Dieser Film wurde von Marvel-Boss Kevin Feige sehr oft als den Streifen vorgestellt, welchen das MCU in eine neue Richtung lenken wird: Eternals, der Film über gottähnliche Wesen, die seit Jahrtausenden von Jahren in der Galaxie umherwandern. Diese Vorhersage und die Inszenierung durch die oscarprämierte Nomadland-Regisseurin Chloé Zhao liessen mich hoffen, dass diese unbekannten Helden das geben, was man erwartet. Der Cast sprach auch für sich: Angelina Jolie, Richard Madden und der Komiker Kumail Nanjiani, um nur einige zu nennen. Eternals versprach bildgewaltige Momente und ein Einblick in die Entstehung der Weltgeschichte. Ab heute kann man ihn auf Disney+ streamen, doch lohnt es sich, ihn anzuschauen?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zum Film Eternals. Die Stelle ist entsprechend gekennzeichnet.
Der Kampf zwischen den Celestials und den Deviants
Vor 7000 Jahren landeten die übermächtigen Wesen namens Eternals auf der Erde, um sie vor den bösen Kreaturen namens Deviants zu beschützen. Geschickt wurden diese von den Celestials, riesigen, übernatürlichen Wesen, die das Universum geschaffen haben und diesem nach wie vor Leben schenken. Angefangen in Mesopotamien, wandern Sersi, Ikaris, Sprite, Phastos, Makkari, Gilgamesh, Druig, Thena und ihre Anführerin Ajak daraufhin die nächsten Jahrtausende über den Planeten.
Sie erleben den Aufstieg und Fall Babylons oder die Vernichtung der südamerikanischen Ureinwohner durch die spanischen Eroberer. Sie greifen nicht ein, da sie nur beauftragt sind, die Menschheit von Attacken der Deviants zu schützen. Ab und zu dürfen sie zwar zum Fortschritt der Zivilisation ein bisschen nachhelfen, mehr aber auch nicht. So gibt es bald Brüche innerhalb der Gruppierung. Phastos möchte beispielsweise den technologischen Fortschritt schneller vorantreiben. Druig, der in der Lage ist, den Willen anderer zu kontrollieren, darf die Menschheit nicht davon abbringen, Krieg zu führen.
Gemeinsam in den neuen Krieg ziehen
Aufgrund dieser Differenzen kommt es zum Bruch innerhalb der Gruppe. So verbringen die Eternals die nächsten 500 Jahre überwiegend getrennt voneinander und warten darauf, dass sie von den Celestinals auf ihren Heimatplaneten zurückgeschickt werden. Seresi zum Beispiel, hat es sich in einem Job als Kuratorin in London bequem gemacht. Nachdem ihre jahrtausendelange Liebe zu Ikaris gescheitert ist, datet sie nun den Museumsmitarbeiter Dan. Doch ihre Sicherheit und die ihrer Eternals-Mitstreiter, steht kurz davor, aufzufliegen. Nachdem die Gruppe glaubte, vor rund 500 Jahren die letzten Deviants umgebracht zu haben, tauchen sie nun wieder umso zahlreicher und mit mysteriösen, neuen Mächten ausgestattet, auf. Die Eternals müssen sich nach ihrem Bruch nun wieder zusammenraufen. Denn die zahlreichen Katastrophen-Phänomene und die Deviants bedeuten, dass sich etwas Grösseres zusammenbraut…
Ein Hammer-Cast spielt die geheimnisvollen Eternals
Bei der Entstehung der Erde durch die Celestials, zu denen nach eigenen Aussagen auch Star Lords Vater gehörte, wurden zuerst die Deviants erschaffen. Die hatten aber einige Fehlfunktionen und wurden zu eigen und folgten nicht mehr dem eigentlichen Ziel. Da die Deviants zu gefährlich wurden, beschlossen sich die Celestials die Eternals zu kreieren, die anschliesend auf den Planeten gegen die Deviants kämpfen mussten.
An dieser Stelle beginnt schon das Problem des Films. Das Einzige, was man über diese Gruppe weiss ist, dass sie hier sind, um die Deviants zu besiegen und somit die Erde von Ihnen zu beschützen. Doch davon kriegt der Zuschauer wenig mit. Innerhalb der Story lernen wir die Eternals rund um Ikaris (Richard Madden), Ajak (Salma Hayek), Thena (Angelina Jolie), Sersi (Gemma Chan), Makkari (Lauren Ridloff), Druig (Barry Keoghan), Kingo (Kumail Nanjiani), Phastos (Brian Tyree Henry), Sprite (Lia McHugh) und Gilgamesh (Ma Dong-seok) besser kennen und lernen, wer sie sind und welche Magie sie umgibt.
