Am 11. April 2024 lief das US-amerikanisch-britische Biopic Back to Black über die legendäre Soul- und Jazzsängerin Amy Winehouse in den Kinos an. Seit 18. Juli ist der Film auf Blu-ray und DVD erschienen. Das Biopic erzählt mit seinen Höhen und letztlichen Tiefen, den Werdegang von Amy Winehouse die als eine der grössten Sängerinnen des 21. Jahrhunderts in die Musikgeschichte eingegangen ist. Unter der Regie von Sam Taylor-Johnson (Nowhere Boy, Fifty Shades of Grey) ist die Filmbiografie in der Hauptrolle mit Marisa Abela als Amy Winehouse sowie mit Lesley Manville als Cynthia Winehouse, Eddie Marsan als Mitch Winehouse und Jack O’Connell als Blake Fielder-Civil in weiteren Rollen besetzt.
Ob es letztlich gelingt, der schillernden, aber auch exzessiv lebenden Sängerin ein würdiges filmisches Denkmal zu setzen oder das Biopic hinter dem Antlitz seiner schillernden Vorlage nahezu verblasst, möchte ich euch in meiner neuen Kritik verraten.
Aufstieg und Absturz der Amy Winehouse
Amy Winehouse wächst in einer fürsorglichen, aber auch dysfunktionalen jüdischen Familie im Londoner Viertel Southgate auf. Trotz ihrer bereits erreichten Volljährigkeit pendelt sie noch immer zwischen der Wohnung ihrer gesundheitlich angeschlagenen Mutter und ihres umsichtigen Vaters Mitch. Was die Familie hierbei schliesslich vereint, ist die Liebe zum klassischen Jazz. Vor allem Amy hat diese Musik angetan und beflügelt sie als aufstrebende Singer-Songwriterin. Als Vorbild in Sachen Stil und Mode hat Amy schliesslich in ihrer Grossmutter ein vertrautes Vorbild. Als Amy dann bei einem ihrer Auftritte in lokalen Kneipen vom Manager Nick Shymansky entdeckt wird, gelingt ihr schon bald der Sprung zu einem gefragten Plattenlabel.
Trotz des nun angebrochenen Höhenflugs zum Anbeginn ihrer Karriere wird Amy zunehmend von Alkohol und Drogen beherrscht. Dies beeinflusst die Qualität ihrer Musik und Stimme aber erstmal gar nicht und unterstützt das Image eines rebellischen Überfliegers. Mit dem charmanten Blake trifft sie dann auch noch ihren Seelenpartner, der ihr vorerst verliebte Glücksmomente verschafft. Doch der stetige Alkohol und Drogenexzess, bedingt durch Rückschläge in der Liebe und ihren unaufhaltsam wachsenden Ruhm sowie den damit einhergehenden Verpflichtungen, fordern ihren Tribut mit der tragischen Mitgliedschaft im Club 27.
Back to Black ist ein respektvolles Porträt
Sam Taylor-Johnson hat hier jedenfalls ein sehr respektvolles Biopic zustande gebracht, das Amy in ihren emotionalen Höhen, aber vor allem auch Tiefen porträtiert, ohne sie in ein zur Schau stellendes Meme zu verwandeln. Der Film stellt damit einen tiefgreifenden Blick in das Seelenleben der Künstlerin dar. Johnson zeigt die Sängerin dank der gelungenen Drehbucharbeit von Matt Greenhalgh dabei als selbstbewusste junge Frau, die mit ihrem ruhmvollen Leben zu kämpfen hat. Weiterhin kommt sie schliesslich aufgrund ihres Freundes in ein drogenförderndes Umfeld, dass sie in die endgültige Abhängigkeit treibt.
Kraftvolle Darstellung von Newcomerin Marisa Abela
Marisa Abela ist hierbei in der Lage, diesen Wandel mit einer eindringlichen Glaubwürdigkeit auf Film zu bannen. Dies gänzlich ohne effektbeladene Stilmittel des Films. Sie verkörpert Amy Winehouse schliesslich mit einer unglaublich anziehenden Strahlkraft in ihren Glanzmomenten und einer hilflos-erschütternden Kraftlosigkeit innerhalb ihrer Abstürze. Das Leid transportiert Abela hierbei vor allem in fein dosierten und ansteigenden Schüben, die sich in ihrer Rolle durch tiefschürfende Enttäuschungen offenbaren und bis zu einer unterdrückten Wut gegen die Ungerechtigkeit ihrer Schicksalsschläge innerhalb ihres authentischen Augenspiels reichen.
Back to Black nutzt die Originalstimme von Amy Winehouse
Letztlich steht dabei vor allem ihr Privatleben im Fokus des Films, während die Musik vor allem ihre unterschiedlichen Erfahrungen und zu verarbeiteten Gefühle aufgreift und transportiert. Hierfür hat man mit Unterstützung der Universal Music Group, Sony Music Publishing und dem Amy Winehouse Estate sowohl auf Originalaufnahmen von Amy Winehouse zurückgegriffen, aber in vereinzelten Szenen auch die Gesangsstimme und das Gitarrenspiel der Hauptdarstellerin verwendet.
Hierfür hat sich Abela einem monatelangen Gesangs- und Gitarrenunterricht unterzogen, um ihre Rolle glaubwürdig darstellen zu können. Ebenso hat sie unter der Aufsicht von Ernährungsexperten abgenommen. Auch mit dem weiteren Cast hat man eine wohl überlegte Wahl getroffen. Allen voran Eddie Marsan in der Rolle von Amys Vater Mitch und Lesley Manville als Oma Cynthia können hier auf berührend-fürsorgliche Weise überzeugen. Jack O’Connell als Liebhaber Blake gelingen hingegen zu Beginn seiner Rolle einige amüsante Momente, die aber storybedingt im weiteren Verlauf verblassen und sich ins dramatische Rollenfach verlagern.
Mein Fazit zu Back to Black
Back to Black kann trotz der Flut an Biopics der letzten Jahre positiv hervorstechen und wird vor allem von seiner authentischen Hauptdarstellerin durchgetragen, die ihr Seelenleben als Amy Winehouse nicht nur auf der Zunge, sondern vor allem in ihren autobiografischen Songs trägt. Diese wiederum dienen dem Biopic als standhafte Säulen der aufs Privatleben fokussierten Erzählung, die sich ihre aufrichtigen Emotionen ohne Effektgewitter oder ausgefallenen Stilmittel erarbeitet. So gesehen ein grossartiges und würdiges Biopic einer herausragenden Soul- und Jazzsängerin, die der Welt ihre Stimme schenkte und am Liebeskummer und den Schattenseiten des Ruhms zerbrach!
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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