Red Notice

Red Notice – Wie gut ist Netflix’ bisher teuerste Eigenproduktion?

Ab dem 12. November läuft die bisher teuerste Eigenproduktion bei Netflix: Red Notice. Gestartet ist die neue Actionkomödie aber bereits vor einigen Tagen in einigen ausgewählten Kinos. Das Budget von geschätzten 160 bis 200 Millionen Dollar und der hochkarätige Cast liessen mich auf einen sehenswerten Streifen hoffen. Ist Red Notice gelungen oder bahnt sich für Netflix ein herber Misserfolg an?

Die Jagd nach dem verschollenen Schatz der Kleopatra

Eine alte Legende aus Ägypten lässt seit hunderten von Jahren Wissenschaftler, Forscher und Diebe nicht mehr los. Es heisst, dass die ägyptische Königin Kleopatra einst drei goldene Eier geschenkt bekommen haben soll, die heutzutage Millionen wert sind. Während eines der Eier in einem Museum in Rom liegt und das zweite an einen privaten Sammler verkauft worden ist, scheint niemand den Aufenthaltsort des dritten Eis zu kennen. Einem schwerreichen Unternehmer aus Ägypten ist dies aber egal, denn er will seiner einzigen Tochter zur Hochzeit unbedingt alle drei goldenen Eier von Kleopatra schenken. Dafür will er ein riesiges Vermögen bezahlen. Grund genug für den Kunstdieb und Trickbetrüger Nolan Booth, sich die Eier unter den Nagel reissen zu wollen. Er ist ein wahrer Profi in Sachen Diebstählen, arbeitet stets alleine und hält sich selbst darüber hinaus für den allerbesten Kunstdieb der Welt.

Dwayne Johnson Ryan Reynolds Red Notice
Red Notice oder Indiana Jones? | Bild: Netflix

Nolans Raubzüge rufen den FBI-Agenten John Hartley auf den Plan. Der Profiler verfolgt den Kunstdieb schon seit langer Zeit. Und tatsächlich treffen die beiden in Rom aufeinander, als Nolan eines von Kleopatras unbezahlbaren goldenen Eier zu stehlen versucht. Doch für beide läuft schlussendlich nicht alles so, wie erhofft. Denn ein dritter Mitspieler nimmt nun an der Jagd nach den Eiern teil: Ein Kunstdieb, der sich selbst «der Läufer» nennt. Hierbei handelt es sich um die schöne, und doch gerissene und eiskalte Diebin Sarah Black. Sie schafft es, den FBI-Agenten John Hartley seines guten Rufs zu berauben und ihn als Verbrecher darzustellen.

Freundschaft wider Willen in Red Notice

Notgedrungen muss sich John nun mit Nolan herumschlagen, denn nur über diesen scheint der FBI-Agent an Sarah heranzukommen. Sollte er die Diebin verhaften können, könnte er seinen Namen reinwaschen und wieder sein altes Leben zurückbekommen. Und auch Nolan würde von einer Verhaftung Sarahs profitieren, denn immerhin scheint nur noch die hübsche Frau zwischen ihm und Kleopatras Eiern zu stehen. So bilden die beiden eine Partnerschaft, beide für ihren eigenen Zweck. Doch die gerissene Sarah Black zu fassen zu kriegen, ist alles andere als leicht. So gelingt es ihr beispielsweise, Nolan und John in ein Hochsicherheitsgefängnis am Ende der Welt zu verfrachten.

Gal Gadot Red Notice
Sarah Black ist die beste Kunstdiebin der Welt | Bild: Netflix

Während sich Nolan, John und Sarah also um die halbe Welt jagen, schliesst sich das Zeitfenster für das Auffinden und Verkaufen der drei goldenen Eier stetig. Und das zweite Ei zu bekommen, wird ebenfalls alles andere als leicht. Denn wie sich herausstellt, ist der private Sammler, der das Ei anonym erworben hat, niemand geringeres als Sotto Voce. Er ist einer der mächtigsten und gefährlichsten Waffenhändler der Welt, der es sich darüber hinaus zum Hobby gemacht hat, Leute zu erwürgen. Kein leichter Gegner also; gelingt es John und Nolan trotzdem, Kleopatras zweites Ei zu stehlen? Und was dann, immerhin scheint niemand zu wissen, wo das dritte und letzte Artefakt versteckt ist?

