Zum 4. Todestag von Kamerafrau Halyna Hutchins möchte ich heute über den Westernfilm Rust schreiben, der am 29. August 2025 fürs Heimkino veröffentlicht wurde. Inszeniert wurde der Film von Joel Souza, während Alec Baldwin und Patrick Scott McDermott die Hauptrollen übernommen haben. In weiteren Rollen sind ausserdem Josh Hopkins, Travis Fimmel und Abraham Benrubi zu sehen. Breite Aufmerksamkeit erlangte die Produktion jedoch nicht durch ihren Inhalt, sondern durch einen tragischen Vorfall am Set 2021.
Alec Baldwin löste während der Dreharbeiten einen Schuss mit einem Revolver aus, der mit scharfer Munition geladen war, und tötete die Kamerafrau Halyna Hutchins, während Regisseur Joel Souza leicht verletzt wurde. Bereits im Vorfeld waren Vorwürfe über schlechte Arbeitsbedingungen und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen innerhalb des Teams laut geworden. Dabei hatte Halyna etwa 50 % der Kameraarbeit abgeschlossen, bevor Bianca Cline das Projekt vollendete. Doch wie ist der Film letztlich geworden, der nun als Vermächtnis von Halyna Hutchins angesehen werden kann?

Vom gesetzlosen Grossvater und seinem Enkel
Rust erzählt die Geschichte des Gesetzlosen Harland Rust, der seinen 13-jährigen Enkel Lucas vor dem Galgen rettet, nachdem dieser versehentlich einen Mann getötet hat. Auf ihrer abenteuerlichen Reise müssen die beiden nicht nur dem US-Marshal Wood Helm, sondern auch dem Kopfgeldjäger Fenton entkommen, der ihnen immer dichter auf den Fersen bleibt. Durch die rauen Landschaften des Wilden Westens treffen sie auf zwielichtige Gestalten und stellen sich immer wieder neuen Gefahren. Unter der autoritären, aber fürsorglichen Führung seines Grossvaters beginnt Lucas, seine eigenen Fähigkeiten und seinen Mut zu entdecken.
Harland hingegen wird mit seiner eigenen Vergangenheit und den Fehlern konfrontiert, die ihn einst zu einem Gesetzlosen gemacht haben. Während die Verfolger ihnen dicht auf den Fersen bleiben, schmieden Rust und Lucas Pläne, um sie vorübergehend zu überlisten, ohne dabei ihren moralischen Kompass zu verlieren. Schliesslich führt ihre Reise aber unweigerlich zu einem finalen Showdown, bei dem Mut, Klugheit und Zusammenhalt gnadenlos über Leben und Tod entscheiden.

Western und Abenteuerdrama zugleich
Grundsätzlich bin ich ja kein Freund des Western-Genres, aber dennoch erkunde ich immer mal wieder Filme ausserhalb meiner Komfortzone, um mich davon positiv überraschen zu lassen. In diesem Fall spielte natürlich eine tragische Komponente hinein, denn ohne die intensive Berichterstattung über den Unfall wäre ich wohl nie mit diesem Film in Berührung gekommen.
Letztlich konnte mich Rust in vielen Aspekten überzeugen, da es ein atmosphärisch stimmiger Film geworden ist. Dieser wird mit einigen imposanten Bildern von Halyna getragen, die das Herzstück des Films bilden. Dabei ist Rust vor allem zwischen seinen beiden Hauptfiguren Harland Rust und Lucas Hollister spannend inszeniert. Hierbei gelingt es Rust nicht nur als reiner Western, mit Fenton als bedrohlichen Antagonisten, zu überzeugen, sondern sich ebenso als Abenteuerdrama zwischen seinen anfänglich ungleichen Hauptcharakteren emotional zu entwickeln. Hier ist es anfänglich Patrick Scott McDermott, der den Zuschauer als 13-jähriger Lucas direkt zu Beginn in sein schweres, aber tapfer geführtes Leben hineinzieht. Alec Baldwin schafft es schliesslich, zwischen seiner eiskalten Miene als Harland Rust immer wieder zwischenmenschliche Sympathien aufblitzen zu lassen, die am Ende beinahe väterliche Züge annehmen.

