Pedro Pascal Ebon Moss-Bachrach Vanessa Kirby und Joseph Quinn aus The Fantastic Four First Steps

Fantastic Four: First Steps – Der Beginn des Endes

Die sechste Phase des nicht endenden MCU startet jetzt. Mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden ist Fantastic Four: First Steps der 36. Film des Marvel Cinematic Universe. Fantastic Four: First Steps ist der vierte Versuch seit 30 Jahren, die Fantastic Four erfolgreich ins Kino zu bringen. Ein Franchise, das einfach nicht funktionieren will. Zwar besitzt die Version aus den 2000er-Jahren mittlerweile einen gewissen «Kultstatus» (wie man bei Deadpool & Wolverine sah), doch dies hat mehr mit Nostalgie als mit Begeisterung für die Machart zu tun.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass zur gleichen Zeit Spider-Man und die X-Men visuell überzeugen konnten. Der dritte Versuch im Jahr 2015 scheiterte sowohl bei den Kinofans, als auch bei den Kritikern so sehr, dass er 2016 die Goldene Himbeere 2016 erhielt. Man kann also getrost sagen: Schlimmer kann das, was kommt, nicht werden. Und so denken auch viele Fans. «Einfach besser als bisher, und das ist ja wirklich leicht.» Ich war vor allem gespannt, wie die Verbindung von ihrem Universum (Erde-828) zu unserem Universum (Erde-616) geschaffen wird und ob Galactus eine Gefahr für das bekannte Universum sein wird. Wie belesene Marvel-Fans wissen, braucht es für Secret Wars die Fantastic Four.

Die Welt verlässt sich auf eine Familie

Pedro Pascal Ebon Moss-Bachrach Vanessa Kirby und Joseph Quinn inThe Fantastic Four First Steps
Die Fantastic Four bevor sie ihre Kräfte erhalten. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Nach Tom Hollands Spider-Man sind die Fantastic Four die Zweiten, die keine Origin-Story im MCU erhalten. Diese wird für die «unwissenden» Zuschauer in einer Live-Sendung gezeigt, in der die Fantastic Four selbst als Interviewgäste über ihre letzten vier Jahre sprechen. Die Fantastic Four sind auf Erde-828 seit vier Jahren gefeierte Superhelden und bekämpfen verschiedene Gegner unter und oberhalb der Erde. Neben ihrem Erfolg als Superhelden leiten sie die Future Foundation, die für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt sorgen soll. Als alles glanzvoll erscheint und Sue (Vanessa Kirby) ihrer Familie (Joseph Quinn und Ebon Moss-Bachrach) ihre Schwangerschaft verkündet, erscheint der Silver Surfer (Julia Garner) und spricht vom Kommen des planetenfressenden Galactus. Das Ziel der Gruppe ist es, ihn aufzuspüren und zu vernichten, bevor er die Erde erreicht. Dies gelingt jedoch nicht, sodass sie sich einen neuen Plan ausdenken müssen, denn mit Galactus ist nicht zu verhandeln.

Warum nicht immer so, Marvel?

Wir befinden uns in einer retrofuturistischen Welt der 60er-Jahre. Eine erfrischende Abwechslung im Marvel-Universum. Die Ästhetik ist grundlegend anders, sodass man viel weniger Vergleiche zu anderen Filmen hat. So steht Fantastic Four: First Steps (bis jetzt) für sich allein, und das braucht Marvel momentan. Die Darsteller harmonieren miteinander, was auch das Beste am Film ist. Die Chemie zwischen ihnen funktioniert und wirkt authentisch. Als Zuschauerin oder Zuschauer wird man direkt in das Familienleben der vier hineingezogen, ohne die Hintergründe zu kennen. Das ist jedoch egal, da man sich wie zu Hause fühlt. So, als kenne man die Familie schon lange. Joseph Quinn als Johnny Storm ist mit seinen kleinen Seitenhieben auf seinen Schwager oder seine Schwester der Inbegriff eines kleinen Bruders. Die Chemie und das Zusammenspiel mit Pedro Pascal wirken diesmal natürlicher. Das war bei Gladiator II, als sie als Tyrann und Freiheitskämpfer aufeinandertrafen, ganz anders.

Ebon Moss-Bachrach als Das Ding und Joseph Quinn als Johnny Storm in The Fantastic Four First Steps
Ein eingespieltes Team: «Das Ding» und die menschliche Fackel sind ein chaotisches Duo. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Quinn meistert nicht nur die albernen Momente, sondern auch die sehr schnellen Wechsel zu ernsten Situationen mit Bravour. Im Gegensatz zu anderen Marvel-Filmen werden die Szenen nicht mit versuchtem Humor unterbrochen, sondern sie dürfen ernst bleiben und man lässt ihnen auch Zeit. Pedro Pascal, einer der beliebtesten Hollywood-Schauspieler, kann gar nicht anders, als mit seinem Charisma zu überzeugen. Die Angst, Vater zu werden, ist bei ihm fast noch grösser als die vor der weltweiten Bedrohung. Zusammen mit Vanessa Kirby verkörpert er das Ehepaar nachvollziehbar und mit viel Liebe.

