Archie Yates als Max in Nicht schon wieder allein zu Haus

Nicht schon wieder allein zu Haus – Ist diese Neuverfilmung nötig?

Die zweite Kerze auf dem Adventskranz brennt und wir haben euch auch diese Woche eine Filmempfehlung parat. Nicht schon wieder allein zu Haus läuft seit dem 12. November auf Disney +. Dabei handelt es sich um eine Neuverfilmung der beliebten Streifen mit dem mutigen Kevin. Diese Reihe umfasst mit dem Original aus dem Jahre 1990 bereits fünf Streifen. Der Disney-Konzern hat nach der Übernahme von 20th Century Fox bereits verkündet, dass sie die Filmreihe für eine neue, jüngere Generation «rebooten» möchten. Ist dieser Streich gelungen?

Eine altbekannte Handlung und neue Einbrecher

Die Geschichte beginnt überraschender Weise nicht bei Max Mercer, dem Jungen der später allein gelassen wird, sondern bei dem Ehepaar McKenzie die versuchen, ihr Haus zu verkaufen, da sie unter Schulden leiden. Während der Besichtigung von Interessenten, gerät sich Max mit dem Hausbesitzer in die Haare. Die Familie von Max ist nicht zum Aushalten, deswegen ist es verständlich, dass er während des Tages ein ruhiges Plätzchen aufsucht. Als dann die Familie nach Japan aufbricht, vergessen sie dort nachzuschauen und schon sitzen sie ohne Max im Flieger.

Zur gleichen Zeit merkt die Familie McKenzie, dass ihnen eine steinalte Puppe, die aber einen enormen Wert besitzt, fehlt. Von Rache getrieben machen sich die Verschuldeten, Pam und Jeff McKenzie, auf den Weg, um bei Max die Puppe zu holen. Sie verdächtigen ihn, da Max mit Jeff während der Besichtigung gestritten hat. Dieser hat das allerdings mitbekommen und baut nun kreative Fallen auf, um sein Haus zu verteidigen. Kann er sich gegen die Eindringlinge verteidigen?

Archie Yates als Max Mercer in Nicht schon wieder allein zu Haus
Mit diesem Plan will Max die Einbrecher vertreiben. | Bild: Disney+ /© 2021 20th Century Studios

Diese Fussstapfen sind zu gross

Auf den Film hat jetzt wirklich niemand gewartet. Wenn man von einer Filmreihe hört, die sechs Filme enthält, denkt man an Herr der Ringe oder Jurassic Park aber sicherlich nicht an Home Alone, oder auf Deutsch, Kevin – Allein zu Haus. Ja, diese Reihe hat sechs Teile, die innerhalb der letzten 30 Jahren herausgekommen sind. Die meisten Menschen kennen nur die ersten zwei Teile mit Macaulay Culkin, der den Kevin verkörperte und ohne ihn die Filme niemals so gut gewesen wären.

Culkin gab Kevin einen gewissen Charme und eine Leichtigkeit, die diese Filme noch Jahrzehnte später zu einem Hit machen. Aber nicht nur er, sondern das ganze Ambiente um die Weihnachtszeit aus den Augen eines kleines Jungen, der von heute auf morgen allein ist. Meine Erwartungen waren sehr gering da Kevin – Allein zu Haus einen zu grossen Fussabdruck hinterlässt, der kaum auszufüllen ist. Bereits die anderen Remakes von 1997, 2002 und 2012 konnten den Erwartungen nicht gerecht werden.

Aisling Bea aus Nicht schon wieder allein zu Haus
Mutter Carol will unbedingt zu Max fliegen. | Bild: Disney+ /© 2021 20th Century Studios

Nicht schon wieder allein zu Haus ist leichtes Popkornkino für Kinder

Ich bin mir sicher, dass Kinder, die zum ersten Mal diesen Film sehen, ihn witzig finden. Diese Slapsticks und alle Einbruchversuche sind sicherlich für den einen oder anderen zum Lachen. Doch mehr als paar erzwungene Witze kommen nicht vor. Und mehr als die eingangs erwähnte Handlung geschieht in diesen knapp 90 Minuten nicht. Okay gut, ich muss zugeben, ich habe Schlimmeres erwartet. Vielleicht weil ich zwar die Originalfilme gesehen habe, aber nicht mit ihnen gross geworden bin.

