The Bear: Mit dieser Serie ist vieles in Butter!

Morgen erscheint im deutschsprachigen Raum die lang erwartete 3. Staffel von The Bear: King of the Kitchen auf Disney+. Die Fans in den USA und in vielen Teilen der Welt konnten die neuen Folgen bereits Ende Juni sehen. Was macht die mehrfach mit dem Emmy und dem Golden Globe ausgezeichnete Serie von Regisseur und Autor Christopher Storer so besonders? Und was ist bisher passiert? Das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Spoilerwarnung: Die folgenden Absätze enthalten leichte Spoiler zu The Bear: King of the Kitchen

Was seither geschah…

The Bear: King of the Kitchen – Staffel 1

Carmen «Carmy» Berzatto (Jeremy Allen White) übernimmt den Sandwich-Laden Original Beef of Chicagoland von seinem verstorbenen Bruder Michael. Er selbst hat seiner impulsiven Familie für eine Weile den Rücken gekehrt, um in der Haute Cuisine Karriere zu machen. Als er aus dem Sandwich-Laden ein Restaurant mit qualitativ besseren Speisen machen will, stösst das beim alteingesessenen Team nicht gerade auf Gegenliebe. Sie möchten viel lieber bei Spaghetti anstelle von hochwertigen Sandwiches bleiben. Selbst Carmys Cousin Richard «Richie» (Ebon Moss-Bachrach) schätzt die Stammkundschaft und das Interieur sehr und hat mit den geplanten Veränderungen grosse Mühe. Carmys Hoffnungsschimmer ist die junge und engagierte Sydney (Ayo Edebiri), die frisch von einer angesehenen Kochschule kommt und unbedingt eine Karriere starten will. 

Die divergierenden Interessen aller Beteiligten bringen Carmy neben Geldproblemen beinahe an den Rand der Verzweiflung. So dreht sich die 1. Staffel um die Einführung eines professionellen Prozesses in der Küche und um Carmy, der auch mit psychischen Problemen und Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Mitunter trägt auch ein zerrüttetes Verhältnis zu seiner Familie dazu bei. Jedoch gelingt es Carmy, die Crew schrittweise für sich zu gewinnen und am Schluss werden sie sogar zu seiner zweiten Familie. Mithilfe einer grossen Finanzspritze durch Carmys Onkel Jimmy (Oliver Platt) wollen sie das Restaurant sanieren und mit völlig neuem, skandinavischem Design, einem neuen Namen und einer angepassten Menükarte eröffnen.

The Bear: King of the Kitchen – Staffel 2

Das The Beef wird umgebaut und so nutzt die Crew die Zeit für anderweitiges. So arbeiten Carmy und seine neue Sous-Chefin Sydney an neuen Menüs und probieren viele Rezepte aus. Bäcker Marcus (Lionel Boyce) lässt sich in Kopenhagen vom Koch Luca (Will Poulter) zum Dessertspezialisten ausbilden. Carmys Schwester Natalie (Abby Elliott) übernimmt das Management, was zu Spannungen mit Sydney führt. Die alteingesessenen Angestellten Tina (Liza Colón-Zayas) und Ebra (Edwin Lee Gibson) verbessern ebenfalls ihre Fähigkeiten. Sogar Richie bildet sich in einem Haute Cuisine-Restaurant in Chicago weiter. Allerdings muss er ganz unten beginnen und ordentlich Besteck polieren, bevor er überhaupt etwas servieren darf. Durch diesen Reifeprozess fühlt er sich gewappnet und bereit, mehr Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Carmy beginnt derweil eine Beziehung zu seiner Jugendliebe Claire (Molly Gordon), was seine Konzentration beeinträchtigt. Zudem wird klar, warum Carmy und seine Familienmitglieder ein ziemlich zerrüttetes Verhältnis haben.

