Rosamund Pike aus I Care a Lot

I Care a Lot: Rosamunde Pike überzeugt als teuflische Anwältin

Ende Februar ist die Thriller-Komödie I Care a Lot auf Netflix erschienen. Momentan ist der Film ziemlich populär bei Zuschauer und Kritiker, dies aufgrund der überspitzten gesellschaftskritischen Geschichte. Getragen wird der Film auch von einer wunderbaren Rosamund Pike, die bei den Golden Globes 2021 die Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin erhalten hat. Doch was macht den Film so spannend?

Wenn die Anwältin das System schamlos ausnützt

Marla Grayson ist eine erfolgreiche Anwältin, die sich als gesetzlicher Vormund um betagte Menschen, die laut dem Gericht nicht mehr für sich selber sorgen können, kümmert. In Wahrheit nutzt sie die Pensionierten nur aus. So sucht sich Marla, mit ihrer Lebenspartnerin Fran, gezielt potenzielle Opfer aus, die sie dann dank einer befreundeten Ärztin für unmündig erklären kann. Das diebische Lesbenpärchen verfrachtet die Betagten dann in ein von ihnen ausgesuchtes Altersheim, lässt sie dort mit Medikamenten ruhig stellen und plündert in der Zwischenzeit deren Konten und Häuser. Ihren Angehörigen lässt Marla per Gerichtsentscheid das Besuchsrecht absprechen.

Doch als sie die vielversprechende Seniorin Jennifer Peterson als nächstes Opfer auswählt, läuft es nicht mehr nach Plan. Anders als angenommen ist die reiche alte Dame nicht nur rüstig und intelligent, sondern verfügt auch über gute Kontakte zur russischen Mafia. So kommt es, dass der Gangsterboss Roman Lunyov, Marla und Fran die Suppe gehörig versalzen will und alles daran setzt, Jennifer aus dem zwielichtigen Altersheim zu befreien. Als eine Vertraute Marlas plötzlich und unter mysteriösen Umständen das Zeitliche segnet, realisiert sie, dass es die ungewöhnliche Seniorin ernst meint. Doch gibt sie ihr hart erarbeitetes Geschäft so schnell auf?

Dianne Wiest aus I Care a Lot
Jennifer durchschaut Marlas Spiel schnell. | Bild: Netflix

Eine bitterböse Gesellschaftssatire mit tollem Cast

Geschrieben, produziert und inszeniert wurde I Care a Lot vom Regisseur J Blakeson. Er ist unter anderem für seine Arbeit an The 5th Wave (Regie) und Kidnapping Stella (Drehbuch) bekannt. Mit seinem neuesten Streifen hat er einen regelrechten Coup gelandet. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, zeigt sie eindeutig, wie manipulativ das amerikanische Rechtssystem und dessen Akteure sind und wie die Gesellschaft mit Senioren umgeht. Die Story wird geschickt mit den beiden Figuren Marla und Fran ergänzt, die offensichtlich eine «Marktlücke» entdeckt und begonnen haben, daraus Profit zu schlagen. Während des Films ist man als Zuschauer von der Kaltblütigkeit und Unverfrorenheit des Ganovenpärchens einfach nur angewidert und wünscht den beiden nichts sehnlicheres, als dass sich das Blatt wendet.

Eiza González und Rosamunde Pike aus I Care a Lot
Fran und Marla sind zufrieden mit ihrem Business. | Bild: Netflix

Diese Reaktion ist vor allem der Darstellung von Rosamund Pike geschuldet. Bereits in Gone Girl hat sie die eiskalte Psychopathin hervorragend gespielt, in ihrem neuesten Streifen legt sie einen ordentlichen Zahn zu. Ihr Schauspiel kauft man ihr definitiv ab, sie versteht es, ihre Marla zielstrebig, verlogen und unverfroren darzustellen. Ihre Herzlosigkeit und Erbarmungslosigkeit lässt dem Zuschauer regelrecht das Blut in den Adern gefrieren. Daneben verblasst ihre Kollegin Eiza González, die ihre Lebensgefährtin spielt, völlig und verkommt zur Assistentin. Ich fand es spannend für diese Rollen zwei Frauen auftreten zu lassen. So wurden in der Vergangenheit des Films meistens schmierig-und-aalglatte-Geschäftsleute-Rollen mit Männern besetzt. Dass dieser Typus nun mit Frauen dargestellt werden kann, beweist der Regisseur gekonnt. Dass die Protagonistin lesbisch ist, was auch einer Neuheit gleicht, ist eine pure Nebensache.

Peter Dinklage, den Serien-Fans als Tyrion Lannister aus Game of Thrones kennen, verkörpert den Mafia-Boss Roman. Auch er liefert eine super Arbeit ab und passt perfekt in den Film. Somit ist er seiner Gegenspielerin ebenbürtig und man fiebert viel eher mit ihm mit, als mit Marla. Trotz seiner geringen Köpergrösse besitzt er eine erstaunliche Präsenz, die die Geschichte vorantreibt.

Peter Dinklage aus I Care a Lot
Mit Roman ist nicht gut Kirschen essen. | Bild: Netflix

Unser Fazit zu I Care a Lot

Der Film ist mit seinen knapp zwei Stunden Laufzeit kurzweilig und spannend, aber im Mittelteil ein bisschen vorhersehbar. Allerdings entwickelt sich die Story dann gegen Schluss in eine Richtung, die man nicht so schnell erwartet hätte – vom Ende ganz zu schweigen. Der Cast liefert eine tolle Leistung ab und Rosamund Pike hat den Golden Globe zurecht verdient. Ob man sie wohl auch mit dem Oscar für ihre Leistung belohnt? Es wäre ihr erster Gewinn des Academy Awards.

Ihr findet I Care a Lot auf Netflix. Leider ist er zurzeit in der Schweiz nicht verfügbar. Bis jetzt ist ein Start noch nicht geplant, wie wir auf Anfrage bei der PR-Agentur Schröderschömbs erfahren haben. Vielleicht haben wir Glück und er kommt sogar noch in die Kinos? Sobald wir mehr wissen, werden wir es an dieser Stelle publizieren.