Seit heute läuft Tron: Ares in den Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es handelt sich um eine Fortsetzung der Filme Tron: Legacy (2010) sowie Tron (1982). Inszeniert wurde der neue Streifen Joachim Rønning, der Cast besteht u.a. aus Jared Leto, Gillian Anderson, Evan Peters, Jodie Turner-Smith sowie Jeff Bridges. Wir haben den Streifen vorab sehen dürfen und verraten euch, was den Film sehenswert macht. Wir durften zudem mit Gillian Anderson und Evan Peters sprechen, was sie uns über die Dreharbeiten, KI und Tilly Norwood erzählt haben, findet ihr in diesem Artikel heraus.
Kleiner Hinweis: Um Tron: Ares unbedenklich sehen zu können, macht es durchaus Sinn, sich zuerst die Filme von 1982 sowie 2010 anzusehen. Beide befinden sich im Abo von Disney+. Dies, um ein Verständnis für das Tron-Universum zu erhalten. Wir gehen in diesem Artikel ausschliesslich auf Tron: Ares ein.

Ein KI-Krieger soll es richten
Julian Dillinger (Evan Peters), Chef von Dillinger Systems, versucht interessierten Geschäftsleuten seine neueste Erfindung schmackhaft zu machen. Ares, ein KI-generierter und erbarmungsloser Krieger. Das Problem: Das Programm hat einen Lebenszyklus von nicht einmal einer halben Stunde, was Julian natürlich verschweigt. Seine Mutter Elisabeth, die Tochter des berühmten Entwicklers und Schurken Ed Dillinger, versucht ihn davon zu überzeugen, dieses Programm noch nicht zu veröffentlichen. Um Ares langlebiger zu machen, fehlt ihm dazu den «Permanenz-Code», ein Code, der Computerprogramme besonders langlebig machen würde. Entwickelt hat ihn einst der legendäre Programmierer Kevin Flynn, der seit den Ereignissen von Tron (1982) in den Tiefen des Grids verschwunden ist.
Zur gleichen Zeit sind Eve (Greta Lee) und ihr Kollege Seth (Arturo Castro) von der legendären Computerfirma ENCOM ebenfalls mit einem Experiment beschäftigt. Der digitale Erstellung von langlebigen Obstbäumen, um den Welthunger zu bekämpfen. Obwohl die Lebensdauer deutlich länger ist, als diejenige von Ares, streben sie ebenfalls nach dem «Permanenz-Code». Ihre Schwester hatte sich vor ihrem Tod intensiv mit der Forschung befasst und Eve will sie unbedingt vollenden. Als Julian von Eve und Sehts Forschung erfährt, setzt er alle Hebeln in Bewegung und jagt ihnen Ares auf den Hals…

Mein Fazit zu Tron: Ares
Tron: Ares schliesst sich optimal ins Tron-Universum ein. Die Optik ist fantastisch und die visuellen Effekte sehr sehenswert und gut gemacht. Wie schön, dass die Filmschaffenden auch auf Practical Effects zurückgegriffen haben und beispielsweise sogar Lichtrenner konstruiert haben. Der Film dauert knapp 2 Stunden, allerdings merkt man ihm die Dauer kaum an. Joachim Rønning hat seinen neuesten Streifen mit einem enormen Tempo und mit schnellen Schnitten versehen. Die Musik stammt von Nine Inch Nails, der für einen fetzigen Elektro-Soundtrack sorgt. Dieser widerspiegelt die digitale Schnelllebigkeit ganz passabel. Die Geschichte ist mit Elementen wie KI in der Rüstungsindustrie äusserst aktuell. Der Bezug zur Aktualität wird dadurch verstärkt, dass zwar kein digitaler Krieger, dafür eine digitale Schauspielerin Tilly Norwood vorgestellt wurde – und Entsetzen in der Branche auslöste.
Schauspieltechnisch betrachtet, kann hier Jared Leto punkten. Die Art und Weise, wie er den emotionslosen Krieger Ares spielt, ist fabelhaft. Auch Gillian Anderson und Evan Peters geben ein fantastisches Mutter-Sohn-Duo ab. Er als skrupelloser Geschäftsmann und sie als seine fürsorgliche Mutter, die sich um ihn und seinen Einfluss auf das Familienunternehmen Dillinger sorgt. Ein Highlight ist auch, Jeff Bridges als Kevin Flynn wiederzusehen. Seine Figur selbst ist im Grid der 80er-Jahre geblieben; optisch sind dieses Szenen ein Highlight für Retro-Fans und Kinder dieser Zeit, die den Originalfilm damals gesehen haben. Daher empfehlen wir Tron: Ares allen Sci-Fi-Fans. Jedoch macht das Kinovergnügen nur dann richtig Spass, wenn man die beiden Vorgängerfilme gesehen hat. Es gibt zwar eine kurze Rückblende-Sequenz, aber die geht schneller vorbei, als dass ein Lichtrenner von A nach B fährt.

