Zoe Kazan und Carey Mulligan aus She Said

She Said – Wie ein Artikel der New York Times, eine weltweite Revolution nach Gerechtigkeit auslöst

She Said ist ein Filmdrama unter der Regie von Maria Schrader. Das Drama stellt nach der Miniserie Unorthodox (2020) sowie Filmen wie Vor der Morgenröte (2016) und Ich bin dein Mensch (2021) das Hollywood-Debüt der Hannoveranerin dar. In den Hauptrollen sind Carey Mulligan und Zoe Kazan als die Journalisten Megan Twohey und Jodi Kantor zu sehen. Die beiden Reporterinnen gelten als Auslöser der MeToo-Bewegung.

Zwei Frauen bringen Harvey Weinstein zum Fall

Der Film erzählt die wahre und packende Geschichte zur Entstehung des Enthüllungsartikels über den mittlerweile zum Sexualstraftäter verurteilten ehemaligen Filmproduzenten Harvey Weinstein. Nach einem erfolgreichen Artikel zur sexuellen Belästigung des Fox-News-Moderators Bill O’Reilly, der dessen sofortige Entlassung auslöste, entscheidet sich Herausgeberin Rebecca Corbett für eine umfassende Recherche über weitere Missbrauchsfälle innerhalb der Unterhaltungsindustrie.

Schon bald kristallisiert sich dabei unter der journalistischen Arbeit von Jodi Kantor ein gesamtes Missbrauchssystem heraus. Dieses erstreckt sich über ganz Hollywood. Vor allem als die Journalistin von den Missbrauchs-Anschuldigungen der Schauspielerinnen Rose McGowan und Ashley Judd erfährt, die sich gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein richten. Mithilfe ihrer Kollegin Megan Twohey, die bereits eine ähnlich verlagerte Recherche über Donald Trump ans Licht der Öffentlichkeit brachte, wird schon bald das gigantische Ausmass des sexuellen Missbrauchs von Harvey Weinstein deutlich. Ein investigativ-journalistisches Spiel mit dem Feuer nimmt von nun an seinen unerhörten Lauf.

Zoe Kazan und Patricia Clarkson im Kaffee aus She Said
Laura Madden übergibt Jodi Unterlagen. | Bild: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.

Starke Dialoge und authentische Drehorte

Maria Schrader gelingt mit ihrem Filmdrama eine grossartige Verneigung vor dem erstklassigen Journalismus. So rekonstruiert She Said auf eine fast dokumentarische Weise die Arbeit hinter der Entstehung des Enthüllungsartikels der New York Times über Harvey Weinstein. In seiner eindringlichen Erzählweise zieht der Film seine Spannung vor allem aus seinen vielen Dialogen. Zur authentischen Wirkung sorgt hier auch der Originalschauplatz der New York Times-Redaktionsräume. 

Dabei kommt es sowohl dem gesetzten Fokus auf die journalistische Arbeit an dem Artikel als auch dem Respekt gegenüber der Opfer zugute, dass der Film die traumatischen Momente der Vergewaltigung nur symbolisch andeutet. In Verbindung mit einem Audiomitschnitt von Harvey Weinstein, der nur in der englischen Originalfassung zu hören ist, sorgt dies dann auch für ein absolut bedrängendes Gefühl. Es ist vor allem aber auch innerhalb des gesamten Films die Kraft des gesprochenen Wortes, die dem Zuschauer entgegnet, dessen eigene Vorstellungskraft anregt und man damit eine weitaus grössere Dimension erreicht als es jede denkbare konkretisierte Darstellung des Grauens könnte.

Lola Petticrew aus She Said
Die junge Laura Madden flüchtet nach der Belästigung. | Bild: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.

Carey Mulligan und Zoe Kazan tragen den Film

Trotz der sehr aufsehenerregenden Thematik ist der Film aus meiner Sicht zu keinem Zeitpunkt emotional überfrachtet. Das Drama findet einen guten Bogen zwischen der fokussierten journalistischen Arbeit und der Anteilnahme sowie Toleranz gegenüber der dargestellten Opfer, die ihr Schweigen letztendlich brechen. Schauspielerisch überzeugen vor allem Zoe Kazan und Carey Mulligan, die in ihren Hauptrollen absolut aufgehen und mit viel Hingabe in diese sehr bedeutenden Rollen schlüpfen. Aber auch Ashley Judd, die sich hier selbst spielt und eine wichtige Rolle innerhalb des Weinstein-Skandals darstellte, wertet den Cast auf. Harvey Weinstein wird schliesslich von Mike Houston verkörpert. Er wird allerdings nur teilweise kurz gezeigt. Die Kameraarbeit kontrastiert schliesslich das Geschehen mit einer ruhigen und teils statischen Bildführung, die dem Film eine gewisse Abgeklärtheit verleiht. Die Filmmusik schlägt hingegen die emotional passenden Untertöne.

Frank Wood Carey Mulligan Zoe Kazan Patricia Clarkson Davram Stiefler und Andre Braugher aus She Said
Die Journalisten sind nur noch einen Klick von der Veröffentlichung des Enthüllungsartikels entfernt. | Bild: © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.

Mein Fazit zu She Said

Aus meiner Sicht ist She Said einer der wichtigsten Filme des 21. Jahrhunderts. Dies, da, er den bahnbrechenden und in mühevoller Arbeit zustande gebrachten Enthüllungsartikel der New York Times in filmischer Weise würdigt. Schliesslich ist MeToo ein Aufschrei nach Solidarität und Gerechtigkeit für ein unentschuldbares Verhalten an zahlreichen Frauen. Eine Enthüllung, die ein System offenbarte, dass nicht nur in Hollywood vonstatten ging. Vielmehr zeigt sie auf, dass auf der gesamten Welt noch sexualisierte Machtverhältnisse, eine bittere Realität darstellen. So bitter diese Realität aber auch sein mag, hat sie durch die MeToo-Debatte endlich einen weltweiten Wandel in eine hoffentlich bessere Zukunft gefunden. She Said erzählt die Entstehungsgeschichte dieser Revolution nach Gerechtigkeit.

Wer nun neugierig geworden ist, kann sich den Film seit dem 23. Februar auf Blu-ray und DVD nach Hause holen.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.