Endlich! Endlich ist es so weit, Deadpool und das MCU gehen Hand in Hand. Und das mit einem Knall. Als das Studio 20th Century Fox 2019 von Disney übernommen wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis Deadpool und die anderen Mutanten in Disneys Marvel-Universum auftauchen würden. Jahrelang waren die beliebten Helden getrennt – bis jetzt. Zwar tauchten in den letzten Jahren immer wieder neue und auch alte Mutanten auf der Leinwand auf, doch so richtig in die Welt der X-Men eintauchen konnten wir bisher nicht. Doch nun läuft seit dem 24. Juli 2024 Deadpool & Wolverine in den Kinos!
Nicht zurückgekehrt ist David Leitch als Regisseur. Der Schöpfer von Bullet Train und John Wick widmete sich gerade dem Film The Fall Guy mit einem anderen Ryan. Stattdessen wird Deadpool & Wolverine von einem guten Freund von Ryan Reynolds inszeniert. Shawn Levy, der mit Free Guy und The Adam Project zwei Filme von und mit Reynolds inszenierte, hat durch seine Arbeit an Stranger Things auch viel Erfahrung mit blutigen Szenen, die hier sicherlich nicht zu kurz kommen.
Gelungenes Opening legt die Messlatte hoch
Der Film beginnt mit einer der besten Tanzeinlagen der Filmgeschichte. Zu den Klängen von *NSYNC werden die Soldaten der TVA in bester Deadpool-Manier verprügelt. Dann ein kurzer Rückblick auf Wades Geburtstag, den er mit seiner neuen «Familie» feiert. Die Menschen, die er in den letzten Jahren gefunden und ins Herz geschlossen hat. Endlich ist er glücklich – er will sein Leben leben. Doch die TVA hat andere Pläne. Sein Universum steht nach dem Tod von Wolverine vor dem Ende und er soll in die Secret Timeline wechseln.
Man könnte auch sagen: «Hey, Fox gibt’s nicht mehr, jetzt ist Disney dran», dies sagt Wade auch mit einem gelungenen «fourth wall breake». Doch nun steht er vor einer gewaltigen Entscheidung, stirbt er mit seinen Freunden, seiner endlich gefundenen Familie oder will er sich nun ein sinnvolles Leben aufbauen, von dem er schon immer geträumt hat? Multiversen und guter Überredungskunst, sei Dank, bekommt Wade Hilfe von Logan beim Retten seines Universums, welches jetzt offiziell den Namen Earth-10005 besitzt.
Das grosse Wiedersehen in Deadpool & Wolverine
Entsprechend hoch waren die Erwartungen an Deadpool & Wolverine. Logan (Hugh Jackman), der das X-Men-Universum wie kein anderer geprägt hat und bei seinem letzten Kampf tragisch ums Leben kam, erlebt mit dem charismatischen, exzentrischen und selbstironischen Deadpool ein Abenteuer sondergleichen. Es ist das grosse Wiedersehen der Superheldenfilme. Nach fast 15 Jahren treffen die beiden Mutanten wieder aufeinander. Nur älter und in deutlich besseren Uniformen. Wie wird der Kampf diesmal ausgehen? Nicht nur sind Ryan Reynolds und Hugh Jackman auch hinter der Kamera sehr gut befreundet. Die Fehde zwischen ihnen zeigt sich auch in den alten Deadpool-Filmen mit dutzenden Verweisen auf Logan. Dass Ryan Reynolds seinen alten Auftritt in X-Men Origins: Wolverine gelinde gesagt scheisse fand, war im zweiten Deadpool-Film deutlich zu sehen. Kein Wunder also, dass, falls Wolverine zurückkommen soll, nur mit Deadpool. Doch dank Multiversen ist das Vermächtnis von Logan nicht zerstört.
Die Bromance, die man sich gewünscht hat
Beginnen wir mit dem Cast, genauer gesagt mit den zwei Personen, um die sich der Film dreht. Deadpool und Wolverine. Die beiden verstehen sich Blind. Man sieht, dass sie auch hinter der Kamera ein Superteam sind und ihre unterschiedlichen Charakterzüge rüberbringen, dass es einfach ein Genuss ist, bei ihren Wortgefechten zuzuhören. Die Kampfszenen zwischen den beiden sind wirklich toll, ein echtes Highlight. Auch wenn man sagen kann, dass Logan fast zu kurz kam, stört es mich nicht. Logan ist von der Figur her generell die ruhige Person und wenn man ihn neben einen Deadpool stellt, ist es automatisch so, dass Deadpool ihn überdeckt. Am Schluss zählt das Zusammenspiel und das ist grandios.
