Seit anfangs März läuft The Batman in unseren Kinos! Als ich vor ein paar Jahren gehört habe, dass der dunkle Ritter wieder einen eigenen Film erhalten wird, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits brauchte ich nicht noch einen neuen Batman-Streifen, andererseits fand ich es immer schade, dass Ben Afflecks Batman nur in Filmen von anderen Helden auftrat und nie in einem eigenen. Ein Film nur mit und über den gesetzlosen Rächer war deshalb in meinem Interesse. Den Streifen, über den wir nur sprunghaft Sachen erfahren haben, und durch Corona mehrmals verschoben wurde (von Sommer 2021 zu Herbst und schliesslich Februar 2022) stand unter keinem guten Stern.
Als man bekanntgegeben hat, dass Robert Pattinson den neuen Bruce Wayne verkörpert, wurde der Film sehr kontrovers erwartet. Ich denke, keine andere Casting-Verkündung hat das Netz so gespalten wie die, dass der ehemalige Hufflepuff-Schüler und Lieblingsvampir der neue Batman wird. Obwohl Pattinson in verschiedenen Dramen und Arthouse-Werken überzeugt hat, sehen ihn die Fans immer noch als glitzernden Vampir der Twilight-Reihe. Nun ja, nach diesem Film sollen auch die letzten Kritiker eingesehen haben, dass er alles draufhat.
Ein Politiker-Mord gibt Rätsel auf
Der Film beginnt mit dem, was man von Batman erwartet: Der Angst. Es wird uns klar gezeigt, Batman ist in diesem Gotham weder ein Anti- noch ein Superheld. Er ist ein Symbol, ein Zeichen, das jeden Verbrecher und Vandalen erzittern lässt, auch wenn er nicht mal in der Nähe ist. Und auch wenn er mal nicht erkannt wird, merkt man schnell, mit welcher brutalen Art Bruce Wayne zuschlagen kann. Bei einem Mord an einen Politiker findet Batman den ersten Hinweis. Ein Hinweis, welcher der erste von vielen ist. «Für Batman» ziert ein Brief, in dem sich Hinweise auf einen nächsten Anschlag verstecken. Dieser kommt bald und auch wenn Robert Pattinsons Batman schon seit zwei Jahren in Gotham ist, hat er bis jetzt nicht
so ein Chaos erlebt. Was passiert als nächstes? Nicht nur die Polizei fragt sich das, sondern auch die Zuschauer im Kinosaal. Jeder Hinweis ist ein Stückchen, das mit Hilfe von Alfred Pennyworth dem Butler der Familie Wayne zu einem Code zusammenkommt. Der Riddler sucht Batman und er spielt mit ihm. Er bringt Batman dazu, seine Moral zu hinterfragen und wird zu dessen Ziel und Jäger gleichzeitig.
Gotham City war noch nie so gefährlich und düster
Im Film The Batman sieht man, wie kriminell die Stadt ist. Wie tief das Niveau ist und das den Tatsachen entsprechend, niemand sicher ist. Man spürt die Angst, dort zu leben, dass wirklich die Kriminalität vor nichts zurücksteckt und allgegenwärtig ist. In keiner nicht mal in der Nolan-Trilogie kam diese Stadt so rüber. Die Mafia unter der Leitung des Pinguins und Carmine Falcone regiert die Strassen der Metropole. Die Korruption ist hoch und das Wichtigste. Man kann keinem trauen, jeder kämpft für sich oder für den, der einem das Geld bringt. In dieser Konstellation fungieren Jim Gordon und Batman astrein. Sie sind die Einzigen, die sich gegenseitig vertrauen.
The Batman ist alles andere als ein Superheldenfilm
The Batman ist nicht wie die bisherigen DC-Filme er ist düsterer und ernster. Bereits Joker war nicht superheldentypisch, sondern eher ein Porträt über eine gestörte Figur. Bei The Batman ist es ähnlich. Dieses Meisterwerk ist keine Heldengeschichte. Nicht vergleichbar mit Aquaman, X-Men oder den Avengers-Streifen. The Batman ist ein Krimithriller durch und durch. Wer hier eine Actionkomödie à la MCU oder Sucide Squad erwartet, ist definitiv im falschen Film. Das Rätselraten durch die Rätsel vom Riddler und seiner Psycho-Spielchen machen auch die Zuschauer verrückt.
Wenn man denkt, dass die moralischen Spiele des Jokers in The Dark Knight von 2008 schon schlimm war, muss sich auf den Riddler gefasst machen. Wie schon in den letzten Filmen kommt Social Media immer mehr vor und auch hier spielt der Riddler viel und oft damit. Jedes seiner Videos ist verstörender als das andere, seinen Wahn, die Korruption zu stoppen, eskaliert und er geht über Leichen, bis er seine Ziele vollenden kann. Bis man den Riddler fassen kann, muss man zuerst die Mafia infiltrieren. Diese haben mit dem nicht wieder zu erkennenden Colin Farrell ihren Big Boss, welcher sich Pinguin nennt. Die Korruption ist so hoch, dass sich weder die Guten noch die Bösen ihr eigenes Vertrauen schenken.
