Am 9. Dezember startet ein neuer, französischer Film in unseren Kinos, der kaum poetischer sein könnte. Gagarine ist das Werk der Regisseure Fanny Liatard und Jérémy Trouilh, das bereits im vergangenen Jahr am Zurich Film Festival seine Premiere gefeiert hat. Erzählt wird die Geschichte eines Teenagers, der den kommenden Abriss seiner Wohnsiedlung um jeden Preis verhindern will und dabei seinen Traum verfolgt, Astronaut zu werden. Im Video-Interview erzählten uns die beiden Regisseure über die Arbeit mit den Jungschauspielern und wovon sie sich inspirieren liessen.
Aus dem Problembezirk in den Weltraum
Der junge Yuri, benannt nach dem ersten Mann im Weltall, lebt in der Cité Gagarine. Dabei handelt es sich um eine Sozialbausiedlung, einige Kilometer vom Pariser Stadtzentrum entfernt. Weder er, noch die anderen Menschen in Gagarine, haben viel Geld oder eine grosse Perspektive. Und trotzdem hat sich eine starke Gemeinschaft entwickelt. Yuri selbst träumt davon, einmal ein richtiger Astronaut zu sein, was bei seiner Herkunft und seinem Stand aber nicht gerade leicht sein dürfte. Davon lässt sich der Junge aber nicht entmutigen. Vielmehr tüftelt er in seiner Wohnung an verschiedenen Geräten, an Pflanzen und Energieversorgungssystemen. Langsam aber sicher verwandelt Yuri so seine kleine Wohnung in ein Raumschiff.
Da ereilt die Bewohner der Cité Gagarine eine schlimme Neuigkeit. Die teilweise baufälligen Häuser aus den 1960er-Jahren sollen abgerissen werden. Yuri und alle anderen müssten dadurch ihre Wohnungen verlassen, doch wo sollen sie hin? Letztendlich werden die Gagarine-Bewohner ihre Heimat aber nicht kampflos aufgeben. Yuri schliesst sich gemeinsam mit seinem Freund Houssam und dem Mädchen Diana dem Widerstand gegen die Staatsgewalt an. Kann der Abriss der Wohnungen gestoppt werden? Yuri jedenfalls tüftelt weiter und weitet den Bau eines Raumschiffs von seiner Wohnung auf die gesamte Siedlung aus.
Gagarine ist ein wunderschönes Drama mit spannendem Inhalt
Gagarine ist ein wunderschön poetisches und herzliches Drama. Der Aspekt der Science Fiction ist spannend und überlässt dem Zuschauer genügend Interpretationsspielraum. Ob es Yuri nun tatsächlich schafft, ganz alleine ein Raumschiff zu bauen, bleibt offen. Diesen offenen Handlungselementen stellt sich die drohende Zerstörung der Heimat entgegen, was Gagarine seinen dramatischen Touch verleiht. Alles in allem empfinde ich die Handlung als sehr gelungen. Auch der Cast konnte mich überzeugen, wenngleich auch viele der Protagonisten von Nachwuchsschauspielern ohne grosse Erfahrung gespielt werden. Alséni Bathily übernimmt die Rolle des Teenagers Yuri und kann mit seiner Herzlichkeit punkten. Jamil McCraven spielt Houssan und die franko-algerische Schauspielerin Lyna Khoudri übernimmt die Rolle der Diana. Khoudri ist derzeit in Wes Andersons The French Dispatch zu sehen.
Die Kritiken zu Gagarine sind durchwegs positiv. Nicht zuletzt, weil der Streifen Gesellschaftskritik übt, ohne stark zu moralisieren. Er thematisiert nicht nur die Spannungen zwischen der französischen Regierung und der Unterschicht, sondern geht auch auf aktuelle Themen ein. Gagarine gelingt dies gut, insbesondere durch den stetigen Wechsel zwischen der harten Realität und fantasievollen Sequenzen. Somit ist Gagarine eine absolute Empfehlung meinerseits und für alle Fans von schönen Dramen ein absolutes Muss.
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