Heute feiert Kultregisseur M. Night Shyamalan, der mit Filmen wie The Sixth Sense, Unbreakable oder Split das moderne Thriller-Genre massgeblich mitbeeinflusste, seinen 55. Geburtstag. Diese Schnapszahl haben wir als Anlass genommen, ein Listicle seiner wichtigsten Filme zu veröffentlichen.

Wer ist M. Night Shyamalan?
Der ursprünglich in Indien geborene Regisseur, aber auch Drehbuchautor, Produzent und Schauspieler erlangte mit dem Psychothriller The Sixth Sense einen Achtungserfolg, der ihn vorübergehend zum neuen Wunderkind der Filmbranche etablierte. Das Besondere: Shyamalan ist nicht nur Regisseur, sondern meist auch Autor seiner Geschichten, die in aller Regel mit einem Plot Twist enden. Dabei ist er manchmal auch in klassischer Hitchcock-Manier, in Cameo-Auftritten oder sogar Nebenrollen in seinen Filmen zu sehen. Doch nach The Sixth Sense war es für Shyamalan schwierig, diesen Erfolg aufrechtzuerhalten, und seine Werke wurden fortlaufend von Kritikern, aber auch seinem Publikum negativer bewertet.
Nachdem Unbreakable und Signs noch überzeugen konnten, waren nach dem bereits vielfach kritisierten Mystery-Thriller The Village, Filme wie Das Mädchen aus dem Wasser (2006), The Happening (2008), Die Legende von Aang (2010) oder After Earth (2013), die in grosser Aufmachung letztlich ohne seine eigentlichen Plotstärken ausgekommen sind Tiefpunkte in Shyamalans nun angeschlagener Karriere. Eine Kehrtwende zeichnete sich aber wiederum mit Filmen wie The Visit oder Split ab.
Heutzutage sind Shyamalans Filme aus meiner Sicht eine Wundertüte, die sowohl überraschen, aber auch schwer enttäuschen kann. Dennoch sind auch seine schlechter besprochenen Thriller nicht immer Totalausfälle und mit dem Einlassen auf seine Gedankenwelten doch noch besser als gedacht.
The Sixth Sense (1999)

Der unbestritten beste Film von M. Night Shyamalan ist und bleibt natürlich The Sixth Sense um den berühmt berüchtigten Cole Sear, der tote Menschen sehen kann und Dr. Malcolm Crowe, der ihm erst skeptisch und dann unterstützend zur Seite steht.
Wer diesen Thriller, der zweifelsfrei Filmgeschichte geschrieben hat, noch nicht kennt, sollte im Grunde nicht viel mehr darüber wissen und sich von der atmosphärisch angetriebenen Geschichte eindringlich verführen lassen. Mit einer absoluten Liebe für Feinheiten und farblichen Kontrasten sowie einer sinnvoll eingesetzten Schnittweise lässt Shyamalan in einem wohldosierten und feinfühligen Minimalismus dabei auch zwei Wahrnehmungswelten aufeinander los. Hierbei bricht The Sixth Sense mit den typischen Sehgewohnheiten, um seine fesselnde Geschichte in aller Konsequenz und Dimension zu offenbaren. Kurzum, ein Streifen, der sowohl inhaltlich als auch visuell meisterhaft besticht und zurecht seinen wohlverdienten Platz in der Filmgeschichte einnimmt.
Unbreakable (2000)

Der zweite erfolgreiche Thriller von M. Night Shyamalan bricht erneut die Grenzen der typischen Sehgewohnheiten und überrascht vor allem durch seine Inszenierung. Er stellt den Anfang von Shyamalans Eastrail 177-Trilogie dar.
Der Film behandelt vor allem die Geschichte von Elija Price, der mit Anbeginn seiner Geburt an der unheilbaren Glasknochenkrankheit leidet und deshalb auch Mr. Glass genannt wird. Dieser trifft schon bald auf David Dunn, einem beim Sicherheitsdienst arbeitenden Mann, der auf übersinnliche Weise ein Zugunglück als einzig Überlebender überstand und sich nun aufgrund einer nachdenklichen Frage mit der Formulierung, wie oft er denn im Leben krank gewesen sei, schliesslich mit seiner eigenen Vergangenheit und seiner überdurchschnittlich menschlichen Fähigkeiten auseinandersetzen muss. Die auf einer Karte geschriebene Frage führt ihn letztlich auch zu Mr. Glass und eröffnet den Beginn einer existenziellen Suche, durch die David’s zwischenzeitlich durchlebten Erfahrungen zu den Spuren der eigenen Bestimmung münden und im finalen Twist auf schonungslose Weise herauskristallisiert werden.

