Alicia Vikander Elizabeth Olsen und Himesh Patel in The Assessment mit Interview

The Assessment: Sci-Fi-Kammerspiel mit starker Systemkritik

Seit dem 10. April 2025 läuft The Assessment von Fleur Fortuné in den Kinos. In Deutschland startete der Streifen bereits am 3. April 2025. Der Science-Fiction-Film porträtiert den Optimierungswahn der Gesellschaft. Wir erleben darin Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander als strenge Beamtin, die Elizabeth Olsen und Himesh Patel während einer Woche das Leben zur Hölle macht. Was den Film sehenswert macht und welche Fragen er aufwirft, findet ihr hier heraus.

Interview mit Alicia Vikander am Zurich Film Festival

Im Rahmen der Galapremiere am 20. Zurich Film Festival 2024 haben wir Hauptdarstellerin Alicia Vikander zum exklusiven Interview getroffen. Was sie uns über ihre Figur verraten hat und warum ihr das Drehbuch so gut gefallen hat, findet ihr im Video heraus.

Anlässlich der Premiere von The Assessment in Zürich stellt sich Alicia Vikander unseren Fragen.

Wenn die Gutachterin anklopft…

In einem Land einer nicht näher bekannten Zukunft: Der Klimawandel hat die Erde arg in Mitleidenschaft gezogen. Da grosse Teile der Welt unbewohnbar geworden sind, werden Ressourcen gespart und das Leben an jeder Stelle optimiert. Die verbliebenen Menschen leben unter einer gigantischen Kuppel und müssen sich an strenge Regeln halten. So auch Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel), die sich nichts sehnlicheres als ein Kind wünschen. Um die Erlaubnis für eines zu erhalten, müssen sich Paare in dieser Welt einem siebentägigen Gutachten unterziehen. Mia und Aaryan sehen ihre Chancen positiv, zumal sie dank einer gesunden Beziehung und einem ruhig gelegenen Haus gute Voraussetzungen haben.

Elizabeth Olsen und Himesh Patel aus The Assessment
Wie baut man dieses Spielhaus bloss auf? | Bild: Praesens-Film / Capelight Pictures

Zumal Mia als Botanikerin arbeitet und nachhaltige Lebensmittel produziert. So steht eines Tages die Gutachterin Virginia (Alicia Vikander) vor der Tür. Kaum angekommen, durchlöchert sie das Paar mit unangenehmen Fragen zu ihrem Privatleben. Doch das ist erst der Anfang. Mia und Aaryan werden bei allen Aspekten ihrer Beziehung beobachtet und müssen umständliche Prüfungen meistern. Ein Spielhaus aufzubauen ist dabei nur der Tropfen auf dem heissen Stein. So schlüpft Virginia auch in die Rolle eines Kleinkindes und will dementsprechend behandelt werden. Für das beinahe am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehende Paar entwickelt sich das Assessment zum Albtraum. Ob Mia und Aaryan die konfusen Tests von Virginia bestehen werden?

Alicia Vikander als Virginia und Elizabeth Olsen als Mia aus The Assessment von Fleur Fortuné
Kein Geheimnis bleibt vor Virginia sicher. | Bild: Praesens-Film / Capelight Pictures

Das macht The Assessment sehenswert

The Assessment ist ein Augenschmaus für Sci-Fi-Fans. Gerade deshalb, weil die darin gezeigte Technik und das Setting nicht diesen sterilen Look wie andere Dystopie-Filme haben. Keine kalten, glänzenden oder leuchtenden Metallic-Looks wie bei Star Wars, sondern dunkle und dreckige Farben zieren das Bühnenbild. Als Inspiration dienten dem Set-Designer wohl die Werke von Piet Mondrian. Allgemein hat die futuristische Welt des Films einen 70er-Jahre-Look. Ich fand es schön, zur Abwechslung mal einen Dystopie-Streifen zu sehen, der ohne diesen hochmodernen Schnickschnack auskommen kann.

