Fast drei Jahre, nachdem ich im Kino den enttäuschenden Film Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen sah, ging ich kurz nach der Premiere des dritten Teils ins Kino, um zu sehen, ob Warner Bros. aus seinen Fehlern gelernt hat. Zwei wichtige Neuerungen gab es in diesem Film. Grindelwald-Darsteller Johnny Depp wurde wegen seines Gerichtsurteils durch Mads Mikkelsen ersetzt und als Drehbuchautor stiess Steve Kloves dazu. Dieser war bei fast allen Harry Potter-Filmen als Drehbuchautor zuständig. Ich hoffte, dass nach so langer Zeit und seiner Mitwirkung der dritte Teil ein schönes Kinoerlebnis wird. Haben die Macher meine Erwartungen an Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse erfüllt?
Spoilerwarnung: Der Artikel enthält kleinere Spoiler zu Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen und Phantastische Tierwesen Dumbledores Geheimnisse.
Wer gerne wissen möchte, was im Vorgängerfilm passiert ist, liest am besten hier weiter.
Der Kampf um die Weltherrschaft
Der Film beginnt mit einer Rückblende von Albus Dumbledore an seine Jugendliebe Gellert Grindelwald. Die Atmosphäre dieses verbotenen, aber doch präsenten Gefühls wirkt nahbar und man spürt den Keil, der sich mit der Zeit zwischen die beiden gedrängt hat. Die Chemie erinnerte mich an Charles Xavier und Erik Lehnsherr aus den X-Men-Filmen. Professor X und Magneto verbindet auch eine Hassliebe, aber der Unterschied ist, dass bei ihnen keine romantischen Gefühle da sind. Die Momente zwischen Grindelwald und Dumbledore sind Gänsehaut-Momente; denn man erkennt die Sehnsucht, die von beiden nicht befriedigt werden will. Trotz des Blutpakts, den die Magier einst beschlossen haben und der sich nun in Besitz von Albus befindet.
Derweil in den chinesischen Bergen: Nachdem Magiezoologe Newt Scamander ein seltenes Tier namens Qilin gesucht und bei der Geburt geholfen hatte, überfallen ihn Grindelwalds Schergen. Nach einem erfolglosen Kampf entführen Credence Barebone und seine Begleiter das Neugeborene. Was dieses Jungtier noch für eine Bedeutung hat, nehme ich mal nicht vorweg. Allerdings kann ich sagen, dass so das Problem mit dem Titel der Filmreihe wieder gelöst werden kann. Der Film startet mit dem Rekrutieren von Leuten für eine Gruppe, die den Auftrag verfolgen, Grindelwald zu verwirren und zu fassen.
Mit dabei sind die Auroren Yusuf Kama, Theseus Scamander, sein Bruder Newt, dessen Assistentin Bunty, Professor Albus Dumbledore, die Professorin Eulalie Hicks und der Muggel Jacob Kowalski. Dieser trauert noch immer seiner Queenie nach, die bei den Ereignissen in Paris zu Grindelwald übergelaufen ist. Die Truppe macht sich nun auf nach Berlin, wo Grindelwald bei einem Empfang erwartet wird. Der Schurke versucht gekonnt, die Menge an sich zu reissen, um als Kandidat für den Posten des Leiters der Internationale Vereinigung von Zauberern gewählt zu werden. Ob ihm das gelingen wird? Und welche Rolle spielt der aktuelle Amtsinhaber Anton Vogel?
Zu viel Echtheit in Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
Für mich als Potterhead war es richtig schön, wieder in diese magische Zauberwelt einzutauchen. Die Tiere, die Zaubersprüche und natürlich Hogwarts als solches haben dabei mitgeholfen. Das alles wurde mit der Musik von James Newton Howard perfekt umrahmt. Allerdings muss ich sagen, wirken die Sprüche zu «animiert». Es waren schöne neue Effekte, aber man sieht im Grunde nur noch Farbstrahlen hin und her flitzen, ohne dass der Zauber effektiv gesagt oder eine spezielle Handbewegung gezeigt wird. Da ist sogar mancher Fan-Film besser.