Shyamalans Werk bricht vor allem die Grenzen des Comicfilms und entwickelt sich so gerade im Verlauf der Geschichte zu einem melodramatischen Thriller mit einer gesellschaftskritischen und psychologisch monumentalen Botschaft. Dabei gelingt dem Regisseur mal wieder durch seine eigens hervorgebrachte filmische Stilistik, eine im Grossteil durch anfängliche Ruhe kennzeichnende, aber ebenso gleichbleibend kraftvolle und beeindruckende Inszenierung, durch die den Figuren eine charakterlich tiefe Entwicklung gewährt wird.
Dadurch werden dann zu jeder Zeit grossartige Darstellungen mit emotionaler Glaubwürdigkeit zugelassen und gerade Willis, der seine Rolle ruhiger angehen lässt und mit leisen Worten zu überzeugen vermag, kann durch sein grandios verkörpertes Schauspiel auch in den langen Grossaufnahmen durchgehend brillieren. Am Ende bleibt so ein filmisches Meisterwerk, das mittlerweile zurecht seinen wohlverdienten Kultstatus geniesst und dem Zuschauer auf eindrückliche Weise beweist, das auch im neuen Jahrtausend des Kinos noch grosse Geschichten erzählt werden können.
Signs (2002)

Nachdem bereits Unbreakable nicht mehr ein überschwänglich-positives Presseecho umfasste, setzte sich der zum Negativtrend schreitende filmische Diskurs um Shyamalans Filme mit Signs konsequent fort. Wenngleich auch dieser noch viele positive Kritiken erhielt und mit über 408 Mio. US-Dollar Einspielergebnis weltweit ziemlich erfolgreich war.
Der einstige Pfarrer Graham Hess verliert nach dem Unfalltod seiner Frau den Glauben an Gott. Er lebt seither mit seinen beiden Kindern Morgan und Bo sowie seinem Bruder Merrill auf einer Farm. Als er eines Morgens einen rund 200 Meter grossen Kornkreis in einem seiner Felder erspäht, wird er in Folge von weiteren mystischen Vorkommnissen konfrontiert, die sich nicht mit irdischer Logik erschliessen lassen. Die Ereignisse nehmen fortan überdimensionale Ausmasse an, die es zu überstehen gilt. Doch sind sie auch im Stande, diese zu meistern?

Inhaltlich beschäftigt sich M. Night Shyamalan mit dem Phänomen der Kornkreise sowie einer anstehenden Invasion der Erde durch ausserirdisches Leben. Seine Liebe für übersinnliche Themen war ja nun bereits bei seinen Filmvorgängern immer präsent, aber wird mit Signs aus der Unterschwelligkeit der mystisch-feindosierten übernatürlichen Kräfte zum unübersehbaren Science Fiction-Plot aus der B-Movie-Schiene ausgehoben.
Auch Signs hat viele atmosphärische Momente vorzuweisen, die bis zu einem gewissen Punkt fesselnde Unterhaltung gewähren, aber im weiteren Verlauf auch an Reiz verlieren und zu sehr auf einem Plot aufbauen, der in einem grobschlächtigen Showdown mündet und die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte letztlich an schlecht animierten Aliens verliert.
Wäre dies allerdings ein einfacher B-Movie, könnte man ihm sicherlich gehobene Unterhaltungsklasse attestieren, aber in Anbetracht eines Shyamalan-Films bietet Signs eine letztlich zu einfältige Prämisse, um vollends aufzugehen und seine Erfolgswelle aus kreativen Geschichten fortzuführen.
The Village (2004)

