Christoph Maria Herbst Janina Uhse und Florian David Fitz in Der Nachname mit Interview

Der Nachname: Familie Böttcher ist wieder da… und streitlustig wie eh und je

Seit Kurzem läuft die deutsche Komödie Der Nachname in den Kinos. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung der erfolgreichen Komödie Der Vorname aus dem Jahr 2018. Es ist erneut eine Mischung aus Kammerspiel, Satire und Gesellschaftskomödie. 

Am 24. September wurde das neueste Werk aus dem Hause Constantin am 18. Zurich Film Festival als Galapremiere präsentiert. Doch kann Sönke Wortmanns neuester Streich dem berühmten Vorgänger das Wasser reichen?

Im Rahmen der Premiere am Zurich Film Festival durften wir kurze Interviews mit Caroline Peters, Janina Uhse, Christoph Maria Herbst sowie Sönke Wortmann führen. Was sie uns über die Dreharbeiten erzählt haben und wieso sie vor dem zweiten Teil ein bisschen Bammel hatten, findet ihr im Video heraus.

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zu Der Vorname.

Der explosive Wochenendurlaub auf Lanzarote

Nach den Ereignissen von Der Vorname lädt Mutter Dorothea alle Familienmitglieder in ihre Finca auf Lanzarote ein. Dort hatte sie sich mit René, dem Pflegebruder von Elisabeth und Thomas, zur Ruhe zurückgezogen. Obwohl die beiden Geschwister sich nach wie vor nicht mit dieser Situation zurechtfinden können, machen sie sich mit den Ehepartnern Stephan und Anna auf den Weg – und rätseln, was ihre Mutter denn nun mitteilen möchte. Hinzu kommt, dass jedes Mitglied der Familie seine eigenen Probleme hat: Stephan steht kurz vor der Beförderung, Elisabeth hat eine heimliche Affäre, Thomas versucht verzweifelt Vater zu werden und Anna arbeitet an ihrer Schauspielkarriere. Die Stimmung ist somit ziemlich angespannt.

Bei der Finca angekommen, trauen die Geschwister ihren Augen kaum. Nicht nur haben Dorothea und René ihr langjähriges Feriendomizil in eine Meditations-Oase verwandelt, sie haben sogar noch hinter ihrem Rücken geheiratet. Nachdem aus Versehen ein weiteres Geheimnis der beiden gelüftet wird, bringt es das Pulverfass zum Explodieren. Nach und nach kommen weitere Tatsachen zu Wort und lassen den harmonischen Wochenendurlaub gänzlich eskalieren.

Christoph Maria Herbst Caroline Peters Justus von Dohnanyi Iris Berben Janina Uhse und Florian David Fitz aus Der Nachname
Die Familie Böttcher versammelt auf Lanzarote. | Bild: Constantin Film / Praesens-Film

Der Nachname bietet alte Konflikte und neue Enthüllungen

Im Gegensatz zum Vorgänger Der Vorname basiert Der Nachname nicht auf einer französischen Theateradaption. Das von Streitsituationen triefende Drehbuch stammt von Claudius Pläging, der bereits beim ersten Teil mitgeschrieben hat. Der Cast ist zudem der Alte geblieben und die Charaktere so streitlustig wie in Der Vorname. Zudem sind sie ihrer Linie treu geblieben und kämpfen nach wie vor mit denselben Charakterschwächen, die sehr schnell zu Konflikten führen können. Stephan (Christoph Maria Herbst)  ist erneut geizig, klugscheisserisch und zynisch, während Thomas (Florian David Fitz) voller Statusdenken strotzt. Das Familienoberhaupt Dorothea (Iris Berben) sowie ihr Neo-Ehemann René (Justus von Dohnányi) treten in einer grösseren Rolle in Erscheinung und können so viel Neues aus der Rolle herausholen. Obwohl beide als harmoniebedürftig und ruhig gelten, merkt man, dass das stille Wasser sehr tief ist. Wirklich jede Figur verbirgt etwas – auch vom jeweiligen Ehepartner.

Caroline Peters als Elisabeth und Florian David Fitz als Thomas in Der Nachname
Die Geschwister Elisabeth und Thomas sind von den News ihrer Mutter nicht gerade begeistert. | Bild: Constantin Film / Praesens-Film

Die Abgründe einer Familie

Interessant ist auch, dass der Film zwar den Titel Der Nachname trägt, sich aber nicht ausschliesslich um diesen dreht. Vielmehr hadern die Figuren mit so ziemlich unterschiedlichen Problemen und Geheimnissen, die nicht ohne sind. Erschreckend ist allerdings eher die Tatsache, dass sich alle Charaktere nicht zu schade sind, die soeben anvertrauten Geheimnisse sogleich vor allen Versammelten ausplaudern.  Das sorgt auch für zahlreiche Wendepunkte im Drehbuch, die es dem Zuschauer dann schwierig machen, den weiteren Verlauf der Handlung abzuschätzen. Jedenfalls funktionieren die Gags sehr gut, obwohl der Humor nur schwer an den Vorgänger anknüpfen kann. Das liegt daran, dass der erste Teil halt ein bisschen origineller war.

Die Familie Boettcher am Strand auf Lanzarote in Der Nachname
Ob ein Strandausflug der dysfunktionalen Familie hilft, die Wogen zu glätten? | Bild: Constantin Film / Praesens-Film

Mein Fazit zu Der Nachname

Sönke Wortmanns neuestes Werk bietet eineinhalb Stunden solide Unterhaltung, die letztendlich leider ein bisschen abruptes Ende findet. Dort wird meiner Meinung nach viel zu viel harmonisiert und zu aalglatt aufgelöst. Obwohl die oben thematisierten Streitsituationen zwar durchaus harter Tobak sind, ist er ein bisschen zu brav inszeniert. Die starken Performances des Casts und die Charakterdynamiken, die Sönke Wortmann und sein Team geschaffen haben, sind aber durchaus prädestiniert, um ein Sequel zu drehen. Der Nachname läuft jetzt in den Kinos und ist ab dem 23. März 2023 auf DVD und Blu-ray erhältlich.