Loriot und Evelyn Hamann in der Episode 14 Weihnachten bei den Hoppenstedts

Alle Jahre wieder chaotische Besinnlichkeit mit Familie Hoppenstedt

Seit heute brennt die erste Kerze auf dem Adventskranz, ein Zeichen dafür, sich vielerorts auf die kommende Weihnachtszeit einzustimmen. Dazu geben wir euch jede Woche einen Tipp über eine tolle Weihnachtsproduktion aus der Film- und Fernsehwelt. Weiter unten findet ihr heraus, wo ihr den Film sehen könnt. Den Anfang am 1. Advent macht Weihnachten bei Hoppenstedts vom deutschen Ausnahmekünstler Loriot. Doch was genau zeichnet gerade diese 14. Folge aus Loriots beliebter Fernsehserie noch heute aus?

Chaos im Spielzeugladen und eine Weinprobe mit unerwarteten Gästen

Inhaltlich nimmt das bereits vorweihnachtliche Chaos schon im Spielzeugladen seinen stolpernden Lauf. Opa Hoppenstedt möchte dort nämlich für sein Enkelkind Dicki ein Weihnachtsgeschenk besorgen und hinterlässt dabei gefühlt kein Fettnäpfchen unberührt. Im nachfolgenden von Loriot elegant anmoderierten Sketch «Vertreterkonferenz» unter beabsichtigt eingegipsten Staubsaugervertretern passiert dann schliesslich genau das, was wohl jeder Arbeitnehmer nicht mal in seinen Alpträumen durchleben möchte. Und das wo Herr Jürgens doch nur bei seiner Frau anrufen wollte, um wichtige Informationen aus seinen Unterlagen durchgeben zu können.

Nach der Vertreterkonferenz folgt anschliessend auch der Vertreterbesuch, der ebenso seine Tücken mit sich bringt. Das Mutter Hoppenstedt aber eigentlich gar keine Zeit für diese unangemeldeten Besuche hat, hindert Weinvertreter Blümel, der seine fragwürdig abgezapften und original verkorkten Weine von Pahlgruber & Söhne zur Verkostung anbietet, kein bisschen. Ein unterhaltsames Zusammentreffen bei dem schliesslich nicht nur kein Auge, sondern auch keine Gläser trocken bleiben.

Ein makabreres Gedicht zu Weihnachten – was gibts schöneres?

Skurrile Vertreter und ein schräges Adventsgedicht

Anschliessend ergibt sich auch für Staubsaugervertreter Jürgens die Möglichkeit bei Frau Hoppenstedt einzutreten und Werbung für den Saugblaser Heinzelmann zu machen. Doch sein Staubsauger scheint alles andere als kundenfreundlich in seiner Bedienungsweise zu sein. Der letzte der lüsternen Runde ist schliesslich noch Versicherungsvertreter Schober. Dieser wird ohne grosse Vorstellung direkt von der Feierlaune der bereits angetrunkenen Gäste «angesaugt».

Eine Runde Schnittchen und jede Menge Alkohol später verliert die unfreiwillig zusammengewürfelte Truppe auch dank Artikulations- und Konzentrationsschwierigkeiten immer mehr Hemmungen. Währenddessen schaltet Dicki Hoppenstedt schliesslich ein schwarzhumoriges Adventsgedicht ein, während die Vertretertruppe mitsamt Frau Hoppenstedt etwas später auch mit Herrn Jürgens Bekanntschaft macht.

Einen Sängerknaben-Sketch später feiert dann im grossen komödiantischen Showdown Familie Hoppenstedt Heilig Abend. Mit zu wenig Lametta, aber dafür zahlreichen Geschenken überhäuft, läuft hier aber vor allem auch dank Opa Hoppenstedt so einiges aus dem vorgeplanten Ruder. Also ein Weihnachtsfest, bei dem nicht nur der kultige Helenenmarsch all die chaotisch besinnliche Spiessbürgerlichkeit auf den Kopf stellt.

Oppa Hoppenstedt spielt seine Lieblingsplatte auf dem neuen Plattenspieler.

