Scarlett Johansson Mark Ruffalo und Chris Evans aus Avengers: Infinity War MCU

Ist das MCU am Ende?

Das MCU beendet die Phase 4, die die Fans mit viel Verwirrung zurücklässt. 2008 hat mit Iron Man die erste Phase dieses MCU-Epos begonnen. Jetzt, 14 Jahre später sind die Fans gespalten und man fragt sich, braucht man das MCU noch?

Spoilerwarnung: Im Artikel sind kleinere Spoiler zu der Handlung von künftigen Marvel-Filmen zu lesen.

Der Beginn des MCU

Die erste Phase hat die Avengers eingeführt und sie zusammengebracht. Man hat Stück für Stück verschiedene, zum Teil unbekannte Figuren kennen und lieben gelernt. 2013 startete dann mit Iron Man 3 die zweite Phase, die vor allem darauf ausgerichtet war, zu zeigen, was mit den Helden nach The Avengers los war und wie instabil diese Superhelden als Gruppe sein können. Ebenso wurden neue Figuren eingeführt. Die dritte und erfolgreichste Phase ging dann um den Aufbau von Thanos und arbeitet natürlich auf das «Main Event» Avengers: Endgame hinaus. Nach 23 Filmen ist alles noch überschaubar und irgendwo noch logisch. Doch dann kam Corona, der Lockdown, die Gründung von Disney+ und der Kauf von den Fox Studios. Diese Szenarien führten dazu, dass Disneys Türen für endlose Produktionen auf der einen Seite offenstanden, aber auch dazu, dass diverse Produktionen nicht wie geplant produziert wurden. Der Name – Infinity Saga (noch nicht definitiv!)

Chris Hemsworth und Chris Evans aus The Avengers 2012
Mit The Avengers fing alles an. | Bild: Walt Disney Pictures/ Walt Disney Studios Motion Pictures / Paramount Pictures / Marvel Studios

Was geschah in der 4. Phase?

Phase 4 erstreckt sich von 15. Januar 2021 bis zum 30. November 2022. Sie ist die erste Phase mit MCU-Serien und deswegen seit Beginn an ganz anders. Die 4. Phase enthält viele Serien und Filmen, durch die enorm viele Geschichten und Figuren gezeigt, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Das Einzige, wo es Überschneidungen gibt, sind die Hinweise auf den Blip und wie unterschiedlich die Leute damit umgehen. Und das ist auch das Problem. Man hat in der Phase 4 neue Filme und neue Serien. Entweder schliessen sie Geschichten ab oder führen neue Figuren ein. Ein Gesamtbild gibt es jedoch nicht. Wanda Vision zeigt die Verwandlung von Wanda in die Scarlet Witch und führt Agatha, White Vision und Monica Rambeau ein, die alle noch wichtig werden.

Die Serie Loki legt den Grundstein für das Multiversum während Falcon and the Winter Soldier den neuen Captain America-Film ankündigt. Durch Hawkeye kriegen wir Cate Bishop und King Ping zu sehen und in She-Hulk erfährt man unteranderem das Hulk einen Sohn hat. Moon Knight und Mrs. Marvel, die beide recht abseits vom MCU stehen, da sie kaum Bezug haben, führen ihre jeweiligen Titelhelden ein. Neue Figuren, die wir in den Filmen kennenlernen, sind die Eternals, Yelena Belova, der Red Guardian, Black Knight, Chang Chi, America Chavez und Namor. Über die letzten zwei Jahre kann man grob sagen, dass das Multiversum geöffnet und erklärt wurde, wie der Tod in verschiedenen Kulturen aussehen wird

Bin ich «Marvelmüde»?

Die vierte Phase muss man als Aufbruch ansehen, ein Beginn einer neuen Zeit, genauer gesagt einer neuen Saga. Mit Avengers: Endgame bzw. Spider-Man: Far From Home ging nach elf Jahren die Infinity-Saga zu Ende und diese ist nicht vergleichbar mit dem, was jetzt auf uns zu kommt. In den nächsten 6 Jahren erwartet uns die Multiversumsaga mit drei Phasen, die alle zwischen 10 und 15 Produktionen beinhalten. Braucht es das? Kevin Feige nutzt diese Phase als Gelegenheit, um einen Neuanfang für eine neue Geschichte zu starten. Genau das ist der Grund, weshalb man die kommenden Filme und Serien nicht mit diesen der letzten 14 Jahren vergleichen darf. Es ist etwas Anderes, etwas Neues. Und all diese Figuren, zu denen wir noch keine Verbindung haben, werden (wahrscheinlich) in den kommenden 4-5 Jahren an Bedeutung gewinnen und miteinander verknüpft werden.

