Marvel kann es eben doch. Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist das Finale und der 32. Film des gigantischen Franchise. Nachdem Ant-Man and the Wasp: Quantumania nicht wie gewünscht den Hoffnungsschimmer brachte und mit ähnlichen Problemen wie vorgängige Filme gekämpft hat, waren die Erwartungen an Guardians of the Galaxy immens. Die Streifen rund um Star Lord, Gamora, Rocket und Co. waren schon immer abseits der Hauptgeschehnisse sehr erfolgreiche Filme. Seit Monaten wurde spekuliert, was im Finale der Gruppe alles geschehen wird. Stirbt jemand? Sterben alle? Wird es ein Versuch von Peter, Gamora zurückzuerobern? Der Film kam vor gut zwei Wochen heraus und deswegen werde ich hier ein bisschen auf den Inhalt eingehen und was die Zukunft für uns offenhält.
Spoilerwarnung: Der Artikel enthält Spoiler zu Guardians of the Galaxy Vol. 3 sowie dem Marvel Cinematic Universe (MCU).
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Der Kampf um Leben und Tod
Wer das Holiday Special Ende 2022 geschaut hat, weiss das der Planet Nowhere jetzt die Basis von den Guardians ist. Ebenfalls erfuhr man in der Weihnachtsgeschichte, dass Peter der Halbbruder von Mantis ist. Da es dieses Holiday Special gab, beginnt der Film sehr schnell und man wird ohne Erklärungen zu einzelnen Figuren und Begriffe in das Geschehen geworfen. Wir tauchen direkt in die Handlung ein, in der auf Nowhere der von den Sovereign geschaffenen Adam Warlock die Guardians angreift. Als beim Kampf gegen Adam Warlock Rocket schwer verletzt wird, beginnt die Suche nach seiner Vergangenheit, um ihn am Leben zu erhalten.
Während des Films werden wir Zeuge von der Entwicklung von einem süssen kleinen Waschbären zum jetzigen, gutherzigen Kopfgeldjäger Rocket Racoon. Die aus der Vergangenheit kommende Gamora hat sich inzwischen den Ravagers angeschlossen. Mit viel Geld und Überredungskunst unterstützt sie dennoch Peter, Drax, Mantis, Groot und ihre Schwester Nebula bei der Suche nach dem High Evolutionary, dem Erschaffer von Rocket, um das Leben des Waschbären retten zu können.
Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist der emotionalste Marvel-Film ever
Auch wenn man in dem Film wirklich sehr schnell in die Handlung eintaucht, fühlt es sich nicht falsch an. Klar, der Film steht nicht alleine und fühlt sich alleinstehend nicht vollständig an. Doch das ist bei einem Marvel-Film ja auch nicht verwunderlich. Das Holiday Special ist ein guter, nicht allzu relevanter Prolog für Guardians of the Galaxy Vol. 3. Es ist schön, jetzt endlich die Seite von Rocket und seine Vergangenheit genauer kennenzulernen und ihn so besser zu verstehen. Seine rauchige Stimme erhält er vom Hollywoodstar Bradley Cooper und in der deutschen Fassung von Fahri Yardım.
Sie geben Rocket diese emotionale Tiefe, diese leichte Traurigkeit, die zeigt, was eigentlich in ihm steckt. Auch wenn ich es schade finde, dass man Rocket praktisch den ganzen Film nicht sieht, da er ja verletzt ist, zieht er dennoch die Momente, in denen man ihn sieht, völlig an sich. Die Szenen im Labor mit seinen Freunden Lylla Floor und Teefs sind traurig, emotional und zum Teil beängstigend und meiner Meinung nach recht gruselig.
Der Film wird erst durch die Schauspieler zu einem Meisterwerk
Wie schon in den vorherigen Auftritten der Guardians schlüpften wieder Chris Pratt, Zoe Saldana, Karen Gillen, Dave Bautista, Pom Klementieff und Sean Gunn in ihre Paraderollen. Wie auch erwartet, liefern sie alle hervorragend ab. Besonders stimmt die Chemie zwischen Drax (Dave Bautista) und Mantis (Pom Klementieff). Wenn in den vorherigen Filmen die Beziehung oft zwischen Gamora und Peter im Zentrum standen, sieht man diesmal öfters Mantis und Drax. Bereits im Holiday Special merkte man, wie gut sie zusammen harmonieren und dass es mehr ist als nur ein gegenseitiges «Runtermachen».
Dave Bautista bekommt diesmal Zeit, viel Zeit seinen Drax auszubauen und zu zeigen, dass er nicht einfach eine Figur ist, um Gags zu reissen. Im ersten Teil war Drax ein Vater der Rache suchte, diese Aufgabe verlor er und war nur noch einen Gag reissenden Zerstörer. Diese wichtige und fürsorgliche Seite sieht man endlich wieder in seinem letzten Abenteuer. Lange spekulierte man, wie Gamora zurück zu den Guardians finden wird. Dies ist nun klar. Sie gehört den Ravagers an – der Gruppe, bei der Peter aufgewachsen ist.
Sie ist dort zuhause und fühlt sich wie eine von ihnen. Dies passt sehr gut in den Film, jedoch passt es nicht Peter, der seine Sorgen im Alkohol ertränkt. Man hat bei ihr nicht einfach den Reset-Button gedrückt und so getan, als wenn sie nie weg gewesen wäre. Gamora ist nicht mehr dieselbe und das bekommt nicht nur das Kinopublikum, sondern auch die Guardians, allen voran Peter, zu spüren. Wie Zoe Saldana diese Feindseligkeit spielt und dennoch eine Vertrautheit aufweist, ist wunderbar anzusehen. Wer Gamora vom ersten Film mochte, ist hier sehr gut bedient. Sean Gunn spielt nicht nur Yondus Nachfolger Kraglin, sondern verkörpert auch hin und wieder Rocket mit einem Motion-Capture-Anzug. Auch bei wenig Screen Time als Kraglin nutzt er die Gelegenheit und über alle dreieinhalb Filme sieht man bei ihm, wie auch bei allen anderen, eine Entwicklung, die nun bei den allermeisten ein zufriedener Abschluss fanden.
