Mit Nobody Sleeps in the Woods Tonight bringt uns Netflix eine polnische Horrorgeschichte ins Heimkino. Auf den ersten Blick erfüllt der Streifen viele Klischees und scheint nicht besonders interessant oder spannend zu sein. Auch der Cast war mir vollkommen unbekannt. Trotzdem hat mich Netflix in letzter Zeit immer mal wieder mit relativ interessanten Horrorfilmen überrascht. Daher habe ich Nobody Sleeps in the Woods Tonight eine Chance gegeben. Lohnt sich das Streamen?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Film
Das Anti-Technik-Camp in den Wäldern Polens
Polens Jugend wird zunehmend von einer digitalen Seuche heimgesucht: Der Sucht nach dem Internet. Daher wurde vor einigen Jahren ein Camp ins Leben gerufen, in dem die Jugendlichen den Kontakt zur Aussenwelt völlig abbrechen. Sobald die Gruppe junger Mädchen und Jungen aus dem Bus steigt, müssen bereits alle Smartphones und Tablets abgegeben werden. Fortan sollen sie zusammen wandern, zelten und Abenteuer in den Wäldern Polens erleben. Zu ihnen gehört zum Beispiel der junge Julek. Er ist professioneller E-Sportler, verdient also eine Menge Geld mit dem Spielen von Videospielen. Da sich dies bei ihm aber zu einer regelrechten Sucht entwickelt hat, ist er von seinen Eltern im Camp angemeldet worden. Er wird zusammen mit dem schweigsamen Mädchen Zosia, der oberflächlichen Aniela, dem Schönling Daniel und dem zurückhaltenden Bartek in eine Gruppe eingeteilt. Ihre Gruppenführerin Iza führt die fünf gleich am zweiten Tag auf eine aufregende Wanderung.
Juleks Information, dass jährlich viele Menschen in den Wäldern Polens verschwinden, nimmt niemand so richtig ernst. Nur gerade Zosia, die eine dunkle Vergangenheit hat, freundet sich mit dem Sonderling an. Die restlichen Gruppenmitglieder verstehen sich untereinander gar nicht, oder aber viel zu sehr. Zwischen Aniela und Daniel entwickelt sich bald mehr als nur Freundschaft, Bartek und Daniel jedoch können sich nicht ausstehen. Diese ersten Auseinandersetzungen enden aber abrupt, als die Gruppe ein totes Reh findet. Das Tier wurde brutal ausgeweidet und selbst die Gruppenleiterin Iza kann sich nicht erklären, wer oder was zu so einer Tat fähig ist. Sie versucht allerdings, die Jugendlichen zu beruhigen und schliesslich wird die Wanderung fortgesetzt.
Eine alte Geschichte enthüllt eine dunkle Bedrohung
Auf diese Wanderung hätte die Gruppe rückblickend bestimmt gerne verzichtet. Denn bald geht es für die Jugendlichen nicht mehr darum, sich von der Technik loszusagen, sondern zu überleben. Irgendetwas streift durch die Wälder und bald werden die ersten Gruppenmitglieder brutal getötet. Zosia und Julek entkommen dabei und erreichen ausser Atem ein unheimliches Haus mitten im Wald. Dort lernen sie einen alten, misstrauischen Mann kennen, der ihnen eine scheinbar unglaubliche Geschichte erzählt:
Vor vielen Jahren lebte einst eine junge Mutter mit ihren beiden Zwillingssöhnen in einem Haus im Wald. Die kleine Familie hatte nicht viel, doch sie war glücklich und zufrieden. Eines Tages spielten die Jungen im Wald, als sie ein leuchtendes Objekt beobachteten, das allem Anschein nach in der Nähe abstürzte. Die neugierigen Zwillinge machten daraufhin eine unglaubliche Entdeckung und sie begannen, sich zu verändern. Ihre Mutter versuchte noch, sie zu beschützen; doch zu spät.