Dennoch, Marvel übertreibt oder hat bis jetzt sehr übertrieben. Das, was die Phase 4 so unüberschaubar macht, sind die Serien. Filmtechnisch steht das MCU mit sieben Filmen und zwei Specials nicht überdurchschnittlich da. Da es aber viele neue Serien innert zwei Jahren gab, die jeweils wochenweise erscheinen, fühlte es sich an, als wäre die Phase 4 mit Content zugemüllt. Dies stimmt, denn in Phase 1 kamen innert vier Jahren «nur» sechs Filme heraus und bei der zweiten Phase waren es sechs Streifen in 3 Jahren. Und jetzt hatte man sieben Kinofilme in eineinhalb Jahren herausgebracht und dazwischen noch die Disney+-Serien.

Natürlich hat Corona eine deutliche Rolle dabei gespielt, aber dennoch, es hätte niemandem geschadet, wenn man die Filme mit mehr Pausen dazwischen veröffentlicht hätte. Vielleicht ändert sich dies nach dem der seit 2020 amtierende CEO von Walt Disney zurückgetreten ist. Dass die Phase 4 und der Start von Disney+ mit all den Star Wars- und Marvel-Serien genau in der Zeit von Bob Chapeck war, kann nur Zufall sein, aber es ist gut möglich, dass die straffe Produktion des Contents sein Werk war.

Tom Holland als Spider-Man in Spider-Man No Way Home
Spider-Man: No Way Home war ein Teil der Phase 4 von Marvel. Bild: Sony Pictures Motion Picture Group / Marvel Studios

Nicht alles war schlecht

Hawkeye, Loki, Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings und Spider-Man: No Way Home sind Beweise dafür, dass nicht alles mit wenig Qualität erstellt wurde. Mit Chang Chi eine komplett neue Figur einzuführen, hat selten so gut funktioniert, wie beim ersten asiatischen

Superhelden. Kevin Feige hatte in den letzten zwei Jahren seinen Regisseuren freiere Hand gegeben. Die MCU-Formel wurde gelockert und es gefällt nicht allen. Noch nie wurde eine Phase so gespalten aufgenommen wie diejenige, die mit dem Holliday Special ihren Abschluss fand. Jahrelang wurde gemotzt, dass in den Filmen immer dasselbe gemacht wird. Mit der 4. Phase bricht Marvel dieses Korsett und so werden einige Filme zu absolut abstrusen Komödien oder man versucht sich mit einem horrormässigen Stil. Nun sagen die Fans: Das ist nicht mehr Marvel!

Klar kann man sagen, dass Kevin Feige, der seit über 20 Jahren Marvel-Filme produziert, nicht mehr auf alles sein Augenmerk legen kann. Gerade dann, wenn so vieles gleichzeitig gedreht wird. Ich denke, die Phase 4 kann man gut mit einem ersten Teil einer Trilogie vergleichen. Es ergibt erst alles Sinn, wenn man alle drei Filme gesehen hat. Phase 1 des MCU stand für einen Beginn, der jedoch in sich selbst schlüssig war. Dies ist die Phase 4 nicht. Denn sie steht für einen Beginn, der nur Sinn macht, wenn man das Ende kennt.

Zu viel des Guten? Diese MCU-Filme erwarten dich!

Auf der San Diego Comic-Con diesen Sommer und auf der D23 im Herbst wurden einige neue Projekte und Ziele angekündigt. Das, was in der vierten Phase gefehlt hat, war ein Plan. Dieser wurde jedoch in diesem Herbst vorgestellt. Die bis jetzt angekündigten Filme findet ihr in der folgenden Grafik (Stand: Juni 2023).

Die Phase 5 des MCU Juni 2023
Bild: Grafik: Whatthefilm.ch/ Informationen: Marvel-Studios
Phase 5
Ant-Man and the Wasp: Quantumania17. Februar 2023
Guardians of The Galaxy Vol. 3 5. Mai 2023
The Marvels17. November 2023
Armor WarsDatum noch unbekannt
Captain America: Brave New World6. Juli 2024
Thunderbolts 20. Dezember 2024
Blade14. Februar 2025
Phase 6
Deadpool 3 3. Mai 2024
Fantastic Four3. Mai 2025
Avengers: The Kang Dynasty1. Mai 2026
Avengers: Secret Wars 7. Mai 2027

Die Serien in den kommenden Jahren sind:

