Ab heute ist das dänische Drama King’s Land (auch als The Promised Land bekannt) in den Schweizer Kinos. Ab dem 16. Mai ist er in Deutschland zu sehen. Darin muss sich Mads Mikkelsen mit einem tyrannischen Gutsherren und der Natur herumschlagen, um sein Ziel zu verwirklichen. Wie gut das neue Historiendrama von Nikolaj Arcel ist, verraten wir in diesem Artikel.
Interview mit Mads Mikkelsen am Zurich Film Festival
Im Rahmen der Galapremiere von King’s Land am 19. Zurich Film Festival 2023 durften wir ein spannendes Interview mit Hauptdarsteller Mads Mikkelsen führen. Was er uns am Green Carpet über den Film und seine Vorliebe für düstere Rollen erzählt hat, findet ihr im Video heraus.
Ludvig Kahlens Kampf gegen die Wildnis und das Herrschertum
Dänemark, 1755: König Frederik V. will die wilde Heide Jütlands kultivieren und kolonisieren lassen. Schliesslich muss die Bevölkerung Dänemarks wachsen – und natürlich neue Steuern für das Königshaus erwirtschaften. Da diese Gegend rau und von Wölfen und Räubern bewohnt ist, will sich zunächst niemand dieser Sache annehmen. Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) ist ein ehemaliger Hauptmann des deutschen Militärs und bietet seine Hilfe an. Sollte er Erfolg haben, würde ihm der König einen Adelstitel verliehen. Ein Lebenstraum für Kahlen, der als unehelicher Bastard eines adeligen Vaters in Verruf geraten ist. Doch die königlichen Berater sehen das Unterfangen als aussichtslos an und verweigern Kahlen finanzielle Mittel und Helfer. Somit ist er auf sich allein gestellt. Der ehrgeizige Kämpfer ist jedoch fest entschlossen, den unwirtlichen Boden der wilden Heide fruchtbar machen zu können.
Ein fast aussichtsloses Unterfangen
Hilfe bekommt er von einer kleinen Truppe, die er von seinem Vorhaben überzeugen kann. Dazu zählen der Priester Anton Eklund (Gustav Lindh) sowie die geflüchtete Hausmagd Ann Barbara und ihr Mann Johannes. Später stösst das Roma-Mädchen Anmai Mus dazu, das Kahlen in seine Obhut nimmt und väterliche Gefühle ihr gegenüber entwickelt. Mit viel Fleiss versuchen sie den Boden aufzutauen und zu bepflanzen. Kahlen und Ann Barbara kommen sich derweil näher. Neben Wölfen und rauem Wetter muss die sich die Gruppe noch mit einem weitaus grösseren Problem befassen. Der Landbesitzer Frederik Schinkel betrachtet diese Gegend als sein Privateigentum und missachtet die Monarchie. Ihm passt es gar nicht, dass ein Dahergelaufener kommt und das unfruchtbare Land kultivieren möchte. Schliesslich könnte jeder Fortschritt ihm die Macht kosten. Daher versucht er, Kahlen mit Geld, Intrigen und Gewalt zum Scheitern zu bringen. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit stellt Ludvig Kahlen sich Schinkel sowie der unerbittlichen Natur.
Fiktion trifft auf historische Inspiration
King’s Land ist eine Adaption des dänischen Romans The Captain and Ann Barbara der Autorin Ida Jessen. Die Figuren und die Handlungen sind zum grössten Teil fiktiv, jedoch gab es tatsächlich Bemühungen, die wilde Heide des Jütlands zu kultivieren. Daher liess sich Jessen für die männlichen Figuren im Film quasi von historischen Vorbildern inspirieren. Und nutze dazu Dokumente, Briefe und Tagebücher aus Archiven und Bibliotheken. Die Umsetzung des Romans spricht für sich. Es gibt actionlastige Kampfszenen, schöne Panoramafahrten über die Heide und zum Ausgleich ruhige und gefühlvolle Momente zu sehen.Der bräunliche Look des Films erinnert den Zuschauer stark an einen Western. Nur spielt er sich nicht im hellen und heissen Arizona ab, sondern im dunklen und kalten Jütland. Und dieses Gebiet wirkt wie ein weiterer Darsteller, der sich mit aller Macht gegen das Vorhaben der Charaktere wehrt.
Eine bildgewaltige David-gegen-Goliath-Geschichte
Noch gefährlicher als das raue Wetter ist Kahlens Antagonist, der sich durchaus sehen lassen kann. Frederik Schinkel ist hinterhältig, grausam und sadistisch. Dementsprechend sehen die Szenen aus, in denen er auftritt. So foltert er entflohene Mitarbeiter und alle, die ihm nicht passen, mit heissem Wasser. Auch die Art, wie er Ludvig Kahlen mit seiner fiesen Art und spitzzüngig mitteilt, dass er nur ein kleiner Emporkömmling ist, ist schauderhaft. Das gilt auch für die Art und Weise, wie der tapfere Soldat von den Höflingen des Königs bei einem eigentlich sinnvollen Vorhaben denunziert wird. Das zeigt auf, wie schwierig es für eine hart arbeitende Person ist, etwas aufzubauen und zu bewirken. Somit kann King’s Land als Gesellschaftskritik gegen die Oberschicht betrachtet werden.
Mads Mikkelsen beim Zurich Film Festival geehrt
King’s Land wurde am 19. Zurich Film Festival als Gala Premiere präsentiert. Begrüsst wurde Hauptdarsteller Mads Mikkelsen von Artistic-Director Christian Jungen, Managing Director Jennifer Somm und Moderator Steven Gätjen. Nachdem er den Golden Eye-Award des Festivals erhalten hatte, machte Mikkelsen das Publikum auch auf die Wichtigkeit des Films aufmerksam. Viele Menschen in Dänemark wussten über diesen Teil der Geschichte gar nicht Bescheid. Selbst Mikkelsen, der ein grosser Geschichtsinteressierter ist, kannte die Ereignisse in der Jütländischen Heide nicht. Für ihn waren die komplexen Charaktere im Drehbuch ein weiterer ausschlaggebender Punkt, weshalb er die Rolle auch annahm. Aus dem (noch was anderes suchen), was Kahlen und seine Gefährten im Film durchmachen, können viele Parallelen zur und der Gegenwart gezogen werden, so Mikkelsen. Wie er sich auf diese Rolle vorbereitet hat, erklärte er uns im Videointerview.
Mein Fazit zu King’s Land
King’s Land ist ein spannendes und sehr bildgewaltiges Drama mit vielen Botschaften. Mads Mikkelsen spielt Ludvig Kahlen ausgezeichnet und sehr nuanciert. Zudem gibt es einen sehr schönen Charakterwandel zu beobachten. So ist Kahlen zu Beginn des Films eher wortkarg und in sich gekehrt und blüht gegen Ende des Films in vielerlei Hinsichten richtiggehend auf. Dies, da er im Laufe des Streifens väterliche Gefühle sowie Liebe entwickelt. Alleine das macht King’s Land zu einem sehenswerten Highlight des Jahres. Ein Besuch im Kino ist zu empfehlen, da dadurch die rauen Bilder dieses rauen dänischen Western noch besser zur Geltung kommen.
Hat King’s Land eine Post-Credit-Szene?
Nein, es gibt keine Post-Credit-Szene in King’s Land zu sehen. Da es sich nicht um eine reine Umsetzung von wahren Begebenheiten handelt, gibt es auch keine Hintergrundinfos bezüglich den Protagonisten zu sehen.
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