Einen weiteren Abwärtstrend markierte der Mystery-Horrorfilm The Village, der sich aber entgegen der negativen Kritiken zu einem Publikumserfolg entwickelte. Er beschäftigt sich mit dem abgeschiedenen Dorf Covington, dessen Leben und Technologie zeitlich im 19. Jahrhundert angesiedelt ist. Das Dorf liegt dabei auf einer Lichtung eines dichten Waldes, welcher wiederum von bösen Kreaturen (den Unaussprechlichen) belagert wird. Diese stellen aus Sicht der Dorfgemeinde eine Lebensbedrohung dar, weshalb ein gemeinsamer Pakt geschlossen wurde, der die Vermeidung von Konfrontationen vorsieht, solange keiner der Dorfbewohner den Wald betritt.
The Village bietet immer wieder atmosphärische Momente aufgrund der andauernden Bedrohung durch die Unaussprechlichen. Ebenso enthält der Film aber auch starke dramatische Elemente, die in Konflikten unter der Dorfgemeinde ausgetragen werden und einen wesentlichen Teil des Films ausmachen.

Der Film verharrt dabei bis kurz vor seinem finalen Twist, so eingekapselt und engstirnig wie ein Grossteil seiner Hauptfiguren innerhalb der Dorfgemeinde. Dieser Fokus sorgt einerseits für tiefgründige Darstellungen, aber auch dafür, dass sich der Film innerhalb seines Tunnelblicks zeitweise zu sehr auf seinen letztlichen Twist verlässt, der sich darüber hinaus mit einer halben Auflösung schon zu frühzeitig in seiner kompletten Dimension erahnen lässt. Schauspielerisch beeindrucken dann vor allem Bryce Dallas Howard, Joaquin Phoenix und Adrien Brody mit emotional besonders glaubhaften Leistungen. Damit ist The Village am Ende, ähnlich wie Signs, ein Film, dem es nicht bis zum letzten Schnitt gelingt, Prämisse, Twist und die damit einhergehende Glaubwürdigkeit sowie die Spannung auf einem Level zu halten.
The Visit (2015)

2015 folgte nach den vier mehrheitlich verrissenen Filmen Das Mädchen aus dem Wasser, The Happening, Die Legende von Aang und After Earth die erste Regiearbeit von M. Night Shyamalan, die eine Kehrtwende zu seinen alten Qualitäten kennzeichnete. Der Horrorthriller The Visit, der auch mit Elementen der Komödie ausgestattet ist, handelt von den beiden Kindern Rebecca und Tyler, die aufgrund einer Kreuzfahrt ihrer alleinerziehenden Mutter und deren Freund erstmalig eine Woche bei ihren Grosseltern auf dem Land verbringen.
Die beiden Kinder lernen diese so spät kennen, da ihre Mutter Loretta 15 Jahre zuvor im Streit um ihren Freund Corin, den leiblichen Vater der Kinder, das Elternhaus verlassen hat und der Kontakt zu ihren Eltern in diesem Zuge abbrach. Aufgrund dieser ungewöhnlichen Situation entscheiden sich die Kinder, dieses ländliche Erlebnis auf Kamera festzuhalten. Doch schon bald merken Rebecca und Tyler, dass mit ihren beiden Grosseltern irgendetwas nicht zu stimmen scheint.

Mit Anbeginn, der ersten seltsamen Ereignisse, kreiert The Visit jedenfalls eine durchgehend bedrohliche Atmosphäre, die mit den Mitteln des Found Footage Stils konsequent intensiviert wird. Schauspielerisch besticht neben Jungdarstellerin Olivia DeJonge vor allem Deanna Dunagan mit ihrer undurchschaubaren und phasenweise schaurigen Darstellung als Oma Marja Bella. Der Film zeichnet so die Rückkehr zum zwischenzeitlich verlorengegangenen Minimalismus in Verbindung mit einem Plottwist, den ansatzweise M. Night Shyamalans stärkste Werke auszeichnen. Nur ansatzweise, weil der Twist nicht allzu bahnbrechend und vor allem vorhersehbar ist, aber immerhin wieder einen guten Neustart darstellt, der aus meiner Sicht mit dem nachfolgenden Film eine weitere qualitative Steigerung erfährt.
Split (2016)

