Emilia Jones aus Coda

Coda – Ein Coming-of-Age Drama zwischen Verantwortung und Selbstverwirklichung!

Erst kürzlich konnte ich mit Coda das dreifach oscarprämierte Filmdrama von Siân Heder mit einem Probeabo bei Apple TV+ nachholen! Die wichtigsten Rollen sind mit Emilia Jones, Marlee Matlin, Troy Kotsur, Daniel Durant, Ferdia Walsh-Peelo und Eugenio Derbez besetzt. Der Film stellt sowohl ein Remake der französischen Komödie Verstehen Sie die Béliers? als auch eine Fortsetzung von Heders Spielfilmdebüt Tallulah dar. Ob Coda mich ebenso wie viele der damaligen Kritiken und Auszeichnungen des Films beeindrucken konnte oder er hinter dem Schatten der berüchtigten Ohrfeige zu Recht etwas in Vergessenheit geraten ist, möchte ich euch heute zum 22. Geburtstag der Hauptdarstellerin Emilia Jones, gerne verraten!

Emilia Jones in CODA
Emilia Jones verkörpert in Coda die Rolle der 17-jährigen Ruby, die ihrer Familie unterstützend zur Seite steht. | Bild: Apple TV+

Das Dilemma zwischen Pflicht und Leidenschaft

Inhaltlich handelt Coda von der 17-jährigen Ruby, die als einzig hörendes Familienmitglied als dolmetschendes Bindeglied zwischen ihrem Zuhause und der Aussenwelt fungiert. Bereits der Filmtitel greift dies auf, da CODA die Abkürzung für Children of Deaf Adults (Kinder von gehörlosen Erwachsenen) bedeutet. Dabei unterstützt sie zur Aufrechterhaltung des Familienbetriebs das gemeinsame Fischereigeschäft. Von ihren Mitschülern muss sie aber leider immer wieder böse Hänseleien verkraften. Lediglich ihre Freundin Gertie beteiligt sich nicht an solchen widerspenstigen Aktionen.

Nachdem sie schliesslich einem Chor ihrer High-School beitritt, um sich erstmal ihrem Schwarm anzunähern, entdeckt ihr neuer Gesangslehrer Bernardo Villalobos schon bald ihre Gesangsbegabung. Dabei möchte er sie nicht nur für ein Duett einer baldigen Herbstaufführung gewinnen, sondern glaubt auch, dass sie das Talent für ein Stipendium am renommierten Berklee College of Music in Boston besitzt. Dafür opfert ihr Gesangslehrer schliesslich seine private Zeit, um ihren Gesang zu verfeinern. Doch schon bald muss sich Ruby einer schweren Entscheidung zwischen ihrer Gesangskarriere und gehörlosen Familie stellen, die bislang immer auf Rubys dolmetschendes Geschick zählen und vertrauen konnte! Sie liebt ganz klar ihre Familie, aber auch die Musik – Für welche der beiden Seiten wird sich Ruby also entscheiden?

Marlee Matlin und Troy Kotsur aus Coda
Ruby erkämpft sich zwischen Liebe, Verantwortung und Rebellion ihren Platz in der Familie. | Bild: Apple TV+

Coda porträtiert Gehörlosigkeit mit Humor und Tiefe

Coda widmet sich dem Thema der Gehörlosigkeit trotz deutlich humorvoller Zwischentöne, sehr liebevoll. Der Film vereint mit seinem Cast um Marlee Matlin (Mutter Jackie), Troy Kotsur (Vater Frank) und Daniel Duran (Bruder Leo) tatsächlich gehörlose Schauspieler, die ihre Rolle auch deshalb mit der nötigen Glaubwürdigkeit verkörpern können. Der Humor bedient sich zwar manchmal einem eher schrillen Ton, entflammt aber aufgrund des Zusammenspiels mit Emilia Jones auf eine höhere Qualitätsebene. Sie fungiert trotz Untertitel der gehörlosen Familie, nicht nur als Dolmetscherin ihrer Eltern, sondern gleichwohl auch als die des Zuschauers und rundet den Humor aus meiner Sicht erst so richtig ab. Dies geschieht aber nie von oben herab und ohne mitleiderregende Stilmittel, sondern immer auch aus Sicht der liebenden Tochter, die auf teils rebellische Weise ebenso ihre Freiheiten einfordert.

Eugenio Derbez als Lehrer Bernardo Villalobos
Gesangslehrer Bernardo Villalobos (Eugenio Derbez) bietet Ruby die Chance ihres Lebens – Eine neue Freiheit fordert so ihren Weg ein. | Bild: Apple TV+

Eindringliche Szenen bringen das Thema dem Publikum nahe

Dabei kann sich der Zuseher vor allem mit Rubys Seelenleben identifizieren. Der dafür mit dem Oscar prämierte Troy Kotsur (Vater Frank) kann im Verlauf des Films aber ebenfalls zahlreiche Sympathien einfahren und eine emotional sehr eindringliche Performance abliefern, die vor allem in einer gemeinsamen Szene zwischen Tochter und Vater innig zum Tragen kommt. Auch Eugenio Derbez, der den Gesangslehrer Bernardo Villalobos verkörpert, kann sich trotz seiner anfänglich schroffen Art zu einem kleinen Sympathieträger aufgrund seiner wichtigen und unterstützenden Schlüsselrolle entwickeln.

In einer sehr bedeutenden Szene schafft es Coda nicht zuletzt auch, den Zuschauer in die Welt der Gehörlosigkeit zu holen. So blendet er bei einem Gesangsauftritt einfach den Ton ab um die Gefühlswelt der Familie, die den grossen Auftritt nur visuell und somit auch anhand der Reaktionen des Publikums nachempfindet, verfolgen kann. Für seine finale Gesangsdarbietung findet der Film ausserdem eine versöhnliche Verschmelzung zwischen Musik und Gebärdensprache, womit dank der inhaltlich harmonierenden Titelauswahl von Both Sides Now das Gefühlsleben der Hauptfigur emotional wunderschön verdeutlicht wird.

Emilia Jones und Troy Kotsur aus Coda
Für die Beziehung zwischen Ruby und ihrem Vater findet der Film einen besonders emotionalen Moment. | Bild: Apple TV+

Mein Fazit zu Coda

Coda ist für mich ein grossartiger Film, der eine weitere Beachtung mehr als verdient hat und mit seinem Fokus auf die Gehörlosigkeit einen bislang noch nicht so ausgetretenen Pfad begeht. Dabei verdient Siân Heders bestrebter Perspektivwechsel durch raffinierte Einfälle wie die Stummschaltung des Tons und die Verbindung von Musik mit Gebärdensprache, um die Lebenswirklichkeit von Children of Deaf Adults und gehörlosen Eltern für ein aussenstehendes Publikum zugänglich zu machen meine volle Anerkennung! Deshalb schön, dass dieser Film auch solchen Lebensgeschichten Gehör schenkt!

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.