Cassandra Nova, gespielt von Emma Corrin, konnte mich allerdings nicht begeistern. Die non-binäre schauspielende Person Emma hat in diesen wenigen Szenen ihr Talent gezeigt. Die «Herrscherin» über die Leere regiert erfolgreich mit Angst und Schrecken. Als Schwester von Charles Xavier von der TVA verbannt und auf sich allein gestellt, eine grandiose Vorlage die wie schon so oft, nicht ausreichend genutzt wurde. Die non-binäre Emma zeigt die Stärken, welche bei bedrohlichen Szenen gut rüberkommt und man sich denkt, shit Cassandra hat ja einen üblen Schaden.
Das Problem mit den Bösewichten
Das Problem mit den Bösewichten kennt Marvel seit jeher. Sie sind halt nötig, aber ihre Geschichte möchte niemand hören. Falsch! Genau die Geschichte der Schurken ist das, was ein Schurke menschlich macht und dann auch so richtig gut. Das sieht man auch beim zweiten Antagonisten, Mr. Paradox. Der Brite Matthew Macfadyen spielt den TVA-Agenten. Fast schon ulkig oder generell overplayed kommt er daher, ob dies nun einfach zum Teil britischen Humor ist oder aber der Agent so geschrieben wurde, dass man ihn nicht ernst nehmen kann. Aber auch hier macht Deadpool seine Witze darüber, welche die Situation wieder beruhigen. Sich bedroht fühlt man sich von ihm leider nie. Warum sich Mr. Paradox der TVA-Obrigkeit widersetzt und was für eine Vergangenheit er mit Casandra Nova hat, wird jedoch nie genau beleuchtet.
Deadpool & Wolverine ist ein Film mit Ohrwurmpotential
Obwohl die Bösewichte wieder einmal zu kurz kommen und die Handlung zu wünschen übrig lässt, ist definitiv die Musik eines der Highlights des Films. Ryan Reynolds hat einfach ein Händchen dafür, welche Songs er mit seinen Kampfszenen mischen muss, um eine geile Kombi zu erhalten – egal ob zu *NSYNC, Madonna oder Grease. Es wird immer ordentlich zugeschlagen. Rob Simonsen hat einen schönen, aber auch nicht allzu speziellen Soundtrack komponiert, der sich gut in den Film integriert. Die Kampfszenen sind spektakulär und schön anzusehen, nichts Aussergewöhnliches und nicht immer choreographiert. Dennoch geniesst man sie.
Warum Deadpool (noch) kein Avengers wird…
Eine der besten Superhelden-Vereinigungen der letzten Jahre, gespickt mit erwarteten und unerwarteten Cameos, die einen tief ins Marvel-Herz treffen. Deadpool & Wolverine ist eine grosse Hommage an das Fox-Universum mit zahlreichen Anspielungen, Referenzen und Cameos aus den letzten 20 Jahren und heftigem Disney-Bashing. Ein Abschiedsgeschenk und eine Liebeserklärung von Disney, aber auch besonders von Ryan, der es bei Fox nicht immer leicht hatte.
Ob der Film grosse Auswirkungen auf das MCU haben wird, ist schwer zu sagen, die Brücke zwischen Fox und Disney ist nun sicherlich offen. Aber wird es ein Wiedersehen zwischen Wade und Logan geben oder war es ein einmaliges, gelungenes Abenteuer voller Fanservice? Zu unterschiedlich ist der Vibe des MCU und zu gross die Storylines, die sich daraus ergeben könnten. Meine Vermutung ist, dass es bis auf Weiteres ruhig um die beiden wird und wir sie, wenn überhaupt, erst in Avengers: Secret Wars sehen werden, der 2027 in die Kinos kommt.
Hat Deadpool & Wolverine eine Post-Credit-Szene?
Ja, der Streifen hat eine Post-Credit-Szene. Einen Hinweis auf einen nächsten Superhelden-Film gibt es jedoch nicht. Vielmehr ist es eine Szene, die einen Teil der Handlung von Deadpool & Wolverine besser erklärt. Das Fox Universum rund um die Fantastic Four, X-Men, Elektra, Daredevil und Blade ist nun Geschichte, für einen letzten Tribut lohnt es sich, beim Abspann sitzen zu bleiben.
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