Split ist der zweite Film der sogenannten Eastrail 177-Trilogie, der wie auch alle anderen Teile auf dem eigens verfassten Drehbuch des Regisseurs M. Night Shyamalan basiert. Lässt sich der erste Teil noch in drei Genres aufteilen, so ist dieser Film vor allem dem Psychothriller zuzuordnen.
Er behandelt zu Beginn die Geschichte der Aussenseiterin Casey, die nach einer Geburtstagsparty zusammen mit ihren Schulkolleginnen Opfer einer skrupellosen Entführung wird. Nach Momenten der Ohnmacht kristallisiert sich allerdings für die hilflosen Mädchen in einer eingesperrten unterirdischen Einrichtung heraus, dass ihr Entführer sich als Person mit multipler Persönlichkeitsstörung entpuppt. Mit einer von bisher 23 Identitäten beherbergten Persönlichkeitsstörung, die auf wechselnde Weise und in teilweise krampfartigen Anfällen in Kevin erwachen, droht, schon bald eine 24. und mächtigere Bestie, die Kontrolle über alle anderen zu erlangen. Diese wird mit einer grossen Ankündigung und Verehrung von den anderen Persönlichkeiten offenbart und verfolgt das Ziel, die nicht leiderfüllten Mädchen der entführten Gruppe zu vernichten. Ein psychisch schwerer Kampf, der vor allem Casey alles abverlangt, nimmt seinen Lauf und mündet letztendlich zum alles bedeutenden Showdown, dem am Ende noch eine nicht zu erwartende Überraschung beiwohnt.

Split war am Ende der Überraschungserfolg von Shyamalan, der zwischenzeitlich mit vielen nur durchschnittlichen Action-Blockbustern seine Fans und Kritiker verärgerte und nun nach dem ebenfalls erfolgreichen The Visit endlich wieder den konstanten Aufwärtstrend seines Schaffens markierte. Mit seiner kammerspielartigen Inszenierung konzentriert sich das Werk vor allem ganz auf die tollen Darstellungen, bei denen vor allem James McAvoy das grosse Los ziehen konnte. Seine Darstellung wurde nach der Veröffentlichung gleichermassen kontrovers diskutiert als auch vielfach gelobt. Sein perfekt beherrschtes Over-Acting stellt aus meiner Sicht zudem eine Glanzleistung in einer Reihe von vielen grossartigen Darstellungen in der Geschichte des Psychothrillers dar.
Hierbei kann dieser Film gerade seine vielen ruhigen Momente grandios ausnutzen und somit eine langsam aufbauende und sinnvoll angepasste Spannung erschaffen, um am Ende dem Gefühl der Ruhe vor dem Sturm eine visuell beeindruckende Bedeutsamkeit und Erkenntnis abzuverlangen. Denn gerade in jenen Momenten, in denen die Figur von McAvoy in die Nähe des unausweichlichen Ausbruchs gelangt, erreichen die prägnanten Dialoge zwischen Casey und Kevin umso mehr ihre psychologische Tiefe und runden damit die Atmosphäre sowie den schockierenden Soundtrack auf fesselnde Weise ab. Allerdings begeistert der Streifen nicht gerade durch psychologische und medizinische Versiertheit aufgrund der übertrieben gespielten Verkörperung des Krankheitsbildes der Figuren von McAvoy. Dennoch kann der Film seinem Hype aus meiner Sicht gerecht werden.
Glass (2019)