Einen Kontrast dazu stellen die Hologramme von Aaryan und die KI, die gelegentlich im Haus zu hören ist, dar. Während des Films habe ich mich des Öfteren gefragt, wie es nur soweit kommen konnte, dass die armen Menschen nun so leben müssen. Somit hätte ich gerne mehr von dieser dystopischen Welt erfahren. Wahrscheinlich war das Weglassen von Hintergrundinfos eine bewusste Entscheidung des Drehbuchautoren-Teams. Somit konnte Regisseurin Fleur Fortuné den Fokus auf das Schauspiel zwischen Mia, Aaryan und Virginia legen.

Alicia Vikander Elizabeth Olsen und Himesh Patel aus The Assessment
Unvergessliche Performances von diesem Trio. | Bild: Praesens-Film / Capelight Pictures

Starke Schauspielleistungen von Vikander, Olsen und Patel

Und dieses Schauspiel hat es in sich. Da sich die Handlung des Sci-Fi-Streifens praktisch nur im Haus von Mia und Aaryan abspielt, kann man The Assessment klar als Kammerspiel bezeichnen. Das heisst, dass alle Schauspielerinnen und Schauspieler ihr Bestes geben müssen, um nicht zurückzufallen. Besonders hervorzuheben ist das Schauspiel von Alicia Vikander. Sie spielt darin nicht nur die strenge und undurchsichtige Beamtin Virginia, sondern schlüpft während des Tests gleich in die Rolle eines Kindes. Und das verkörpert die Schwedin äusserst glaubhaft. Damit spielt sie Scarlet Witch-Star Elizabeth Olsen locker an die Wand und bringt ihre Figur zur Verzweiflung. Und genau diese Verzweiflung ist Olsen in jeder Hinsicht anzusehen. Himesh Patel sorgt als Nerd Aaryan zumindest für eine gewisse Auflockerung in der erzwungenen Wohngemeinschaft. Er arbeitet mit der Hologrammtechnik und versucht, die durch die Regierung ausgerotteten Tiere wiederzubeleben. 

Alicia Vikander und Elizabeth Olsen in Teneriffa
Mia versucht sich mit Virginias dargestelltem Kind zu verstehen. | Bild: Praesens-Film / Capelight Pictures

Mein Fazit zu The Assessment

Obwohl der Film an manchen Stellen ein bisschen abstrus wirkt, kann man hier sagen, dass Fleur Fortuné ein schönes Werk gelungen ist. Da wären zum einen die schön gestaltete Dystopie und die sphärische Musik, die teils unheimliche chorale Elemente aufweist. Zum anderen gibts hier eine schöne Portion Systemkritik zu sehen. Alleine die Tatsache, dass eine Gutachterin mit unkonventionellen Methoden herausfinden will, ob ein Paar überhaupt für ein Kind in Frage kommt, ist unheimlich. Das wirft Fragen auf nach Menschenwürde und dem Recht auf Selbstbestimmung.

Regisseurin Fleur Fortuné erzählt uns warum sie The Assessment drehen wollte und wie sie diese Sci-Fi-Welt erschaffen hat.

Regisseurin Fortuné hat uns im Interview (erscheint nächste Woche) erzählt, dass sie vor ein paar Jahren selbst versucht hat, Kinder zu bekommen und ziemlich unangenehme Tests durchlaufen musste. Klar, da sprechen wir von einer anderen Ausgangslage, ich habe mich beim Besuch des Pressescreenings gefragt, wie lange es dauert, bis die Regierungen auf dieser Welt auf eine solche Idee kommen könnten. Somit ist The Assessment ein spannender Dystopie-Film, der für sich alleine steht und ohne ein Sci-Fi-Franchise auskommt. Manches hätte gern etwas mehr vertieft werden können, wie bereits weiter oben erwähnt. Zudem ist der zweite Akt ein bisschen in die Länge gezogen und das Ende kommt ein bisschen schnell. Jedoch ist das kein Grund, sich diesen Independent-Streifen mit Alicia Vikander nicht anzusehen.