Dee Bradley Baker in Bad Batch

The Bad Batch: Was läuft beim Star Wars-Spin-off falsch?

Für viele Menschen ist Star Wars nach der neuen Trilogie Geschichte. Doch die Erfolgsserie The Mandalorian hat vielen gezeigt, dass wenn die richtigen Leute am Werk sind, die Story um die legendäre Sternen-Saga gutes Potential hat. Dies wollte jetzt auch die neue Animationsserie The Bad Batch zeigen. Klone haben in Star Wars eine lange und erfolgreiche Geschichte. In den Prequels sah man den Aufbau und den Untergang der Klone in The Clone Wars dann sieben Staffeln lang in den Kriegen, in denen Millionen Soldaten für die Republik kämpften. Ebenfalls spielte ein Klon namens Boba Fett eine wichtige Rolle, hauptsächlich in der Originaltrilogie. Ihn sah man dann auch bei der Erfolgsserie The Mandalorian und bald auch in seiner eigenen Serie, The Book of Boba Fett. Doch zunächst liefert uns Disney+ eine Serie, die nur von Klonen handelt. Wie gut ist sie?

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zu der Star Wars-Saga und The Clone Wars.

Die Abenteuer der fehlgeleiteten Klonkrieger

Die Handlung setzt direkt dann an, als die Order 66 ausgerufen wird. Wie das passierte, sah man ja schon ein bisschen in der siebten Staffel von The Clone Wars. In deren letzten Staffel lernt man eine Gruppe Klon-Soldaten kennen, die sich nicht so entwickelten, wie die restlichen Klone und beschädigt sind. Die Gruppe trägt den Namen Klon-Einheit 99, die als Sonder–und Eliteeinheit ausgebildet wurde. Sie besteht aus dem Anführer Hunter, dem ehemaligen Rex-Soldaten Echo, dem Technikgenie Tech, dem supermuskulösen Kämpfer Wrecker und dem Scharfschützen Crosshair. Der Zuschauer ist direkt integriert und kann den Schmerz der Jedis und der Kloneinheit 99 sehen, als ihre Freunde alle Jedis vor ihren Augen umbrachten. Nachdem der Scharfschütze der Gruppe, Crosshair, sich gegen seine Freunde stellte, da bei ihm der Inhibitor-Chip funktioniert, macht er Jagd auf sein ehemaliges Team.

Als die Bad Batch sich aufmachen, um von dem Imperium zu fliehen, kriegen sie Gesellschaft von einem Klon-Mädchen namens Omega. Zuerst sieht das Team sie als Art Tochter an, doch dann entwickelt sie sich zu einer grossen Schwester des Teams. Sie erklärt ihnen oft, dass man Gefühle über Aufträge stellen muss. Zusammen erleben sie viele Abenteuer im Weltall, die meist nur wenig miteinander zu tun haben, und uns viele alte Gesichter beschert. Nachdem die Gruppe von verschiedenen Kopfgeldjägern gejagt wurde, werden sie selbst zu einer Truppe die gegen Bezahlung (fast) alles tut. Gegen Ende der 1. Staffel kommen die Bad Batch zurück an den Ort, an dem alles begann.

Was ist die Order 66?
Es gibt 150 «Notstandsverordnung der Grossen Armee der Republik». Diese werden von allen Klonen auswendig gelernt. Die Zahl 150 kommt vom Legends Bereich und ist daher mit Vorsicht zu geniessen, da sie nicht offiziell Kanon ist. Der bekannteste Befehl ist die Order 66 und wurde am Ende der Klon-Kriege ausgeführt, wie man in der dritten Episode, Die Rache der Sith sieht. Die Order 66 ist der Befehl, alle Jedis mit sofortiger Wirkung zu eliminieren, da sie Verrat begangen haben. Der Befehl kam vom Kanzler und Strippenzieher Imperator Sheev Palpatine, der damit die Jedis fast komplett ausgelöscht hatte. Der Grund, warum die Klone den Befehl befolgt und sich nicht gewehrt haben, war ein sogenannter Inhibitor-Chip, der sie dazu brachte, jeden der 150 Befehle, ohne zu zögern auszuführen. Ein paar wenige Klone haben den Chip kurz davor oder während der Order entfernt und wurden wegen Befehlsverweigerung Feinde der Republik. Da die Bad Batch und Omega demolierte Klone sind, haben sie die Befehle nicht ausgeführt.

Dee Bradley Baker aus Bad Batch
Die Klon-Einheit 99 in Action. | Bild: Lucasfilm / Disney +

Eine verpasste Chance

Meine Erwartungen an die neue Star Wars-Serie waren gemischt. Nachdem ich The Clone Wars beendet habe, war ich begeistert von diesem Ende und der Darstellung der Order 66. Ich wusste da schon, dass es jetzt eine Fortsetzung geben wird in der das Team, welches in The Clone Wars kurz zu sehen war, in den Fokus gerückt wird. Ich mochte dieses Team ehrlich gesagt nicht so und fand daher, dass ich keine Serie über die Bad Batch brauche. Dennoch freute ich mich darauf zu sehen, wie es den Klonen während der tödlichen Anordnung ergeht und wollte die Order 66 aus anderen Blickwinkeln betrachten. Ich liess mich darauf ein und verfolgte Woche für Woche die Geschehnisse der neuen Animationsserie, wieder mit dem Wirken von Dave Filoni, der ja schon The Clone Wars zu einer gelungenen Serie gemacht hat.