Allgemein fehlten mir ein bisschen die praktischen Effekte und Kulissen, wie es bei den ersten Harry Potter-Streifen der Fall war. Man merkt auch, wie die Zaubererwelt immer mehr der realen gleicht und wie viele Verweise auf die echte Welt zu finden sind. Wenn man alle paar Minuten an CGI-Effekte oder an den Aufstieg Hitlers erinnert wird, nimmt es ein Stück Magie weg, die ich bei den anderen Wizarding World-Streifen noch gespürt habe.
Ich will den Film nicht schlecht reden, denn das war er nicht. Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse macht das wieder gut, was sein Vorgänger vermasselte. Doch das ist leider das Problem des Filmes. Der neueste Teil ist so mit dem wiedergutmachen, beschäftigt, dass man zu wenig Fokus auf die Handlung setzt. Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen hat unter zu vielen Figuren und Storylines gelitten. J.K. Rowling versuchte wie in einem Buch jede Geschichte der einzelnen Figuren zu erzählen. Beim dritten Teil ist es ein wenig besser geraten. Der Film weiss was er sein will, hat allerdings immer noch zu viele Figuren, über die so wenig gesagt wird, dass man sie auch hätte weglassen können. Dennoch, wie diese magische Welt eingefangen wird und sie mit den 20er oder 30er-Jahren zu vereinen, war sehr schön anzusehen.
Man kann sich nicht auf Nostalgie verlassen
Die Phantastische Tierwesen-Reihe hat einen grossen Nachteil. Sie setzt darauf, dass die Fans Harry Potter kennen und lieben. Dieser Fehler wird bei jedem Film aufgegriffen und ich verstehe nicht, warum. Die Harry Potter-Prequels sind bis jetzt nichts Eigenständiges. Bei den Star Wars-Filmen kann man auch alle Trilogien unabhängig von einander schauen und man versteht, um was es geht. Bei den Phantastische Tierwesen-Filmen kommt es mir aber immer so vor, als wolle man sagen: «Ey das spielt im HP-Universum und schau, das kennst du wegen den HP-Filmen».
Solcher Fan-Support ist schön und gut, aber der Film kann nicht nur allein deswegen Leben und Erfolg haben. Klar, habe ich mich gefreut, als bestimmte Wörter gefallen sind oder als man Hogsmead wieder sah. Wie schon erwähnt, finde ich ist dieser Fan-Support gut, solang er in die Story passt und nicht unnötig hinein gequetscht ist. Zugegeben, es ist weniger als beim letzten Film, aber zu viel für einen unabhängigen Streifen.
Depp oder Mikkelsen?
Kein anderer Schauspielerwechsel hat in den letzten drei Jahren so für Furore gesorgt wie der vom Charakter Gellert Grindelwald. Nachdem man verkündet hatte, dass Hannibal-Darsteller Mads Mikkelsen den Bösewicht Grindelwald verkörpern wird, wurde die Wizarding World-Community gespalten. Die einen wollten niemand anderen als Johnny Depp sehen, andere wiederum fanden Johnnys Darbietung in den anderen Filmen nahezu lachhaft. Jetzt, nachdem ich den Film gesehen habe, muss ich sagen, beide haben mich überzeugt. Doch leider ist die Variante von Mikkelsen komplett anders als die von Depp. Ihm fehlt die manipulative Art zu sprechen und die Crazyness. Ausserdem sieht er komplett anders aus.
Mikkelsens Version ist eleganter und nobler, er wirkt klüger und so, als verfolge er einen grossen Plan. Depps Version sah aus, als würde er aus Wahnsinn handeln. Wenn man einen Charakter neu besetzt, warum kann man die Persönlichkeit und das Aussehen oder zumindest den Style nicht gleich behalten? Ich kann und will nicht sagen, welcher der Bessere ist. Ich hätte gern mehr von Depps Version gesehen, aber hätte man schon von Beginn an Mikkelsen genommen, wäre ich sehr zufrieden damit. Denn ehrlich gesagt, spürte ich bei ihm eine Verbindung zu Dumbledore, die es bei den anderen Figuren nicht gab.