Erfolgsrezept Reynolds, Johnson und Gadot?

Red Notice ist wie erwähnt die bisher teuerste Eigenproduktion von Netflix. Kein Wunder, denn bereits für den Cast hat der Streaming-Anbieter sicherlich einige Millionen in die Hand nehmen müssen. Ryan Reynolds spielt den trickreichen und selbstverliebten Kunstdieb Nolan Booth und überzeugt einmal mehr dank seiner ironischen und witzigen Art; wie zuletzt als Deadpool oder in Free Guy. Dwayne Johnson mimt den draufgängerischen und schweigsamen FBI-Agenten John Hartley und kann daher einmal mehr seine Muskeln und seine trockene und doch sympathische Art präsentieren, wie wir es beispielsweise aus den The Fast and The Furious-Filmen kennen. Zu den beiden Schauspielern gesellt sich schliesslich Wonder Woman-Darstellerin Gal Gadot dazu. Ihre Rolle ist die einer klugen und doch erbarmungslosen Verbrecherin, die man ihr definitiv abkauft. Alles in allem harmonieren die drei Protagonisten sehr schön. Man muss aber definitiv bemerken, dass sich die drei nicht neu erfunden haben. Besonders Reynolds und Johnson spielen ihre Rollen so, wie sie sie eben in den meisten ihrer anderen Filme auch spielen.

Ryan Reynolds Red Notice
Nolan Booth und John Hartley bei einem Coup | Bild: Netflix

Das Trio aus Reynolds, Johnson und Gadot definiert den gesamten Film und lässt kaum noch Platz für weitere Hauptdarsteller. Einzig die britisch-indische Schauspielerin Ritu Arja ist mir als taffe Interpol-Agentin zusätzlich in Erinnerung geblieben. Wer die Erfolgsserie The Umbrella Academy kennt, wird sich bestimmt an die Schauspielerin erinnern. Sämtliche anderen Schauspieler sind dann doch leider sehr austauschbar, selbst der Waffenhändler Sotto Voce kann – trotz einigermassen gut gemachter Hintergrundgeschichte – nicht in hohem Masse überzeugen.

Kann Red Notice überzeugen?

Was es dem Cast an Kreativität und Innovation fehlt, macht Red Notice sicherlich durch seine Action wieder wett. Wir erleben die beiden Diebe und den FBI-Agenten während fast zwei Stunden in einer actionreichen Sequenz nach der anderen. Choreografiert sind diese sehr gut und besonders dank Ryan Reynolds immer mal wieder mit ein wenig Humor versehen. Daher kann die Actionkomödie Red Notice in diesem Kontext absolut überzeugen. Einzig eine der vielen Actionszenen, eine Verfolgungsjagd in einer dunklen Mine, empfand ich durch das schnelle Schnitttempo und die dunkle Beleuchtung als suboptimal.

Und wie steht es mit der Handlung? Nun, Red Notice beginnt wie ein klassischer Heist-Film, in dem es mehrere wertvolle Objekte zu stehlen gilt. Gegen Ende hin findet sich der Zuschauer dann aber beinahe in einem weiteren Jumanji-Film wieder, besonders dank Dwayne Johnson. Wie bereits erwähnt, lebt Red Notice halt mehrheitlich vom Trio Reynolds, Johnson und Gadot. Die Story ist in Ordnung, wirkt durch die ständigen Wechsel der Locations aber ein wenig aufgebauscht. Der beinahe schon obligatorische Plot-Twist ist in Ordnung, wenngleich nicht sehr innovativ. Unterhalten hat mich Red Notice aber auf jeden Fall und für alle Fans von Actionfilmen und Komödien ist der Streifen sicherlich ein Blick wert. Als absoluten Spitzenfilm würde ich Red Notice aber nicht bezeichnen.