Seit dem 5. Februar präsentiert uns Netflix mit dem hauseigenen Science Fiction-Film Space Sweepers ein futuristisches Abenteuer. Der Streifen erklomm innerhalb weniger Tage einen Spitzenplatz der Streaming-Starts in der Schweiz. Erzählt wird eine düstere und doch spannende Geschichte des Jahres 2092. Kann sich die Netflix-Produktion mit anderen Filmen dieses Genres messen und was genau ist in der Synchronisation schief gelaufen?
Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält einige leichte Spoiler zum Film.
Space Sweepers – Die Weltraumschrott-Sammler der Zukunft
Die Erde ist im Jahr 2092 von vielen Problemen geplagt. Die Überbevölkerung, die Umweltverschmutzung und der Mangel an Wasser und sauberer Luft machen der Menschheit schwer zu schaffen. Deshalb erarbeitete das Unternehmen UTS, unter der Führung des Visionär James Sullivan, diverse Projekte, um die Erde zu retten. Viele einflussreiche und vermögende Bürger wurden hierzu bereits auf eine bewohnbare Plattform im All umgesiedelt. Diese sogenannten UTS-Bürger gehen in ihrem neuen Zuhause ihren alltäglichen Geschäften nach und stellen nun die neue Elite der Welt dar. Ein weiteres Projekt Sullivans sieht die Bevölkerung des Mars vor; hierzu soll auf dem Planeten eine lebensfreundliche Atmosphäre geschaffen werden.
So traumhaft sich dieses Unterfangen für die UTS-Bürger anhört, so fern ist eine solche Umsiedelung aber für die Nicht-UTS-Bürger. Ein Grossteil der Menschheit lebt immer noch auf der verseuchten Erde und hat mit dem Überleben zu kämpfen. Das Geld ist knapp, sodass mittlerweile viele als sogenannte «Space Sweeper» arbeiten. Mit Hilfe von Raumschiffen sammeln diese Sweeper Weltraumschrott ein und verkaufen die Materialien an UTS, die Bezahlung ist aber stets sehr dürftig. Dadurch entsteht ein ständiger Kampf zwischen den verschiedenen Space Sweeper-Besatzungen.
Auch das Raumschiff «Victory» sammelt täglich Weltraumschrott ein. Geflogen wird es von Tae-Ho, Captain Jang, Tiger Park und dem Roboter Bubs. Tae-Ho war einst ein angesehenes Mitglied der UTS Space Guards, einer militärischen Einheit des Unternehmens. Dann jedoch missachtete er einen Befehl und wurde aus dem Dienst verwiesen. Er hatte sich geweigert, ein Waisenkind an UTS zu übergeben und hatte sich dazu entschieden, das kleine Mädchen selber aufzuziehen. Als dann jedoch eine gewaltige Ansammlung Weltraumschrott ihren damaligen Aufenthaltsort getroffen hatte, war seine Ziehtochter getötet und in die Weiten des Alls geschleudert worden. Seit diesem Tag versucht Tae-Ho alles, um Geld zu verdienen und dadurch die Leiche seiner Tochter zu finden.
Das Mädchen und der Visionär
Auch Captain Jang, eine schweigsame und eiskalte Kämpferin, hatte einst für UTS gearbeitet. Doch auch sie verliess den Dienst und gründete eine Crew, um das UTS-Oberhaupt James Sullivan zu töten. Seither gilt sie als gefährlich und stellt für das Unternehmen ein grosses Risiko dar. Tiger Park hingegen war auf der Erde lange als Kopf eines Drogenkartells tätig und floh kurz vor seiner Verhaftung, die eine Todesstrafe nach sich gezogen hätte. Ergänzt wird diese Crew durch den ehemaligen, umprogrammierten Militärroboter Bubs. Sein einziges Ziel ist es, genügend Geld für eine Hauttransplantation zu sammeln.
Eines Tages trifft die Crew der «Victory» auf ein verlassenes Raumschiff, das sie sogleich unter die Lupe nimmt. Dabei entdecken Tae-Ho und seine Freunde ein kleines Mädchen, das allem Anschein nach den Unfall des Raumschiffs überlebt hat. Sie nehmen das Mädchen bei sich auf, machen aber bald darauf eine schreckliche Entdeckung. UTS warnt vor einem Androiden mit menschlichem Aussehen, der in Wahrheit eine zerstörerische Wasserstoffbombe in sich trägt. Die Beschreibung dieses Androiden passt haargenau auf das Aussehen des geretteten Mädchens. Ist die Kleine also in Wahrheit eine gefährliche Waffe? Schnell beginnt sich eine Untergrundorganisation für das Mädchen zu interessieren und verspricht den Space Sweepers eine gewaltige Belohnung.
Als die Übergabe aber schief geht, beginnen Tae-Ho und seine Freunde an der Geschichte des explosiven Androiden-Kindes zu zweifeln. Es scheint, als sei das Mädchen der Schlüssel zu einem viel grösseren Geheimnis als zuerst angenommen. Denn nun wird die «Victory» zusätzlich von Schiffen und Agenten des Unternehmens UTS gejagt. Der Visionär James Sullivan will das Kind um jeden Preis in die Finger kriegen. Was verbirgt der 152-Jährige vor seinen Schergen und der Weltbevölkerung und was hat er tatsächlich mit der Erde vor? Es beginnt eine Hetzjagd zwischen verschiedenen Space Sweepers und UTS, wobei am Ende das Schicksal des gesamten Planeten Erde auf dem Spiel steht.
