Chip und Chap: Die Ritter des Rechts ist nebst der Gumibärenbande die bekannteste Serie der 90er-Jahre. Ich denke, jeder kennt die Titelmelodie und kann sich noch an die Detektiv-Gruppe mit Chip, Chap, Trixie, Samson und Summi erinnern. Als DuckTales ein Remake bekam, haben dies nur wenige gefeiert. Nachvollziehbar war demnach die Sorge, dass dies auch bei Chip und Chap der Fall sein wird. Ein Film als Remake einer Serie? Doch wie die Plakate schon gesagt haben. Es ist kein Remake, sondern eine Fortsetzung.
Ein neues Abenteuer…
Im Film sind Chip, Chap und alle anderen Mitglieder der Rettungstruppe echte Schauspieler, die in den 90er-Jahren die Serie drei Jahre lang gedreht haben. Die zwei Streifenhörnchen haben sich in der Schule kennengelernt und trennen sich nach langer Zusammenarbeit, da Chap auch mal allein einen Film drehen will, um aus dem Schatten des beliebteren Chips zu treten. Er lebt das Leben danach als einigermassen erfolgreicher Social Media-Star und finanziert es mit Auftritten in Werbungen oder auf Conventions. Chip hingegen ist Versicherungsvertreter und hat seine Schauspielkarriere an den Nagel gehängt. Doch der Hilferuf eines gemeinsamen Freunds zwingt die beiden auseinandergelebten Kumpel wieder zusammen zu arbeiten.
Verwirrendes Konzept geht perfekt auf
Auf ihrer Reise durch das von Schauspielern bevölkerte Hollywood kommen sie an diverse Figuren der letzten 30 Jahren Filmgeschichte vorbei. Da alle Charaktere echte Schauspieler sind, wird man Zeuge eines bunten Haufens von Zeichentrickfiguren, die zusammen mit realen Menschen und animierten Figuren in einem Kaffee oder im Büro sitzen. Kinderserien die wie Sitcoms aufgebaut sind und zum Teil von echten, menschlichen Figuren gedreht werden. Diese Kombination ist sicher ungewohnt und erinnert an Roger Rabbit und Mary Poppins. Die jüngere Generation denkt bei Chip und Chap vielleicht eher an Die Schlümpfe oder an Alwin und die Chipmunks.
Doch bei diesen zwei Kinderfilmen ist es meist nur eine Gruppe von Figuren, die animiert ist und in der Welt der Menschen auftauchen. In Chip und Chap: Die Ritter des Rechts wirbelt man, wie schon erwähnt, alle möglichen Zeichnungs- und Animations-Stile durcheinander. Man stelle sich die Welt vor, wo alle Figuren in Trickfilmen echte Schauspieler sind, die ein eigenes problematische Leben haben und dies finanzieren müssen. Man merkt, dass alle neben der Leinwand noch ein Leben haben und dies mit Stress verbunden ist, wenn es darum geht, wieder erfolgreich zu werden oder Autogramme zu verteilen.
Als ich zuhause den Film auf Disney+ angeschaut habe, war ich die meiste Zeit verwirrt; ja es ist schwer all diese Animationsstile in einem Film zu haben. Von realen Menschen über 3D- und 2D-animierten Figuren bis hin zu den Muppets oder Knetmasse-Charakteren war alles dabei. Alle redeten und arbeiten zusammen, was zugeben, sich im ersten Moment falsch anfühlt, sich dann aber zur richtigen Entscheidung verändert.
Nebenstory wichtiger als die Hauptstory
Der Film enthält einige Storystränge die nicht wichtig für den Film sind aber einen grossen Mehrwert bieten. Der Streifen lebt von genau diesen Geschichten, da der eigentliche Plot eher eine 0815-Verbrechensaufklärungs-Jagd ist. Die Metastory und die unterschwellige Kritik an den Remakes sowie das Vergessen alter Figuren hat mehr Gewicht. Ich würde nicht empfehlen, den Film mit Kindern zu schauen. Klar, es ist ein Kinderfilm, ein Familienfilm. Dennoch lebt Chip und Chap: Die Ritter des Rechts von Nostalgie und besteht aus Erinnerungen und Easter Eggs, die hin und wieder einen Seitenhieb gegen das Hollywood-Business richten. All diese kleinen Storylines machen den Film zu einem gesellschaftskritischen Comicabenteuer.
Natürlich benötigt ein Animationsfilm auch Sprecher, welche die Figuren vertonen. Dazu zählen der Stand-up-Comedian John Mulaney, der Chip seine Stimme leiht sowie Brooklyn Nine-Nine-Star Andy Samberg, der Chap spricht. Zudem hören wir im englischen Original Will Arnett, J.K. Simmons und Eric Bana, der den Käseliebhaber Samson vertont. Vom Cast der 90er-Jahre-Serie ist nicht viel übrig geblieben. Nur gerade Jim Cummings (Al Cazone) und Tress Mac Neille (Trixi) sind ans Mikrofon zurückgekehrt.
Chip und Chap: Die Ritter des Rechts ist hollywoodkritisches Popcornkino
Der Film nimmt Hollywood und das Zeitalter der Remakes aufs Korn. Alte Figuren werden schonungslos ersetzt oder neu designt, sodass sie wieder erfolgreich sind. Auch die Macht der Fans auf das Filmgeschäft wird bestärkt. Fans können mit «Canceling» oder empörten Aufrufen viel erreichen. Wie beispielsweise zuletzt das Redesign des Igels Sonic aus dem gleichnamigen Film. Oder die Reduzierung von Amber Heards Rolle Mera im kommenden Aquaman 2 aus bekannten Gründen. Gemäss verschiedenen Medien soll ihre Sceentime nur noch zehn Minuten betragen.
Der Streifen nimmt sich nicht die Mühe, Figuren aus anderen Filmen zu nehmen und mit ihnen zu spielen, es kommen einige Charaktere vor, die weit ab von der Walt Disney-Welt sind und das macht den Film um einiges realistischer, als wenn nur Disney-Figuren auftauchen würde. Das Disney so selbstkritisch ist, hätte ich nicht so gedacht, doch es gefällt mir. Chip und Chap: Die Ritter des Rechts spielt mit den Gedanken, dass oft Sachen neu kopiert werden, um erfolgreich zu bleiben und das macht den Film sympathisch. Die «eigentliche» Story dagegen ist nicht Spezielles und daher eher einfach ein neues, vielleicht letztes Abenteuer der ach so beliebten Crew.
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