Mit Deadly Class wurde einmal mehr ein Kultcomic zur Serie. Die Geschichte beleuchtet das Leben des Waisenjungen Marcus. Er kommt über Umwege auf eine Schule, an der Jugendliche zu Killern ausgebildet werden. In der Schule warten neben Gefahren auch neue Freunde und die Liebe auf ihn. Leider wird es wohl keine zweite Staffel von Deadly Class geben, lohnt sich die erste Staffel überhaupt?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zur Serie.
In den späten 1980er Jahren wird Marcus Lopez zum Waisen, als seine Eltern von einer Frau getötet werden, die vor kurzer Zeit aus einer Haftanstalt für psychisch Kranke entlassen worden war. Der Junge gibt fortan dem Präsidenten der USA, Ronald Reagan, die Schuld für den Tod seiner Eltern. Marcus landet daraufhin in einem Waisenhaus und sein Leidensweg beginnt.
Ein Waisenjunge gerät in eine Killer-Akademie
In seinem neuen Zuhause ergeht es Marcus, genau wie den anderen Kindern, sehr schlecht. Die Waisenkinder werden misshandelt und zum Arbeiten gezwungen. So schmiedet Marcus einen Fluchtplan. Nur einer könnte ihn noch an seiner Flucht hindern, sein Zimmergenosse Chester. Dieser gestörte Junge kennt nichts ausser Gewalt und lässt diese auch stets an Marcus aus. Am Ende gelingt Marcus die Flucht, jedoch gehen das gesamte Waisenhaus und scheinbar alle Personen darin in einem flammenden Inferno unter. Marcus wird als einziger Überlebender des Brandes für den Tod der Waisenkinder verantwortlich gemacht und fortan von der Polizei gesucht.
Die nächsten Jahre verbringt Marcus einsam auf den Strassen von San Francisco. Er schlägt sich mit Betteln und Stehlen durch und freundet sich nur mit wenigen Leuten an. Eines Tages gerät er in ernste Schwierigkeiten, wird aber von unbekannten Leuten gerettet. So gelangt er schliesslich in eine Schule, deren Existenz Marcus niemals für möglich gehalten hätte. Die «Kings Akademie für tödliche Künste» bringt ihren Schülern die unterschiedlichsten Methodiken des Tötens bei. Zu ihren Schützlingen zählen viele Kinder von mächtigen Gangsterbaronen, Kartellen und Wirtschaftsbossen. Geleitet wird die Schule von Master Lin, einem kaltblütigen Mann mit einer undurchsichtigen Vergangenheit. Für Marcus beginnt in der Akademie ein täglicher Kampf um sein Leben. Denn anders als die anderen Schüler, ist er kein Mörder und will, zumindest anfänglich, niemanden verletzen. Glücklicherweise findet er Freunde und sogar die Liebe.
Im Laufe der Zeit wird das Leben in der Kings Akademie immer gefährlicher. Die Fehden zwischen den einzelnen Schüler und Gruppen spitzt sich zu, bis hin zu Morden. Solche Tode haben aber nicht nur auf den Alltag innerhalb der Schule Einfluss. Vielmehr beginnen sich nun auch das mexikanische Kartell und die japanische Yakuza für Marcus und seine Freunde zu interessieren. Und plötzlich taucht zu allem Übel ein alter Feind von Marcus auf.
Insgesamt gute Serie, mit einigen Schwachpunkten
Deadly Class bietet in den ersten Folgen einen unglaublich starken Start in die Serie. Der Schauspieler Benjamin Wetsworth übernimmt die Rolle des Marcus und verleiht der Figur einen tollen Charakter. Wetsworth war zuletzt in der Serie Teen Wolf zu sehen. Der wohl bekannteste Schauspieler ist aber Benedict Wong. Er spielt den undurchschaubaren Master Lin und tut dies in seiner bekanntermassen professionellen und überzeugenden Art. Wong kennt man aus grossen Filmproduktionen wie dem Actionfilm Gemini Man oder der Marvel-Produktion Doctor Strange. Untermauert wird die Geschichte von Marcus und den übrigen Protagonisten durch stilvolle Comic-Sequenzen. Auch die Special-Effects während einigen Szenen, wie beispielsweise einem LSD-Trip, sind gut gelungen. Ein Highlight ist des Weiteren die Kulisse vor dem Hintergrund des San Francisco aus den späten 1980er Jahren. Die Actionszenen sind allesamt gut choreographiert, wenn auch manchmal etwas übertrieben effekthascherisch.
Das Highlight von Deadly Class ist aber nicht die Action, sondern vielmehr die Story. Zugegeben, das Konzept einer Akademie für Killer wirkt relativ realitätsfern. Und doch schafft es die Serie, in Sachen Story zu punkten. Deadly Class kombiniert hierfür eine herkömmliche College-Story mit Gewalt. Diese Gewalt ist aber vor allem zu Anfang präsent, im Zentrum stehen vor allem die Beziehungen der einzelnen Charaktere untereinander im Mittelpunkt. Diese Beziehungen sind teilweise spannend, auf andere wiederum hätte man als Zuschauer verzichten können. Schliesslich schaut man sich Deadly Class nicht im Rahmen einer romantischen College-Komödie an.
Wohl keine Staffel 2 von Deadly Class, trotz solider Basis
Bislang ist von Deadly Class eine einzige Staffel erschienen. Leider dürften wir nicht in den Genuss einer Fortsetzung kommen. Mit Blick auf den Cliffhanger in der letzten Folge, ist dies umso trauriger. Das Problem: Netflix produzierte die Serie nicht selbst, sondern kaufte sich nur die Lizenz. In den USA wurde Deadly Class vom TV-Sender SyFy ausgestrahlt, der die Serie aber bereits im Juli 2019 abgesetzt hat. Sollte also Netflix oder ein anderer Streaming-Anbieter nicht einspringen und die weitere Produktion übernehmen, war’s das mit Marcus und seinen Freunden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer besteht aber weiterhin. Sollte die Serie ausserhalb der USA viele Zuschauer erreichen, ist ein Fortbestehen nicht völlig ausgeschlossen.
Insgesamt bietet Deadly Class gute Unterhaltung, gehört aber nicht zu meinen derzeitigen Favoriten bei Netflix. Die Story ist spannend, die Action solide und die Charaktere abwechslungsreich. Leider wird die aufregende Geschichte, besonders im Mittelteil, von einigen sehr langfädigen und ermüdenden Passagen unterbrochen. Trotzdem ist die Serie sicherlich ein Blick wert.
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