Seit dem 20. Januar ist die zweite Präsidentschaft von Donald Trump erneut bittere Realität in der Weltpolitik. Dabei scheint es so, als stünde seinem skrupellosen Machteinfluss nichts im Wege. Im Oktober 2024 startete passend zu den damaligen Präsidentschaftswahlen The Apprentice – The Trump Story im Kino. Es zeigt die Anfänge seines Aufstieges als umstrittener Geschäftsmann auf und konnte trotz Trumps Unterlassungsaufforderung veröffentlicht werden.
Seit 30. Januar ist der Oscar-Anwärter nun auch auf Blu-ray und DVD verfügbar! Unter der Regie von Ali Abbasi ist das Werk in den Hauptrollen mit Sebastian Stan, Jeremy Strong und Maria Bakalova besetzt worden. Ob nun Trumps Unterlassungsaufforderung, aber auch die Oscar-Nominierungen ein Indiz für eine gelungene Umsetzung des Biopics sind oder der Film am Ende vielleicht nur in einer plumpen und aufmerksamkeitserregenden bzw. gar in seiner Gleichgültigkeit verklingenden Politsatire mündet, möchte ich euch in meiner Kritik verraten.
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Der unaufhaltsame Aufstieg eines gefährlichen Politikers
Donald Trump plant im New York der 70er Jahre als aufsteigender Millionärssohn aus den Fussstapfen seines Vaters Fred Trump zu treten. Da kommt es ihm gerade gelegen, dass er mit dem Rechtsberater Roy Cohn seinen Lehrmeister findet, der ihm seine heute noch angewandten Taktiken «angreifen, leugnen und niemals Niederlagen eingestehen» beibringt und ihm so auch zu seiner nahezu besessenen Verbissenheit verhilft. Damit formt Cohn einen der heute gefährlichsten Politiker, der sich in Abbasis Biopic einen Weg zur Macht mittels Betrug, Erpressung und Manipulation freischaufelt und trotz miserablen Geschäftssinns Einfluss erntet. Kurzum der unaufhaltsame Anbeginn einer besorgniserregenden «Killerstory».
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Ali Abbasis Blick hinter die Fassade
Ali Abbasi erarbeitet sich Trumps Historie mit den Mitteln des Dokumentarfilms. Dieser Stil schlägt sich sowohl in der meist unruhigen Kameraführung, dem rauen, filmkornbehafteten und teils VHS-ähnlichen Look sowie vereinzelt eingestreuten Sequenzen, die tatsächlich in den 70ern und 80ern entstanden sind, durch! Dabei kämpft dieser Film innerhalb der rund 2 stündigen Laufzeit seines linearen Erzählflusses auch immer wieder mit vereinzelten, langatmigen Momenten.
Dennoch sind es vor allem die schauspielerischen Glanzpunkte, die dieses Biopic aus einer gewissen TV-Film-Optik und teils auch serienartigen Beiläufigkeit herausholen sowie einige Momente zu Tage fördern, die schonungslos Trumps eiskalte Miene offenbaren und sein taktisch-empathieloses Hamsterrad aufzeigen. So hören wir Floskeln, die uns auch heutzutage in Trumps radikaler Rederhetorik nur allzu vertraut erscheinen und in The Apprentice letztlich ihre Entstehungsgeschichte erfahren.
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Der Cast macht The Apprentice aus
Sebastian Stan verkörpert Donald Trump hierbei absolut authentisch und überzeugt ohne parodistische Überspitzung, mit einer Entlarvung, die häppchenweise hinter der Maske hervordringt. Seine mimischen und gestischen Eigenheiten übernimmt er dabei auf stimmige Weise. Mit einer emotional noch breiter gefächerten Darstellung ist aber vor allem Jeremy Strong als Roy Cohn eine grossartige Besetzung. Er brilliert sowohl als starker Führungscharakter und im späteren Verlauf auch als AIDS-geschwächter und fast schon unterwürfiger Mann. Maria Bakalova gibt Ivana Trump schliesslich das nötige Selbstbewusstsein mit und deutet auch ein Gespür für sensiblere Töne an, die im dargestellten Stolz ihrer Figur allerdings nicht so viel Spielraum dulden. Trotz der schauspielerischen Stärken fehlt dem Film aber aus meiner Sicht eine durchgehende Schlagkraft.