What if… (Staffel 2)
Secret Invasion
Echo (Hawkeye-Spin-off)
Loki (Staffel 2)
-Iron Heart
Agatha: Coven of Chaos (Wanda Vision-Spin-off)
Daredevil: Born Again (Spin-off von Netflix-Daredevil, Hawkeye und She Hulk)
Vision Quest (Wanda Vision-Spin-off)

Die Phase 6 des MCU Juni 2023
Bild: Grafik: Whatthefilm.ch/ Informationen: Marvel-Studios

Und wieder sind mindestens 16 Produktionen für zwei Jahre geplant. Wir wissen zwar jetzt, wie sich die verschiedenen Puzzleteile, die wir erhalten haben, zusammensetzen. Aber wir wissen auch, dass es einen sehr hohen Output an Filmen gibt, gibt. Bleibt abzuwarten, ob der neue Disney Boss Bob Iger, der den Konzern, während 15 Jahren geleitet hat, dieses Tempo herunterschraubt. Ich will gar nicht auf das einzelne Detail eingehen, aber die Verschiebung von Avengers 6 vom November bis zum Mai ist in meinen Augen gut, weil man jetzt ein Jahr zwischen zwei Avengers Teilen hat und nicht einfach vier Monate.

Man hat also genügend Zeit, um einen grandiosen Abschluss auf die Leinwand zu bringen. Der Plan von den Marvel Studios könnte sich jedoch verändern. Wie der Blog «The Cosmic Circus» am 2. Dezember schrieb, gibt es bei den Umstrukturierungen von Disney auch Veränderungen bei Marvel Studios. Nachdem es viele Entlassungen bei der Marvel Animation-Abteilung gab und der ehemalige Disney Boss zurückkam, wird auf die nächsten Phasen des MCU noch einmal darüber geschaut. So soll es ein Qualitätsteam geben, das überprüft, welche Filme und Serien in welcher Form nötig sind. Wir werden sehen, was an diesem Gerücht dran ist und wie fest sich die Phasen 5 & 6 noch verändern werden.

Kathryn Hahn aus WandaVision
Erhält schon bald eine eigene Serie: Agatha aus WandaVision. | Bild: Disney+ / Marvel Studios

Was geschieht in der Multiversum-Saga?

Mit der Ankündigung vom nächsten «Big Bad» und den einzelnen Hinweisen über die viele Comic-Kenner im Bilde sind, kann man ein paar Schlussfolgerungen ziehen. Zwei Themen, die für mich besonders rausstechen sind das Multiversum und die zehn Ringe. Beide Themen haben eine grosse Verbindung mit Kang dem Eroberer.

Das Multiversum

In Thor – The Dark Kingdom, Dr. Strange 2 und Avengers Endgame wurde das Multiversum erwähnt oder zumindest die ersten Bausteine dazu gelegt. Dies änderte sich jedoch mit der Phase 4. Den in verschiedenen Projekten kam das Multiversum mal mehr mal weniger zum Gespräch und wurde erstmalig in der Serie Loki offenbart. Als gezeigt wird, wie durch das nicht-verhindern von ausbrechenden Zeitlinien viele neue Universen erschaffen wurden. (Da Loki fernab von der Zeit spielt ist dieses Erschaffen den Universen immer und doch nie in der Zeit einzuordnen.) In Spider-Man: No Way Home sah man, wie verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Universen zusammenkrachen und Verehrendes ausgebremst wurde. Ebenso sah man in What if…? wie abweichend das Multiversum ist und was alles möglich ist. Diese Möglichkeiten und Überschneidungen werden in den nächsten Jahren immer wieder thematisiert werden.

Simu Liu Meng'er Zhang und Nora Lum aus Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
Die magischen Artefakten aus Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings kommen wohl noch zum Einsatz. | Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures / Marvel Studios

Was bedeuten die magischen Artefakte?

In Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings werden wir mit Artefakten bekannt gemacht, die unbekannte Technologie enthalten. Wong, Bruce Banner und Carol Danvers begutachten die Ringe und sind sich nicht sicher, was für eine Technologie das ist. Ebenso bestätigen sie, dass es Jahrtausende alte Ringe sind. Dies passt zu den Armbändern von Carmela in Mrs. Marvel. Sie erfährt, dass die Bänder nicht die sind, für die sie gehalten hat und dass sie eine unbekannte Macht besitzen. Ebenso sieht man im Ant-Man and the Wasp: Quantumania-Trailer viele Ringe, die eine grosse Ähnlichkeit zu den zehn Ringen aufzeigen. Nicht nur durch die Muster, sondern auch durch die Anordnung, Grösse etc.