Schleppende Geschichte mit fehlendem Spannungsbogen
Der Film startet mit einer langen Erklärung über die Eternals und die Erschaffung der Erde. Danach sieht man, wie Sersi mit Dan Whitman (Kit Harrington), einem Lehrer aus England, zusammenlebt. Sie hat ihr Eternal-Leben zurückgelassen und lebt ein Menschendasein. Das glückliche friedvolle Leben endet, als es plötzlich heisst, die Deviants sind zurück. Dies führt dazu, dass sich Sersi, Sprite und Ikaris auf die Suche der anderen Eternals begeben. Jeder von ihnen lebt inzwischen sein eigenes Leben. Dies ist auch ein kleiner Minuspunkt des Films. Bis die Eternals alle zehn Mitglieder eingesammelt haben, sind 90 Minuten des Streifens schon vorbei.
Daher weiss man immer noch nicht, wohin der Streifen hinausläuft. Normalerweise gibt es einen Spannungsbogen oder ein Ziel, auf das man hinarbeitet. Das Ziel bei diesem Streifen merkte man erst so gegen Ende und dann war keine Zeit mehr, einen Spannungsbogen aufzubauen. Im Film sieht man sehr oft, was die Eternals geprägt hat oder besser gesagt bei welcher Zeitepoche sie anwesend waren. Es wird zwar oft darauf hingewiesen, dass sie nicht eingreifen dürfen, aber mit ihren Fähigkeiten haben sie oftmals Anlaufhilfe gegeben. Im Laufe der Geschichte verlieben sich die Eternals in die Menschen und sind zufrieden, ein menschliches Leben zu führen.
Eternals passt nicht ins Marvel-Konzept
Der Film ist gut, hat aber Fehler. Meiner Meinung nach ist es ein genialer Streifen, solange er losgelöst vom MCU ist und für sich selbst steht. Es ist vielmehr eine düstere und ruhige Geschichte, die in diesem Kontext besser zum DC-Universum passen würde oder wie Dune ein Fantasy-Blockbuster ist, der (noch) keiner Filmreihe angehört. Die Handschrift von Chloé Zhao erkennt man gut, was dieses Werk auch wirklich besonders macht. Eternals ist etwas anderes und er traut sich, etwas zu tun, das es unbedingt braucht im «ach so vorhersehbaren MCU».
Bei jedem MCU-Film erkennt man den Marvel-Stempel und die sich ähnelnden Story-Elementen. Das liegt daran, dass die Regisseure meistens nicht das letzte Wort haben, sondern der Produzent Kevin Feige bzw. Disney. Dieses ungeschriebene Gesetz ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen passt so jeder MCU-Film zueinander, da sie alle aufeinander abgestimmt sind. Zum anderen wird es so eher langweilig, da alle gleich aufgebaut sind und die Regisseure sich nicht ganz ausleben können, da sie vom Studio eine Vorgabe erhalten.
Bei Eternals hingegen ist das nicht so. Chloé Zhao wagte einen grossen Schritt in eine andere Richtung, doch eben so fest, dass das nicht mehr so ganz ins MCU-Konzept hineinpasst. Dies merkt man dann, wenn die Farbigkeit und der Humor von Marvel reingepresst werden. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, wie Ikars oder Thena zusammen mit Bucky Barnes und Thor auf Gegner losgehen sollten.
Ab hier folgen Spoiler zu Eternals!
Etwas Neues ist nicht immer besser
Wie schon eingangs erwähnt, ist der Fokus auf den Gegner ziemlich am Ziel vorbeigeschossen. Der Grund, warum es die Eternals aka die Deviants gibt, wird mittels schlechter CGI erklärt. Der am Ende enthüllte Plot-Twist, dass Ikaris die Anführerin wegen Befehlsverweigerung verriet und umgebracht hat, ist meiner Meinung nach, das Interessanteste am Film, doch warum? Weshalb ist Ikaris so vernarrt in diesen Auftrag? Warum kann er nicht wie alle anderen sich mit dem menschlichen Dasein zufriedengeben?
Nichtsdestotrotz war er ein Gegner, der plötzlich hier war und in der Lage gewesen wäre, seine Teammitglieder zu vernichten. Doch passiert ist es nicht. Als es dann zum epischen Kampf zwischen dem Team und Ikaris kommt, dauerte es ziemlich schnell, bis sie gewinnen. Es war zwar schön wie das Team endlich richtig gemeinsam gegen einen Gegner kämpft, doch es hätte durchaus mehr Drama geben können.