Interview mit Gillian Anderson und Evan Peters über Tron: Ares
Im Rahmen der Premiere in London durften wir mit Gillian Anderson und Evan Peters sprechen. Anderson spielt Elisabeth Dillinger und ist für ihre Rollen in den Serien The Crown (Margareth Thatcher), Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI (Dana Scully) oder Sex Education (Dr. Jean Milburn) bekannt. Evan Peters ist als Julian Dillinger in Tron: Ares zu sehen und hat u. a. in WandaVision (Pietro Maximoff), American Horror Story (diverse Rollen) oder Mare of Easttown (Colin Zabel) mitgespielt. Zuletzt sorgte er als Serienmörder Jeffery Dahmer in der Netflix-Anthologie-Serie Monster für Aufsehen.

Gillian Anderson und Evan Peters, was bedeutet es euch, nun ein Teil des Tron-Universums zu sein?
Gillian Anderson: Ich kannte den ersten Film, hatte den zweiten aber nicht gesehen. Ich fühlte mich geehrt und privilegiert, Teil des Franchises werden zu dürfen. Ich war sehr gespannt auf die neue Welt, die sie da erschaffen, und darauf, wie sie die alte Welt mit der neuen, fortgeschrittenen CGI und den Spezialeffekten verbinden würden. Also, ja, ich war sehr aufgeregt, Teil des Teams zu sein.
Evan Peters: Ich war ein grosser Fan beider Filme. Den ersten konnte ich leider nicht im Kino sehen, ich war da noch nicht auf der Welt, aber Tron: Legacy hab ich im Kino gesehen. Ich war total begeistert vom Grid und davon, was sie mit den visuellen Effekten geschafft haben. Ich fühlte mich auch sehr geehrt und war richtig aufgeregt, Teil davon zu sein.
Die Dillinger-Familie ist seit Beginn von Tron zentral. Wie habt ihr eure Beziehung im Film aufgebaut?
Gillian Anderson: Wir hatten ein zweistündiges Telefonat vor Drehbeginn – mehr war zeitlich nicht drin. Aber das hat gereicht, um eine Basis zu schaffen. Als Schauspieler muss man oft Beziehungen improvisieren. Manchmal dreht man eine Scheidungsszene am ersten Tag! Also kommt man vorbereitet. Unser Gespräch war sehr hilfreich, und Evan ist ein fantastischer Schauspieler. Wir fanden schnell einen Rhythmus.

Apropos Zusammenarbeit, wie war es mit Regisseur Joachim Rønning (Kon Tiki, Pirates of the Caribbean: Salazars Rache) zusammenzuarbeiten? Was macht seine Art zu inszenieren so besonders?
Gillian Anderson: Nun, mir war von dem Moment an, als ich das Set betrat, klar, dass er wusste, was er tat. Er wirkte sehr selbstbewusst und sehr ruhig. Und doch war klar, dass die Welt, die das Filmteam erschaffen hat, absolut gigantisch war. Dass er für so viele Entscheidungen verantwortlich war, die Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen betrafen. Und dennoch konzentrierte er sich auch sehr auf die Details und darauf, was die Schauspieler in jedem Moment jeder Szene mit ihrer Darstellung lieferten. Und das ist für mich das Kennzeichen eines fantastischen Regisseurs: Dass er den Blick für die Bilder und die Aufnahmen behält und dabei experimentierfreudig und selbstbewusst ist. Aber gleichzeitig mit dem Charakter und der Entwicklung der Schauspieler arbeiten kann.
Evan Peters: Ja, er war ein sehr offener und kooperativer Regisseur, der nicht nur Charaktere und Geschichten versteht. Die junge Frau und das Meer zum Beispiel, ist ein brillanter, charakterorientierter Film, der sehr emotional ist. Aber ich finde auch, dass er ein gutes Auge für visuelle Effekte hat. Ich meine, er muss alle diese Aufnahmen genehmigen, prüft sie genau und wählt sie aus, um sicherzustellen, dass alles richtig aussieht und seiner Vision entspricht. Deshalb halte ich ihn für ein Genie. Und ich hoffe, dass die Leute diesen Film sehen und das erkennen, denn ich finde, es ist wirklich ein gewaltiges Unterfangen. Und der zweite Film hat die Messlatte in Bezug auf die neue Technologie für visuelle Effekte wirklich hoch gelegt. Ich finde also, dass er dieser Herausforderung definitiv gewachsen ist.

