Am 15. Mai lief der Spionagefilm Black Bag – Doppeltes Spiel von Steven Soderbergh in den deutschen Kinos an. Seit 14. August ist er nun auch für den physischen Heimkino-Enthusiasten verfügbar. In den Hauptrollen wurde der Film mit Cate Blanchett und Michael Fassbender besetzt, während Marisa Abela, Tom Burke, Naomie Harris, Pierce Brosnan oder Gustaf Skarsgård unter den Nebendarstellern mitgemischt haben. Black Bag erzählt die Geschichte eines verheirateten Agentenpaares, dessen Loyalität einer harten Reifeprüfung unterzogen wird. Ob sich der Film nahtlos in die Reihe herausragender Werke von Steven Soderbergh einfügt oder sich in Mittelmässigkeit zwischen thematisch besseren Filmen verliert, verrate ich euch in meiner nachfolgenden Kritik.

Wer hat den Geheimcode geleakt?
Der Spionagefilm handelt ferner vom britischen Geheimdienstoffizier George Woodhouse, der innerhalb seiner Organisation den Auftrag erhält, einen Maulwurf zu enttarnen. Hintergrund ist die streng vertrauliche Software Severus, dessen Code geleakt wurde. Mit ihr lässt sich nämlich eine Kernschmelze in einem Atomreaktor auslösen. Dabei kommt unter den Verdächtigen auch seine Frau Kathryn als mögliche Täterin in Frage. Dies bringt George in ernsthafte Gewissenskonflikte, weshalb er seine Frau schliesslich miteinweiht. Er organisiert nun eine Dinner-Party, zu der auch alle anderen Verdächtigen eingeladen wurden. Während des Essens verabreicht er ihnen eine Wahrheitsdroge in der Hoffnung, Hinweise auf die Herkunft der Anschuldigungen gegen Kathryn zu erhalten. Die Gäste plaudern allerdings nur pikante Beziehungsdetails aus. Die Situation eskaliert schliesslich, als äussere Umstände zu einer drastischen Katastrophe führen. Am Ende bleibt die alles entscheidende Frage: Gilt Georges Loyalität seiner Frau – oder dem Land, dem er sich einst verpflichtet hat?

Black Bag ist stylisch und langatmig zugleich
Leider gelingt es Black Bag aus meiner Sicht nicht durchgehend, seinen durchaus interessanten Plot über die Laufzeit hinweg spannend aufzubereiten. Der Film besitzt zwar durchweg einen Fokus, der sich fernab unnötiger Nebengeschichten mit den wesentlichen Handlungspunkten beschäftigt, doch so manche Szenen ufern auch in gähnende Langatmigkeit aus. Dennoch kann Black Bag durch bissig gewählte Dialoge immer wieder einen Teil seiner Spannung zurückbefördern, doch fehlt es der Geschichte einfach an actionreicher Abwechslung als Gegenpol.
Visuell kommt Black Bag hingegen stylisch daher. Stephen Soderbergh entscheidet sich für eine softe Bildgebung, bei der das Tageslicht zur Überstrahlung eingesetzt wird, was zu einem verschleierten Look führt. Dabei arbeiten die Szenen meist mit einer reduzierten Ausleuchtung der Gesichter, was teilweise zu einer kontrastreichen Lichtsetzung führt. Eine durchaus stilbewusste Entscheidung, welche die geheimnisvollen Figuren stimmig unterstützt, aber auf einer ästhetischen Ebene auch gewöhnungsbedürftig bleibt. Vor allem aber verhindert es in diesem Fall ein detailreicheres Bild für die Umsetzung der 4K-Scheibe. Die Kamera nutzt darüber hinaus eine sehr emotionsdistanzierte Bildsprache, die sich über die Szenen hinweg sehr langsam an ihre Figuren herannähert. Dies erzeugt zusammen mit einer äusserst dezenten Schnittweise für eine atmosphärisch-unheilvolle Grundstimmung in vereinzelten Momenten.

Ein gemischtes Schauspielensemble
Schauspielerisch wird der Film für mich nur teilweise von Cate Blanchett und Michael Fassbender getragen. Ihre kühl inszenierte, aber authentische Darstellung bietet vor allem Marisa Abela die Bühne, um in ihrem kraftvollen Spiel umso stärker zu glänzen. In ihren Szenen entfacht sie eine besonders emotionale Intensität. In so manch ausgedehnten Momenten hätte ihre Figur mit etwas mehr Screentime der dahinplätschernden Handlung zudem zusätzliche Spannung verleihen können. Auch ihrer Charakterentwicklung wäre mehr Entfaltungsraum zugutegekommen. Naomie Harris überzeugt ebenfalls mit emotionaler Stärke und vermag es, einzelne Szenen zu dominieren. Pierce Brosnan agiert in seinen wenigen Auftritten wiederum mit einer abgeklärten Souveränität, die Ruhe und Präsenz ins Spiel bringt.

Mein Fazit zu Black Bag – Doppeltes Spiel
Black Bag – Doppeltes Spiel verpufft in einer mittelmässigen Inszenierung, der es über weite Strecken an fesselnder Spannung fehlt. Dafür wird der Film zumindest visuell stilsicher getragen. Neben einem wirkungsvollen Hauptdarstellerduo kann im direkten Kontrast ausserdem Marisa Abela ausdrucksstark brillieren. Der Film hätte die Handlung aber letztlich facettenreicher ins doppelte Spiel bringen können.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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