Mit dem letzten Teil von M. Night Shyamalans gross angelegter, aber auch widersprüchlichen Superhelden-Trilogie eröffnet uns der Regisseur mit einem letzten grossen Tusch das als Episodenfilm verpackte Werk, welches zunehmend zu einer Einheit verschmilzt. Damit ist es auch eine grosse filmische Verbeugung an das Comic-Universum sowie ein Film mit einer gesellschaftskritischen Erkenntnis.
David Dunn, der unzerbrechliche Held aus Unbreakable, verfolgt den Serienmörder Kevin Wendell Crumb aus Split. Dieser leidet unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Seine gefährlichste Identität ist hierbei die „Bestie“. Doch schon bald werden beide von der Polizei gefasst und in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, in welcher sie Elijah Price alias Mr. Glass vorfinden. Er ist ein genialer, aber manipulativer Mann mit brüchigen Knochen sowie einer Obsession für Superhelden.
Die Psychiaterin Dr. Ellie Staple versucht nun, die drei ungleichen Charaktere davon zu überzeugen, dass sie alles andere als übermenschlich sind und alles nur auf psychischen Wahnvorstellungen basiert. Doch Mr. Glass möchte innerhalb eines Geheimplans die Welt von der Existenz „echter“ Supermenschen um jeden Preis überzeugen.

Genial an der Inszenierung ist hier vor allem das Aufeinandertreffen der Figuren aus den bereits bekannten Filmen Unbreakable und Split. Das hier schauspielerisch vor allem James McAvoy überzeugt, liegt daran, dass ihm im Vergleich zu Split eine noch überzeugendere Verkörperung gelungen ist. Bruce Willis spielt seine Rolle da natürlich nicht schlechter, denn er erreicht schon mit Blicken und Gestik eine schauspielerische Brillanz, die seinesgleichen sucht, doch ist hier das Augenmerk einfach mehr auf McAvoy gerichtet.
Dass der Film aber leider auch viel zu lang geraten ist, wird ebenso verdeutlicht und gibt dem Film zum Schluss einen etwas ungeschliffenen Gesamteindruck. Gerade zu Beginn braucht der Film nämlich deutlich zu lange, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Auch wirkt der Streifen gerade in den ersten Einstellungen durch einen gewissen eigensinnigen Humor vermehrt wie eine Parodie auf die beiden Vorgänger, und so entstehen leider auch unfreiwillig komische Szenen.
Diese Defizite verblassen aber auch, da es der Film im Verlauf seiner Handlung trotzdem noch schafft, den Zuschauer in die Tiefe des Geschehens zu ziehen. Gerade die für Shyamalan typischen langen Kamerafahrten und verlangsamten Schnitte kommen ausserdem auch hier wieder perfekt zum Einsatz. Diese schaffen es gekonnt, eine gelungene und andersartige Form der ansonsten schnell geschnitten Blockbuster zu erreichen und dokumentieren auf perfektionistische Weise die hohe Schauspielkunst der Darsteller, allen voran die von McAvoy, dessen Wahnsinn sich sogar abgrundtief in seinen Augen spiegelt. Hier schafft es Shyamalan mal wieder, die Spannung bis ins Unermessliche zu steigern, und erst wenn der Zuschauer dem spürbaren Leid selbst ausgeliefert ist und dem hohen Grad der fesselnden Anspannung entgegen fiebert fällt ein Schnitt und der Film wechselt die Kulisse.

Shyamalan wäre aber nicht Shyamalan, wenn er nicht doch noch ein filmisches Ass im Ärmel trägt. So beendet er seinen Film zwar mit einem viel zu lang geratenen Finale, das sich auch danach noch nicht mit dem Abspann zufrieden gibt, verblüfft aber eben auch noch mit einer realitätsnahen und vielleicht auch gesellschaftskritischen sowie traurig gestimmten Erkenntnis, die alle vorhergehenden Marvel Superheldenfilme in den Schatten stellt.
Ein Film, der letztlich die Kraft der eigenen Überzeugungen, wie auch das Vorkommen von Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten auf schockierende Art und Weise verdeutlicht, aber auch in Frage stellt, und ein kontroverses Werk, das vielleicht zu seinem Vorteil Kritiker und Zuschauer spaltet, da die Gesellschaft im Film alles aussergewöhnliche versucht, auf menschlich nachvollziehbare Gründe herunter zu brechen und deshalb übernormalen Mächten keine Chance zum Überleben lässt. Trotz der Längen also ein grandioses Werk, das sich nicht auf die Seite seiner Zuschauer stellt, sondern versucht, seine Überzeugungen als universelle Kritik ans Publikum zu richten.
Old (2021)