Viele Nebenstränge und ausgebremster Erzählfluss
So mitreissend die Haupthandlung inszeniert wurde, ist der Film mit seinen 140 Minuten allerdings auch etwas zu lange geraten. Hierbei vergaloppiert er sich in Nebensträngen, die den dynamischen Erzählfluss ausbremsen. 100 Minuten und noch mehr Fokus auf Harland Rust und Lucas hätten dabei locker gereicht, um dem Film durchgehend mehr Spirit zu verleihen. Die 4K-Umsetzung kann als solide bezeichnet werden. Referenzwerte erreicht sie vor allem nicht, da man sich meist dazu entschieden hat, den Film ohne künstliches Licht zu drehen.
Dadurch leidet die Schärfe immer wieder etwas und allerfeinste Details können nicht immer abgebildet werden. In dunklen Szenen gesellt sich zudem ein leichtes digitales Rauschen dazu, dass allerdings kaum als störend bezeichnet werden kann. Der Ton wird sauber und klar wiedergegeben. Extras sind trotz der Angabe als Limited Edition nicht enthalten. Dies ist allerdings aufgrund des Vorfalls nachvollziehbar. Fraglich bleibt daher nur der Grund für eine solche Vermarktung, da auch keine Limitierung bei dieser klassischen Keep-Case-Aufmachung vorzufinden ist.

Mein Fazit zu Rust
Rust ist somit ein atmosphärisch spannender Western geworden, der sowohl von imposanten Bildern, aber auch seinen Hauptfiguren lebt. Nur eine kürzere Laufzeit sowie ein stärkerer Fokus stehen den sonstigen Stärken immer wieder im Weg. Die 4K-Umsetzung wurde außerdem solide umgesetzt. Neben einer Widmung an Halyna Hutchins wird im Abspann auch ihr eindringliches Zitat «Was können wir tun, damit es besser wird» eingeblendet. Diese Aussage entstand, da Halyna am Set immer darum bemüht war, die bestmögliche Arbeit abzuliefern und stetig nach Lösungen suchte, um ihre Arbeit konstruktiv und kollaborativ weiterzuoptimieren.
Posthum bekommt dieses Zitat als filmische Einbindung, aber auch eine weitere Bedeutungsebene. Es steht aus meiner Sicht nämlich auch für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sicherheitsvorkehrungen an Filmsets. Dazu gehören konsequente Sicherheitsstandards und eine verantwortungsvolle Setkultur. Laut der seither überarbeiteten Sicherheitsrichtlinien kommen in der US-Filmbranche so ausschliesslich ungefährliche Waffenattrappen oder digitale Effekte zum Einsatz. In vielen US-Produktionen werden auch unabhängige Sicherheitsbeauftragte eingesetzt, und eine offene Kommunikationskultur gepflegt, in der Risiken frühzeitig und ohne Scheu angesprochen werden können. Faire Arbeitszeiten und verbindliche Schulungen sollen zudem gewährleisten, dass die Sicherheit stets Vorrang vor Zeit-, Kosten- und Leistungsdruck sowie letztlich vor Menschenleben hat.

Hat Rust eine Post-Credit-Szene?
Darüber hinaus lohnt es sich übrigens auch nach dem Abspann noch dranzubleiben, denn in einem kurzen Featurette wird nochmal kurz auf die Umstände der Produktion eingegangen. Hier wird abschliessend auch geschrieben, dass alle Erlöse der Produktion Halynas Angehörigen zugutekommen. Regisseur Joel Souza, der sich später wünschte, diesen Film nie geschrieben zu haben, kehrte auch nur mit der Zielrichtung ans Set zurück, um Halynas Familie finanziell zu unterstützen. Somit wird der Film auf würdevolle Weise umrahmt und am Ende auch dem Wunsch ihrer Familie nachgekommen, ihn fertigzustellen, um Halynas Werk zu ehren und die Welt noch ein letztes Mal durch ihren visuellen Blick zu erleben. Halyna hinterliess einen Mann und einen damals neunjährigen Sohn.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.



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