Eternals, aber auch so gut wie jedem anderen MCU Film, fehlt es an Konsequenzen. Von zehn der Protagonisten stirbt «nur» Wong 2.0 und bei den gefährlichen Deviants stirbt nicht einmal der Klügste von ihnen in einem Kampf. Leider weiss man nur, dass die Deviants misslungene Kreaturen sind und Böses wollen. Dass es keine Konsequenzen gibt, sieht man darin, dass ein Celesital im Inneren der Erde zu erwachen beginnt und kurz davor ist, die Erde zu zerbrechen. Doch dieses Problem juckt, wie so oft in Marvel-Filmen, niemanden. Ausserdem ist der Sprössling fast zu schnell Knockout geschlagen worden.
Ein bildnerisches Meisterwerk
Der Film ist durch und durch ein bildnerisches Meisterwerk. Man merkt, dass im Gegensatz zu anderen Superhelden-Blockbustern, hier wenige Green Screens eingesetzt und wirklich an einer Klippe oder vor einem Sonnenuntergang gefilmt wurde. Diese Echtheit gibt dem Film ein besonderes Flair, welches für eine besonders eintauchende Atmosphäre sorgt. Vor allem die Hängenden Gärten von Babylon und andere Monumente hat man wundervoll in Szene gesetzt. Die Filmmusik passt für mich sehr gut zu den Szenen und war eine sehr schöne Ergänzung zum Geschehen.
Erstes Schwulen-Paar im MCU
Brian Tyree Henry, den man aus Filmen wie Joker oder Godzilla vs. Kong kennt, verkörpert hier eine Art Wissenschaftler, der den Menschen in ihrer Evolution zu jeglichen Errungenschaften einen Denkanstoss verpasste. Die Regisseurin hat sich getraut, das erstes Mal ein offen schwules Pärchen einzuführen, das zusammen einen Sohn grosszieht. Phastos ist somit ist nach Valkery, Loki und Silvie (die alle bi-sexuell sind) der vierte queere Superheld im MCU. Dies ist definitiv ein Schritt in die Richtung in die Marvel gehen will: Die Homosexualität nicht in den Himmel zu loben oder ihn extra zu kennzeichnen so wie es zum Beispiel die Macher von Star Wars getan haben. Das MCU baut die Homosexualität in Handlungen ein, aber setzt sie nicht in den Mittelpunkt und das ist genau das was viele andere Filmemacher nicht können.
Was bedeutet Harry Styles Auftritt?
Zur grossen Überraschung zählte sicherlich der Auftritt von One Direction-Sänger Harry Styles. In der 1. Post-credit Scene kommt Styles samt Kobold ins Schiff der Eternals. Dort erfahren wir nicht nur, dass er Starfox bzw. Eros ist (ein Eternal vom Planeten Titan) sondern auch der Bruder von Thanos.
Im Film sahen wir das Celestials in Planeten erschaffen werden. Sobald sich das Leben auf dem Planeten auf einer gewissen Evolutions-Stufe befindet, ist der Celestials fertig entwickelt. Da bei seiner «Geburt» der ganze Planet zerstückelt wird, könnte es sein, dass Thanos dies mit seinem Schnippen verhindern wollte. Wir wissen nicht genau, ob es beim Planeten Titan funktionierte, aber bei der Erde wollte er es wieder tun. Der Ausbruch des Celestials geschah deshalb erst nach Thanos’ Blip und nicht in den fünf Jahren zuvor. Wir können gespannt sein, was wir noch alles über die Geschichte des violetten Titans erfahren werden.
Man hätte mehr aus Eternals machen müssen
Alles in allem fand ich den Film gut, sogar sehr gut, wenn es ein Streifen wäre, der für sich stände. Filmtechnisch ist es ein sehr gut inszeniertes und musikalisch begleitetes Abenteuer in fremde Welten. Leider wurde viel zu viel Zeit damit verbracht, alle Charaktere einzuführen, was aber auch verständlich ist, wenn man zehn neuen Superhelden anständig vorstellen will. Aber wie es so ist, auch hier wurden nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt. Ich würde gerne mehr über Thenas Krankheit oder über die Beziehung zwischen Ikaris und Sersi wissen. Ebenso wäre es schöner gewesen, wenn wir die Deviants und ihre Charakteristiken besser verstehen hätten können.
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