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Ist Iron Sky ein Satire-Feuerwerk oder ein Trash-Blindflug?

Vor neun Jahren im Kino, jetzt auf Netflix. Der 2012 erschienene Science Fiction-Film Iron Sky steht neu zum Streamen bereit. Doch ein herkömmlicher, «normaler» Streifen ist dieses Werk des finnischen Regisseurs Timo Vuorensola nicht. Mitunter durch Crowdfunding finanziert, nimmt Iron Sky die Deutsche Geschichte, sowie die Amerikanische Politik auf die Schippe und macht vor einer Unmenge an Klischees nicht halt. Überzeugt die Science Fiction-Komödie oder zerstört die Satire den Unterhaltungswert?

Die Rechtsextremen vom Mond

Im Jahr 2018 findet erstmals seit fast 50 Jahren eine Mondlandung durch zwei amerikanische Astronauten statt. Doch Astronaut ist nur einer der beiden; der andere, James Washington, wurde vielmehr als Model mit auf diese Mission geschickt. Schliesslich soll diese Mondlandung in erster Linie zur Wiederwahl der amtierenden Präsidentin der USA führen. Ausserdem haben die Astronauten den Auftrag, nach dem seltenen Rohstoff Helium-3 Ausschau zu halten. Durch diesen könnte Amerika seine Energieversorgung für die nächsten 1000 Jahre sichern. Leider sind die beiden Amerikaner aber nicht alleine auf dem Erdtrabanten, im Gegenteil. Während einer der beiden durch einen Schuss getötet wird, wird James Washington in eine geheime Mondbasis verschleppt. Schnell wird dem afroamerikanischen Model klar, dass ihn Nazis gefangen genommen haben. Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Mond geflüchtet und seit all den Jahren unentdeckt geblieben sind.

Udo Kier in Iron Sky
Führer Kortzfleisch «simuliert» seinen Angriff | Bild: Hoyts Group / Stealth Media Group / Walt Disney Studio Motion Pictures

Untätig waren die Deutschen auf dem Mond nicht. Unter der Leitung ihres Wissenschaftlers Doktor Richter haben die Nazis eine gigantische, fliegende Kriegsmaschine erbaut. Dieses Kampfschiff, die «Götterdämmerung», soll ihnen dabei helfen, zur Erde zurückzukehren und sie zu unterjochen. Und dank James Washington, der gefangen gehalten wird, könnte dieses Unterfangen sogar gelingen. Denn lange Zeit konnte Doktor Richter die «Götterdämmerung» nicht mit genügend Energie versorgen. Als er aber das Smartphone von James entdeckt und es an die Kriegsmaschine koppelt, erschliesst sich für ihn eine unerwartete Energiequelle. Da das Smartphone alleine aber nicht ausreicht, um das Kriegsschiff fliegen zu lassen, müssen neue Geräte beschafft werden.

Das afroamerikanische Model gegen den Meteor-Blitzkrieg

So bestimmt der Führer Kortzfleisch, dass eine Expedition zur Erde gestartet werden soll. Offizier Klaus Adler meldet sich freiwillig, um seinen Kameraden die begehrten Smartphones und Tablets zu beschaffen. Begleiten soll ihn dabei der gefangene James, da dieser laut eigener Aussage die Präsidentin der USA persönlich kennt. Auch Klaus Adlers Verlobte Renate schleicht sich mit auf die Mission. So fliegen die Nazis zum ersten Mal seit Jahren zur Erde. Da sich James aber nicht als sonderlich hilfreich herausstellt, wird er von Adler kurzerhand aus einem fahrenden Auto gestossen. Vielmehr haben die Nazis nun eine neue Verbündete, die Wahlkampfleiterin der Präsidentin persönlich.

