Im September 2022 feierte das parodistische Filmbiopic Weird: Die Al Yankovic Story von Regisseur Eric Appel mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle, beim Toronto International Film Festival seine Premiere. Anfang November wurde der Film anschliessend in den USA ins Programm des Roku Channels aufgenommen. Am 30. Juni 2023 gab es dann die deutschsprachige Premiere des komödiantischen Biopics auf Blu-ray und DVD. Doch ob die Komödie aus meiner Sicht eine Empfehlung darstellt oder der parodistische Einschlag dem Biopic-Konzept über den hierzulande nicht ganz so bekannten Musiker und Parodisten «Weird Al» Yankovic schadet? Das möchte ich nun jedenfalls in meiner nachfolgenden Kritik klären.
Das Leben des Al Yankovic
Bekanntheit erlangte «Weird Al» Yankovic vor allem dank seiner humorvollen Songs, mit denen er die Musikindustrie parodistisch auf die Schippe nimmt. So entstanden vor allem in den 80ern zu vielen grossen Hits nicht viel später auch Parodien von Weird Al Yankovic, die den Originalen zu noch mehr Erfolg verhalfen. Darunter zählen Songparodien wie Another One Rides the Bus (1981),Eat It (1984) oder Fat (1988). Leider blieb Al im deutschsprachigen Raum allerdings weitgehend unbeachtet und konnte auch in den USA erst 2014 sein erstes Nummer-eins-Album verbuchen. Seine zahlreichen Parodien sind dennoch absoluter Kult und Teil der US-amerikanischen Popkultur geworden. Das Biopic beginnt dabei nach einer wilden Einstiegsszene wie oft üblich mit seiner Kindheit. Aufgewachsen bei seinem jugoslawisch-stämmigen Vater und seiner italienisch-stämmigen Mutter, verspürt Al schon bald ein musikalisch brodelndes Feuer in sich. Diesem kann er dank einem Akkordeon, das er überraschend erhält, Ausdruck verleihen.
Von den Eltern müde belächelt
Dabei stösst er erstmal noch auf wenig Beachtung seiner Eltern hinsichtlich seiner musikalischen Ambitionen. Sie wollen, dass er wie sein Vater völlig normal zur Arbeit geht. Doch seine künstlerischen Überzeugungen bahnen ihren schicksalhaften Weg. Nach dem Auszug von Zuhause geht es dann erstmal aufs College. Dort findet er Gleichgesinnte, die ihn unterstützen. Er möchte dabei vor allem bereits populäre Songs mit neuen Texten verbinden. Als er dann eine Kassette seiner Parodie auf My Sharona von The Knack unter dem neuen Titel My Bologna, einem lokalen Radiosender einsendet und der auf Parodien fokussierte Radiomoderator Dr. Demento Kontakt mit ihm aufnimmt und den jungen Künstler fördert, folgt mit einem bald darauffolgenden Plattenvertrag, eine Erfolgsserie, die nicht mal er selbst vorhersehen konnte. Doch Al möchte schon bald mehr als ein Künstler der musikalischen Wiederverwertung sein.
Die kreative Inszenierung macht Weird: Die Al Yankovic Story aus
Passend zum Künstler wählt Weird: Die Al Yankovic Story jedenfalls eine aussergewöhnlich humoristische Mischung aus Realität und Fiktion, um erstmal biografische Infos über Al einzustreuen, die dann wiederum in den nächsten Momenten in surreale Höhenflüge abdriften. Dabei werden auch bewusst tatsächliche Fakten spielerisch verdreht, um damit womöglich die parodistische Wirkung zu verstärken und eine Art alternative Geschichte über Al zu erzählen. So wird u.a. Eat it anstelle von Michael Jacksons Beat It zum Original verklärt. Diese humoristisch biografische Verdrehung findet schliesslich auch zum Ende des Films, seinen schwarzhumorigen Höhepunkt.
Vieles wird ausserdem deutlich überspitzt dargestellt. Dabei ist so manche Maske der Schauspieler möglicherweise bewusst künstlich angelegt worden. Angefangen bei John Deacon und letztendlich auch bei Al’s Mutter, die mit ihrem späteren Fatsuit wie eine Cartoonfigur wirkt. Der Film selbst nimmt sich ausserdem auch nie ernster als Al selbst, der sich darüber hinaus als Produzent, Drehbuchautor und Nebendarsteller in sein Biopic mit einbrachte und damit auch spürbar selbst inszenierte.
Nicht nur Daniel Radcliffe überzeugt auf ganzer Linie
Die Kamera befindet sich meist unmittelbar im Geschehen und passt sich auch bzgl. der Kameraführung immer der Gefühlslage des Hauptdarstellers an. So bekommen wir zu Beginn direkt eine stürmische Szene aus dem Krankenhaus präsentiert, die uns auch nochmal im späteren Verlauf einholt. Diese zeigt sich sehr unruhig, während dialogorientierte Szenen sehr ruhig gehalten sind. Schauspielerisch kann Daniel Radcliffe überzeugen, der genügend Energie mitbringt, um auch die verrücktesten Momente erstklassig und mit den Mitteln der Parodie zu spielen. Vor allem in den musikalischen Momenten kann er dabei mit vielen Ohrwürmern aus Al’s musikalischen Schaffen punkten. Ebenfalls grossartig ist Toby Huss in der Rolle des Vaters Nick Yankovic, der sowohl den Unsympath als auch Sympath mit einer enormen Authentizität zu verkörpern weiss. Das ist in diesem Fall auch enorm wichtig, da er als Schlüsselfigur, eine tragende Rolle spielt.
Mein Fazit zu Weird: Die Al Yankovic Story
Weird: Die Al Yankovic Story ist ein bewusst abgehoben inszeniertes parodistisches Filmbiopic zwischen Realität und Fiktion, dass sowohl an der verdrehten Wahrheit als auch seiner verrückt aufspielenden Hauptfigur Spass hat. Schauspielerisch bietet der Film dabei für eine Komödie erstklassige Leistungen. Der parodistische Einschlag und die damit erfrischend unkonventionelle Erzählweise passen ausserdem wie die Faust aufs Auge, da man dem hier porträtierten Künstler mitsamt seiner Selbstinszenierung und seiner Lebensphilosophie mehr als gerecht wird. Da möchte man letztendlich nur hoffen, dass Al mit diesem Biopic auch im deutschsprachigen Raum an Popularität dazu gewinnt.
Über unseren Gast-Autor
Sandro Biener veröffentlicht unter dem Namen Sany 3000 Film-Rezensionen auf Amazon und auf Wattpad. Er beantwortet auch gerne Fragen über Filme und Serien auf Gutefrage.net. Zudem produziert er Megamixes von bekannten Sängern sowie weitere diverse Videos. Diese findet ihr auf seinem YouTube-Kanal. Hier findet ihr seine Profile.
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