2021 veröffentlichte M. Night Shyamalan mit Old schliesslich wieder einen komplett eigenständigen Film, der sich gänzlich dem Thriller-Genre verschreibt.
In Old geht es um Guy und Prisca Cappa, die mit ihren beiden Kindern Trent und Maddox in den Urlaub fahren. Nach einem Tag am traumhaften Hausstrand stellt sich bereits heraus, dass der Familienfrieden vergangene Narben mit sich schleppt, da Guy und die krebskranke Prisca kurz vor einer Trennung stehen, aber den Kindern zuliebe noch einen letzten gemeinsamen Familienurlaub verbringen möchten. Als der Hotelmanager der Familie von einem nahegelegenen und ebenfalls traumhaften Privatstrand erzählt, den er als Geheimtipp verkauft und ihn als Ausflugsziel anbietet, nimmt die Familie dieses Angebot dankbar entgegen. Mit ihnen kommt dabei auch eine weitere Familie mit. Doch nach bereits kurzem Aufenthalt merken die beiden Familien, dass dem Strand eine seltsame Energie beiwohnt, die schon bald tiefschneidende Erkenntnisse mit sich bringt und in einem unheilsam-rasenden Tempo voranschreitet.

Old gehört zu jenen Filmen von M. Night Shyamalan, die mit logischer Herangehensweise nicht mehr sonderlich gut funktionieren und welcher aus meiner Sicht höchstens als B-Movie mit leicht gehobener Klasse fesselnde Unterhaltung bieten kann. Schauspielerisch ist dieser Thriller dabei durchgehend akzeptabel und für Shyamalans Prämisse zweckdienlich gespielt, aber schliesslich ohne sonderliche Highlights in dieser Sparte bestückt.
Kreativ ist hier allen voran die Stilsicherheit, mit der Shyamalan mithilfe der Kameraarbeit von Mike Gioulakis das einbrechende Grauen, in kleinen und schliesslich immer grösser werdenden Schüben präsentiert und damit konsequent Spannung aufbaut. Ansonsten ist Old leider eher ein Film geworden, der nicht nur seine Darsteller ziemlich schnell alt aussehen lässt, sondern auch M. Night Shyamalan mit Blick auf die vielen schlechten Kritiken und das letztliche Einspielergebnis.
Eine ausführliche Kritik zu Old von unserem Autor Joël findet ihr hier.
Knock at the Cabin (2023)

2023 kam mit Knock at the Cabin schliesslich der nächste Thriller von ihm heraus, der wie bereits sein vorangegangener Film auf einem Roman basiert und damit nicht gänzlich seiner kreativen Feder entsprungen ist. Der Thriller stellt ein schwules Paar mitsamt seiner Adoptivtochter in den dramaturgischen Mittelpunkt.
Das Paar Eric und Andrew sowie die siebenjährige Adoptivtochter Wen erhalten während ihres Urlaubes in einer abgelegenen Waldhütte in Pennsylvania einen seltsamen Besuch von einem sehr kräftig gebauten und tätowierten Mann, einem weiteren Typen sowie zwei Frauen, die allesamt mit umfunktionierten Werkzeugen bewaffnet sind. Diese dringen gewaltsam in die Hütte ein, überwältigen Eric und Andrew und fesseln diese schliesslich. Überzeugt von einer gemeinsamen Vision wollen diese, dass Eric, Andrew und Wen ein grausames Opfer vollbringen, um eine angeblich bevorstehende Apokalypse zu verhindern.