Die Chemie zwischen ihnen stimmt immer und man fühlt mit ihnen mit. Auch wenn ihre Meinungen manchmal stark auseinandergehen. Da die Familie besonders in der ersten Hälfte des Films im Fokus steht, kommen die einzelnen Mitglieder nur schwer zu Geltung. Dass Ben alias «Das Ding» sich nicht immer gut in seiner neuen «Haut» fühlt, wird nur selten gezeigt, ebenso fehlt die Tiefgründigkeit der einzelnen Charaktere. Dies ist jedoch schnell vergessen, wenn man die perfekte und auf den Punkt gebrachte «Bromance» zwischen Ben und Johnny sieht oder wenn Galactus zum ersten Mal als Bedrohung auftaucht.

Joseph Quinn als Johnny Storm in The Fantastic Four First Steps
Der eigenwillige Johnny Storm will New York um jeden Preis verteidigen. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Die Geschichte erhält durch den langsam beginnenden Film eine gewisse Ruhe, die heutzutage im Kino leider immer seltener zu finden ist. Mit der Zeit gewinnt der Film jedoch an Fahrt und die Spannung steigert sich bis zu einem klassischen Marvel-Finale. Fantastic Four: First Steps verspricht deshalb gute Unterhaltung mit einem schönen, aber nicht überspitzten humoristischen Touch.

Bösewicht mit Tiefgang in Fantastic Four: First Steps

Julia Garner als Silversurfer
Julia Garner als Silver Surfer übermittelt die Nachrichten für Galactus. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Das Abenteuer zeigt uns endlich wieder einmal einen «guten» Bösewicht. Der Silver Surfer (oder die Silver Surferin?) kämpft unbeirrt und praktisch emotionslos für Galactus. Sie dient als emotionslose Handlangerin von Galactus, wie wir es schon bei Nebula und Thanos kennengelernt haben, im Gegensatz zu Nebula sieht man den Einblick ins Innere schon im ersten Teil. Ich will nicht sagen, dass jeder Bösewicht emotional sein muss oder eine liebe Seite haben soll. Aber man sollte die Handlungen zumindest nachvollziehen können. Viele Schurken sind böse aus einem x-beliebigen Grund, weil sie halt böse sein müssen. Doch der Silver Surfer ist mehr als das, besonders wenn man diese Version, mit derjenigen aus dem Jahre 2015 vergleicht. In Momenten mit Johny Storm sieht man, welche emotionale Last auf ihr liegt und in welcher Zwickmühle sie sich befindet.

Galactus als Hauptantagonist wird klassischerweise in bester Marvel Manier nur spärlich erzählt. Nichtsdestotrotz schafft es Fantastic Four: First Steps, Galactus als ernstzunehmende und bedrohliche Gefahr einzuführen. Wir wissen Marvel ist dafür bekannt, Bösewichte oft schwächer darzustellen, als sie eigentlich sind. Dies führt dazu, dass die Geschichten der Schurken oft nach einem Film auserzählt sind. Dieser Fehler wird hier nicht begangen.

Galactus der Bösewicht
Galactus ist auf dem Weg um New York anzugreifen. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Viel Humor – aber nur im richtigen Moment

Nebst einem hervorragenden Casting mit Pedro Pascal und Vanessa Kirby verspricht auch der Regisseur Grosses. Matt Shakman, der bisher nur Serien wie Game of Thrones, Dr. House oder WandaVision inszenierte, hat mit Fantastic Four: First Steps erst sein zweites Filmprojekt fertiggestellt. Er schafft es, die 60er-Jahre-Vibes gekonnt in ein Setting zu integrieren, das sich bereits seit Jahrzehnten in der Zukunft befindet. Obwohl ich die farbenfrohe Szenerie zuerst kritisierte, überzeugte sie mich ab Sekunde eins. Der Humor sitzt, ohne überladen zu wirken, emotionale Momente werden ausgespielt und die Bedrohung wirkt gefährlich. Da sich die «Fantastic Four» in einem anderen Universum befinden, wird auch nicht die Frage aufgeworfen, wo sich Spider-Man, Captain Marvel, Thor und Co. befinden.