Fünf Jahre vor der Handlung von Staffel 2 kam es beim gemeinsamen Weihnachtsessen zu wüsten Streitereien und viel Geschrei. Die konfliktbeladene Situation eskalierte und endete damit, dass Mutter Donna mit dem Auto ins Wohnzimmer fuhr – nachdem sie den ganzen Tag viel Stress und stark alkoholisiert ein aufwändiges Menü gekocht hatte. Zurück in der Gegenwart drängt die Zeit und die letzten Arbeiten für die Restauranteröffnung laufen auf Hochtouren. Am Eröffnungstag des nun neu getauften The Bear bleibt das Team jedoch nicht von Überraschungen verschont. So kommt es, dass sich der spannungsgeladene Carmy aus Versehen in die Kühlkammer einschliesst, Richie der ziemlich erschöpften Sydney unter die Arme greift und Donna im Restaurant auftaucht. Die Staffel endet damit, dass Carmy, durch die Kühlraumtür, sein Handeln in den letzten Monaten selbst reflektiert und zugibt, dass ihn die Beziehung zu Claire ziemlich beansprucht. Allerdings bemerkt er zu spät, dass Claire alles per Zufall mitbekommen hat…

Jeremy Allen White spielt alle an die Wand

Bei The Bear kann man getrost sagen, dass hier das Schauspiel klar im Vordergrund steht. Man hängt dem Cast praktisch nur noch an den Lippen und verfolgt aufmerksam das Geschehen in der Küche. Allen voran beeindruckt hier Jeremy Allen White. Er wurde dank Shameless bekannt und hat nun mit The Bear seinen grossen Coup gelandet. Die jüngere Version von Dustin Hoffman spielt in der Serie Carmy und muss mit vielen Problemen wie Alkoholismus oder Depressionen kämpfen. Diese sind oftmals mit Monologen in extremer Länge dargestellt. Das so intensiv zu verkörpern ist nicht ohne. Nicht zuletzt hat er dafür einen Emmy und zwei Golden Globes erhalten.

Auch die restlichen Cast-Mitglieder überzeugen mit ihrem Spiel. Jede Figur ist einzigartig und hat ihre eigenen Charakterzüge. Auch Ayo Edebiri als Sydney überzeugt. Sie kommt ins Team und muss sich nicht nur gegenüber Carmy, sondern auch dem restlichen Personal behaupten. Daneben kämpft sie mit eigenen Problemen und Stress – trotz ihrem Ziel, eine erstklassige Köchin zu werden. Diese Gefühlslage meistert Edebiri hervorragend. Ein weiteres Highlight der zweiten Staffel sind die Gastauftritte einiger etablierter Hollywood-Stars. So sehen wir Sarah Paulson als Cousine Michelle, Bob Odenkirk als unsympathischen Onkel Lee oder Jamie Lee Curtis als Donna Berzatto. The Crown-Star Olivia Colman ist als Küchenchefin Terry zu sehen und muntert Richie auf.

Mein Fazit zu The Bear: King of the Kitchen

The Bear hat mich äusserst positiv überrascht. Als ich die ersten Bilder sah, dachte ich, dass es sich sogar um eine Serienadaption von The Menu mit Ralph Fiennes. Ich persönlich habe mir die Geschichte von Carmy und seinem eher dysfunktionales Team gerne angeschaut, während ich selber gekocht und gegessen habe. Schliesslich inspirieren die in den Folgen gezeigten Speisen das Publikum, selber etwas kulinarisch anspruchsvolles zu kreieren. Allerdings muss man auch klar zugeben, dass das Seherlebnis nicht wirklich als angenehm empfunden werden kann. Das liegt mitunter an der Hektik und den ständigen Streitereien der Protagonisten.

Jeder und jede sorgt mit seiner dickköpfigen und egoistischen Art dafür, dass es nur noch zu mehr Konflikten kommt. Das macht es ehrlich gesagt schwierig, Sympathie für die Charaktere aufzubauen. Praktisch alle haben einen an der Klatsche. Besonders Ritchie ist einer der Charaktere, dem man am liebsten den Kochtopf über die Rübe ziehen möchte. Fast noch am normalsten erscheint mir der Techniker Neil, der den einen oder anderen Spruch rauslässt und damit das Ganze auflockert. Wer also eher der Serientyp ist, der die Hektik scheut und nach einem stressigen Arbeitstag abschalten will, wird an The Bear keine Freude finden.