rachsüchtigen Wesen formen. In Gotham entwickelt sich gleichzeitig ein grosser Mob, der sich als Clowns verkleidet und nur noch darauf wartet, dass ein Funke das Pulverfass zum Explodieren bringt…

Joaquin Phoenix als Arthur in Joker
Wer ist Arthur Fleck? | Bild: Warner Bros. / SF Studios

Joker ist kein typischer Comicfilm

Der Film wurde von Todd Phillips realisiert und erschien bereits 2019 in den Kinos. Die Erwartungshaltung war damals aus unterschiedlichen Gründen gross. Viele DC-Fans konnten sich keinen anderen Joker-Darsteller als den verstorbenen Heath Ledger vorstellen, der in The Dark Knight den Bösewicht perfekt gespielt hatte. Zudem erhielt der Film ein R-Rating, welches besagt, dass der Streifen von Jugendlichen unter 17 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten gesehen werden darf. Für einen Comic-Film ist das sehr ungewöhnlich, da diese darauf abzielen, Teens und Kids in die Kinosäle zu locken. Dennoch spielte Joker über 1.07 Milliarden Dollar ein – bei einem Budget von rund 55 Millionen Dollar. 

Die Hauptrolle übernahm Joaquin Phoenix, der den künftigen Antagonisten von Batman super verkörperte. Der hier auftretende Joker unterscheidet sich deutlich von der Darstellung von Heath Ledger und Jack Nicholson. So erkennt man in The Dark Knight klar, dass es sich hier um einen Anarchisten handelt, der klar für Tumulte und Schaden sorgen will. In Joker erleben wir Arthur als Aussenseiter, der geplagt wird und in eine Abwärtsspirale gerät. Durch diverse Momente im Film empfindet der Zuschauer Mitleid mit ihm. Hier bleibt dem Publikum selbst zu entscheiden, welcher Joker ihm nun besser gefällt. Das psychotische Lachen, die durchgedrehten Momente sowie die Höhen und Tiefen des Bösewichts, verkörpert Phoenix sehr überzeugend und hat dafür zurecht den Oscar als bester Hauptdarsteller gewonnen. 

In der Rolle des Talkmasters Franklin ist Robert DeNiro zu sehen. Dabei liefert er einen super Job ab und spielt für einmal nicht den schmierigen Geschäftsmann, den mürrischen Vater oder einen Mafioso. Eine tolle Abwechslung, meiner Meinung nach unterscheidet sich seine Ausgestaltung der bereits gespielten Rollen nicht gerade gross. Jokers Freundin Sophie wird von der deutschen Newcomerin Zazie Beetz gespielt. Obwohl sie verhältnissmässig kleinere Auftritte im Film hat, sticht sie klar hervor. Wir dürfen auf weitere Darstellungen von ihr in zukünftigen Blockbustern gespannt sein.

Robert DeNiro als Murray in Joker
Murray Franklin lädt den Joker in seine TV-Show ein. | Bild: Warner Bros. / SF Studios

Die Interpretation des Films: Hat der Joker alles erfunden?

Der Look des Films ist erstaunlich. Dazu tragen einerseits die tolle Kameraführung und andererseits die Farbgebung bei. So ist des Streifens zu Beginn in hellen Tönen gehalten, die sich gegen Ende zu dunklen und verschmutzten verwandeln. Das unterstützt die Stimmung der Geschichte dadurch hervorragend. Dazu gesellt sich die Musik von Hildur Guðnadóttir, die Arthurs Gefühlslage perfekt darstellt. Auch sie durfte sich über einen Oscar und sogar einen Grammy für ihre Leistung freuen. 

Am auffallendsten ist jedoch die Erzählweise, da sie einen grossen Spielraum für Interpretationen zulässt. Der Streifen erzählt die Geschichte quasi aus der Sicht von Arthur Fleck und lässt sie an manchen Stellen verwirrend erscheinen. Beispielsweise dann, wenn sich herausstellt, dass sich der zukünftige Joker vieles nur eingebildet hat. Dies betrifft nicht nur die Szenen mit seiner Freundin Sophie, sondern auch das Ende des Films. Auch die verworrene Geschichte um seine Mutter und Thomas Wayne, der in den Comics als gutmütigen Menschen und nicht als verhöhnender Politiker dargestellt wird, erscheint dem Zuschauer komisch. All dies lässt auf einen unzuverlässigen Erzähler schliessen. Könnte es daher sein, dass sich Arthur aufgrund seiner psychischen Störungen alles nur eingebildet hat und er sich in Wahrheit die ganze Zeit in der Psychiatrie von Gotham City aufhielt? Ist alles so passiert wie man es im Film sieht oder ist es nur eine pure Lüge vom Superschurke? Regisseur Phillips hat in Interviews erzählt, dass er die Interpretation dem Zuschauer überliesse und er den Film bewusst so aufgebaut hat.

Zazie Beetz als Sophie in Joker
Sophie freundet sich mit Arthur an. | Bild: Warner Bros. / SF Studios

Mein Fazit zur düsteren Verfilmung

Joker ist für alle Zuschauer, die genug von den effekthaschenden Marvel-und restlichen DC-Filmen haben und gerne mehr über den teuflischen Clown erfahren möchten. Dies auf eine Weise, wie man sie wohl noch nie in einer Comic-Adaption gesehen hat. Sozusagen ist es eher eine fantasiereiche und äusserst brutale Gesellschaftskritik als eine Superhelden-Verfilmung. Die besondere Erzählweise, Phoenix Schauspiel und der düstere Look machen Joker zu einen Film, den man unbedingt gesehen haben muss. Für mich neben Once Upon a Time in Hollywood das Highlight vom Kinojahr 2019, welches die Academy bei den Oscars klar zu wenig gewürdigt hat. Ab heute ist er auf Netflix zu streamen.