Weihnachten bei Hoppenstedts ist ein humorvolles Hochfest der deutschen Komik

Alle Jahre wieder laden uns nicht nur Familie Heinz Becker und die Griswolds zu ihrem berauschten Weihnachtsfest ein, sondern auch Loriot’s Familie Hoppenstedt sorgt mit jede Menge «puff» für eine komödiantische Sternstunde im weihnachtlichen TV-Programm. Allen voran die 1997 erschienene Schnittfassung der ursprünglich 1978 veröffentlichten Langfassung von Weihnachten bei Hoppenstedts erfreut sich auch heute noch grosser Beliebtheit. Während dabei die Urfassung u.a. mit Die Jodelschule, Kosakenzipfel und Der Familienbenutzer weitere klassische Loriot Sketche enthielt, die durch Anspielungen und Zitate miteinander in Verbindung stehen, hat man sich mit der kürzeren Fassung vor allem auf den weihnachtlichen Fokus konzentriert. Dadurch sind zumindest vereinzelte innere Bezüge für sich alleinstehend.

All das ergibt so ein humorvolles Hochfest der deutschen Komik, dass auch heute noch dank seiner kultigen Zitate in allen deutschsprachigen Ecken und Gassen abgefeiert wird. Geflügelte Sätze wie «Mein Enkelkind hat alles, was es braucht!», «abgezapft und original verkorkt von Pahlgruber & Söhne», «Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann» oder «Früher war mehr Lametta» funktionieren aber vor allem auch aufgrund ihrer genialen Situationskomik, die Loriot mit feingeistigen Blick für die Tücken des Spiessbürgertums genüsslich seziert.

Vicco von Bülow alias Loriot während einer Signierstunde
Der Kopf hinter den Hoppenstedts: Humorist Loriot. | Bild: Wikipedia (Di Magnussen, Friedrich (1914-1987) – Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE, https://shorturl.at/LNX05)

Loriot ist der Meister der feinen Sketchparade

Dabei ist Loriot gerade auch mit Fokus auf die heutige deutsche Humorlandschaft noch immer ein beseelter Lichtblick, dessen Humor auch noch nach Jahrzehnten einer gewissen Zeitlosigkeit unterliegt. Das ist allerdings nicht selbstverständlich, denn gerade das von ihm herrlich komödiantisch verarbeitete Spiessbürgertum ist schon lange nicht mehr aktuell. Sein Humor funktioniert aber vor allem auch mit Hinblick auf die menschliche Fehlbarkeit. Es ist vor allem der Versuch eine perfekt wirkende Fassade aufzubauen, die in all ihrer zu regelnder Ordnung am Ende doch nur ihr eigenes Chaos ankündigt. Also eine Eigenschaft, die sicherlich so lange fortbesteht wie es Menschen geben wird.

Zudem ist auch Weihnachten bei Hoppenstedts eine von Loriot nahezu perfekt inszenierte Sketchparade, die auf kleinste humoristische Feinheiten wert legt, um somit im kleinen aber auch grossen Rahmen zu funktionieren. Dabei gewinnen die Sketche gerade durch bestimmte zitierwürdige Wiederholungen an humorsteigernder Schlagkraft in der teils heutige Humorvertreter mitsamt ihrem Humorverständnis gnadenlos baden gehen. Es sind eben auch die vielen kleinen Zwischentöne und das perfekt durchgestaltete Timing, das Loriot so brillant wie kein anderer deutsche Humorist in dieser Präzision beherrscht.

Mein Fazit zu Weihnachten bei Hoppenstedts

Damit ist diese Folge alle Jahre wieder ein humorvoller Lichtblick mit dem uns Loriot dank seiner charmant gewohnten, aber nicht weniger schlagkräftig humorvollen Inszenierungsweise, die menschliche Fehlbarkeit unterhaltsam vor Augen führt. Kurzum ein Hochfest für die Lachmuskeln und immer ein grosses vorfreudiges Hallo, dessen Fehlen an Weihnachten zwar möglich, aber sinnlos wäre – Vor allem zum 100. Geburtstag des Ausnahmekünstlers in diesem Jahr!

Die Hoppenstedts freuen sich auf das Gedicht von Dickie.

Wo seht ihr Weihnachten bei Hoppenstedts?

Die Sendetermine 2023

Sonntag, 24. Dezember 2023

15:05 Uhr, Das Erste (ARD)
16:40 Uhr, NDR
18:50 Uhr, SWR
22:15 Uhr, SWR
22:20 Uhr, WDR

Montag, 25. Dezember 2023

23:00 Uhr, NDR

Weihnachten bei Hoppenstedts ist auch in der ARD-Mediathek verfügbar. Ihr findet die Episode 14 hier.

Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.