Nein, Newt ist nicht der Protagonist der Phantastischen Tierwesen-Reihe
Beim letzten Film war ich zugegebenermassen enttäuscht, da Dumbledore nur so einen kleinen Auftritt hatte. Doch jetzt in «seinem Film» ist es ganz anders. Er ist vollends mit dabei und genau so geheimnisvoll, wie bei den Harry Potter-Teilen. Allerdings hat er eine tragende Rolle, was ich liebe. Jude Law spielt den charismatischen Professor, so wie ich es mir gewünscht habe; ich finde ihn grosse Klasse. Auch Newt, der für viele der Protagonist der Reihe ist, hat mich überzeugt. Ebenso sein Darsteller: Eddie Redmayne verkörperte Scamander wie gewohnt genial introvertiert und begeistert mich den ganzen Film lang.
Mich stört es nicht, dass er nicht so oft vorkommt und ich verstehe auch nicht, warum viele sagen er ist der Protagonist dieser Filme. Nur weil die erste Geschichte mit Newt begann? Der zweite Film hatte ihn nicht mal im Namen und dennoch sagt man, er ist der Titelheld? Schliesslich war Credence zu Beginn der Reihe ein wichtiger Teil der Handlung. Abgesehen davon, dass Grindelwalds Verbrechen nur so von ziemlichen nebensächlichen Story-Elementen gespickt war. Beispielsweise die Geschichte um Voldemorts späteres Haustier Nagini, die ganzen Zirkus-Szenen sowie Leta Lestrange und die Beziehungsprobleme der restlichen Protagonisten. Beim neuen Streifen ist das nicht so und es dreht sich um Dumbledore. Und ja, es geht nicht um Albus selbst, sondern um die Familie Dumbledore, ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse und ihr Vermächtnis.
Braucht es so viele Charaktere?
Drei Figuren, die ich nicht so stark präsent fand, waren Queenie und Tina Goldstein sowie Yusuf Kama. Queenie hadert immer mehr mit der Entscheidung, zu Grindelwald herüber gelaufen zu sein, doch genau in ihre Gedanken blicken, kann der Zuschauer nicht. Nur weil die anderen Figuren dies auch nicht können? Ich hätte mehr gewünscht, wie es ihr in der Zeit in Grindelwalds Festung Nurmengard erging oder wie sie Jacob vermisst hat. Tina, die von Newt so angehimmelte Frau, ist Auroren-Leiterin in den USA und deswegen hat sie leider nur eine Screentime von wenigen Sekunden. Yusuf, der im zweiten Teil noch sein Vermächtnis suchte, muss in der Story etwas erledigen, was Grindelwald nicht mitbekommen darf und deswegen sehen wir ihn nur zu Beginn und am Schluss.
Das Weglassen von Nagini, die im letzten Teil gezwungen eingeführt wurde, oder die psychische Verfassung von Credence sowie seine Obscurus-Gestalt, sind offensichtliche Zeichen dafür, dass Kloves alles Unnötige, welches Rowling hineingeschrieben hatte, rausnahm. Der Versuch, noch etwas zu retten was zu retten ist, sieht man leider sehr deutlich. Rowling hat zu viele Story-Stränge geschaffen, die in diesem Film alle gestrichen oder abrupt beendet wurden. Leider kam so die Handlung der Sequels nicht weiter, als sie schon bei Teil eins war.
Mein Fazit zu Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
Der Film war trotz allem amüsant und verzauberte mich. Der Streifen hat seine Schwäche wie die Anzahl der Figuren und die Story, die nicht vorangetrieben wird. Doch die Schauspieler, die Musik, die Szenarien ergeben eine wundervolle Welt, in die man gerne eintauchen möchte. Ich würde mich freuen, falls es einen 4. Teil geben wird. Und wenn nicht, kann ich mich mit diesem Ende einigermassen zufriedenstellen. Der neuste Streifen aus der Wizarding World läuft nun in den Kinos.
Für alle Harry Potter-Fans haben wir zudem noch die erstaunlichsten Fantheorien zusammengestellt, hier findet ihr sie.
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