Am 7. September 2024 lief die Camgirl-Komödie Broke. Alone. A Kinky Love Story unter der Regie von Anna Unterweger in den deutschen Kinos an. Mittlerweile ist der Film auch bei unterschiedlichen Anbietern wie Prime Video, Apple TV oder Magenta TV kostenpflichtig abrufbar. In den Hauptrollen ist der Film mit Nora Islei und Julian Bloedorn besetzt worden. Inhaltlich beschäftigt sich die Komödie mit der Kunststudentin Sarah, die sich vorübergehend für den Job als Camgirl entscheidet, um Mietschulden begleichen zu können. Ob Broke. Alone. frischen Wind in die deutsche Komödienlandschaft bringt oder mit viel zu ausgelutschten Witzen allzu vorzeitig seinen Höhepunkt erreicht, möchte ich euch in meiner Kritik offenbaren.

Wenn die Quarantäne kreativ macht…
Kunststudentin Sarah muss sich innerhalb der Corona-Pandemie durch zwei Wochen Quarantäne durchbeissen. Ihr Leben nimmt aber schliesslich eine ungewöhnliche Wendung, als sie ihren Freund Jonas in der gemeinsamen Wohnung beim Fremdgehen erwischt. Beide letztlich mit nachdrücklichen Mitteln aus der Bude gejagt, muss sie auch noch feststellen, dass er seit bereits einem halben Jahr die Miete nicht mehr bezahlt hat. Sein Geld floss stattdessen in einen Online-Camgirl-Service. Ihr Mieter macht ihr nun Druck und möchte innerhalb von zwei Wochen das Geld sehen, da sie ansonsten aus der Wohnung fliegt.
Sarah nimmt nun den gleichen Camgirl-Service ihres Exfreundes in Anspruch, um damit schnelles Geld zu verdienen. Auch weil sie ohne die Unterstützung ihres Vaters, der als Psychologe arbeitet, auskommen möchte. Doch sie erhält unterstützenden Beistand mit Video-Calls von ihrer BFF Mila sowie dessen Bruder Tim. In jedem Fall bekommt die Online-Erotikbranche mit ihr eines der erinnerungswürdigsten Camgirls aller Zeiten geboten. Sarah rechnet allerdings noch nicht damit, auf welch teils befremdlichen Wünsche und Sehnsüchte sie bei ihren Kunden stossen wird.

Broke. Alone. A Kinky Love Story ist Sexkomödie und Gesellschaftskritik zugleich
Broke. Alone. A Kinky Love Story ist jedenfalls alles andere als die nächste gewöhnliche Sexkomödie und schafft den Sprung aus der Komfortzone. Auch wenn der Film innerhalb seines Trailers und seinen ersten Minuten den Eindruck vermitteln mag, dass er nur auf den schnellsten anzüglichen Witz aus ist, steckt im weiteren Verlauf des Plots weitaus mehr Tiefe, als ich erwartet hätte. So werden fernab des zuvor bedienten Klischees ganz authentisch Themen wie die weibliche Emanzipation oder toxische Maskulinität aufgegriffen. Dabei gelingt dem Film eine abwechslungsreiche Spielart, bei der einfach mal der Spiess umgedreht wird, wenn am Ende nicht das Camgirl, sondern der Kunde das letzte Hemd opfert. Dennoch findet der Film immer wieder zu einem vergnüglichen Tonfall zurück, um einfach nur als Partyfilm mit beigefügter Lovestory funktionieren zu können.

Nora Islei ist die komödiantische Neuentdeckung
Neben ausgiebigen Momenten des Humors und melodramatischen Elementen baut der Film aber auch mal erotisch-anmutende und dialogfreie Zwischensequenzen ein, die zwar einem gewissen Klischee unterlaufen, aber diesem ebenso mit einer authentischen Würde begegnen. Weiterhin gelingt es Anna Unterweger in ihrem Langfilmdebüt zwar immer wieder, freche Witze mitsamt roher Jugendsprache zu verbinden, aber diese nie auf Kosten ihrer Hauptfigur auszutragen.
Nora Islei ist für mich darüber hinaus eine grossartige Neuentdeckung innerhalb der deutschen Komödienlandschaft. Broke. Alone. stellt dabei ihre erste Hauptrolle in einem Kinospielfilm dar. Hierbei meistert sie ihre Rolle mit einer beiläufigen Coolness, die erstmal getoppt werden muss. In Verbindung mit ihrer charismatischen Aura weiss sie diesen unkonventionell, aber launig inszenierten Film mit einer sicheren Glaubwürdigkeit und komödiantischen Energie zu tragen.

Guter Kameramix in Broke. Alone. A Kinky Love Story
So powervoll, wie Nora Islei sich in ihrem Kinodebüt schlägt, erweist sich auch die Kameraführung als dynamischer Mix aus Webcam bzw. Distanzshots und Naheinstellungen. Auch wenn dabei der Schärfefokus nicht immer der Beste ist, verleiht es der Komödie mit leichten visuellen Abstrichen dennoch einen zeitgemässen Anstrich. Der Soundtrack von Mousse T. weiss darüber hinaus trendbewusst mitzureissen. Neben sympathischen Momenten von Julian Bloedorn wird der Film ausserdem in teils kleineren Nebenrollen von ein paar namhaften deutschen Schauspielern mit skurrilen Auftritten aufgewertet. So sind beispielswiese Tim Wide als Vermieter Henry Tempel, Guido Broscheit als Bürohengst 69 oder Caroline Beil als Obdachlose Gudrun Stock zu sehen.

Mein Fazit zu Broke. Alone. A Kinky Love Story
Mit Broke. Alone. A Kinky Love Story ist Anna Unterweger eine sehenswerte Camgirl-Komödie gelungen, die aufgrund ihrer frischen Inszenierung und abgeklärt-charmanten Hauptdarstellerin aus der Komfortzone hervorsticht und wohlwollend im Gedächtnis bleibt. Da darf man also gespannt sein, mit welchen zukünftigen Projekten uns Anna Unterweger, aber auch Nora Islei überraschen werden. Das wird ja wohl hoffentlich noch nicht der vorzeitige Höhepunkt gewesen sein?
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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