Ich will die Serie nicht schlecht reden so wie ich auch die 8. Episode von Star Wars: Die letzten Jedi von Rian Johnson nicht schlecht reden will. Es gab gute Elemente, doch ich sehe die Fehler und die Dinge, die man hätte besser und anders darstellen können. Genauso ist es bei The Bad Batch. Eine Eliteeinheit, die aus fehlerhaften Klon-Soldaten zusammengesetzt ist, verspricht viele mögliche spannende Szenarien. Wenn sich dann noch ein Mitglied des Teams gegen die eigene Truppe wendet, ist schliesslich Action vorprogrammiert, oder nicht?

Doch alles was sie tun ist, von einer Rettungsaktion zur nächsten zu fliegen. Meiner Meinung nach wäre hier mehr drin gelegen. In der Serie entsteht das Imperium, diese Institution, die wir seit der Original-Trilogie kennen und fürchten. Man hätte hier zeigen können, wie das alles begonnen und wie Kanzler Palpatine die Macht übernommen hat. Ebenso hätte man sehr gut darstellen können, wie die Rebellen sich formieren und entstehen. Man sieht die Rebellen kurz, doch erwähnt haben sie die Macher danach nicht mehr.

Michelle Ang aus The Bad Batch
Das Klonmädchen Omega lernt die Klon-Einheit 99 kennen. | Bild: Lucasfilm / Disney +

Zu viel Fan-Service macht The Bad Batch kaputt

Die ganze Serie kommt mir so vor wie die Anfänge von The Clone Wars. Und da ist das Problem der Fans! Wir sahen als letztes die 7. Staffel der Animationsserie und fanden sie umwerfend, doch jetzt kommt eine neue Serie und wir hoffen, dass sie genauso toll sein wird. Würden wir sie aber mit der 1. Staffel von The Clone Wars vergleichen, wäre sie nicht schlechter, sondern etwa gleich gut. The Bad Batch braucht noch Zeit, um sich wirklich zu verwirklichen. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass es eben auch eine kindgerechte und -freundliche Serie ist. Gut, das traf auch auf The Clone Wars zu, war aber bei deren letzten Staffeln nicht der Fall. Diese Serie bot auch zahlreiche Nebenstorys und der Zuschauer wusste teilweise nicht, wie die korrekte Reihenfolge genau aussieht.

Die Folgen sind unterhaltsam, doch zum Teil auch mühsam anzugucken. Die Handlung, die man sich am Anfang der Serie erhofft hat, wird nur langsam vorangetrieben. Stattessen bekommen wir Fan-Service am laufenden Band. Versteht mich nicht falsch, ich mag Fan-Service, doch nur dann, wenn es zur Handlung beiträgt. So gibt es einige Folgen, die nur dazu da sind, um eine Person in den Mittelpunkt zu stellen, die irgendwann in Star Wars Rebels oder in einer Trilogie vorgekommen ist. Die Chance, uns die Geheimnisse der Caminoaner, der Rebellen oder des Imperiums zu zeigen, hat man verpasst.

Stephen Stanton aus The Bad Batch
Anführer Wilhuff Tarkin ist gegenüber der Bad Batch misstrauisch. | Bild: Lucasfilm / Disney +

Die Serie lässt viele offene Fragen zurück

Die Bad Batch-Gruppe trifft auf viele Leute, die wir aus etlichen Star Wars-Projekten bereits kennen. Auch wenn es spannend war zu erfahren, was genau Kanan Jarrus (Star Wars Rebels) als Kind erlebt hat, hätte ich lieber etwas über Tech, Echo und Hunter erfahren. Die Charakterentwicklung der Hauptfiguren blieb definitiv auf der Strecke. Die Serie lässt viele offene Fragen zurück, da man zu viele Erzählstränge begonnen hat.

Ich will nicht sagen das ich The Bad Batch nicht feiere. Ich war einfach die letzten vier Monate nicht scharf darauf, jede Woche eine Folge zu sehen, anders als bei The Mandalorian. Vieles fand ich gut. Mal abgesehen von der grossartigen visuellen Darstellung und Genauigkeit des Animationsstils. Es gab viele spannende und sehr mysteriöse Charaktere und witzige Momente. Zu sehen, wie eine Sondereinheit der Klonkriege sich selbstständig macht und Abenteuer erlebt, ist für mich sehr schön mitanzusehen. Loben muss man auch Dee Bradley Baker, den Synchronsprecher in der englischen Version, da er praktisch die ganze Zeit mit sich selbst spricht. In der deutschen Synchronfassung übernahm diesen Job Martin Kessler, der im Gegensatz zu Baker, schon in den Prequels die Klonsoldaten synchronisierte.

Ian McDiarmid als Imperator in The Bad Batch
Imperator Palpatine ruft die Order 66 aus. | Bild: Lucasfilm / Disney +

Hoffen wir, dass die 2. Staffel von The Bad Batch besser wird

The Bad Batch ist ein neuer Versuch, den Charme von The Clone Wars wieder zu beleben und dennoch etwas Neues zu probieren. Die neue Animationsserie hat mit vielen Möglichkeiten und Erwartungen nicht mal die Hälfte erreicht, die möglich gewesen wäre. Es war nun mal die erste Staffel und wenn Filoni das richtig anpackt, kann sich die Spannung in der Serie garantiert noch steigern. Die 2. Staffel von The Bad Batch soll bereits 2022 erscheinen. Ich rate von der Serie definitiv nicht ab; man soll sie schauen, sich aber nicht zu viel erhoffen. Sie bietet die Gelegenheit, sich zurück in die Kindheit zu versetzen, als es noch egal war, dass jede Folge eine andere Handlung hat und man die Persönlichkeiten der Figuren nicht beleuchtet hat. Denn dann ist es eine gelungene Zeichentrickserie.