Apropos visuelle Effekte, Tron: Ares wurde nicht nur vor LED-Leinwänden oder Greenscreens gedreht, sondern auch in echten Filmsets. Inwiefern hat euch diese Liebe zum Detail beim Spielen geholfen?
Gillian Anderson: Wenn ich an etwas mit CGI arbeite, hilft es immer, wenigstens Bilder davon zu sehen, was später eingefügt wird. Es war etwas einschüchternd, am ersten Drehtag in einer Art Flugzeughangar zu stehen – riesig, und wir waren nur zwei winzige Figuren ganz am Ende. Wir konnten kaum sehen, was um uns herum war. Aber gleichzeitig gab es zum Beispiel mein Büro – das dann später das Büro meines Sohnes im Film wurde – als echtes Set mit Wänden und funktionierenden Requisiten. Da gab es einen fantastischen Schreibtisch mit all den Computer-Requisiten, an denen Evan tatsächlich tippen konnte. Es fühlte sich sehr Sci-Fi, sehr fortschrittlich an, aber auch funktional.
Evan Peters: Ich stimme zu. Die Sets waren unglaublich detailreich. Das Produktionsdesign, sogar die Requisiten – alles war durchdacht. Es zeigt, wie gross die Dimension dieses Films ist. Das kann einschüchternd sein, aber es war auch aufregend, Teil davon zu sein.

Wie ist es, einen Scifi-Film zu drehen im Vergleich zu Filmen anderer Genres?
Gillian Anderson: Ich glaube, ich war noch nie Teil von etwas so Grossem. Ich war schon auf Sci-Fi-Sets und grossen Produktionen, aber das hier war eine andere Grössenordnung. Alles war darauf ausgelegt, das Beste vom Besten zu liefern. Ich fühlte mich wie ein Kind im Süsswarenladen. Diese riesigen LED-Kreisschirme (Anm. d. Red. Die «The Volume»-Technologie), die Millionen kosten – das war faszinierend. Ich liebe Sci-Fi, war Tron-Fan, und das war ein Geschenk.
Evan Peters: Ja, es macht einfach Spass. Der Film hat ein unglaubliches Tempo, viele Verfolgungsjagden, einen grossartigen Soundtrack. Aber der Druck ist auch hoch – Tausende Menschen arbeiten an den Effekten. Es ist stressig, aber aufregend.

Eines der Hauptthemen von Tron: Ares ist natürlich KI. Wie steht ihr beide zu KI? Und was sagt ihr zur neuen Schauspielerin Tilly Noorwood, die vor kurzem vorgestellt wurde?
Gillian Anderson: Ich bin beeindruckt davon, was KI bisher geleistet hat. Besonders in Wissenschaft und Medizin und wie sie Menschen auf vielen Ebenen hilft. Aber ich bin auch nervös, was die Sicherheit betrifft, und hoffe, dass irgendwann ernsthafte Gespräche über Regulierung und Schutz geführt werden. Ich habe noch keine Bilder von Tilly gesehen, also kann ich dazu nichts sagen. Ich habe darauf keinen Einfluss. Aber ich hoffe einfach, dass es auch weiterhin ein Bedürfnis nach echten Schauspielerinnen und Schauspielern geben wird. Und falls nicht – dann finde ich eben etwas anderes zu tun.
Der Film spielt in der Zukunft und thematisiert den Umgang mit KI und Ernährungssicherheit. Ist er heute noch aktueller als beim Dreh?
Evan Peters: Ja, absolut. Wir haben im Februar 2024 gedreht – und seitdem hat die Realität den Film eingeholt. Das ist schon beängstigend.
Gillian Anderson: Und ironischerweise erscheint Tron: Ares genau zu dem Zeitpunkt, wo diese KI-Schauspielerin auftaucht. Das zeigt nur, wie sehr all diese Themen schon in unserer Gegenwart angekommen sind.

Gillian, du spielst eine Mutter, die sich vor der Zukunft fürchtet. Wie viel davon kennst du selbst – du hast ja Kinder im Teenageralter?
Gillian Anderson: Bei meiner Figur Elizabeth geht es weniger um Angst vor der Zukunft an sich, sondern mehr um die Angst vor dem Zustand ihres Sohnes und seinem Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens. Sie versteht die Welt, in die er sich hineinbegibt, aber sie sieht auch die Gefahren. Manche Richtungen, die er einschlägt, sind nicht die, die sie für richtig hält. Ich selbst habe glücklicherweise keine Söhne, die mit Militärtechnologie experimentieren (lacht), aber als Mutter gibt es immer Momente der Sorge – bei allen Kindern, auf unterschiedliche Weise. Manchmal muss man das einfach abspalten, um sie ihren Weg gehen zu lassen, auch wenn das schwerfällt.

Kommentar schreiben