Julia Dietze in Iron Sky
Renate Richter ist Lehrerin | Bild: Hoyts Group / Stealth Media Group / Walt Disney Studio Motion Pictures

Einige Wochen später haben sich Klaus Adler und Renate zu wahren New Yorkern gemausert. Adler ist immer noch von seiner Mission überzeugt und schafft es bald, die nötigen Energiequellen für die «Götterdämmerung» zu beschaffen. Während sich nun die Nazis auf ihren «Meteor-Blitzkrieg» vorbereiten, trifft Renate erneut auf James Washington. Das frühere Model ist zu einem Obdachlosen verkommen und versucht, die Passanten vor den Mond-Nazis zu warnen. Dies aber ohne Erfolg. Erst ist Renate noch überzeugt von der Nazi-Propaganda, die sie ihr Leben lang erfahren hat. Doch bald regen sich erste Zweifel in ihr und so will sie, zusammen mit James, die Invasion der Deutschen vom Mond aufhalten. Können die ehemalige Nazi-Lehrerin, das afroamerikanische Model und nicht zuletzt die Militärmacht Amerikas und der restlichen UN die Nazis stoppen?

Iron Sky hat leider viel zu viele Schwächen

Mit Iron Sky hat Regisseur Timo Vuorensola einen Film geschaffen, der an Absurdität nur schwer zu übertreffen ist. Können die hirnrissige Handlung, die überspitzt dargestellten Figuren und die Politik-Satire trotzdem überzeugen? Leider nicht wirklich. Denn obschon die Handlung an sich interessant ist, einmal von der Unsinnigkeit abgesehen, weist sie viele Schwachpunkte auf. So wirken einige Figuren überflüssig und auch auf manche Szenen hätte man als Zuschauer gut verzichten können. Andererseits sind einige Protagonisten wiederum sehr unterhaltsam. Dieser Unterhaltungswert kommt aber nicht aufgrund der schauspielerischen Leistungen, sondern dank der satirischen Hommage zustande. Die Präsidentin der USA ist deutlich Sarah Palin nachempfunden, die 2008 gegen Barack Obama in der 56. Präsidentschaftswahl kandidiert hat. Doktor Richter wiederum teilt sein Aussehen mit dem Physiker Albert Einstein. Nebst diesen teils recht amüsanten Kostümen, fallen die Figuren aber nur selten wirklich positiv auf.

Raumschiffe in Iron Sky
Lasst den Meteor-Blitzkrieg beginnen | Bild: Hoyts Group / Stealth Media Group / Walt Disney Studio Motion Pictures

Auch der Cast trägt nicht in hohem Masse zu einem Gelingen des Filmes bei. In den Hauptrollen sind hier Julia Dietze in der Rolle der Renate zu nennen. Sie macht ihre Sache, trotz der sicherlich sehr gewöhnungsbedürftigen Rolle, gut. James Washington wird vom amerikanisch-australischen Schauspieler Christopher Kirby gespielt. Lässt sich Iron Sky trotz den deutlichen Schwächen geniessen? Für Fans des Trash-Genres ist Iron Sky definitiv ein Blick wert. Wer mit Filmen dieser Art nichts anfangen kann, sollte von diesem hier die Finger lassen. Doch anders als bei anderen Streifen dieses Genres, stand Iron Sky mit rund 7,5 Millionen Dollar ein relativ hohes Produktionsbudget zur Verfügung. Daher lässt sich Iron Sky wohl eher irgendwo zwischen Trash-Film und Science Fiction-Film einordnen. Dies nicht zuletzt, weil 900’000 Dollar durch Fans mittels Crowdfunding beigesteuert worden sind.

Trotz schwachem, ersten Teil folgte Iron Sky: The Coming Race

Tatsächlich hatte sich rund um Iron Sky bereits vor der Produktion eine grosse, internationale Fangemeinde gebildet. Dieser Fangemeinde ist es wohl auch zu verdanken, dass 2019 mit Iron Sky: The Coming Race eine Fortsetzung erschienen ist. Dieser Film knüpft direkt an die Geschehnisse des Vorgängers an. Während in Iron Sky die Verschwörungstheorie der «dunklen Seite des Mondes» thematisiert worden ist, widmet sich Iron Sky: The Coming Race der «Hohlerden»-Theorie. Diese Fortsetzung ist derzeit aber noch nicht bei Netflix verfügbar.