Jennifer aus Secret Obsession

Secret Obsession – wenn Netflix im Trailer schon zu viel verrät

In Secret Obsession erlebt der Zuschauer Brenda Song in der Rolle eines doppelten Opfers. Das klingt nach einer guten Story, doch leider ist die Umsetzung nicht gelungen. Vor allem der Trailer ist dabei der Störfaktor. Doch warum?

Jennifer aus Secret Obsession
Jennifer deckt ein grausames Geheimnis auf.| Bild: Netflix

Zum spoilerfreien Inhalt

Jennifer Williams wird mitten in der Nacht von einem unheimlichen Unbekannten auf einem Rastplatz verfolgt. Kurz darauf wird sie von einem Auto angefahren und wacht tags darauf mit einem Gedächtnisverlust im Krankenhaus auf. Jennifer erinnert sich an nichts, weder an den Unfall, an ihre Familie noch an ihren Ehemann Russel. Sie beginnt sich jedoch nach und nach zu erholen und kann schon bald nach Hause zurückkehren. Derweil untersucht Detective Frank Page den Unfall von Jennifer.

Russel hingegen versucht Jennifer ihr altes Leben näherzubringen, verwöhnt sie und erklärt ihr alles, was in den letzten Monaten vorgefallen ist. Sie haben geheiratet, Jennifer hat den Job gekündigt, um sich auf die Familie zu kümmern und ihre Eltern sind während eines Unfalls gestorben.

Doch nach und nach entdeckt Jennifer Ungereimtheiten in den Geschichten von Russel sowie in dem grossen Landhaus, dass sie und ihr Göttergatte bewohnen. Vieles kommt ihr unheimlich und fremd vor. Ebenfalls plagen sie Flashback-ähnliche Visionen und Albträume eines Überfalls auf sie und ihren Mann. Auch Frank Page ermittelt in dem Fall und stösst auf eine grausige Entdeckung nach der anderen…

Jennifer und Russel aus Secret Obsession
Jennifer und Russel | Bild: Netflix

Idee gut, Umsetzung schlecht

Als ich auf Beschreibung und Szenenbilder stiess, war ich zuerst sehr neugierig. Ausserdem spielte Brenda Song mit, die ich noch aus der Disney-Channel-Serie Hotel Zack & Cody kannte. Darin mimte sie die arrogante, schusslige und dümmliche Hotelerbin London Tipton. Die Serie um die Streiche-spielenden-Zwillingen gehörte in meiner Kindheit klar zu meinen Favoriten.

Umso überraschter war ich, als ich Song auf dem Filmplakat sah und war gespannt, wie sie einmal einen ernsteren Charakter darstellen würde. Dies gelingt ihr auch erstaunlich gut und sie spielt das Unfallopfer, trotz der eher plumpen Dialoge, glaubwürdig. Mike Vogel, den man aus Serien wie Under the Dome kennt, spielt den geheimnisvollen und ambivalenten Ehemann auf eine ziemlich gerissene und kaltblütige Art.

Unglücklicherweise hat mir bereits der Trailer die Lust auf den Film genommen – er verrät viel zu viel, praktischen den gesamten Plot! Zuerst dachte ich noch, es gäbe eine unerwartete Wendung wie in Sixth Sense oder Shutter Island. Weit gefehlt, dabei hätte die Geschichte durchaus Potenzial, wenn man das Drehbuch ein bisschen umgeschrieben hätte. So ist der Film doch sehr vorausschaubar, dies zumindest für Zuschauer, die das Psychothriller-Genre bestens kennen.

Detective Frank Page aus Secret Obsession
Er versucht Licht ins Dunkel zu bringen: Detective Frank Page | Bild: Netflix

Brenda Song klärt auf

Doch wieso wurde der Twist des Films bereits in der Vorschau verraten? Die Antwort liefert Hauptdarstellerin Song gleich selbst in einem Interview mit dem Online-Magazin Refinery 29.

«Die Zuschauer finden den Twist des Filmes vor meiner Rolle heraus. Das was so besonders an den Nerven zerrt, ist der Umstand, dass das Publikum langsam dabei zusieht wie Jennifer herausfindet, was ihm selbst schon bekannt ist», so Song über die Story.

Dies mag zwar stimmen, allerdings ist die Art und Weise wie Jennifer das Geheimnis von Russel aufdeckt, doch eher plump und unspektakulär inszeniert.

Technisch schön anzusehen

Die Kameraarbeit ist solide und beim Schnitt wurden teilweise Parallelmontagen eingesetzt. Das heisst, dass zwischen zwei Handlungslinien abwechslungsweise hin und her geschnitten wird. Da aber dem Zuschauer schon früh klar ist, was da passiert ist, kann auch eine so schöne Schnitttechnik die Geschichte nicht mehr retten.

Ewas besser ist die Filmmusik geraten, diese klimpert in einem unheimlichen Ton vor sich hin und begleitet die Akteure. Jedoch hat sei kein Ohrwurm-Faktor und kann auch nicht mit den Soundtracks von anderen Thrillern wie Shutter Island oder Inception verglichen werden.

Fazit

Eine gut gemeinte Geschichte über eine Frau, die sich in einem geschickt eingefädelten Lügengebilde zurecht finden muss. Leider haperte es bei der Umsetzung gewaltig. Der Film ist vorausschaubar und bietet nur wenige Highlights. Wer einen stressigen Tag hatte und darum nicht zuviel nachdenken möchte, greift hier in die richtige Schublade. Wer hingegen auf einen spannenden und nervenauftreibenden Thriller hofft, greift jedoch ins Klo.