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Wo das Biopic packt – und wo nicht
Viel zu brav und gleichgültig wird hier die Geschichte eines einflussreichen Raubtiers heruntergespult. Dies verleiht dem Film zwar eine leichtere Zugänglichkeit, entnimmt ihm aber auch eine gewisse Eindringlichkeit, die nur vereinzelte Szenen wie das Fallenlassen seines Beraters Roy Cohn oder das Ausnutzen von Vater Fred Trumps angehender Demenz für seine geschäftlichen Zwecke bereithalten. Diese zeigen Trumps erbarmungslosen und nahezu grenzenlosen Pragmatismus auf. Etwas irreführend, aber dennoch einschneidend und packend ist die gezeigte Vergewaltigung seiner Exfrau Ivana Trump. Obwohl sie 1990 in einer eidesstaatlichen Aussage Trump der Vergewaltigung bezichtigte, hat sie vor ihrem Tod mitgeteilt, dass die Taktik des Vorwurfs der Vergewaltigung auf Anraten ihrer Anwälte entwickelt wurde. Natürlich könnte man nun an dieser Stelle eine gewisse Einflussnahme von Trump auf Ivanas letztliches Abstreiten des Vergewaltigungsvorwurfes vermuten, aber das kann nun nicht mehr endgültig bewiesen werden.
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Wo The Apprentice Potenzial verschenkt
Daher reizt der Film an dieser Stelle seine fiktive Freiheit aus meiner Sicht zu sehr aus, da man hier eine unzureichende Faktenlage nutzt, die gerade auch Trumps politischer Rhetorik in die Karten spielt und damit leider auch ihm und seinen Anhängern berechtigtes Futter zur Gegenoffensive gibt. Interessant wäre zudem gewesen, bereits in Trumps Kindheit einzusteigen, um seine Entwicklung noch besser nachvollziehen zu können. Dafür wäre dann allerdings eine Miniserie geeigneter gewesen.
Dennoch findet The Apprentice hin und wieder Szenen, die sinnbildlich Trumps Bereitschaft aufzeigen, das eigene Imperium auf potentielle Leichen zu pflastern. Musikalisch punktet das Biopic mit einer Mixtur aus klassischen Soundtrack, der sich wie ein warnender Klangteppich über die Geschehnisse legt und andererseits aus Popstücken, die das Lebensgefühl der High Society aus New York spiegeln. Dafür greift man auch auf bekannte Titel der Zeit wie Rock Your Baby von George McCrae oder Yes Sir, I Can Boogie von Baccara zurück, die einen popkulturellen Kontrast bilden.
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Mein Fazit zu The Apprentice
Auf satirischer Ebene fehlt The Apprentice die Schlagkraft und biografisch die entwaffnende Ehrlichkeit. Nur stilistisch und schauspielerisch kann der Film mit einzelnen, eindringlichen Momenten aufwarten, die immer wieder das Potential aufzeigen, was der erzählwürdige Stoff aus einem entschlosseneren Inszenierungsansatz hätte herausholen können. Auch musikalisch setzt der Film auf stimmige Akzente. Ansonsten verpufft hier aber ein Film, der zwar als gegenwärtige Parallele teilweise ein interessanter Appell an die gegenwärtige US-Politik, aber nicht in allen Belangen von Trumps Biografie geworden ist. Ali Abbasi bevorzugt damit auch im Sinnbild vieler anderer Biopics den Effekt der Dramaturgie zugunsten der endgültigen Faktenlage und stellt letztlich unter Beweis, dass er seinen dokumentarischen Stil inhaltlich nicht allzu ernst nimmt.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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