Langsam aber sicher beginnen Julek und Zosia zu begreifen, was diese Geschichte für sie bedeutet. Es scheint viel mehr als nur eine Legende zu sein, könnte tatsächlich eine dunkle Macht in den Wäldern Polens hausen? Es beginnt eine wilde Jagd und die Jugendlichen kämpfen erbittert um ihr Leben. Wer oder was steckt hinter den Morden und können Julek und Zosia die Nacht überleben?
Unlogisch und langweilig, ein guter Horrorfilm geht anders
Die grobe Inhaltsangabe lässt es bereits erahnen, Nobody Sleeps in the Woods Tonight ist voller Horrorfilm-Klischees. Eine Gruppe Jugendlicher im Wald, kein Kontakt zur Aussenwelt, eine alte Legende und schlussendlich ein grausiges Monster. Netflix hat hier also alles andere als einen innovativen Genrefilm kreiert. Doch zuletzt bewies uns A Classic Horror Story, dass auch mit Klischees ein guter Streifen entstehen kann. Ist dies auch mit Nobody Sleeps in the Woods Tonight gelungen? Das muss wohl jeder und jede für sich selbst entscheiden, meiner Meinung nach aber definitiv nicht. Leider verfügen die Gruppenmitglieder rund um Zosia und Julek keinerlei charakterliche Tiefe. Zwar wird versucht, den Jugendlichen kleine Hintergrundgeschichten oder persönliche Probleme und Herausforderungen zu geben, doch schlussendlich sind diese absolut austauschbar und irrelevant.
Auch das Setting des düsteren Walds wirkt alles andere als unheimlich, sondern viel eher langweilig. Und dann ist da die Legende des mysteriösen Einsiedlers, die scheinbar wahr ist und die Geschehnisse und Morde erklärt. Natürlich brillieren Horrorfilme nicht immer in besonderem Masse mit ihren Mythen und Legenden. Doch in Nobody Sleeps in the Woods Tonight hat Netflix den Bogen definitiv überspannt. Die Geschichte rund um die Mutter mit ihren Zwillingen, die von einer dunklen Macht heimgesucht werden, ist vollkommen losgelöst von jeglicher Logik. Dies trifft dann leider auch auf einige Teile der Handlung zu. Schlussendlich fehlt es leider auch an Spannung, um bei Nobody Sleeps in the Woods Tonight über die offensichtlichen Fehler und langweiligen Passagen hinwegzuhelfen.
Nobody Sleeps in the Woods Tonight ist leider zum Einschlafen
Nobody Sleeps in the Woods Tonight stammt wie erwähnt aus Polen. Daher waren mir die Schauspieler kein Begriff. Positiv hervorzuheben ist meiner Meinung nach die Schauspielerin Julia Wieniawa als Zosia. Sie spielt das zurückhaltende aber schlussendlich doch sehr taffe Mädchen ziemlich gut. Immerhin muss sich ihre Figur einiges an Splatter und Gewalt gefallen lassen. Die restlichen Schauspieler sind mir nicht positiv oder negativ in Erinnerung geblieben; sie und ihre Figuren wirken sehr austauschbar.
Insgesamt hat Nobody Sleeps in the Woods Tonight leider nur sehr wenig zu bieten, was die Herzen von Horrorfilm-Fans höher schlagen lassen könnte. Eine altbackene Handlung wird mit einer abstrusen Legende kombiniert, eben nicht zwingend innovativ und interessant. Auch das Setting und die Spezialeffekte sind absoluter Standard, der Streifen konnte mich in keinem Aspekt überaus überzeugen. Alles in allem ist Nobody Sleeps in the Woods Tonight also kein wirklich guter Horrorfilm. Genrefans können definitiv einen Blick riskieren, immerhin ist der Streifen ab und zu voller Gewalt und Splatter. Für alle anderen hält Netflix aber sicherlich bessere Alternativen bereit.
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