Gerard Butler aus Plane

Plane – ein aviatischer Thriller mit Nervenkitzel?

Ein neuer Katastrophenfilm macht die Kinosäle unsicher. Seit gestern kann man Plane mit Gerard Butler und Mike Colter in den Hauptrollen erleben. Dreh- und Angelpunkt des Filmes ist ein verunglücktes Flugzeug. Regie führte der Franzose Jean-François Richet, der mit Plane sein zweites US-amerikanisches Werk realisieren konnte. Wie nervenaufreibend ist der aviatische Action-Thriller?

Flug in das Ungewisse

Der einst erfolgreiche, schottische Pilot Brodie Torrance (Gerard Butler) darf nach einem beruflichen Fauxpas nur noch die Drittklass-Airline Trailblazer fliegen. Für den spärlich belegten Flug «119» von Singapur nach Honolulu wird Torrance angewiesen, ein kommendes Gewitter aus Kostengründen nicht zu umfliegen. Prompt führt das Unwetter während des Fluges zum Ausfall der gesamten Flugzeugtechnik – Torrance sieht sich gezwungen, das Flugzeug mithilfe seines Co-Piloten Samuel Dele, gespielt von Yoson An, notzulanden. Mit den letzten Tröpfchen Sprit gelingt es ihnen, eine unbekannte Insel anzusteuern.

Es stellt sich jedoch bald heraus, dass sie auf der gefährlichen Insel Jolo gelandet sind, auf der Separatisten und Kriminelle ihr Unwesen treiben. Auf der Insel bleibt Brodie Torrance nichts anderes übrig, als eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Fluggesellschaft zu suchen. Spontan entscheidet er sich dazu, den kriminellen Passagier Louis Gaspare (Mike Colter) als Unterstützung mitzunehmen. Die beiden müssen jedoch schnell handeln, denn die Passagiere schweben zunehmends in Gefahr.

Mike Colter und Modesto Lacen aus Plane
Louis Gaspare soll mit den Passagieren transportiert werden. | Bild: © 2023 Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Gekonnt eingesetzte Geräuschekulisse

Das erste Drittel von Plane ist im Stile eines typischen Flugzeug-Katastrophenfilms gestaltet. Jean-Francois Richet inszeniert die Notlandung düster und dramatisch, gleichzeitig aber auch glaubhaft. Dies ist meiner Meinung nach vor allem auf die verwendete Geräuschekulisse zurückzuführen: Der Film kommt während der Notlandung mit nahezu keiner Filmmusik aus, und nutzt primär die Geräusche des Flugzeuges als Soundtrack. Richets Wahl einer realistischeren Geräuschekulisse kreiert ein nervenaufreibendes, lebensechtes Zuschauererlebnis, sodass einen im dunklen Kinosaal das Gefühl beschleicht, selbst in einem verunglückten Flugzeug zu sitzen. Filmmusik wird während des Fluges nur in ruhigeren Momenten verwendet, beispielsweise wenn die beiden Piloten sich Bilder ihrer Familie zeigen. Die Musik wird also nicht zur Überdramatisierung benutzt, sondern unterstreicht die Verwundbarkeit der Charaktere.   

Die restliche Handlung des Filmes spielt entgegen seines Titels auf der Insel Jolo (gedreht wurde auf Costa Rica), bei der manchmal effektvolle Soundeffekte eingesetzt wurden. Die Insel wird mit minimalistischen, jedoch bedrohlichen Klängen in Verbindung gesetzt, passend zur restlichen Atmosphäre des Films und der darauffolgenden Handlung.

Gerard Butler und Mike Colter aus Plane
Louis und Brodie verbünden sich. | Bild: © 2023 Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Interessante Figuren in Plane

Ein weiterer Pluspunkt des Filmes sind die vielschichtigen Figuren, was ich bei einem Actionfilm immer begrüsse. Brodie Torrance ist kein typischer, alleskönnender Actionheld, sondern verwundbar und angewiesen auf die Unterstützung durch Louis Gaspare. Actiongeladene Momente auf der Insel sind, bis auf die Schlussszene, dementsprechend auch nicht sensationsheischend, sondern eher zurückhaltend und realistisch inszeniert. Durch Torrance und Gaspare nimmt Plane auch Züge eines Buddy-Films an, auch wenn die humoristischen Elemente dieses Genres fehlen. Charakterlich harmonieren der eher vorsichtige Louis und der impulsive Brodie sehr gut, was man auch von der schauspielerischen Leistung von Gerard Butler und Mike Colter sagen kann.   

Auch einige Passagiere sind figurentechnisch ausgearbeitet, trotz ihrer kurzen Zeit vor der Kamera. Da sei insbesondere die schauspielerische Leistung von Joey Slotnick hervorgehoben, der gekonnt den genervten Passagieren Matt Sinclair mimt.

Kelly Gale und Lilly Krug aus Plane
Wie lange die Geiseln wohl verharren müssen? | Bild: © 2023 Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Gut strukturiert, aber etwas ideenlos

Plane besitzt eine klare Struktur, die anfänglich im Flugzeug angesiedelt ist, und danach auf die Insel verlegt wird. Allerdings nimmt der Film erst so richtig Fahrt gegen den Schluss auf. Dies dürfte Zuschauer, die einen typischen Actionfilm erwarten, eher enttäuschen. Die spannendsten Handlungspunkte sind demnach die Notlandung und die letzte halbe Stunde des Films; dazwischen schwächelt der Film handlungstechnisch, und hat ausser einiger weniger Schockmomente nicht viel zu bieten. Plane schneidet einige interessante Handlungsstränge an, die leider nicht ausgebaut werden. Beispielsweise werden nur am Rande das Versagen der Fluggesellschaft oder das frühere Leben von Louis Gaspare thematisiert. 

Mein Fazit zu Plane

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Plane einige gut eingesetzte Elemente enthält, wie die Verwendung von Geräuschen technischer Geräte und des Flugzeuges. Diese erhöhen beim Zuschauen den Stressfaktor ungemein, da sie das Zuschauererlebnis realistischer gestalten. Die Handlung ist jedoch eher banal, Plottwists und interessante Geschehnisse sucht man vergeblich. Plane würde ich aber als sehenswert einstufen, wenn man sich einen etwas zahmeren Katastrophenfilm zu Gemüte führen möchte.