Ein Gegner zum Fürchten
Marvel und ihre Schurken – irgendwie passen sie selten zusammen. Nach Loki, Thanos und Namor gibt es aber auch in diesem Film einen Gegner, der von vielen Kritikern und Fans geliebt wird: High Evolutionary. Er will nicht das ganze Universum oder einen ganzen Planeten auslöschen. Er möchte bloss die Menschheit optimieren, verbessern und upgraden. Als dann Rocket, eine von ihm erschaffene Kreatur, einen Fehler korrigiert, wird der Wahnsinn von High Evolutionary noch grösser und er begibt sich auf eine Hetzjagd. Angetrieben vom Hass auf Rocket, versucht er alles Erdenkliche, um ihn zu fassen. Diese Boshaftigkeit und Niederträchtigkeit bringt Chukwudi Iwuji hervorragend auf die Leinwand. Eine gestörte Art wirkt nie witzig und nicht lächerlich.
Man bekommt aber auch keinen Hass auf die Figur. Man kennt den Grund von High Evolutionary und versteht, warum er Rocket hasst bzw. sezieren möchte. Anderer Meinung bin ich bei dem bereits 2017 angekündigten Adam Warlock. Seine Screen Time in Guardians of the Galaxy Vol. 3 begrenzt sich auf geschätzte 10 Minuten, bei denen er die meiste Zeit seiner Mutter hinterherläuft und ein Tierchen streichelt. Ein Killer, der in einem Teenie-Verstand festsitzt, könnte man fast schon sagen. Schon von Beginn an wird im Film gesagt, dass er «noch nicht fertig» wäre. Wenn man die Figur kennt, weiss man, dass er noch nicht erwachsen ist, doch dies wird für mich zu wenig gut erklärt. Ausserdem wird Adam Warlock wie in den Comics auch hier im Film später ein Teil der Guardians. Dennoch hätte ich mir mehr von Will Poulters Rolle erhofft.
Würdiger Abgang von James Gunn
James Gunn, einer der wenigen, der eine ganze Trilogie im MCU fertigstellen konnte, beweist erneut sein Filmtalent. Der dritte Teil fügt sich nahezu perfekt in die vorherigen Streifen ein. Wäre nicht das kleine Detail mit dem Snap, könnte man die drei Filme problemlos nacheinander schauen. Die Figuren haben sich über die letzten 9 Jahre entwickelt und die Guardians wurden von zufällig zusammengewürfelten Verbrechern zu einer grossen Familie, die sich immer unterstützen wird. Diese Geschichte zu einem schönen und verlässlichen Ende zu bringen, war keine einfache Aufgabe.
Gemeistert hat Gunn auch wieder einmal die Musikauswahl. Dieses Malkommen zwar nicht mehr so bekannte, aber dennoch mitreissende 80er-Songs vor, die in markanten Szenen immer wieder zu hören sind. John Murphy, der den Soundtrack geschrieben hatte, leistete grossartige Arbeit. Sein Chor erklingt an emotionalen Stellen genau so, dass das jeweilige Gefühl direkt verstärkt wird. Seine Melodien sind nicht zu lang und nicht zu kurz- es ist genau richtig. Der Film hat wie seine Vorgänger sehr viel Humor, aber dennoch gibt es hier gut platzierte, ruhige und emotionale Stellen.
James Gunn, seit letztem Herbst der Kevin Feige von DC, wird wahrscheinlich gewisse Schauspieler mitnehmen. Auch wenn niemand starb, die Geschichten von Drax, Gamora und Nebula sind auserzählt. Dave Bautista und Zoe Saldana werden wahrscheinlich nicht mehr bei Marvel unterzeichnen und auch Mantis wird man höchstens in einem Weltraumabenteuer zu Gesicht bekommen. Mit Kraglin, Nebula und Cosmo könnte man Geschichten von und auf Nowhere erzählen vielleicht in animierter Form. Die neuen Guardians of the Galaxy werden meiner Meinung nach keinen eigenständigen Film erhalten und in welcher Form Star Lord wieder zurück kommt bleibt abzuwarten,
Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist Gefühlsachterbahn pur
Der Fokus liegt derart in der Vergangenheit von Rocket, dass viele davon ausgegangen sind, dass er oder zumindest einer der Guardians stirbt. Was sich ja als falsch herausgestellt hat. Klar, will ich nicht sagen, dass ich mir den Tod einer Figur wünsche, aber es verleiht einer Geschichte mehr Ernsthaftigkeit, wenn man mit einem Verlust rechnen muss. Dies musste man allerdings, da fast alle 10 Minuten jemand um sein Leben kämpfte. Jeder, wirklich jeder hätte dieses Schicksal in diesem Film treffen können bzw. bei jedem war ich für einen kurzen Moment geschockt, weil es sehr nah dran war. Der neue DC-Chef James Gunn spielt mit den Gefühlen der Zuschauer und dies mit Absicht. Guardians of the Galaxy Vol. 3 bewies, dass man mit der Angst der Zuschauer sehr gut spielen kann, der Film war eine reinste Gefühlsachterbahn. Fest steht, Star Lord will Return.
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