Ein All-Star Cast kann da auch nichts mehr retten: Lady Gaga, Adam Driver und Jared Leto spielen an der Seite von Al Pacino im Drama House of Gucci von Ridley Scott. Die Geschichte um die fast schon Mafiaähnliche-Familie Gucci mit der weltweit bekannten Modemarke. Wenn man hinter die bildschönen Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Kameraführung blickt, sieht man jedoch, wie flach der Film ist.
Das Gucci-Drama
Wir befinden uns im traumhaften Italien in den 1970ern. Alles beginnt als Patrizia Reggiani (Lady Gaga), die aus bescheidenen Verhältnissen kommt, Maurizio Gucci (Adam Driver) per Zufall an einer Party kennenlernt. Wie der Name Gucci schon sagt, ist Maurizio aus reichem Hause und gehört zu einem der grössten Modedynastie Italiens. Und so beginnt das romantische Liebesdrama zwischen dem zurückhaltenden Maurizio und der extrovertierten Patrizia, die ihre Nummer mit rotem Lippenstift auf Maurizios Vespa-Schutzschild kritzelt.
Maurizio selbst will nicht viel mit dem Modeunternehmen und seinem Namen zu tun haben, weshalb er Jura studiert und lieber mit seinem Fahrrad statt mit dem Jaguar durch Florenz fährt. Nach den vielen berauschenden Dates mit Patrizia folgt schon ziemlich bald die Hochzeit, welche einen Streit mit Maurizios Vater und Rodolfi mit sich bringt, der gleichzeitig auch das Gucci-Oberhaupt ist. Bald schon distanziert sich Maurizio von seinem erfolgsfokussierten, verbittertem Vater und sucht bei Patrizias Familie nach Unterstützung, welche er bekommt. Die anfängliche Leidenschaft der beiden mit den überspitzelten, fast schon aggressiven Sexszenen, das romantisierte italienische Leben und der Ästhetik der 80er-Jahren erlöscht genauso schnell, wie sie gekommen ist.
Eine eben nicht so perfekte Familie
Nach der Hochzeit der Turteltäubchen beginnt das ganze, in die Länge gezogene und trotzdem viel zu schnell voranschreitende, Melodrama. Oder True-Crime? Wie dem auch sei, nach der Hochzeit führt der Film in die Familiengeheimnisse der Guccis, wobei schnell ersichtlich wird, dass sich alle Familienmitglieder hassen. Maurizios Vater behauptet, dass es Patrizia eigentlich nur auf das Gucci-Vermögen abgesehen hat. Gleichzeitig bekommen wir einen Einblick hinter die Kulissen der Familie. Maurizios Onkel Aldo (Al Pacino) sieht ebenfalls die Zukunft Guccis in seinen Händen, und nicht bei seinem eigenem Sohn Paolo (Jared Leto), der idiotisch versucht, seine Möchtegern-Skizzen zu verkaufen. Im Gegensatz zu Rodolfi, empfängt Aldo Patrizia mit offenen Armen und so etabliert sich eine Freundschaft und Patrizia bekommt den Geschmack des Geldes zu spüren.
Patrizia die Schlange
Patrizia gefällt der extravagante Lifestyle und sie versucht geschickt, die Familie zu versöhnen und Maurizio allein an die Spitze zu treiben. Aber erstmal zeugt sie ein Kind, damit Maurizio wenigstens so an sie gebunden ist. Mit Patrizias Manipulation intrigiert Maurizio den Rest der Verwandtschaft aus der Firma heraus und verbündet sich mit arabischen Inverstoren. Während sich Maurizio an die Spitze der Modedynastie arbeitet, kippt die Stimmung zwischen ihm und Patrizia. Er betrügt sie und sie lassen sich scheiden. Als Maurizio ohne Guccis an der Spitze ist, engagiert er den jungen Designer Tom Ford.
Lohnt sich House of Gucci wirklich?
Nein. Auf jeden Fall ist der Film keinen teuren Knoeintritt und keinen 2.5 Stunden-Aufenthalt im Kinosaal mit einer Mundschutzmaske wert. Die Geschichte der Guccis und auch dessen Setting hätten so gute Voraussetzungen. Italien in den 80er, gutaussehende Schauspieler und Schauspielerinnen und eine weltweit bekannte Marke, deren Geheimnisse gelüftet werden können. Jedoch bleibt am Ende von House of Gucci einiges unklar, bei gewissen Szenen kann man nur den Kopf schütteln. Die abgedunkelte Beleuchtung, um ein Flair der 80er-Jahre zu erreichen ist einfach misslungen und bei der kitschig ausgewählten Musik der 80er-Jahre läuft es einem fast kalt den Rücken herunter.
Was ist denn mit dem Cast los?
Erstmal zu den schauspielerischen Leistungen. Adam Driver, mit abwechselnd amerikanischem und erzwungenem italienisch-englischem Akzent, spielt Maurizio ziemlich kalt. Seine Absichten sind uneindeutig. Sein plötzlicher Sinneswandel, seine Gier nach Ruhm und das Desinteresse an Patrizia kamen so plötzlich, dass nichts anderes übrigbleibt, es einfach zu akzeptieren. Sprachlich lächerlicher ist Jared Letos Performance von Paolo. Sein Englisch mit dem übertriebenem, gesungenem italienischen Akzent ist einfach nur erbärmlich. Ja klar, er ist der Clown im Streifen, aber er wirkt wie ein schlechter Amateur-Schauspieler, der kein einziges Wort Italienisch kann und wie die Super Mario-Figur redet. Einfach peinlich. Zusätzlich fragt man sich, was so eine Figur im Film verloren hat. Lady Gagas Italienisch-Unterricht hat auch nicht viel gebracht. Die wenigen italienischen Dialoge klangen touristisch. Ausserdem sorgt Gaga im Film für potenzielles Meme-Material, indem sie sich mit den Worten «Father, Son and the House of Gucci» bekreuzigt.
Keine nachvollziehbaren Wendungen in House of Gucci
Was uns der Film nicht verrät ist, ob Patrizia jemals in Maurizio verliebt war oder es nur auf seinen Namen abgesehen hat. Was machte ihre Liebe aus? Weder von Maurizios noch von Patrizias Seite kann sich das Publikum erklären, ob das ehrlich war und was diese aneinander gesehen haben, ausser dem Optischen. Ebenfalls kann man die Wendung des Blattes gar nicht nachvollziehen. Beispielsweise wie Maurizio aus dem Nichts zum Macho wird und mit einer seiner ehemaligen Kolleginnen eine Affäre eingeht. Zu den Figurendarstellung anzuhängen ist, dass die «wahren Guccis» sauer auf Regisseur Ridley Scott sind, der Patrizia als ein Opfer dargestellt, obwohl diese die Täterin ist.
Bei so vielen Missgeschicken hilft weder das Aussehen der Schauspieler noch Donna Summer nichts mehr. Der Film braucht Durchhaltungsvermögen. Einen Trost findet man im Design und der Auswahl der Kleider. Oder, um nicht alle zu kritisieren: Al Pacinos Darstellung, welche, im Gegensatz zu den anderen, authentisch wirkt.
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