The Batman ist die düsterste und gefährlichste Adaption der Figur
Viele hatten Angst das Pattinson keinen ernst zu nehmenden Batman spielen kann. Doch seine Charakterdarstellungen in Der Leuchtturm oder Good Time zeigen, dass er durchaus ernsthaft sein kann. Brutal, kalt und verletzlich, so wirkt Batman in seinem neuen Solo-Film. Nie zuvor war der dunkle Ritter so wütend, so unberechenbar und so gewalttätig. Ben Affleck war eher ein reicher Schnösel, der Macht zeigte, in dem er Geld hat. Ja, Bruce Wayne ist reich, aber ihn macht so viel mehr aus. Robert Pattinsons Batman verkörpert den Schatten der Vergeltung so gut wie kein anderer. Wie schon erwähnt, ist er ein Schatten seiner selbst und nur der Gedanke an ihn ist eine Warnung an alle in Gotham City. Und ja, Christian Bale gilt seit jeher als der beste Batman und ich finde, Robert Pattinson kommt im gewaltig nahe.
Doch die Furcht und die Skrupellosigkeit zeigt Pattinsons Batman besser auf der Leinwand. Was man bei Bruce Wayne nicht unbedingt sagen kann. Pattinsons Wayne hatte für mich zu wenig Screen Time, um mich zu überzeugen. Er ist ein Detektiv, ein Agent, der jedem Hinweis folgt und sie löst. Genau diese Seite von Batman hat man so selten gesehen Detective Comics ist ja der Name des Comicverlags und deswegen ist es für mich umso schöner zu sehen, dass Batman nicht einfach ein Superheld à la Iron Man oder Superman ist, sondern ein einfacher Mann, der im Kostüm Kriminalfälle löst. Im Film von Matt Reeves bekämpft Bruce nicht ein übernatürliches Wesen oder Aliens, sondern Bürger die einen Wahn haben oder Bürger, die zu viel Macht erhielten. Genau dies wünsche ich mir von Batman und den weiteren DC-Filmen.
Paul Dano sorgt für diabolische Spiele
Ebenso begeisterte mich der Ultrabösewicht Riddler, der erstmals 1948 in einem Comic auftrat. Ich kannte die Figur Riddler nicht, doch ich muss sagen, sie hat mich in dieser Form wie ihn Paul Dano verkörpert, sehr überzeugt. Geheimnisvoll und ohne Furcht jagte er dem Batman hinterher oder wartete kaltblütig auf seine Opfer, um sie danach zu eliminieren. Seine diabolischen Spielchen mit dem dunklen Ritter treiben Bruce fast zur Weissglut. Und nicht nur ihn, sondern auch uns Zuschauer.
Noch nie hat mich ein Krimi-Thriller so geschockt und fast angsteinflössend an den Kinostuhl gefesselt wie dieser Streifen. Dazu zählt auch die Filmmusik. Michael Giacchino, der viele Disney-Soundtracks komponierte, zauberte bei diesem Film geniale Klänge auf die Leinwand. Die Angst, die man im Film durch den Riddler bekam und die Angst davor man weiss nicht was als nächstes passiert unterstützte die Musik hervorragend. Noch nie sass ich so angespannt in einem Kino wie in diesem Film.
Kravitz tritt in den Fussstapfen von Pfeiffer, Berry und Hathaway
Andy Serkis, dem den man vor allem durch die Darstellung von Gollum oder als Cesar in der Planet der Affen-Reihe kennt, verkörpert hier den Butler und Vertrauter der Familie Wayne, Alfred Pennyworth. Für mich kommt er zu wenig zur Geltung. Die Szenen, die er mit Bruce hat, wirken nicht so dynamisch und erhellend wie die von Michael Keaton und Christian Bale in der Nolan-Trilogie. Zoë Kravitz, die Tochter des Sängers Lenny Kravitz, spielt die geheimnisvolle Catwoman. Nach Michelle Pfeiffer, Anne Hathaway und Halle Berry ist nun sie an der Reihe, in einem Live Action-Film die Gefährtin von Bruce zu spielen. Ihr Zusammenspiel funktioniert und man merkt, wie fest sie sich gegenseitig brauchen. Die beiden helfen sich, obwohl sie einander gar nicht vertrauen und auch wenn die Romantik ein wenig aufgezwungen scheint, finde ich sie nicht falsch.
Endlich ist DC auf dem richtigen Weg
Nach diesem Streifen geht DC wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Als der Comicverlag ab dem Jahr 2015 versucht hatte, eine düstere Kopie vom MCU zu sein, scheiterte es ersichtlich bei mehreren Filmen. Dazu zählen u.a. Justice League oder Batman vs. Superman. Denn DC war schon immer besser darin, Standalone-Streifen zu realisieren. Doch eine erfolgreiche Filmserie wie die von Marvel gelang bislang noch nicht. Doch sind es nicht Streifen wie Joker und jetzt The Batman die zeigen, dass es nicht immer pompöse Action braucht und einen Film voller Easter Eggs?
DC ist gut darin, einzelne Figuren in den Fokus zu rücken und sie so darzustellen, wie sie wirklich sind. Wenn DC sich jetzt auf zwei Filmgenres entscheidet – nämlich das eher extravagante DCEU mit Justice League und Sucide Squad sowie die dunkle Seite mit Joker und The Batman – wird es sicher wieder goldene Jahre für DC geben. Ich bin der Meinung, wenn DC sich nie an Marvel orientiert hätte, sondern sich auf düstere und dunkle Geschichten fokussiert hätte, wären die Batman-Schöpfer nicht in den Schatten von Marvel gerückt. Das DC-Universum ist aber auf einem guten Weg, falls die Verantwortlichen einzelne Figuren ausbauen und nicht gleich alle Superhelden gegen übernatürliche Wesen kämpfen lassen. Daher sollte Detective Comics eher auf Filme setzen, welche die Akteure des Universums von ihrer persönlichen psychologischen Seite zeigen. Das würde mich und wohl viele Fans glücklich machen. Noch einen kleinen Tipp zum Schluss: Es lohnt sich, bis zum Ende des Abspanns zu warten…
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