Seit dem 20. Oktober 2025 ist Der Spitzname auf Netflix verfügbar. Der Kinostart erfolgte bereits im Dezember 2024. Nach Der Vorname und Der Nachname gibt es nun den dritten Teil über die streitlustige Familie Böttcher-Berger-König zu sehen. Dieses Mal spielt sich die komplette Handlung anlässlich der bevorstehenden Hochzeit von Anna und Thomas ab. Wie gut ist Teil 3 und kann er den beiden Vorgängern das Wasser reichen?
Interview mit Cast & Crew von Der Spitzname am 20. Zurich Film Festival
Im Rahmen der Weltpremiere am 20. Zurich Film Festival durften wir mit Iris Berben, Caroline Peters, Janina Uhse, Christoph Maria Herbst sowie Regisseur Sönke Wortmann sprechen. Was sie uns über Der Spitzname erzählt haben, findet ihr in den nachfolgenden Videos heraus.
Streitereien vom Luxushotel bis zur Bergspitze
Nach den Ereignissen in Der Nachname haben Anna (Janina Uhse) und Thomas (Florian David Fitz) beschlossen, in den Bund der Ehe einzugehen. So soll die Hochzeit in der höchsten Kapelle der Tiroler Bergen stattfinden – im Beisein der gesamten Familie. Doch der Weg dahin ist äusserst steinig. Alle reisen an, versammeln sich im Luxus Hotel Gradonna und stimmen sich auf die Trauung ein. Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Frau Elisabeth (Caroline Peters), Dorothea (Iris Berben) und René (Justus von Dohnányi) sowie das Brautpaar. Zudem sind Elisabeth und Stefans Kinder Cajus (Jona Volkmann) und Antigone (Kya-Celina Barucki) dabei.

In der Zwischenzeit hat sich jedoch einiges verändert. Dorothea und René sind mithilfe einer Leihmutter Eltern von Zwillingen geworden, Thomas hat Aussichten auf eine Führungsfunktion und Anna hat den Durchbruch als Schauspielerin geschafft. Stefan hingegen hat seine Professorenstelle verloren, da er sich im Unterricht politisch unkorrekt ausgedrückt hatte. So trägt jede und jeder seinen Rucksack mit sich. Da ist es ja klar, dass es zu keiner grossen Harmonie kommen wird. Hinzu kommt, dass Antigone mit ihrer woken Art die gutbürgerliche Gesellschaft ganz schön aufmischt und ab sofort mit anderen Pronomen angesprochen werden will. Während eines Skiausflugs verletzt sich Stephan und versucht sich seinem Sohn anzunähern. Jedoch ahnt er nicht, dass dieser ebenfalls eine nicht ganz unwichtige Neuigkeit zu verkünden hat…
Weg vom klassischen Kammerspiel
Der Spitzname wagt etwas, was ihn von den beiden Vorgängerfilmen markant unterscheidet. Er ist grösser und spielt sich nicht nur an einer Location ab. Der Vorname war in der Wohnung von Elisabeth und Stephan angesiedelt, während sich Der Nachname in und um der Familien-Finca auf Lanzarote abspielte. Sönke Wortmanns neuer Film spielt sich in einer Gondel, in verschiedenen Hotelzimmern, auf der Skipiste, in einer Kapelle oder sogar im Wellnessbereich des Luxushotels ab. Dadurch geht der Reiz eines klassischen Kammerspiels verloren. Allerdings lässt es die Geschichte nicht anders zu. Da die streitlustige Familie durch ihre Wortgefechte jede Location in Besitz nimmt, ist das jedoch verzeihbar. Denn wenn man das gesamte Skigebiet als einen Schauplatz betrachtet, kann man davon absehen. Und ja, gerade wenn es einen weiteren Teil gibt, ist es eh schwierig, etwas Neues zu bringen, ohne das Original zu kopieren.

Wortgefechte auf Kosten der Woke-Kultur
Anders als bei den letzten beiden Filmen wird in Der Spitzname die Woke-Kultur durch den Dreck gezogen. Personen, die sich durch Neopronomen wie «dey/dem» oder «xier/xiem» identifizieren, bekommen ebenfalls ihr Fett weg. Zum Beispiel, wenn Tochter Antigone sich als nicht-binär identifizieren will und damit auf taube Ohren stösst. Das sorgt nicht nur unter den restlichen Familienmitgliedern für ordentlich Zündstoff, sondern bietet auch Steilvorlagen, um sich darüber aufzuregen. Hier ist also ein schöner Bezug zur Aktualität vorhanden, der zeigt, wie kreativ man die Originalvorlage weiter ausbauen kann. Als die französische Vorlage Le prénom 2010 erschienen ist, war diese Diskussion in der heutigen Gesellschaft noch nicht vorangeschritten. Hier hat der Autor Claudius Pläging eine grossartige Arbeit geleistet, um der Geschichte die nötige Aktualität zu versehen.
Mein Fazit zu Der Spitzname
Sönke Wortmanns neuestes Werk bietet rund 90 Minuten solide und allerlei komödiantische Unterhaltung. Themen wie Pronomisierung, Cybermobbing, Wokismus, Feminismus und Geschlechtsidentität werden humorvoll auf die Schippe genommen. Natürlich ist Humor immer Geschmacksache und man sollte sich auf die im Film dargebotenen Witze einlassen können. Das Ensemble ist gut eingespielt und zeigt auch beim dritten Teil keine Zeichen von Müdigkeit. Schön anzusehen sind auch die Entwicklungen, welche die Figuren während dieser drei Filme durchlebt haben. Die beiden Neuzugänge Kya-Celina Barucki (Antigone) und Jonas Volkmann (Cajus) beleben den bereits alteingesessenen Cast. Wer daher bereits ab Der Vorname und Der Nachname schon herzlich gelacht hat, der wird auch Gefallen an Der Spitzname finden.


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