Es gab einige Momente, bei denen ich schmunzeln musste. Ich denke mal der Film nimmt sich selbst nicht so ernst. Auf der einen Seite ist es etwas Gutes. Denn so könnte es mit Parodien wie Scary Movie gleichgesetzt werden, die ja auch meistens sehr kontrovers sind. Auf der anderen Seite kann man sagen: «Warum gebt ihr euch nicht mehr Mühe? » Die Antwort: Es ist unmöglich. Ein Klassiker, der jedes Jahr wieder Zuschauerrekorde bricht, kann und sollte man nicht ersetzen.

Rob Delaney aus Nicht schon wieder allein zu Haus
Jeff mit seinem Weihnachtseinkauf. | Bild: Disney+ /© 2021 20th Century Studios

Liegt es an den Charakteren?

Ich weiss nicht, ob es ein Schwachpunkt ist oder so gewollt, doch der eigentliche Hauptdarsteller ist in meinen Augen ein mieser eifersüchtiger Bengel, der im Film eine Entwicklung zu einem anständigeren Jungen durchlebt. Dieser wird von Archie Yates verkörpert, der bereits in Jojo Rabbit in einer kleineren Rolle zu sehen war. Die Einbrecher (gespielt von Ellie Kemper und Rob Delaney) hingegen sind besorgte Eltern, da sie Angst haben ihre Kinder zu enttäuschen. Man versteht sie und hofft sehnsüchtig, dass sie diese Puppe finden, bevor der Junge sie entdeckt. Dies führt dazu, dass man für die eigentlichen Verbrecher mehr Sympathie empfindet, als für den Protagonisten.

Viele finden dies das Schlechte an dem Film. Ich hingegen finde, genau dieser Punkt unterscheidet den Streifen derart vom Original und allen gescheiterten Remakes. Nicht schon wieder allein zu Haus ist nicht eine einfache Kopie, sondern eine Neuerzählung aus einem andern Blickwinkel. Der, wie man erfährt, ziemlich genau 30 Jahre nach Kevin – Allein zu Haus spielt. Das erkennt man anhand den modernen Technologien, die im Streifen sehr gut integriert wurden. Des Weiteren gibt es noch ein Easter Egg zu sehen. Genauer gesagt eine Figur, die einem bekannt vorkommt…

Ellie Kemper und Rob Delaney als Einbrecher
Die Eindringlinge bekommen ordentlich aufs Dach. | Bild: Disney+ /© 2021 20th Century Studios

Mein Fazit zu Nicht schon wieder allein zu Haus

Für Weihnachtsliebhaber und kleinen Kindern ist der Film definitiv etwas. Wenn man aber erhofft, dass es eine gute Seite und eine schlechte Seite gibt und die Bösen einfach verlieren, weil sie halt böse sind, muss ich euch enttäuschen. Der Film trotzt nur von «niemand ist böse, jeder hat was Gutes in sich» und das merkt man, wenn man den Spannungsbogen sucht. Ein Kinderfilm braucht nicht viel Figurentiefe, es würde ein einfaches «Gut-gegen-Böse»-Spiel reichen. Je älter man wird und je mehr man die Originale kennt, desto weniger wird man diesen Film mögen. Er kopiert zu viele Inhalte der ersten zwei Teile schonungslos oder wird mit einem kleinen Easter Egg versehen. Der Streifen setzt aber wieder auf das Weihnachtsgefühl und etwas, was vielleicht in der jetzigen Zeit oft untergeht: Familie gehört vor allem an Weihnachten zusammen und zur Familie gehören nicht nur die Verwandten.