Im Trailer sieht man ebenfalls das Gerät, an dem Casy arbeitet und Impulse in Richtung Quantumraum schickt. Genau an diesen Ort an dem sich Kang aufhaltet. Wenn wir so darüber nachdenken, welche Artefakte auch Impulse weggeschickt haben, kommen wir auf die zehn Ringe zurück. Da Kang ein Zeitreisender ist, besitzt er fortschrittliche Technologie, die er möglicherweise während seiner Reise verloren hat. Wenn man verschiedenen Theorien glauben mag, führen diese Artefakte dazu, dass Kang sein Ziel erreichen kann. Falls Kang durch seine Ringe durch Raum und Zeit reisen kann, würde das Verschwinden von Carmela und das Auftauchen von Capitan Marvel einen möglichen Sinn ergeben. Es bleibt abzuwarten, wie viel Verbindungen diese Ringe miteinander haben werden.

Paul Rudd Kathryn Newton und Evangeline Lilly in Ant-Man and the Wasp Quantumania_MCU
Scott, Cassie und Hope im Quantumraum im neuen, kommenden Ant-Man-Film. | Bild: © 2022 Marvel Studios. All Rights Reserved.

Das geschieht in Avengers: Secret Wars

Der Film Avengers: Secret Wars soll am 5. Mai 2026 in die Kinos kommen. Regie führt der Loki-Regisseur Michael Waldron, der bereits gezeigt hat, dass er sich mit dem Multiversum gut auskennt. Das sechste Avengers Abenteuer wird das Ende der Multiversums Saga darstellen. Meiner Meinung aber auch das des ganzen MCUs. Die ganze Geschichte von den Secret Wars aus den Comics zu erzählen, würde zu lange dauern. Zusammengefasst geht es darum, dass nach einer Inkursion, also nach einer Kollision verschiedener Universen alle Helden auf einer Battle World zusammengeführt werden. Strippenzieher hinter alledem ist der Fantastic Four-Bösewicht Dr. Doom.

Nach langen Kämpfen untereinander und gegen Dr. Doom schafft es Reed Richards, ihn zu überzeugen, ihm seine Kraft zu geben. So baut Richards aus den Resten des Molecoule Man ein neues besseres Universum, bei dem sich nur die mächtigsten Wesen an das frühere Universum erinnern können. Beim MCU ist es daher möglich, dass es drei Möglichkeiten gibt, wie es nach Avengers: Secrets Wars weiter geht. Entweder wird es danach keine Marvel-Filme mehr geben, das heisst, es erscheinen Streifen, die nicht alle in derselben Welt spielen (so wie es bei DC der Fall ist). Oder man führt das MCU fort, aber mit neuen Geschichten und Figuren, die nichts mit dem jetzigen MCU zu tun haben – einem Neuanfang quasi.

Hätte nach Avengers: Endgame Schluss mit dem MCU sein sollen?

Jein, denn die Infinity Saga hatte einen wundervollen und zufriedenstellenden Abschluss. Wäre es dann vorbei gewesen, hätte man trotzdem noch offene Fragen gehabt, doch trotz alle dem, fanden Viele Avenger Endgame ein passendes Ende. Doch wenn man in den Comics erblickt, was es alles so gibt und was alles bis anhin nicht erzählt wurde hofft man sehr, dies eines Tages in live Action zu sehen. Die Phase 4 ist nun vorbei und hat mit Black Panther ein grandioses Ende erhalten. Das zeigt, dass es die Marvel-Studios doch können. Die kommenden Phasen werden das Puzzle weiter ergänzen und uns Fans und Zuschauer erklären, worauf wir warten.

Jonathan Majors aus Ant-Man and the Wasp Quantumania
Was führt Kang alias «He Who Remains» im Schilde? | Bild: ©2022 Marvel Studios. All Rights Reserved.

Wer ist Kang?
Kang stammt aus dem 31. Jahrhundert und heisst eigentlich Nathaniel Richards. Er ist ein Gelehrter und möglicher Nachfahre von Reed Richards, also Mr. Fantastic der Fantastic Four. Als Nathaniel die Zeitreise-Technologie von Doctor Doom entdeckt, reist er ins alte Ägypten und wird dort zum Pharao Rama-Tut. Nach weiteren Zeitsprüngen beginnt er gewisse Universen und Welten zu erobern. Und kämpft dabei öfters mal gegen unterschiedliche Versionen der Avengers. Am Ende seiner Zeit beginnt er zu bereuen und versucht frühere Versionen von ihm selbst zu hindern die Welten zu erobern. Dieser geläuterte Kang ist «He Who Remains» aus der Serie Loki.