Knock at the Cabin lebt ebenfalls wie sein Vorgänger von einer Idee, die weit von der Realität abdriftet, aber aus meiner Sicht hier besser zum Tragen kommt und bis zum Schluss dank atmosphärischer Wendungen einigermassen aufgeht.
Vor allem ist es ein Film, welcher sich mit einem Thema auseinandersetzt, der bei anderen Genrevertretern meist mit unnötiger Effekthascherei versehen wird, aber hier wieder dem reizvollen Kontrast von Shyamalans Minimalismus ausgesetzt ist. Dies verleiht seinem Film Tiefe an Stellen, die in anderen Werken in aller Regel der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Schauspielerisch lebt Knock at the Cabin von der Ambivalenz seiner Gegenspieler, die zwischen anfänglicher Sympathie und letztlich abgedrifteten Wahn vor allem mit dem Wrestler Dave Bautista von einer imposanten Führungsfigur getragen werden.
So gelingt Knock at the Cabin aus einer eigentlich hirnrissigen Idee doch noch ein ansehnlicher Thriller, der aus meiner Sicht dank seiner atmosphärischen Wirkung und Dave Bautista funktioniert.
Trap: No Way Out (2024)

2024 kam mit dem Psychothriller Trap: No Way Out der bislang letzte Shyamalan-Film heraus. Erzählt wird hier die packende Geschichte des Serienkillers Cooper Adams, besser bekannt als «The Butcher», der mit seiner Tochter Riley ein Popkonzert besucht. Dieses Konzert wurde allerdings als Falle für seine Festnahme konzipiert! So bemerkt Cooper Adams ein hohes Polizeiaufgebot und zunehmende Personenkontrollen, die ihn skeptisch werden lassen. Allerdings ist nicht nur das FBI ein anfängliches Hindernis für ihn, sondern auch seine Tochter Riley, die als überaus begeisterte Anhängerin von Sängerin Lady Raven ihr Fandasein in vollen Zügen auslebt! Das von Cooper ausgelöste Katz und Maus-Spiel nimmt somit seinen ausweglosen Lauf, welches am Ende jegliche Dimensionen zu sprengen weiss.
Doch ist Shyamalans bislang letzter Film lohnenswert oder wird der Zuschauer mit einer dramaturgisch ausweglosen Falle konfrontiert?

Aus meiner Sicht ist ihm hier eine atmosphärische Punktlandung gelungen. Die klassische Konzertatmosphäre und den damit unschuldigen Teen-Pop mit der Dramaturgie des Thrillers zu verschmelzen, ist auch eine geniale Idee, die dem Film ein rasantes Tempo verleiht! So ergibt sich ein wirkungsvolles Kontrastprogramm mit einer Inszenierung, die dank ihres durchgehend ruhelosen Spirits bis zum Schluss dank raffinierter Wendungen nie der Atem ausgeht. Dadurch erhält der Film eine unheilvolle Kraft, die auch im stimmig inszenierten Zusammenspiel mit den Kamerakompositionen ein stilbewusstes und fesselndes Heimkinoerlebnis bereithält. Hierbei ist es auch der anhaltenden Spannung zu verdanken, dass man dem Film das ein oder andere Logikloch verzeihen mag!
Schauspielerisch kann vor allem Josh Hartnett mit einer psychologisch spannend angelegten Rolle begeistern, während M. Night Shyamalans Tochter Saleka mit einer selbstbewussten Performance als Lady Raven für reichlich Sympathie sorgen darf. Somit trifft bei M. Night Shyamalans vorerst letzten Film eine spannende Geschichte auf eine fast ebenbürtige Inszenierung.

Was ist der nächste Film von M. Night Shyamalan?
Und mit diesem aus meiner Sicht wieder durchgehend gelungenen Film darf man gespannt sein, was uns als nächstes aus seiner Feder erwartet. Fakt ist, dass er in Zusammenarbeit mit Nicholas Sparks und einer Mischung aus Romanze und Thriller wieder eine ungewöhnliche Mischung gefunden hat, die vielleicht sein nächstes Erfolgsrezept bereithält. Über die Handlung oder den Titel ist noch nichts bekannt. Gemäss IMDb sind Jake Gyllenhaal und Phoebe Dynevor bereits als Schauspieler bestätigt.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
Kommentar schreiben