Penelope Cruz Antonio Banderas José Luis Gómez und Oscar Martínez aus Der beste Film aller Zeiten

Der beste Film aller Zeiten – Ein bleibend erschaffenes filmisches Erlebnis

Die spanisch-argentinische Satire Der beste Film aller Zeiten von den Regisseuren Gastón Duprat und Mariano Cohn feierte bereits 2021 bei den 78. Internationalen Filmfestspielen von Venedig ihre Uraufführung. Am 30. Juni 2022 startete sie in den deutschen Kinos und ist bereits seit dem 29. September 2022 auf Blu-ray und DVD erhältlich. Ob die gewagte Satire dabei sehenswert ist und vor allem eher für die grosse Masse oder den cineastischen Feinschmeckern ans Herz zu legen ist, möchte ich mit meiner heutigen Kritik für euch abklären.

Penelope Cruz schauspielert in Der beste Film aller Zeiten
Die Autorenfilmerin Lola Coeveras soll mit ihrem hochsensiblen Feingespür den Besten Film aller Zeiten inszenieren. | Bild: Studiocanal / RTVE / Eclair Logistics SAS

Grosse Egos und viele Herausforderungen verderben den Brei

Die bissige Satire über die Entstehung eines Filmes erhält dabei durch den Wunsch des milliardenschweren Geschäftsmannes Humberto Suárez, etwas Bleibendes zu hinterlassen, ihren unaufhaltsamen Einstieg. Nach einem kurzen Brainstorming entschliesst er sich so einen Streifen als ausführender Produzent realisieren zu wollen. Es soll aber nicht irgendein Film werden, sondern «Der beste Film aller Zeiten». Daher wird auch nur die kuratierte Crème de la Crème vor und hinter der Kamera versammelt. So treffen die renommierte Autorenfilmerin Lola Coeveras und die beiden anerkannten Schauspieler Félix Rivero und Iván Torres aufeinander.

Trotz des versammelten Talents fängt das Filmkorn allerdings schon allzu bald das Rauschen an, nachdem mit den beiden Schauspielern zwei Egos aufeinanderprallen, die vor allem die hochsensible Fein- und Freigeistigkeit Lolas gehörig auf die Probe stellen. Die dabei aufkommende Gefährdung der Filmproduktion nimmt anschliessend durch eine Auswahl von immer riskanter werdenden Prüfungen von Lola an die beiden Streithähne, ein nochmal unerwartetes Ausmass an, dass in einem waghalsigen Schlüsselmoment mündet, den in all seiner Konsequenz nicht mal Lola für denkbar gehalten hätte.

Penelope Cruz Antonio Banderas und Oscar Martínez aus Der beste Film aller Zeiten
Eine nicht ganz alltägliche Schauspielprobe. | Bild: Studiocanal / RTVE / Eclair Logistics SAS

Filmkunst, Skurrilität und ein Hauch von Satire

Der beste Film aller Zeiten bietet jedenfalls Arthouse-Kino in Reinkultur, womit das grösste Zielpublikum eigentlich schon bestimmt wäre. Allerdings kann ich dazu nur ergänzen, dass ich selbst nicht der allergrösste Freund von Arthouse-Produktionen bin, hier aber dennoch vor allem kurzweilig unterhalten wurde. Der Film stellt diese Kurzweiligkeit zwar immer mal wieder spielerisch auf die Probe, schafft es aus meiner Sicht aber auch, mit sehenswerten und teils skurrilen Momenten zu punkten. Es ist vor allem oftmals der Humor zwischen den Zeilen, der im Kontrast zur Kurzweiligkeit, die stilistische Rezeptur dieser Satire aufwertet.

Vor allem aber das aufrichtige Interesse an die zahlreichen Skurrilitäten, die sich während der Filmproduktion ergeben, verleiht dem Film schliesslich eine besonders hervorhebende und brisante Würze. Daraus münden dann sowohl Humor als auch Drama, die in einem sehenswerten Balanceakt mit den Elementen der Satire spielerisch bis zum finalen filmischen Akt geführt werden. Hinzu kommt, dass Der beste Film aller Zeiten spürbar Spass an seinen eigenen exzentrischen Figuren hat und sie wie Spielfiguren durch das Geschehen führt.

Antonio Banderas und Oscar Martínez proben Der beste Film aller Zeiten
Die beiden Streithähne Félix und Iván müssen dabei zusehen wie Lola ihre vielleicht wertvollsten Besitztümer zerschreddert. | Bild: Studiocanal / RTVE / Eclair Logistics SAS

Starbesetzung und meisterhafter Schnitt machen Der beste Film aller Zeiten aus

In den Hauptrollen sind Penélope Cruz als exzentrische Regisseurin Lola Cuevas sowie Antonio Banderas und Oscar Martínez als streitsüchtige Schauspieler zu sehen. Schauspielerisch absolut authentisch, aber ebenso spielfreudig, gehen dabei vor allem Penélope Cruz und Oscar Martínez in ihren Rollen auf, während Antonio Banderas mit den emotional vielleicht herausforderndsten Momenten zu überzeugen weiss. Seine Rolle, die in ihrer etwas undurchschaubaren Gefühlswelt aus Zuschauersicht zwischen Aufrichtigkeit und Lüge switcht, geht für mich gut auf und sorgt für eine spannende Dramaturgie.

Eine für mich dann weitere absolut angenehme Überraschung war der sehr atmosphärisch gewählte Schnitt, der mehr einer Theaterinszenierung gleicht und daher mit einem sehr wohlüberlegten Schnitttempo versehen wurde. Das sorgt vor allem auch dafür, dass die grossartigen Schauspielleistungen der Darsteller eine viel bessere Wirkung entfalten können und auch die kleinen Momente der Bildsprache optimaler zur Geltung kommen.

Penelope Cruz als Regisseurin
«Moment ist nicht vorbei, ja. Das Ende kommt noch.» | Bild: Studiocanal / RTVE / Eclair Logistics SAS

Mein Fazit zu Der beste Film aller Zeiten

Der beste Film aller Zeiten bietet aus meiner Sicht nicht nur für Cineasten und Arthouse-Fans filmisches Vergnügen, sondern kann dank seiner skurrilen Momente auch bei Fans von satirischen Filmen über die Entstehung all jener empfohlen werden. Denn er zählt dank seiner Meta-Ebene ganz klar zu den besseren Filmen dieser Gattung. Dabei profitiert der Film sowohl vom satirischen Humor als auch von seinen glaubwürdigen und spielfreudigen Darstellern, die innerhalb der filmisch bis zum Finale aufrechterhaltenen schauspielerischen Inszenierungskraft auch für Kurzweiligkeit sorgen.

Dennoch ist der Streifen für das klassische und von Superheldenfilmen übersättigte Mainstream-Publikum eher nicht geeignet da man sich immer auch wieder mit einer gewissen Minimalistik zufrieden gibt und die Satire sich daraus zwar entfaltet, aber für übliche Sehgewohnheiten schliesslich eher zur Gedulds- oder gar Zerreissprobe werden könnte. Hier war das Marketing des Films als Komödie wohl auch nicht so optimal. Um es also zu konkretisieren, ist der Streifen vielmehr eine Satire mit komödiantischen und dramatischen Elementen, die mit den richtigen Erwartungen aber funktionieren kann.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.