Janelle Monáe als Veronica in Antebellum

Antebellum – Wenn die Sklaverei in die USA zurückkehrt


Die Produzenten von Get Out und Wir liefern mit Antebellum einen neuen Film zum Thema Rassismus und Gesellschaftskritik ab. Der Thriller mit Horror-Elementen hat es jedenfalls in sich. Am 16. Zurich Film Festival wurde er das erste Mal im deutschsprachigen Raum präsentiert. Wir haben ihn angeschaut und waren fasziniert und geschockt zugleich.

Davon handelt Antebellum

Veronica Henley ist eine erfolgreiche Schriftstellerin aus New York. Sie macht sich in ihren Büchern für die dunkelhäutige Gesellschaft der USA stark und wird von der Bevölkerung für ihre kritischen und eloquenten Statements gefeiert. Nach der Feier zu ihrem neuen Buch findet sie sich am nächsten Morgen auf einer Baumwollplantage, unter der Führung von Captain Jasper und Miss Elizabeth, gefangen. Dort wird sie mit vielen anderen Dunkelhäutigen versklavt und misshandelt – wie im Zeitalter der Sklaverei in den Südstaaten von Amerika. Veronica versucht diesem Albtraum zu entkommen und macht dabei eine schreckliche Entdeckung nach der anderen.

Tongayi Chirisa als Eli und Jack Huston als Jasper in Antebellum
Jasper terrorisiert die Sklaven mit seiner brutalen Art. | Bild: Impuls Pictures AG / Lionsgate

Ein brandaktuelles Thema – verpackt in einem Horrorfilm

Der Streifen packt den Zuschauer von Anfang an und ist mit seinen 106 Minuten sehr kurzweilig. Zudem ist er ziemlich brutal und zeigt schonungslos die Unterjochung der Sklaven durch die Plantagenbesitzer. Am Schluss gibt es sogar einen interessanten Plot Twist zu sehen. Dieser ist zwar nicht ganz so krass wie derjenigen von anderen Filmen wie The Sixth Sense oder Wir, lässt einen aber dennoch das Blut in den Adern gefrieren.
Obwohl die Handlung natürlich rein fiktiv ist und sehr ins Extreme geht, ist die versteckte Botschaft dahinter doch sehr wohlüberlegt und sogar brandaktuell. Dies auch dank der aktuellen Black Lives Matter-Bewegung, die durch den Tod von George Floyd erneut ausgelöst wurde. Der stetige Kampf um Gleichberechtigung der dunkelhäutigen Bevölkerung der USA, findet sich sozusagen überspitzt dargestellt in Antebellum wieder.

Idee durch einen Albtraum

Den Regisseuren Christopher Renz und Gerad Bush ist mit diesem Film ein bildgewaltiges Werk gelungen. Die Idee kam Co-Regisseur Bush nach einem Albtraum. Anschliessend haben sie sich mit Lionsgate in Verbindung gesetzt und daraufhin die Story verwirklicht, wie sie im Talk mit ZFF-Direktor Christian Jungen erzählten.

Die beiden Regisseure engagierten für die Kameraarbeit Pedro Luque und erarbeiteten den Look anhand von Gemälden aus dieser Zeit. Zudem wurden spezielle Objektive verwendet, die das Bild grobkörnig darstellen. Es waren dieselben, die bereits in Vom Winde verweht von 1940 eingesetzt wurden. Ein sehr schönes Detail, das den Film besonders zur Geltung lassen kommt. Die beiden Regisseure kommen aus der Werbefilmbranche. Dies merkt man dem Film an, sind doch einige Szenen mit ihrer visuellen Schlagkraft sehr an Werbefilm-Looks angelehnt. Auch der Soundtrack ist stark, bedrohlich und lässt einen das Blut in den Adern gefrieren. Schon ab den ersten fünf Minuten lässt er den Zuschauer auf das schreckliche Geschehen des Films einstimmen – und dies nicht nur dank dem unheimlichen Long-Take.

Ein Long Take, oder auch Plansequenz genannt, ist eine Szene, die am Stück gefilmt wurde und ohne Schnitt auskommt. Bestes Beispiel dazu ist der Film 1917, der ausschliesslich aus solchen Sequenzen besteht.

Janelle Monáe als Veronica in Antebellum
Janelle Monáe als Veronica, gefangen als Sklavin. | Bild: Impuls Pictures AG / Lionsgate

Janelle Monáe brilliert

Monáe war zwar bereits in Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen in einer Hauptrolle zu sehen, mit der Darstellung der Veronica zeigt sie ihr Talent als vielseitige Schauspielerin noch mehr. Ihr nimmt man die Angst, die sie während den Sklaven-Szenen und trotz des eigentlich selbstbewussten Charakters spielt, richtig ab und fiebert mit ihr mit. Ich hätte das von ihr nicht erwartet, da sie hauptsächlich als Sängerin bekannt ist.

Im Film spielt auch Gabourey Sidibe mit und verkörpert Veronicas aufgedrehte und quirlige Freundin Dawn. Sie macht einen guten Job und bietet zur schlimmen Handlung einen schönen Kontrast. Dies, obwohl sie den Zuschauer durch ihre Art teilweise ein bisschen nervt.

Mir hat auch das Schauspiel der Sklavenhalter gefallen, vor allem dasjenige von Jena Malone. Sie verkörpert die Plantagenbesitzerin und führt diese Aufgabe mit einer Unverfrorenheit aus, die die Zuschauer mit einer Mischung aus Wut und Unverständnis zurücklässt. Ihr Schicksal am Schluss des Films ist daher mehr als gerecht, empfand ich zumindest.

Gabourey Sidibe als Dawn, Janelle Monáe als Veronica und Lily Cowles als Sarah in Antebellum
Veronica feiert mit ihren Freundinnen Dawn und Sarah. |Bild: Impuls Pictures AG / Lionsgate

Mein Fazit zu Antebellum

Der Horror-Thriller Antebellum überzeugt durch eine schöne Optik und seiner beklemmenden Atmosphäre. Allerdings ist der Anfang ein bisschen verwirrend, wenn man die Inhaltsbeschreibung gelesen hat, so habe ich es jedenfalls empfunden. Daher habe ich mich auch beim grossen Schauplatzwechsel im Mittelteil des Streifens gefragt, um was es hier jetzt genau geht und wo der Zusammenhang zum Anfang steht. Der Plot Twist am Ende des Films ist zwar nicht ganz so genial wie in anderen Streifen, aber hat dennoch eine Wirkung, die die Botschaft des Films nochmals verdeutlicht. Wer den Film gerne sehen will, findet ihn auf Amazon Prime.

Habt ihr Lust, mehr über Filme mit der Sklaverei-Thematik zu erfahren? Dann lest jetzt unser Listicle dazu.