Donald Sutherland und Helen Mirren aus Das Leuchten der Erinnerung

Das Leuchten der Erinnerung oder ein letzter Roadtrip zur Unvergesslichkeit!

Am 3. September 2017 feierte das tragikomische Roadmovie Das Leuchten der Erinnerung unter der Regie des italienischen Regisserurs Paolo Virzì seine Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig. Am 4. Januar 2018 erschien der Film schliesslich in den deutschen Kinos, während die Heimkinoauswertung am 8. Mai 2018 erfolgte. Erzählt wird die Geschichte der letzten angetretenen Reise des seit 50 Jahren glücklich verheirateten Ehepaares Ella und John.

Die französisch-italienische Produktion wurde in den Hauptrollen mit dem kürzlich verstorbenen Donald Sutherland und Helen Mirren besetzt. Leider ist die Tragikomödie bis heute ein Geheimtipp in der Vita der beiden Hauptdarsteller geblieben. Ob das nun seine Berechtigung hat und der Film damit vergessenswert ist oder vor allem eine leuchtende Erinnerung im Spätwerk von Donald Sutherland darstellt, möchte ich euch in meiner heutigen Kritik verraten.

Donald Sutherland als John und Helen Mirren als Ella aus Das Leuchten der Erinnerung
Ella und John versuchen, das Beste aus ihrer noch bleibenden Lebenszeit herauszuholen! | Bild: Filmcoopi / LEONINE Studios (ehemals Concorde Filmverleih)

Ella und Johns Abschied auf vertrauten Rädern

Eines Tages beschliesst das Ehepaar Ella und John mit ihrem als «Leisure Seeker» getauften Wohnmobil, ihren letzten Roadtrip anzutreten, nachdem sie das Gefühl haben, dass ihnen nicht mehr viel Lebenszeit bleibt. John ist nämlich an Alzheimer und Ella an Krebs erkrankt. Trotz der gesundheitlichen Einschränkungen ist der ehemalige Englischlehrer abgesehen von seinen immer häufiger werdenden geistigen Abwesenheiten in routinierten Angelegenheiten wie dem Fahren des Wohnmobils noch fit, während sie des Öfteren erschöpft, aber dennoch mit einem glasklaren Verstand bewaffnet ist.

Ziel des Trips ist das ehemalige Wohnhaus des von John so verehrten Schriftstellers Ernest Hemingway. Ihre Kinder, die einer solchen Reise kritisch gegenüberstehen, sind dabei erst gar nicht über den Ausflug in Kenntnis gesetzt worden, nachdem die Beiden einfach am frühen Morgen aufgebrochen sind. Während ihrer abenteuerreichen Reise wird das Paar dabei mit so einigen emotionalen Erkenntnissen konfrontiert, und aus Liebe und Sorge entschliesst sich Ella letztlich zu einer Entscheidung, die sie auch für John als die wohl beste Option erachtet!

Mirren und Sutherland in The Leisure Seeker
Hand in Hand zum fast himmlischen Strand! | Bild: Filmcoopi / LEONINE Studios (ehemals Concorde Filmverleih)

Paolo Virzìs leichte Annäherung an schwere Themen

Filmisch nähert sich Paolo Virzì dem äusserst sensiblen Thema sehr leichtfüssig. Wie bei Ella, die immer darum bemüht ist, jegliche gesundheitlichen Einschränkungen auszublenden, bedient sich nämlich auch die filmische Inszenierung dieser stilistischen Option. Dabei entsteht der Humor immer im Zusammenspiel der Beiden und offenbart im Beispiel von Johns Alzheimer-Erkrankung, die allerdings nie so richtig namentlich erwähnt wird, gleichermassen auch das eigentliche Drama. So schafft es die Tragikomödie auch, sich von der eigentlichen Grundlast des Themas ein Stück weit zu befreien, ohne die Ernsthaftigkeit und den Boden der Tatsachen aus dem Fokus zu verlieren. Das ermöglicht dem Film, eine grössere Zielgruppe abzuholen, die von einem reinen Drama erstmal abgeschreckt gewesen wäre. Das Leuchten der Erinnerung erreicht somit herzzerreissend-emotionale Momente als auch herzhafte Lacher und nähert sich seinem Ende auf eindrücklich berührende Weise.

Helen Mirren als Ella aus Das Leuchten der Erinnerung
Einer der herzhaften Lacher, offenbart sich in dieser irrwitzigen Szene! | Bild: Filmcoopi / LEONINE Studios (ehemals Concorde Filmverleih)

Sutherland und Mirren strahlen in Das Leuchten der Erinnerung

Schauspielerisch kann man sowohl Donald Sutherland als auch Helen Mirren jegliche Hochachtung vor ihren Darstellungen zollen. Trotz teils unangenehmer Situationen, welche die Beiden aufgrund ihrer Krankheiten zu meistern und darzustellen haben, behält ihr facettenreiches Schauspiel doch immer noch eine grosse Schippe an Würde. Dies gelingt, da sie aufgrund ihrer jahrzehntelangen Schauspielerfahrung aus meiner Sicht die komplette Dosis an Aufrichtigkeit und Aufopferung für ihre Rollen übrighaben und immer den richtig abgestimmten Akzent an Emotionen beizusteuern wissen. Neben dem eigentlichen Film sind für alle, die sich die Tragikomödie nun gerne auf Blu-ray zulegen möchten, auch das darauf zu sehende, sehr launige, aber leider viel zu knappe Interview von Donald Sutherland und Helen Mirren sowie die gehaltvollen Eindrücke vom Set zu empfehlen!

Helen Mirren und Donald Sutherland in Ella und John
Nach Bethune – Ein Arzt wird zum Helden (1990) standen die Beiden 2017 erneut vor der Kamera! | Bild: Filmcoopi / LEONINE Studios (ehemals Concorde Filmverleih)

Mein Fazit zu Das Leuchten der Erinnerung

Das Leuchten der Erinnerung ist ein sehr berührendes und gleichermassen leichtfüssig inszeniertes, tragikomisches Roadmovie, das sein ernstes Thema vor allem dank der starken Leistungen seiner beiden Hauptdarsteller erinnerungswürdig an sein Ende zu tragen weiss. Für den kürzlich verstorbenen Donald Sutherland stellt der Film zudem eine berührende Altersrolle dar, die sein Lebenswerk um eine besonders emotionale Facette bereichert und somit keinesfalls in Vergessenheit, sondern in leuchtender Erinnerung behalten werden sollte.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.