Schöne Science Fiction und mehrheitlich gute Story
Mit Space Sweepers präsentiert uns Netflix einen Science Fiction-Film, der in vielerlei Hinsicht punkten kann. Wie ich es mir von einem Streifen dieses Genres erhofft hatte, sind die futuristischen Kulissen, Elemente und Techniken sehr gelungen. Die diversen, technischen Features wirken sehr hochwertig und machen Spass, nicht zuletzt sind die Raumschiffe mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Weltraumschlachten und -verfolgungsjagden sind daher sehr spannend. Des Weiteren ist das Design des Roboters Bubs unglaublich gut gelungen, seine humorvolle Art zu sprechen und mit den anderen zu interagieren verleiht diesem Charakter zusätzlichen Charme. Anders verhält es sich bei den actionreichen Kampfszenen zwischen den Protagonisten. Diese wirken, im Vergleich mit den restlichen Actionsequenzen im Weltall, plump und wenig einfallsreich. Glücklicherweise nehmen solche Szenen nur wenig Spielzeit in Anspruch, weshalb man als Zuschauer gut über dieses Manko hinwegsehen kann.
Neben den gut eingebauten Science Fiction-Elementen erzählt Space Sweepers zudem eine spannende Geschichte – oder versucht es zumindest. Zu Anfang des Films fiel es mir ziemlich schwer, einen Überblick über alle Geschehnisse und Personen zu gewinnen. Die vielen, kurzen Szenen, mit denen Space Sweepers startet, wollen Spannung aufbauen und zeitgleich möglichst viele wichtige Informationen vermitteln. Leider entsteht dadurch ein Durcheinander und der Erzählfluss kommt erst nach einiger Zeit in Gang. Gegen Ende ist die Story dann geradlinig, was sehr angenehm ist. Unterbrochen wird die Handlung durch Rückblenden, die die Vergangenheit einiger Protagonisten beleuchten. Diese Rückblenden sind gelungen und verleihen vielen Figuren eine angenehme, emotionale Tiefe. Am Ende wartet Space Sweepers dann mit einem kleinen Plot-Twist auf. Nicht gerade besonders einfallsreich, hat mich der Twist aber dennoch überzeugt und zumindest für kurze Zeit aufhorchen lassen.
Starker Cast und gute Darbietungen
Auch der Cast von Space Sweepers kann sich sehen lassen. Viele Schauspieler sind südkoreanischer Herkunft und spielen daher auch asiatische Charaktere. Der Hauptprotagonist Tae-Ho wird vom Schauspieler und Moderator Song Joong-ki verkörpert, er macht seine Sache sehr gut und kann auch in emotionalen Szenen überzeugen. Die Südkoreanerin Kim Tae-ri spielt die verschlossene Captain Jang. Ihre Darbietung ist ebenfalls mehrheitlich überzeugend. Der draufgängerische Tiger Park wird von Jin Seon-kyu gespielt. Der Schauspieler hat für diese Rolle vieles an seinem äusseren Erscheinungsbild verändert, trägt er in Space Sweepers schliesslich Rasta-Locken und viele Tattoos. Sein Schauspiel steht dem seiner Kollegen in nichts nach und Tiger Park entwickelte sich bald zu einem meiner liebsten Charaktere.
Den Space Sweepers stellt sich der Visionär James Sullivan entgegen. Gespielt wird dieser vom britischen Theater-, Fernseh- und Filmschauspieler Richard Armitage. Auch seine Darbietung konnte mich überzeugen, da er während des Films eine starke charakterliche Veränderung durchmacht und ihm dies gut umzusetzen gelingt. Armitage war bereits in grossen Hollywood-Produktionen wie den Hobbit-Filmen, Alice in Wonderland und Ocean’s Eight zu sehen.
Space Sweepers überzeugt, aber was ist mit der Synchro los?
Insgesamt kann Space Sweepers also in vielerlei Hinsicht überzeugen. Der Film bietet gute Unterhaltung. Einige negative Faktoren unterbrechen leider ein wenig den Erzählfluss, über diese kann man als Zuschauer aber relativ gut hinwegsehen. Doch ein grosses Problem bleibt leider: Was ist mit der Synchronisation los? Obwohl sich Space Sweepers in diversen Sprachen, darunter Deutsch, Englisch und natürlich Koreanisch ansehen lässt, existiert ein grosses Durcheinander an Sprachen und Untertiteln. Ich selbst habe mir den Film auf Deutsch angesehen, trotzdem werden grosse Passagen englisch gesprochen und mit deutschen Untertiteln versehen. Daran musste ich mich erst gewöhnen und es kostete einigen Aufwand, den Dialogen vollumfänglich folgen zu können.
Nach einigen Recherchen wird aber klar: Die Mischung verschiedener Sprachen ist Absicht. Auch in der koreanischen Sprachfassung sprechen verschiedene Charaktere in Englisch. Tatsächlich gibt es in keiner Fassung eine einheitliche Sprache. Das ist mal etwas anderes, man muss sich aber definitiv daran gewöhnen. Trotzdem ist der Film eine eindeutige Empfehlung für alle Science Fiction-Fans, nicht zuletzt durch den tollen futuristischen Look macht Space Sweepers viel Spass.
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