Ende Februar ging auf Netflix eine Serie online, die der Streaming-Dienst gross mit dem Satz „Von den Machern von Stranger Things“ beworben hat. Sicher keine schlechte Idee, doch da ich mich nie so richtig für Stranger Things begeistern konnte, zog der Werbespruch bei mir nicht. Dennoch hat mich der Trailer zu I am not okay with this dazu bewogen, die Serie anzuschauen.
Aber schaut euch den Trailer am besten gleich selbst an:
Wenn die Pubertät dir Superkräfte verleiht
Was mich gleich als erstes überrascht hat, war die Länge der Serie – oder müsste ich eher Kürze sagen? Gerade einmal sieben Episoden, jede davon nur rund 20 Minuten lang. Das ist eigentlich eher ein Format, das man von Sitcoms kennt – und eine Sitcom ist I am not okay with this definitiv nicht. Seine komischen Momente hat die Serie aber dennoch, dazu aber später mehr.
In der Serie geht es um die Teenagerin Sydney, die wie so viele Gleichaltrige mit diversen Problemen zu kämpfen haben. Nur, dass bei Sydney nebst Pickeln und der aufkeimenden Sexualität auch noch Superkräfte hinzukommen. Kontrollieren kann sie diese aber nicht. Vielmehr scheint sie willkürlich Dinge um sich zu zerstören, wenn ihre negativen Emotionen überhandnehmen. Keine gute Voraussetzung, wenn man in einem Alter ist, in dem man praktisch tagtäglich emotional an den Anschlag gerät.
Spannende und liebenswerte Figuren
Das ist natürlich eine wunderbare Ausgangslage, mit der die Macher der Serie spielen können. Glücklicherweise haben sie aus der Protagonistin keine beliebte Figur gemacht, sondern eine Ausseinseiterin. Sydney ist eine Figur, mit der sich viele identifizieren können. Sie sieht weder besonders gut aus, noch scheint sie irgendwelche speziellen Talente zu haben. Eben einfach ein 17-jähriges Mädchen, dass versucht ihr Leben zu meistern.
Und das hat es ganz schön in sich, denn nach dem Tod ihres Vaters, muss Sydney irgendwie mit ihrem kleinen Bruder den Alltag bestreiten. Mit ihrer Mutter, die von früh bis spät arbeitet, um die Familie irgendwie über Wasser zu halten, verträgt sie sich gar nicht. Dafür umso mehr mit ihrem kleinen Bruder, den sie liebevoll Schlumpf nennt.
Diese kleinen Interaktionen zwischen Mutter und Tochter, zwischen Schwester und Bruder sind es, die den Charakteren unter anderem Tiefe geben. Doch auch ansonsten schafft es I am not okay with this innerhalb von nur sieben Folgen Charaktere aufzubauen, die einem nicht egal sind. Sydney mit ihrer grummeligen Art wächst einem sogar ein bisschen ans Herz und auch ihr etwas ausgeflippter Freund Stanely ist wirklich eine tolle Figur.
Das ist sicher auch den beiden jungen Darstellern, Sophia Lillis und Wyatt Oleff zu verdanken, die ihre Rollen wunderbar verkörpern. Fast am besten hat mir aber Aidan Wojtak-Hissong als kleiner Bruder Liam gefallen. Ein toller Charakter, den die Macher da geschaffen haben, der von Wojtak-Hissong so natürlich verkörpert wird, als müsste er nur sich selbst spielen.
Eine Handlung, die nicht im Superhelden-Sumpf versinkt
Was mir auch sehr gefallen hat, ist, dass die Serie sich Zeit lässt mit dem ganzen Superkräfteding. Klar, irgendwoher müssen die Superkräfte kommen und die Serie deutet dann spätestens ab der Hälfte an, woher der Wind weht. Aber im Wesentlichen konzentriert sich die Handlung darauf, uns an der Hand zu nehmen und mit Sydney zusammen ihre Gabe zu erkunden.
Das ist spannend und gut verwoben mit den sonstigen Problemen, die Teenager so haben, ohne, dass es dabei anfängt zu nerven. Gegen den Schluss kommt dann doch noch ein mysteriöses Element hinzu, welches uns anteasert, wohin es in Staffel zwei gehen wird (die hoffentlich kommt).
Müsste ich etwas an der Serie kritisieren, ist es wohl die kurze Laufzeit. Irgendwie schade, dass man – kaum ist man in der Handlung drin – schon wieder rausgekickt wird. Ansonsten hat mir I am not okay with this wirklich gut gefallen. Sie hat mich nicht vom Hocker gehauen, aber das muss ja auch nicht immer sein. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und wünsche mir eine zweite Staffel. Und allen, die mit dem Gedanken gespielt haben, sich die Serie anzuschauen: Tut es. Wenn sie euch nicht gefällt, habt ihr nicht wirklich viel Zeit vergeudet.
Übrigens: Wenn ihr auf untypische Superhelden-Serien steht, guckt euch unbedingt The Boys an.
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