Pedro Pascal als Mr. Fantastic in The Fantastic Four First Steps
Mr. Fantastic in seinem Labor. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Michael Giacchino gelingt es auch bei seinem vierten Marvel-Projekt, die Spannung in der Musik zu bewahren. Emotionale Momente sind gut unterlegt und die Szenenwechsel sind sehr passend gestaltet. Egal, ob 60er-Jahre-Abend-Show, Cartoon oder emotionale Sequenz. Die Stimmung passt durchweg und wirkt nie zu überladen. Die Musik kann repetitiv wirken, dennoch fängt Giacchino die Stimmung der 60er-Jahre musikalisch harmonisch ein.

The Fantastic Four: First Steps ist ein Highlight sondergleichen!

Matthew Wood als Roboter HERBIE
Der niedliche Haus-Roboter H.E.R.B.I.E. | Bild: ©Marvel Studios 2025

Der Film ist gespickt mit witzigen Sequenzen, emotionalen, wichtigen Ereignissen und spannenden Action-Momenten. Die visuellen Effekte wirken sehr stimmig und auch realistisch. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls passend. Über die Bedeutung der Future Foundation erfährt man hingegen nicht sonderlich viel. Einige Figuren wirken sehr schwach, haben keine ausreichende Tiefe und es wird wenig über mögliche Beziehungen und Verbindungen erzählt. Ausserdem werfen gewisse logistische und zeitliche Abläufe und Begebenheiten viele Fragen in meinem Kopf auf. Nichtsdestotrotz ist Fantastic Four: First Steps eine, wenn nicht sogar die einzige gelungene Adaption der beliebten Familie. Doch was passiert jetzt mit den Fantastic Four?

So wichtig sind die Fantastic Four für das MCU

Vanessa Kirby als Sue Storm
Bild: ©Marvel Studios 2025

Schon lange wird gemunkelt, was Secret Wars für das MCU bedeutet. Während Avengers: The Kang Dynasty zu Avengers: Doomsday umbenannt wurde, blieb der Name für das sechste Avengers-Abenteuer Avengers: Secret Wars. Dies deutet darauf hin, dass der Weg geändert wurde, das Ziel jedoch bleibt. In den Comics ist Secret Wars eine Geschichte, in der alle möglichen Figuren und deren Varianten aus den unterschiedlichsten Realitäten in der von Dr. Doom erschaffenen Battle World zusammenkommen und zuerst gegeneinander und schliesslich gegen Dr. Doom kämpfen.

Schliesslich gelingt es Mr. Fantastic also Reed Richards, die Energie von Dr. Doom zu übernehmen. Um den Krieg für immer zu beenden, beendet er das Leben aller. Der Preis: Das Auslöschen des gesamten Multiversums. Einzig seine Frau und sein Sohn Franklin bleiben verschont, sodass dieser mit seiner kosmischen Energie das gesamte Multiversum von Grund auf neu erschaffen kann. Die drei gestalten ihre Zukunft, indem sie die unterschiedlichsten Universen beobachten und besuchen.

Pedro Pascal als Mr. Fantastic und Vanessa Kirby als Sue Storm in The Fantastic Four First Steps
Eine glückliche Familie – wie wichtig wird Franklin in der Zukunft? | Bild: ©Marvel Studios 2025

Dieses Ende passt zu dem, wovon Marvel-CEO Kevin Feige in einem Interview gesprochen hat. Das MCU wird nach Secret Wars ein Soft-Reboot erhalten, ganz nach dem Vorbild von DC, das jetzt mit Superman eine neue Ära eingeläutet hat. Das wirft viele Fragen auf. Wie genau wird das Reboot aussehen? Welche Helden überleben und welche kehren nicht zurück (oder werden neu besetzt)? Wie nahe bleiben die Filme an der Comicvorlage? Und welche eher unbekannten Comicfiguren finden ihren Weg in die Filme? Fragen über Fragen – ich bin jedenfalls gespannt darauf. Es kann auch gut sein, dass die Filme wieder unabhängiger voneinander werden und nur durch multiversale Ereignisse zueinander finden.

PS: Es lohnt sich, sitzen zu bleiben, um nicht nur zu erfahren, was Franklin Richards anlockt, sondern auch, um einen gemütlichen Ohrwurm nicht zu verpassen.

Fantastic Four: First Steps sollte man zudem nicht nur aus den oben genannten Gründen in den Kinos sehen, sondern auch wegen einer neuen Vorschau. Gemäss Disney wird jeweils vor dem Filmstart der Trailer von James Camerons Avatar: Fire and Ash gezeigt. Dieser startet am 17. Dezember 2025 in den Kinos. In Teil 3 der Science-Fiction-Reihe treffen Jake und seine Familie auf das Asche-Volk von Pandora. Dieses ist stark mit dem Element Feuer verbunden.